Pressemitteilungen

25.11.2020

Referent für grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen nimmt Tätigkeit in Berlin auf

Seit dem 2. November 2020 ist der (Osteuropa-)Historiker Matthias Lempart, gebürtig aus Schlesien, bei der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen für grenzüberschreitende Zusammenarbeit zuständig.

Der Absolvent der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) war neben und nach seinem Studium der Geschichte Ost- und Südosteuropas, der Slavischen Philologie und des Rechts für Sozialwissenschaftler u.a. in wissenschaftlichen Projekten der LMU, des Osteuropa-Instituts München und des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin tätig.

Er ist Autor von Veröffentlichungen zur Geschichte der ehemaligen deutschen Ostgebiete, Polens und zu Minderheitenfragen im östlichen Mitteleuropa, in seiner Mitherausgeberschaft erschien das „Oberschlesische Jahrbuch“. Freiberuflich war er eng mit dem Haus des Deutschen Ostens in München (nachgeordnete Behörde des Bayerischen Sozialministeriums) verbunden. Er engagierte sich in der Landsmannschaft der Oberschlesier und in der Gemeinschaft für deutsch-polnische Verständigung (Jugendinitiative im Heimatwerk Schlesischer Katholiken), organisierte Jugendbegegnungen der Landsmannschaft Ostpreußen mit und beteiligte sich lange Jahre ehrenamtlich an der Arbeit der deutschen Minderheit in Oberschlesien.

Zu seinem künftigen Aufgabengebiet bei der Kulturstiftung gehört u.a. die Förderung einer grenzüberschreitenden Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen den nach § 96 Bundesvertriebenengesetz (BVFG) tätigen Einrichtungen der eigenständigen Kulturarbeit in Deutschland mit Einrichtungen und Institutionen der deutschen Minderheiten im östlichen Europa in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM) und darüber hinaus auch mit Einrichtungen und Institutionen in staatlicher Trägerschaft und auf Ebene der Zivilgesellschaft. Ebenfalls zeichnet er verantwortlich für eine grenzüberschreitende Vernetzung und Zusammenarbeit von wissenschaftlichen Einrichtungen, die zum deutschen kulturellen Erbe in Mittelost-, Ost- und Südosteuropa sowie in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion forschen.

Gerne steht Ihnen Herr Lempart fortan zur Verfügung. Zu erreichen ist er unter der E-Mail-Adresse matthias.lempart@kulturstiftung.org und der Telefonnummer 030 / 863 355 11.

Der Text der Pressemitteilung als pdf:
2020-11-25-Pressemitteilung-KS-17-Matthias-Lempart-Vorstellung

Referent für grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen nimmt Tätigkeit in Berlin auf
Der Geschäftsführer der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Thomas Konhäuser (links), gemeinsam mit Matthias Lempart, Referent für grenzüberschreitende Zusammenarbeit

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23.11.2020

Kulturstiftung stellt neues Standardwerk zum Lastenausgleich von Prof. Dr. Manfred Kittel vor

In seiner neuen Studie „Stiefkinder des Wirtschaftswunders? Die deutschen Ostvertriebenen und die Politik des Lastenausgleichs (1952-1975)“ widmet sich Prof. Dr. Manfred Kittel einem lange Zeit in Vergessenheit geratenen Thema. Mit der neu aufkommenden Debatte um Entschädigungen im Zuge der Corona-Krise ist auch der Begriff ‚Lastenausgleich‘ jedoch wieder aktuell geworden.

Mit seinem Debattenbeitrag liefert Prof. Kittel, der am Bundesarchiv mit dem Thema Lastenausgleich betraut ist, eine wissenschaftliche Einordnung der historischen Bedeutung dieser Entschädigungs- und Eingliederungsleistung der jungen Bundesrepublik. In einer Online-Buchpräsentation und anschließenden Diskussion stellte Prof. Dr. Manfred Kittel auf Einladung der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen nun am 19. November seine Studie im Live-Stream vor.

In seinem Grußwort zur Online-Buchvorstellung sprach Reinfried Vogler, Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung und Zeitzeuge des Lastenausgleichs, von der großen psychologischen Bedeutung des 1952 in Kraft getretenen Gesetzes. Der Lastenausgleich sei zwar heute in der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt, habe aber seinerzeit einen wichtigen Beitrag zur Eingliederung der Flüchtlinge und Vertriebenen geleistet. Dabei habe die psychologische Wirkung den materiellen Wert weit übertroffen, sagte er.

Entschädigung und psychologische Wirkung

In seinem Eingangsreferat wies danach Prof. Kittel auf den Umfang des Lastenausgleichs hin, der anfangs ein Fünftel des Bundeshaushalts betrug. Dabei seien die ausgeschütteten Mittel jedoch nicht nur Vertriebenen zugutegekommen, sagte der Historiker, ein Drittel der Gelder sei an Kriegs- und Währungsgeschädigte geflossen. Trotz dieser großen Hilfsleistung habe es immer Rufe nach Aufstockung der Leistungen gegeben. Nachdrücklich widersprach Prof. Kittel jedoch der Interpretation, er habe in seinem Buch eine vollständige Entschädigung der Vertriebenen als realistischen Wunsch beschrieben. Statt der schließlich nach 28 Novellierungen des Gesetzes erreichten 6,5 Prozent Entschädigung bei größeren Verlusten seien aber die vom Bund der Vertriebenen (BdV) lange geforderten 20 Prozent mitten im Wirtschaftswunder möglich gewesen.

Hartmut Koschyk, Parlamentarischer Staatssekretär a.D. und ehemaliger Bundesbeauftragter für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, erklärte in seinem Referat zur Buchvorstellung, der „Mythos Lastenausgleich“ habe lange einer genaueren und wissenschaftlichen Betrachtung insbesondere bezüglich seiner Entwicklung bedurft. Auch er betonte die politisch und sozial befriedende Wirkung des Lastenausgleichs, die besonders zur Eingliederung der immer als Minderheit aufgefassten Vertriebenen beigetragen habe. Hartmut Koschyk dankte Prof. Kittel für seine Arbeit, die bereits jetzt ihre Einordnung als zukünftiges Standardwerk zum Thema erkennen lasse und verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, diese Studie möge als Anstoß für eine vertiefende Beschäftigung mit dem Lastenausgleich dienen.

In der anschließenden Diskussion, die von Sven Felix Kellerhoff, dem leitenden Redakteur für Zeit- und Kulturgeschichte bei der WELT, moderiert wurde, gingen Prof. Kittel, Reinfried Vogler und Hartmut Koschyk auf die besonderen Umstände der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft ein. Das ursprüngliche Soforthilfegesetz, der Lastenausgleich und die politisch betriebenen Integrationsbemühungen hätten in besonderem Maße dazu beigetragen, dass eine Radikalisierung der Vertriebenen ausblieb, sagten sie übereinstimmend. Reinfried Vogler betonte zudem das aus der Not geborene Gemeinschaftsgefühl. Hartmut Koschyk fasste zusammen, als Vertriebener habe man sich nach den ersten harten Jahren zwar manchmal als Stiefkind gefühlt, aber eines, das es trotz allem in der Gesellschaft geschafft habe.

Vermögensabgaben zur Entlastung von Corona-Betroffenen stünden historisch gesehen dem Lastenausgleich aber so gegenüber, als würde man Äpfel mit Kürbissen vergleichen, erklärte Prof. Kittel.

Die Aufzeichnung des Live-Streams der Buchvorstellung und Diskussion finden Sie auf dem Youtube-Kanal der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen unter: www.bit.ly/kulturstiftungvideo (direkter Link zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=1Rzv3Pm5ahE )

Den Diskussionsbeitrag von Hartmut Koschyk, MdB a.D., finden Sie als pdf auf den Seiten der Kulturstiftung hier: https://kulturstiftung.org/wp-content/uploads/Hartmut-Koschyk-Beitrag-Buchvorstellung-Lastenausgleich.pdf

Der Text der Pressemitteilung als pdf:
2020-11-23-Pressemitteilung-KS-16-2020-Kittel-Buchvorstellung

Kulturstiftung stellt neues Standardwerk zum Lastenausgleich von Prof. Dr. Manfred Kittel vor
Prof. Dr. Manfred Kittel im Berliner Büro der Kulturstiftung bei der Online-Vorstellung seiner Studie
Kulturstiftung stellt neues Standardwerk zum Lastenausgleich von Prof. Dr. Manfred Kittel vor
Prof. Dr. Manfred Kittel und Sven Felix Kellerhoff im Online-Gespräch mit Hartmut Koschyk und Reinfried Vogler
Thomas Konhäuser, Geschäftsführer der Kulturstiftung, mit Prof. Dr. Manfred Kittel und Sven Felix Kellerhoff bei der Buchvorstellung

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28.10.2020

Abschluss der zweitägigen Online-Konferenz „Minderheitenschutz und Volksgruppenrechte in Mittel- und Mittelosteuropa“

Der abschließende Tag der zweitägigen Online-Konferenz „Minderheitenschutz und Volksgruppenrechte in Mittel- und Mittelosteuropa“ der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) und der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen für Wissenschaft und Forschung stellte gesetzliche Regelungen in Deutschland, Polen, Rumänien und Slowenien und deren praktische Umsetzungen in diesen Ländern gegenüber. Aus der Sicht der Wissenschaft, der Praxis und der Politik strebte die Fachkonferenz an, einen Überblick zu gewinnen, inwieweit die bestehenden Abkommen des Europarates einerseits und mögliche neue Rechtsschutzelemente im Rahmen der EU andererseits dazu beitragen können, das Niveau des Minderheitenschutzes im europäischen Kontext zu verbessern.

Der erste Konferenztag habe bereits eindrucksvoll unterstrichen, dass der Ausschluss und die Benachteiligung von Minderheiten Konfliktherde seien, die es durch konkrete rechtliche Regelungen zu bekämpfen gilt, erklärte Thomas Konhäuser, Geschäftsführer der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen zum Auftakt des zweiten Tages.

Mit einer Video-Grußbotschaft wandte sich Johannes Callsen, Beauftragter des Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein in Angelegenheiten nationaler Minderheiten und Volksgruppen, Grenzlandarbeit und Niederdeutsch, an die Teilnehmer der Konferenz. Er betonte die Notwendigkeit, Minderheitenschutz präventiv und gemeinsam zu gestalten, anstatt nur auf auftretende Probleme zu reagieren. Man müsse von staatlicher Seite signalisieren: „Wir hören zu, wir möchten positive Veränderungen, wir gehen den Weg gemeinsam“.

Prof. Dr. Dr. hc. mult. Gilbert H. Gornig von der Universität Marburg, der den zweiten Konferenztag moderierte, gab in seinen einleitenden Worten zu bedenken, dass das Völkerrecht nur einen Mindeststandard vorgibt und es an den Ländern selbst liegt, inwieweit sie diese Rechtsordnung in ihren Regelungen übertreffen.

Der Umsetzung der gesetzlichen Lage in Deutschland widmete sich in seinem Video-Beitrag Prof. Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. In diesem Bereich sei bereits viel geleistet worden, betonte Fabritius. So sei mit der Einrichtung von beratenden Ausschüssen der anerkannten Minderheiten eine Möglichkeit der Teilhabe geschaffen worden, die wichtige Themen wie etwa die identitätsstiftenden Minderheitensprachen auf die Agenda bringt.

Dr. Beate Sibylle Pfeil, deutsche Vertreterin im Sachverständigenausschuss zur Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen beim Europarat und Vorstandsmitglied im European Center for Minority Issues (ECMI), fügte hinzu, die Gesamtlage für Minderheiten sei in Deutschland relativ zufriedenstellend. Dennoch seien etwa bei der Bildung und dem Zugang zu Medien noch Lücken zu erkennen. Da viele Bereiche hier unter Landesrecht fallen, sei die Bereitschaft, Minderheitenschutz etwa im Grundgesetz festzuschreiben, auf Bundesebene aber eher gering.

Die rechtlichen Bestimmungen in Polen schilderte Dr. Magdalena Lemańczyk, Juniorprofessorin am Institut für Politische Studien der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Zwar sei für Minderheiten hier eine freie und gleichberechtigte Teilnahme am öffentlichen Leben bereits seit 1989 gesetzlich verankert, die Umsetzung dieser Regelungen stoße jedoch an Grenzen, erklärte Dr. Lemańczyk. Es gebe so zwar die Möglichkeit der Nutzung von Minderheitensprachen als sogenannte Hilfssprachen in Gemeinden, dies sei jedoch ohne Befragung aller Bewohner nur dann möglich, wenn der Minderheitenanteil an der Einwohnerschaft 20% erreicht.

Auch Bernard Gaida, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten in der FUEN (AGDM) und Vorsitzender des Verbands der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG), nannte in seinem Beitrag diese Schwelle. Aus praktischer Erfahrung beschrieb er die Bedenken der Mehrheitsbevölkerung etwa bei der Anbringung zweisprachiger Ortsschilder, man befürchte hier eine Spaltung der Gesellschaft. Gute Minderheitenpolitik fördere darum Toleranz, Verständnis und Akzeptanz bei der Bevölkerungsmehrheit. Dazu seien in Polen Verbesserungen in der Medien- aber auch der Bildungspolitik notwendig.

Enikő Katalin Laczikó, Staatssekretärin im Rumänischen Regierungsdepartement für Interethnische Beziehungen, beschrieb anschließend die gesetzliche Lage in Rumänien. Zwar hätten hier historisch die Minderheiten an den sie betreffenden Gesetzen mitgearbeitet, neuere Gesetzgebungsverfahren seien jedoch nur unzureichend mit ihnen konsultiert worden. Nun gehe es darum, diese Lücken zu schließen, Bildung zu fördern und Phänomene wie „Hate Speech“ zu bekämpfen. Die zuständigen Stellen seien gefordert, den Minderheiten die notwendigen Informationen zur Wahrung ihrer Rechte zukommen zu lassen. „Stärkere Minderheiten stärken den Staat“, sagte Staatssekretärin Laczikó.

Aus der Sicht der deutschen Minderheit in Rumänien schilderte Dr. Paul-Jürgen Porr, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR), den Stand des Volksgruppenschutzes. Es gebe zwar kein Minderheitenschutzgesetz per se in Rumänien, die insgesamt 18 Minderheiten des Landes würden jedoch überdurchschnittlich gut durch den Staat gefördert. So sei ihre Vertretung im Parlament gewährleistet und auch eine finanzielle Unterstützung der Kulturarbeit gesichert.

Die gesetzlichen Regelungen in Slowenien beschrieb Prof. Dr. Mitja Žagar, Professor an den Universitäten Ljubljana, Primorska/Litorale und der Nova Univerza in Slowenien und langjährig wirkend am Institut für Ethnische Studien. Slowenien habe bereits seit seiner Unabhängigkeit den Minderheitenschutz in seiner Verfassung verankert, sagte er. Die autochthonen Minderheiten der Ungarn und Italiener genössen so in ihren Siedlungsgebieten weitgehende Sprachenrechte. Verstreut lebende Minderheiten, etwa Roma oder Deutsche, seien durch Individualrechte geschützt. Zudem sei der dynamische Prozess des Minderheitenrechtes stets in Bewegung. Er stellte aber auch fest, dass die relativ guten Regeln durch größere finanzielle Förderung des Staates gestützt werden sollten.

Lara Sorgo, wissenschaftliche Assistentin am Institut für Ethnische Studien, ging auf die Baustellen des slowenischen Rechts ein. Besonders die Vermittlung der Sprache sei hier ein wichtiger Punkt. Bilingualität müsse gefördert werden, da derzeit zwar für die autochthonen Minderheiten ein Rechtsanspruch für die Benutzung ihrer Sprache bestehe, dieser aber oft an lokalen Gegebenheiten scheitere. Auch habe die Roma-Minderheit zwar eine besondere Vertretung im Land, deren Zusammensetzung sei jedoch nicht unumstritten und ihr Einfluss zudem beschränkt. Die deutsche Minderheit in Slowenien wird in ihrem Streben nach Anerkennung durch den slowenischen Staat durch Österreich unterstützt, dennoch ziehen sich die seit 1992 laufenden Verhandlungen weiter hin.

Zum Abschluss der Konferenz dankten Prof. Gilbert Gornig, Geschäftsführer Thomas Konhäuser und Éva Pénzes, Generalsekretärin der FUEN, den Referenten für ihre interessanten Beiträge. Die Unterstützung der 100 Millionen Europäer, die Minderheiten angehören, stelle trotz der bereits erfreulichen Erfolge bei Minderheitenschutz und Volksgruppenrechten weiterhin eine große Aufgabe dar, sagte Prof. Gornig. Nach zwei intensiven Konferenztagen sei klar geworden, dass noch viel zu besprechen sei und dieser Austausch im kommenden Jahr fortgesetzt werden muss.

Die Konferenz wird in Kürze als Aufzeichnung auf den YouTube-Kanälen der FUEN und der Kulturstiftung abrufbar sein:

https://www.youtube.com/channel/UCqvgz-LmP4VLBBH_sheDXog

https://www.youtube.com/channel/UCriw7xJskr8t5QniA52R5FQ (www.bit.ly/kulturstiftungvideo)

Der Text der Pressemitteilung als pdf:
2020-10-28-Pressemitteilung-KS-15-2020-Tagung-Minderheitenschutz-Tag2_2

Die Referenten des zweiten Tages der Konferenz “Minderheitenschutz und Volksgruppenrechte in Mittel- und Mittelosteuropa”
Offizielles Logo der Online-Konferenz „Minderheitenschutz und Volksgruppenrechte in Mittel- und Mittelosteuropa“

 

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27.10.2020

Auftakt der zweitägigen Online-Konferenz „Minderheitenschutz und Volksgruppenrechte in Mittel- und Mittelosteuropa“

Der erste Tag der zweitägigen Online-Konferenz „Minderheitenschutz und Volksgruppenrechte in Mittel- und Mittelosteuropa“ der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen und der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (FUEN) rückte drängende Fragen der Minderheitenrechte in den Fokus.

Nach einer kurzen Begrüßung durch die Moderatorin der Veranstaltung Angelika Mlinar, Ministerin für Kohäsionspolitik in Slowenien a.D. und Vizepräsidentin der FUEN, wies Loránt Vincze MdEP, Präsident der FUEN, in seinem Grußwort auf die lange Debatte um den Begriff der „Minderheit“ hin, der auch in einigen europäischen Ländern Minderheitenschutz erschwert. Die FUEN setze sich auch mit ihrer Minority Safepack Initiative dafür ein, dass Minderheiten in ganz Europa verbriefte Rechte bekommen.

„Minderheitenrechte sind ein aktuelles, aber kein neues Thema“, sagte auch Reinfried Vogler, Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung. Die Kulturstiftung befasse sich bereits seit ihrer Gründung 1974 mit diesem völkerrechtlich wichtigen Aspekt, fügte er hinzu. Diese erste gemeinsame Veranstaltung der Kulturstiftung und der FUEN sei eine wichtige Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu besprechen und so echte Lösungsansätze für vorhandene Probleme zu finden.

In seinem Video-Grußwort ging Stephan Mayer, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat, darauf ein, dass gerade jetzt ein praktischer und gelebter Minderheitenschutz dem Zusammenhalt in Europa dient. „Minderheitenpolitik geht alle an“, sagte er, sie sei nicht abhängig von einer Minderheitenzugehörigkeit.

Aus Kanada war Dr. Fernand de Varennes, UN-Sonderberichterstatter betreffend Minderheiten, zugeschaltet. Ungleichheit, Ausschluss und Benachteiligung von Minderheiten seien Konfliktherde, die es durch konkrete rechtliche Regelungen zu bekämpfen gelte, erklärte er. Man müsse dafür auf Benachteiligungsgefühle eingehen, sie identifizieren und mit Gesetzen gegenlenken. „Wer Frieden will, muss Gerechtigkeit schaffen“, so de Varennes.

Mit der völkerrechtlichen Definition von Minderheiten beschäftigte sich Prof. Dr. Dr. hc. mult. Gilbert H. Gornig von der Universität Marburg. Es gebe viele Kriterien, die man heranziehen könnte, ein einheitlicher Minderheitenbegriff fehle jedoch. So seien die Unterschiede zur Mehrheitsbevölkerung ausschlaggebend und würden autochthone nationale Minderheiten als besonders schützenswert betrachtet.

Auch Prof. Dr. Peter Hilpold von der Universität Innsbruck stellte fest, dass zwar die Wahrung der Rechte von Minderheiten im Wertekatalog der EU seit dem Vertrag von Lissabon aus dem Jahr 2007 inbegriffen ist, jedoch eine Verankerung im internationalen Völkerrecht noch aussteht. Minderheitenschutz sei kein Privileg, sondern ein Teil des allgemeinen Systems, also des Menschenrechtsschutzes, sagte Prof. Hilpold.

Zum Auftakt der anschließenden Diskussionsrunde sprach Dr. Beate Sibylle Pfeil, deutsche Vertreterin im Sachverständigenausschuss der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen des Europarates, über ihre Erfahrungen. Der Europarat und die EU müssten enger und besser auf diesem Gebiet zusammenarbeiten, stellte sie fest. Minderheiten seien oft durch ihre kleine Größe nicht in der Lage, direkt ihre Rechte einzufordern und benötigten eine Zwischenstelle, an die sie sich wenden können.

Loránt Vincze MdEP fügte hinzu, man müsse dabei aber auch den Faktor des Selbstverständnisses bedenken. „Identität ist die DNS der Minderheiten“, sagte Vincze. Minderheitenschutz sei immer ein Prozess, der sich weiterentwickele, erklärte er. Das könne konstruktiv oder destruktiv sein und die EU müsse proaktiv werden und auch Geld bereitstellen, um Minderheitenrechte durchsetzen zu können.

Auch Hartmut Koschyk, Parlamentarischer Staatssekretär a.D. und ehemaliger Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, sagte: „Minderheitenpolitik ist Förderpolitik“. Es ginge um volle Gleichberechtigung und nicht nur Akzeptanz. Darum dürfe man sich auch nicht nur auf dem Diskriminierungsverbot der EU ausruhen, sondern müsse konkrete rechtliche Rahmen schaffen.

Dawid Statnik, Vorsitzender des Minderheitenrates der vier autochthonen nationalen Minderheiten und Volksgruppen in Deutschland, sprach von seinen Erfahrungen mit der Umsetzung bereits vorhandener gesetzlicher Regelungen. So seien bereits zweisprachige Beschilderungen manchmal eine Hürde. Man müsse darum klare Linien ziehen und sagen, was für die Minderheiten wichtig ist. Dabei laufe man aber immer wieder Gefahr, in eine lähmende Rechtfertigungsdiskussion zu geraten. Auch deshalb sei es wichtig, nicht nur in Expertenrunden diese Probleme anzusprechen. Man müsse stattdessen ein breites Bewusstsein schaffen und diese Anliegen als gesamtgesellschaftliches Thema platzieren.

Anschließend erklärte Bernard Gaida, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten in der FUEN (AGDM), die Anerkennung der Minderheiten sei nur der Anfang. Es gehe gerade in Mittel- und Mittelosteuropa nicht nur um die Bewahrung der Sprache und Kultur, die systematisch über Jahrzehnte unterdrückt wurden, sondern auch um deren Wiederbelebung. Der Europarat habe mit seinem Sachverständigenausschuss für Minderheitensprachen hier auch noch die Chance, mit Best-Practice-Konferenzen mehr zu tun. Dr. Beate Sibylle Pfeil stimmte zu und sagte, solche ‚Follow-up-Konferenzen‘ seien extrem wichtig. Der Europarat habe dafür aber nur begrenzte Möglichkeiten.

Abschließend sprach Dawid Statnik das Problem an, dass das europäische Normensystem in den einzelnen Nationalstaaten der EU oft nur als Empfehlung wahrgenommen wird. Auch darum seien belastbare gesetzliche Regelungen notwendig. Als positives Beispiel nannte er den Strukturwandel in den Siedlungsgebieten der Sorben in Deutschland. Hier sei die Minderheit mitgedacht worden.

Der erste Konferenztag endete mit der Feststellung Dawid Statniks, dass sich eine Minderheit selbst definieren kann. Dabei sei die Anzahl ihrer Mitglieder nicht von Belang und der Schutz ihrer Rechte zu gewährleisten.

Die Konferenz wird als Aufzeichnung auf dem Youtube-Kanal der FUEN und der Kulturstiftung abrufbar sein:

https://www.youtube.com/channel/UCqvgz-LmP4VLBBH_sheDXog

https://www.youtube.com/channel/UCriw7xJskr8t5QniA52R5FQ (www.bit.ly/kulturstiftungvideo)

Der zweite Konferenztag wird am Dienstag auf dem Youtube-Kanal der FUEN ab 14.00 Uhr erneut live gestreamt werden.

Der Text der Pressemitteilung als pdf:
2020-10-27-Pressemitteilung-KS-14-2020-Tagung-Minderheitenschutz

Auftakt der zweitägigen Online-Konferenz „Minderheitenschutz und Volksgruppenrechte in Mittel- und Mittelosteuropa“
Die Referenten des ersten Tages der Konferenz “Minderheitenschutz und Volksgruppenrechte in Mittel- und Mittelosteuropa”
Offizielles Logo der Online-Konferenz „Minderheitenschutz und Volksgruppenrechte in Mittel- und Mittelosteuropa“

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16.10.2020

Wissenschaftliche Fachtagung der Kulturstiftung zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Südosteuropa

Die zeithistorische Fachtagung „Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Südosteuropa: Persönlichkeiten, Konzepte und Schicksale“ der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen bildete am 10. und 11. Oktober 2020 den Abschluss einer dreijährigen Konferenzreihe. Vor zwei Jahren hatte man den Widerstand in Schlesien und dem Sudetenland beleuchtet und letztes Jahr dann Westpreußen, Ostpreußen sowie Pommern untersucht.

Als Tagungsort hatte man dieses Jahr das Haus der Donauschwaben in Sindelfingen gewählt. Wegen der aktuellen Corona-Lage waren einige Referent*innen online zugeschaltet und die Zahl der Plätze im Saal stark reduziert. Um die Tagung auch weiteren Interessierten zugänglich machen zu können, wurde das gesamte Konferenzprogramm live auf dem Youtube-Kanal der Kulturstiftung gestreamt und kann auch weiterhin dort abgerufen werden.

Zum Auftakt der Tagung sprachen Christine Czaja-Grüninger, stv. Vorstandsvorsitzende der Kulturstiftung, und Raimund Haser, MdL und Vorsitzender des Vereins Haus der Donauschwaben, Grußworte, in denen sie ihre Freude darüber zum Ausdruck brachten, dass gerade dieses Tagungsthema im Haus der Donauschwaben besprochen werden kann. Anschließend begrüßten auch Stefan Teppert, der die Tagungsleitung innehatte, und Thomas Konhäuser, Geschäftsführer der Kulturstiftung, die Anwesenden im Saal und die Zuschauer online.

Das Programm begann mit einem Beitrag Stefan Tepperts zum Leben und Werk von Hans Bergel, der als Autor seine persönlichen Erfahrungen in Siebenbürgen in zahlreichen Büchern verarbeitet hat. Der Zeitzeuge des Widerstands gegen den Nationalsozialismus und später gegen den Kommunismus hatte zwar aus gesundheitlichen Gründen eine persönliche Teilnahme an der Tagung in Sindelfingen absagen müssen, hatte es sich aber nicht nehmen lassen, passende Textpassagen aus seinem Roman „Wiederkehr der Wölfe“ herauszusuchen, die Ines Szuk vortrug.

Anschließend sprach der Autor und Filmemacher Thomas Dapper über deutschen Widerstand im besetzten Vielvölkerstaat Jugoslawien. Vielen Donauschwaben, die sich in Opposition zum Nationalsozialismus sahen, blieb unter den spezifischen Umständen in Jugoslawien nur die innere Emigration, fasste Dapper seine Erkenntnisse zusammen. Helmut Staudt, evangelischer Pfarrer im Ruhestand, berichtete anschließend vom evangelisch-kirchlichen Protest und Widerstand in Südosteuropa.

Der zweite Konferenztag begann mit der Verlesung eines Grußwortes des emeritierten Erzbischofs Dr. Robert Zollitsch, der seine eigenen Erfahrungen mit Widerstand und Kollektivschuldvorwürfen im ehemaligen Jugoslawien beschrieb. Anschließend stellte Wilhelmine Schnichels, Vorsitzende der Donauschwäbischen Kulturstiftung, in ihrem Vortrag Persönlichkeiten aus den Reihen der katholischen Donauschwaben und deren Kampf gegen Totalitarismen vor. Sie zeigte auf, wie diese von verschiedenen politischen Seiten aus Unterdrückung und Verfolgung ausgesetzt waren.

Helmut Erwert beschäftigte sich mit zeithistorisch belegten Szenen aus seinem Roman „Elli oder Die versprengte Zeit“. Er wies in der anschließenden Diskussion auch darauf hin, dass Handlungen immer in ihrem geschichtlichen Kontext wahrgenommen werden müssen.

Dr. Kathi Gajdos-Frank stellte ihre Forschung zu den Aufzeichnungen des ungarischen Staatssicherheitsdienstes zum ungarndeutschen Widerstand vor. Es habe keine einheitliche Form gegeben, vielmehr sei Widerstand als individuelle Entscheidung wahrgenommen worden. Nach 1945 habe der Kollektivschuld-Gedanke aber dazu geführt, dass sogar Familien, denen offiziell bescheinigt worden war, während des Krieges nicht kollaboriert zu haben, vertrieben wurden.

Die Tagung der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen machte deutlich, dass es keine einheitliche deutsche Gegenbewegung zum Nationalsozialismus in Südosteuropa gegeben hat. Die Opposition reichte von innerem Exil über kirchliche Organisation bis hin zu bewaffnetem Widerstand in den Reihen der Partisanen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ging vielerorts die Gegenwehr zudem als Widerstand gegen andere Formen der totalitaristischen Machtausübung und Unterdrückung weiter. Diese Kontinuität wird ein spannendes Forschungsfeld bleiben. Der geplante Tagungsband zur Konferenz „Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Südosteuropa: Persönlichkeiten, Konzepte und Schicksale“ wird dazu einen guten Ausgangspunkt liefern.

  • Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen

 

Die Beiträge der Referenten sind als Video auf dem Youtube-Kanal der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen abrufbar: www.bit.ly/kulturstiftungvideo

2020-10-16-Pressemitteilung-KS-13-2020-Fachtagung-Sindelfingen

 

Wissenschaftliche Fachtagung der Kulturstiftung zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Südosteuropa
Das Haus der Donauschwaben in Sindelfingen bei Stuttgart ist gleichzeitig Begegnungsstätte, Museum und Archiv
Wissenschaftliche Fachtagung der Kulturstiftung zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Südosteuropa
Christine Czaja-Grüninger, stv. Vorstandsvorsitzende der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen
Wissenschaftliche Fachtagung der Kulturstiftung zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Südosteuropa
Die Tagungsleitung übernahm Stefan Teppert
Thomas Konhäuser, Geschäftsführer der Kulturstiftung war aus dem Berliner Büro der Kulturstiftung zugeschaltet
Wissenschaftliche Fachtagung der Kulturstiftung zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Südosteuropa
Für den musikalischen Abschluss des ersten Konferenztages mit Werken von deutschen Komponisten aus Südosteuropa sorgten Lydia Zborschil und Hildegund Treiber

 

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15.10.2020

Kulturstiftung und AGDM verbinden: Gemeinsame Konferenz in Dresden

Die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen und die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten in der FUEN (AGDM) haben mit ihrer dreitägigen Konferenz „Heimatvertriebene und Heimatverbliebene – Zwei Seiten der gleichen Medaille“ einen wichtigen Beitrag für die Zusammenarbeit zwischen den Organisationen der vertriebenen und heimatverbliebenen Deutschen geleistet.

Vom 1. bis zum 3. Oktober trafen sich Vertreter von Landsmannschaften mit Repräsentanten der deutschen Minderheiten aus Mittel- und Osteuropa in Dresden vor Ort oder per Online-Zuschaltung. Das historische Datum war dabei bewusst gewählt. Zum 30. Jubiläum der deutschen Wiedervereinigung sagte Reinfried Vogler, Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung: „Ein Tag, der uns nachdenklich macht, der uns dankbar macht und der uns eine Verpflichtung ist, dafür zu sorgen, dass die Verhältnisse, die wir heute in Deutschland und in Mitteleuropa haben, auch auf Dauer weiter bleiben können.“

Dank der Unterstützung Dr. Jens Baumanns, des sächsischen Landesbeauftragten für Vertriebene und Spätaussiedler, konnte die Tagung zudem in Dresden, einem der bedeutendsten Orte der Wiedervereinigung stattfinden. Hartmut Koschyk, Parlamentarischer Staatssekretär a.D. und ehemaliger Bundesbeauftragter für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, sagte in seinem einleitenden Impulsvortrag: „Heute geht es um partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Staaten, in denen Deutsche leben. Aber daraus resultiert eine Verantwortung der Bundesrepublik Deutschland, wie sie für das kulturelle Erbe der Vertriebenen in Deutschland besteht, auch für Kultur und Identität deutscher Minderheiten außerhalb Deutschlands“.

Dr. Jens Baumann war Gast vor Ort und würdigte zum Auftakt der Konferenz die Arbeit der Vertriebenen- und Heimatverbliebenenverbände: „Vertriebene und Minderheiten sind ein integraler Bestandteil der Gesellschaft. Sie sind für alle eine Bereicherung.“ Gerade der Umgang eines Landes mit Vertriebenen und Minderheiten sei ein Maßstab für gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein.

Nach einer einführenden Diskussionsrunde wurden aktuelle Themen der Jugendarbeit, Digitalisierung und Vernetzung der wissenschaftlichen Forschung im In- und Ausland angesprochen und Erfahrungen ausgetauscht. Dabei wurden viele Gemeinsamkeiten festgestellt, die zu zukünftigen Kooperationen führen können. Es wurde deutlich, dass diese Art des Austauschs zwischen den Heimatvertriebenen und Heimatverbliebenen ein viel zu lange vernachlässigtes Feld geblieben ist.

Seit der deutschen Wiedervereinigung und dem politischen Umbruch in Mittel- und Osteuropa in den Jahren 1989/1990 hatten vor allem Begegnungen in kleinerem Maßstab stattgefunden. Der jetzt erstmals groß angelegte, grenzübergreifende und inklusive Vermittlungsansatz der Kulturstiftung und der AGDM wurde mit großer Zustimmung angenommen.

Zum Abschluss der Konferenz am 3. Oktober erinnerten Hartmut Koschyk, Reinfried Vogler und Bernard Gaida, Sprecher der AGDM und Vorsitzender des Verbands der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG), an die Bedeutung der Heimatvertriebenen, Spätaussiedler aber auch der deutschen Minderheiten für Deutschland und die Wiedervereinigung. In seiner Ansprache zum Tag der Deutschen Einheit sagte Bernard Gaida: „Der Leitgedanke des Tages der Deutschen Einheit dieses Jahr lautet ‚Wir miteinander‘ und wir Angehörige der deutschen Minderheiten verstehen diese Worte eindeutig so, dass wir zu dieser Einheit auch gehören.“

Folgetagungen in dem in Dresden erstmals ausgerichteten Format unter dem Motto „Heimatvertriebene und Heimatverbliebene – Zwei Seiten der gleichen Medaille“ sollen künftig jährlich stattfinden.

  • Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen
  • Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten in der FUEN

2020-10-12-Pressemitteilung-KS-12-2020-Tagung-Dresden
2020-10-15-Hintergrundinformationen Heimatvertriebene und Heimatverbliebene

Auftaktpanel mit (v.l.) Steffen Hörtler, stv. Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Stephan Rauhut, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien, Hartmut Koschyk, Parlamentarischer Staatssekretär a.D., Bernard Gaida, Sprecher der AGDM, Reinfried Vogler, Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Olga Martens, Mit-Herausgeberin der Moskauer Deutschen Zeitung, Johann Thießen, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, zugeschaltet: Martin Dzingel, Präsident der Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik
„Heimatvertriebene und Heimatverbliebene zeigen Zusammenhalt in Dresden“ (ganz vorne mit blauer Krawatte Dr. Jens Baumann)
Durch Zuschaltung konnten auch Wissenschaftler aus ganz Mittel- und Osteuropa an der Konferenz teilnehmen
Abschluss der Tagung mit (v.l.) Thomas Konhäuser, Geschäftsführer der Kulturstiftung, Bernard Gaida, Sprecher der AGDM, Reinfried Vogler, Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung, Hartmut Koschyk, Parlamentarischer Staatssekretär a.D.

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23.09.2020

Wanderausstellung der Kulturstiftung zu Romantik in Preußen gastiert in Frankfurt (Oder)

Gemeinsam mit Dr. Ernst Gierlich, Mitglied des Vorstandes der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, eröffnete Thomas Konhäuser, Geschäftsführer der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, am 16. September in der St.-Marien-Kirche in Frankfurt (Oder) die Wanderausstellung „Romantik in Preußen – Zwischen Königsberg, Marienburg, Berlin und Köln“, die bereits in Bonn und Düsseldorf gastierte.

Heute wird Preußen eher mit den typischen Tugenden eines an Strenge und Disziplin orientierten aufgeklärten Staatswesens verbunden, nicht unbedingt mit dem Begriff „Romantik“. Doch spielte die Romantik eine bedeutende Rolle für Preußen und Preußen ebenso eine wichtige Rolle für die romantische Theoriebildung. Joseph von Eichendorff sowie E.T.A. Hoffmann waren romantische Dichter und preußische Beamte zugleich.

Die Ausstellung wirft einen Blick auf ausgewählte Aspekte der Romantik in Preußen und die Einflüsse dieser kulturellen Strömung auf die gemeinsame preußische Identität. Die Ausstellung, die bis zum 16. Oktober 2020 in der St.-Marien-Kirche in Frankfurt (Oder) gastiert, zeigt die wichtigsten Persönlichkeiten, Orte und Kunstwerke der Romantik auf 33 Schautafeln. Sie fügen sich in den beeindruckenden Raum der Kirche, an deren Neugestaltung auch Karl-Friedrich Schinkel mitwirkte, dem selbstverständlich auch eine Schautafel gewidmet ist.

Henriette Brendler, Leiterin des Kulturbüros der Stadt Frankfurt (Oder), dankte der Kulturstiftung herzlich, dass trotz Corona-Pandemie die Ausstellung wie geplant gezeigt werden kann. Sie hob den großartigen Erfolg der bereits gezeigten Ausstellung der Kulturstiftung zur Backsteinarchitektur im Ostseeraum hervor. Sie sei überzeugt, die Ausstellung „Romantik in Preußen“ werde erneut zahlreiche Besucher anziehen, sagte Frau Brendler anlässlich der Ausstellungseröffnung.

Geschäftsführer Thomas Konhäuser begrüßte die anwesenden Besucherinnen und Besucher und dankte seinerseits Frau Brendler für die hervorragende Zusammenarbeit. Herr Konhäuser wies in seinem Grußwort auf die große Bedeutung hin, die gerade Ausstellungen wie die der Kulturstiftung haben, tragen diese doch nachhaltig dazu bei, wissenschaftliche Forschungsergebnisse zum deutschen kulturellen Erbe im Osten Europas in eine breite Öffentlichkeit zu tragen.

Vorstandsmitglied Dr. Gierlich stellte anschließend dar, wie die Romantik für das Staatswesen Preußens wichtig wurde. Im 19. Jahrhundert ging es für Preußen darum, den neu hinzugewonnenen Landesteilen eine gemeinsame kulturelle Basis zu verleihen. Gerade die Romantik habe dabei geholfen, die 1000 Kilometer zwischen Königsberg und Aachen zu überbrücken.

In seinem einleitenden Vortrag sprach Prof. Dr. Christofer Herrmann, ehemals außerordentlicher Professor am Lehrstuhl für Germanistik der Universität Allenstein/Olsztyn (Polen) und seit 2006 außerordentlicher Professor am Institut für Kunstgeschichte der Universität Danzig/Gdańsk (Polen), über die Wiederentdeckung der Marienburg durch die preußische Gesellschaft und ihre Einordnung als erstes durch königlichen Erlass geschütztes Gebäude in Preußen.

Der Hochmeisterpalast der Marienburg diente 1331–1457 als Residenz für das Oberhaupt des Deutschen Ordens. Nach einem großartigen Erweiterungsbau 1380–1396 zählte der Palast zu den herausragenden, modernsten und stilistisch eigenwilligsten Bauten seiner Art in Europa. Prof. Dr. Hermann folgte in seinem Vortrag der Geschichte des Bauwerks vom vergessenen Relikt zum restaurierungswürdigen Identifikationsobjekt. Auch in der Ausstellung selbst wird diese neue Bedeutung der Marienburg anhand zeitgenössischer Kunstwerke verdeutlicht.

  • Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen

2020-09-21-Pressemitteilung-KS-10-2020-Ausstellungseröffnung-Romantik-in-Preußen

Schautafeln mit Besuchern
Die Ausstellung „Romantik in Preußen – Zwischen Königsberg, Marienburg, Berlin und Köln“ zu Gast in der St.-Marien-Kirche in Frankfurt (Oder)
Prof. Dr. Christofer Herrmann
Seinen Einführungsvortrag widmete Prof. Dr. Christofer Herrmann der Bedeutung der Marienburg für Preußen
St.-Marien-Kirche in Frankfurt (Oder)
Die St.-Marien-Kirche in Frankfurt (Oder) ist bis zum 16. Oktober Gastgeber der Ausstellung „Romantik in Preußen“ der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen
Schautafeln der Ausstellung in der Kirche
Auf 33 Schautafeln führt die Ausstellung „Romantik in Preußen“ quer durch die Epoche

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22.09.2020

Kulturstiftung vermittelt: Einsatz für den Erhalt des Heimatmuseums Nordböhmisches Niederland in Böblingen

Seit Mai dieses Jahres ist die Kunsthistorikerin Birgit Aldenhoff bei der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen für die fachbezogene Beratung der Betreiber von ostdeutschen Heimatsammlungen zuständig. Vorrangiges Ziel ist dabei der Erhalt der Heimatsammlung vor Ort in Trägerschaft der Heimatvertriebenen beziehungsweise deren Nachkommen. Das Beratungsangebot kommt gut an und wird bereits intensiv genutzt. So wandte sich auch Peter Pinkas, zweiter Vorsitzender des Bundes der Niederländer, an die Kulturstiftung.

Im Zuge der Neukonzeption der Böblinger Museumslandschaft besteht bei den Verantwortlichen des Heimatmuseums Nordböhmisches Niederland die Befürchtung, dass man zukünftig keine Räume mehr zur Verfügung haben wird, um die Exponate der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Peter Pinkas, der das Heimatmuseum Nordböhmisches Niederland in Böblingen seit zehn Jahren ehrenamtlich betreut, wandte sich daher an die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen mit der Bitte um Unterstützung.

Thomas Konhäuser, Geschäftsführer der Kulturstiftung, schrieb daraufhin umgehend an Böblingens Oberbürgermeister Dr. Stefan Belz, und warb nachdrücklich darum „sich nachhaltig dafür einzusetzen, dass das Heimatmuseum Nordböhmisches Niederland als lebendiger Ort der Erinnerung im Zuge einer Neukonzeption des Stadtmuseums“ erhalten bleibt. Geschäftsführer Konhäuser wandte sich diesbezüglich auch an die Böblinger Landtags- und Bundestagsabgeordneten. Frau Birgit Aldenhoff von der Kulturstiftung führte ihrerseits vor Ort ein Beratungsgespräch mit Peter Pinkas.

Lange Tradition

Die Heimatsammlung des Bundes der Niederländer in Böblingen besteht schon seit 1955 und ist seit 1987 in den oberen Stockwerken der ehemaligen Vogtsscheune am Marktplatz beheimatet. Hier kümmern sich die Mitglieder des Bundes im Heimatmuseum Nordböhmisches Niederland ehrenamtlich um die Pflege einer einzigartigen Sammlung mit Ausstellungsstücken aus dem Schluckenauer Zipfel. Da sich die Böblinger Museumslandschaft derzeit in einem Neuordnungsprozess befindet, bangen die Böhmisch Niederländer nun aber um ihr traditionsreiches Heimatmuseum.

Nachdem sich die Kulturstiftung eingeschaltet hatte, kam Bewegung in die Causa. In seinem Antwortschreiben verwies Böblingens Oberbürgermeister Dr. Belz Anfang September darauf, dass es derzeit keinen Beschluss gebe, das Heimatmuseum zu verdrängen oder zu schließen und ein solcher Beschluss auch für die nächste Zeit nicht angestrebt werde. In einer schriftlichen Stellungnahme äußerte sich auch Thekla Walker, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion der Grünen im Landtag von Baden-Württemberg, zum Heimatmuseum: „Die Vertriebenen aus dem Nordböhmischen Niederland sind mit ihren Familien heute Teil der Böblinger Gesellschaft und somit Teil der stadtgeschichtlichen Entwicklung Böblingens. Innerhalb einer Darstellung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einer Stadt ist auch auf die Geschichte von Vertriebenen einzugehen, die sich in der Stadt niedergelassen und integriert haben.“

Neue Hoffnung schöpften Peter Pinkas und Maximilian Riedel, der sich als Vertreter der jungen Generation im Verein und Heimatmuseum der Böhmisch Niederländer engagiert, bei einem persönlichen Austausch, der auf Initiative des Böblinger CDU-Landtagsabgeordneten Paul Nemeth und des Böblinger CDU-Bundestagsabgeordneten Marc Biadacz vor Ort stattfand. Bei dem Treffen in Böblingen mit dabei war auch Thomas Konhäuser, der Geschäftsführer der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen. Die klare Botschaft nach dem Gedankenaustausch lautet: Das Heimatmuseum Nordböhmisches Niederland ist eng mit der Stadtgeschichte Böblingens verbunden. Die Stadt Böblingen sollte die 1964 übernommene Patenschaft tatkräftig erneuern, anstatt über eine mögliche Museumsschließung nachzudenken.

Termin vor Ort

Bei dem gemeinsamen Rundgang durch das Museum, begleitet von Peter Pinkas, Maximilian Riedel und Thomas Konhäuser, bekräftigten beide Abgeordnete, die familiäre Wurzeln im ehemaligen Sudetenland beziehungsweise in Oberschlesien haben, ihre Unterstützung für einen Erhalt des Museums in der Vogtsscheune. Das Heimatmuseum Nordböhmisches Nieder-land spiegelt in einzigartiger Weise mit kulturhistorisch bedeutenden Gegenständen wie Glaserzeugnissen, Webereien, Textilien, Weihnachtskrippen, Madonnen, Gemälden, Landschaftsreliefs, Architekturmodellen sowie weiteren Kulturgütern und Alltagsgegenständen das Leben, die Geschichte und die Mentalität der Deutschen im nordböhmischen Niederland wider.

„Auch wenn immer weniger Menschen persönliche Erinnerungen an Flucht und Vertreibung haben, ist das Erinnern weiterhin wichtig. Und gerade in der heutigen Zeit kann die beispielhafte Integration der nordböhmischen Niederländer in Böblingen vielen Zuwanderern als großes Vorbild dienen“, erklärte Paul Nemeth. „Wenn es die Museen oder Heimatstuben nicht mehr gibt, schwinden die Möglichkeiten, etwas über die Vergangenheit herauszubekommen, drastisch. Denn hier hat jedes einzelne Ausstellungsstück seine eigene Geschichte“, fügte Nemeth hinzu.

„Das Verhindern von möglichen Schließungen von Heimatstuben muss die Königsdisziplin unserer Arbeit sein“, sagte der Geschäftsführer der Kulturstiftung Thomas Konhäuser beim Termin im Heimatmuseum. „Und gerade hier in Böblingen muss eine Schließung unbedingt verhindert werden. Denn die Heimatstube erzählt vom Neustart gleich zahlreicher Vertriebener, die im zwischen August und Oktober 1946 in drei Eisenbahnzügen in Böblingen ankamen. Und man kann an dieser Stelle denke ich sagen, dass Böblingen in vielen Dingen ohne den Zuzug von Vertriebenen aus verschiedenen Regionen nicht da stehen würde, wo es heute steht“, machte Thomas Konhäuser deutlich.

Die überaus positive Reaktion war auch für Peter Pinkas und seinen designierten Nachfolger Maximilian Riedel ein Grund zum Aufatmen. In einem Beitrag in der Vereinszeitschrift „Unser Niederland“ (UN) schreibt Herr Pinkas dann auch: „Ich freue mich, liebe Leser, Ihnen heute bessere Nachrichten übermitteln zu können, als in der letzten UN. Nach den letzten Ereignissen blicken wir wieder mit vorsichtigem Optimismus in die Zukunft.“

  • Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen

2020-09-22-Pressemitteilung-KS-11-2020-Ortstermin-im-Heimatmuseum-Böblingen

Haus des Heimatmuseums Nordböhmisches Niederland
Dieses Gebäude teilt sich das Heimatmuseum Nordböhmisches Niederland mit dem Deutschen Fleischermuseum in Böblingen

 

Marc Biadacz mit Peter Pinkas und einem alten Fotoalbum
MdB Marc Biadacz lässt sich von Peter Pinkas die Schätze des Museumsarchivs zeigen

 

Ortsbesuch im Heimatmuseum Nordböhmisches Niederland mit (v.l.) MdL Paul Nemeth (CDU), Peter Pinkas (Bund der Niederländer), Maximilian Riedel, MdB Marc Biadacz (CDU), Thomas Konhäuser (Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen)

 

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05.08.2020

Gemeinsames Gedenken der Kulturstiftung und der AGDM: 70 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen

Heute vor 70 Jahren, am 5. August 1950, wurde in Stuttgart die Charta der deutschen Heimatvertriebenen verabschiedet. Damals, nur wenige Jahre nach den Gräueln von Krieg, Flucht und Vertreibung, bekannten sie sich zum Aufbau eines gemeinsamen Europas und Deutschlands. Mit der verabschiedeten Charta setzte man eindrucksvoll ein Zeichen für Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Völkerverständigung, ohne dabei das Gedenken an die Vertreibung außer Acht zu lassen. Ausdrücklich heißt es in der Charta, dass die Heimatvertriebenen auf Vergeltung verzichten und die Schaffung eines geeinten Europas, in dem die Völker gleichberechtigt ohne Furcht und Zwang leben können, sowie den Wiederaufbau Deutschlands und Europas nachhaltig unterstützen wollen.

Wenn wir am heutigen Tag an die Unterzeichnung der Charta der deutschen Heimatvertriebenen erinnern und dass das erlittene Leid der Vertreibung  diese nie daran gehindert hat, die Verständigung  mit unseren Nachbarn im Osten zu suchen, sollten wir uns auch das Schicksal der Heimatverbliebenen ins Bewusstsein rufen.  In den meisten Staaten des östlichen Europas waren die Heimatverbliebenen lange Zeit Repressalien ausgesetzt, wenn sie sich zur eigenen deutschen Sprache und Identität öffentlich bekannten. Auch sie hatten ihre Heimat verloren.

Gleichermaßen verfolgen Heimatvertriebene und Heimatverbliebene heute einen partizipativen Ansatz in ihrer Kulturarbeit und haben gemeinsame Ziele und Anliegen auf der Grundlage eines geeinten Europas im Geiste der Charta von 1950. Der Charta der deutschen Heimatvertriebenen liegt ein gesamteuropäisches Interesse zugrunde – die Mahnung, dass Vertreibungen geächtet und nie wieder möglich sein dürfen. Zugleich ist sie eine fortwährende Verpflichtung für uns alle, sich für ein dauerhaft geeintes und friedliches Europa einzusetzen, in dem gerade auch neben den Völkern die Volksgruppen eine gesicherte Zukunftsperspektive durch verbriefte Minderheitenrechte haben müssen.

Wenn junge Menschen von heute die Charta lesen, wird sich ihnen der hohe sittliche und historische Rang dieses Dokuments vielleicht nicht gleich auf Anhieb erschließen, weil sie manches für selbstverständlich halten, was damals ganz und gar nicht selbstverständlich war. Man muss sich schon in das Jahr 1950 zurückversetzen, in die verzweifelte Lage der Vertriebenen, die alles verloren hatten und mit ihren grauenvollen Erinnerungen an Krieg, Leid und Vertreibung zu Millionen in Lagern und Notunterkünften lebten. Wir haben daher allen Grund, heute den Verfassern und den späteren Umsetzern der Charta der deutschen Heimatvertriebenen zu danken.

  • Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen
  • Arbeitsgemeinschaft deutscher Minderheiten in der FUEN

2020-08-05-Pressemitteilung-KS-08-2020-Gedenken-Charta

Gemeinsamer Gedenkkranz der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen und der Arbeitsgemeinschaft deutscher Minderheiten in der FUEN mit dem Gedenkband „Gemeinsam in stillem Gedenken“

 

Gemeinsame Kranzniederlegung am Berliner Denkmal für die Opfer von Flucht und Vertreibung durch Renata Trischler, Leiterin des AGDM-Koordinierungsbüros, und Thomas Konhäuser, Geschäftsführer der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen

 

Renata Trischler, Leiterin des AGDM-Koordinierungsbüros, und Thomas Konhäuser, Geschäftsführer der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Berliner Denkmal für die Opfer von Flucht und Vertreibung

 

 

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14. Juli 2020

Kulturstiftung digitalisiert Siebenbürger Heimatstube in Wiehl

Das Leuchtturmprojekt „Virtuelle Heimatsammlungen“ der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen war am 9. Juli in der Heimatstube der Siebenbürger Sachsen in Wiehl zu Gast. Dabei wurden ausgewählte Ausstellungsstücke fotografiert und die Heimatstube für eine 360-Grad-Rundumsicht aufgenommen. Aus diesen Aufnahmen entsteht eine virtuell begehbare Heimatstube, die zusammen mit zunächst elf weiteren Heimatstuben aus Nordrhein-Westfalen auf einer eigenen Webseite weltweit zugänglich gemacht wird.

Das vom Land Nordrhein-Westfalen geförderte Leuchtturmprojekt dient nicht nur der Bewahrung des aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa mitgebrachten deutschen Kulturguts, sondern leistet insgesamt einen wichtigen Beitrag zur Vermittlung der Geschichte und Kultur der Deutschen im östlichen Europa.

Das Bundesland hatte bereits 1957 die Patenschaft für die Volksgruppe der Siebenbürger Sachsen übernommen. Ihre Heimatstube in Wiehl befindet sich im Kulturhaus Drabenderhöhe am Siebenbürger Platz. Die Ortschaft Drabenderhöhe selbst wurde in den 1960er Jahren zur größten siebenbürgischen Siedlung in Deutschland, als Bewohner aus 190 der ursprünglich 250 Heimatorte in Siebenbürgen hierherzogen. Auch heute ist der Ort ein Zentrum siebenbürgischen Lebens in Deutschland und wurde bereits von drei Bundespräsidenten, Carl Carstens, Richard von Weizsäcker und Johannes Rau, mit einem Besuch geehrt.

Siebenbürger Trachtenschatz

Besonders stolz ist man in der Heimatstube der Siebenbürger Sachsen in Wiehl auf die Trachtenpuppen, die Volks- und Prunktrachten aus Siebenbürgen zeigen. Etwa 15 lebensgroße und ebenso viele kleine Puppen stellen Erwachsenen- und Kinderkleidung aus. Sie werden mit viel Aufwand und Hingabe von Anna Janesch, der Leiterin der Heimatstube, gepflegt. Zusammen mit Brigitte Thomke, jahrelang Heimmutter im Wohn- und Pflegeheim Haus Siebenbürgen, führt Frau Janesch die Trachten auch vor und begleitet Besucher durch die Heimatstube. Mit dem Projekt „Virtuelle Heimatsammlungen“ der Kulturstiftung wird ihr diese wichtige Kulturarbeit nun erleichtert. Projektleiterin Elke Wilming und Projektassistent Sascha Gustorf sorgten vor Ort für die fachgerechte inhaltliche Begleitung und technische Umsetzung der Digitalisierung.

Die Webseite mit den ersten zwölf virtuellen Heimatstuben wird Ende des Jahres vorgestellt. Eine Fortsetzung des Projekts „Virtuelle Heimatsammlungen“ ist geplant und auch weitere Bundesländer haben bereits Interesse signalisiert.

Frau Brigitte Thomke (l.) und Frau Anna Janesch kümmern sich um die Heimatstube in Wiehl

 

Einblick in die Siebenbürger Stube in Wiehl

 

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01. Juli 2020

Kulturstiftung stellt Leuchtturmprojekt in NRW vor

Bei einem Arbeitstreffen mit dem nordrhein-westfälischen Landesministerium für Kultur und Wissenschaft stellten am 30. Juni 2020 Thomas Konhäuser, Geschäftsführer der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Dr. Ernst Gierlich, Vorstandsmitglied der Kulturstiftung, und Elke Wilming, Leiterin des Projekts „Virtuelle Heimatsammlungen“ in Düsseldorf das Leuchtturmprojekt der Kulturstiftung „Virtuelle Heimatsammlungen in NRW“ vor.

Das zunächst auf zwölf Heimatsammlungen in NRW ausgelegte Digitalisierungsprojekt ist ein wichtiger Beitrag zur Bewahrung des kulturellen Erbes der Deutschen aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Mit dem offiziellen Start der zugehörigen Webseite Ende des Jahres werden die professionell abfotografierten Heimatstuben online begehbar. Ihre 3D-gescannten und mit Informationen versehenen Ausstellungsgegenstände können dann im Detail in einem virtuellen Raum betrachtet werden. Für das Jahr 2021 haben bereits weitere Bundesländer Interesse signalisiert.

Überzeugender Einstand

Die erfolgreiche erste Präsentation des vom Land NRW geförderten Projektes fand mit Gruppenleiter Prof. Dr. Hans-Ulrich Baumgarten und Referatsleiter Bernd Werdin sowie Mitarbeiterinnen aus dem Büro des Landesbeauftragten für die Belange von deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedlern und Spätaussiedlern statt. An der Präsentation nahmen zudem Dr. Hans-Jakob Tebarth, Leiter der Martin-Opitz-Bibliothek, und Christina Eichmann vom Landesverband NRW des Bundes der Vertriebenen (BdV) teil. Bereits einen Tag zuvor hatte Thomas Konhäuser schon dem neuen Leiter der Landeszentrale für politische Bildung in NRW, Dr. Guido Hitze, aktuelle Projekte der Kulturstiftung vorgestellt. Gemeinsam besprachen sie auch Möglichkeiten für eine zukünftige Zusammenarbeit.

Virtuelle Heimatsammlungen

Bei dem Projekt der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen geht es um die virtuelle Vorstellung einzelner Sammlungen und die Präsentation ausgewählter Exponate. Die gezeigten Objekte sollen dabei nicht für sich alleine stehen, vielmehr in ihrer Gesamtheit ein komplexes Bild der in den Sammlungen präsentierten Orte oder Regionen vermitteln. Dazu gehören auch Informationen zu der jeweiligen Sammlung selbst – zu deren regionalen Hintergründen, ihrer Entstehung und Geschichte, ihren Sammlungsschwerpunkten und Besonderheiten. Es gilt, auf diese Weise den für die Wahrung und Vermittlung der Geschichte und Kultur der Deutschen im östlichen Europa unverzichtbaren ostdeutschen Sammlungen eine weitere Zukunftsperspektive zu eröffnen.

Thomas Konhäuser, Geschäftsführer der Kulturstiftung, am NRW-Landesministerium für Kultur und Wissenschaft
Thomas Konhäuser, neuer Geschäftsführer der Kulturstiftung, stellte den aktuellen Stand des Leuchtturmprojekts „Virtuelle Heimatsammlungen in NRW“ beim zuständigen Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen vor.

 

Thomas Konhäuser, Geschäftsführer der Kulturstiftung, mit Dr. Guido Hitze, dem neuen Leiter der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen.
Zukunftsweisendes Arbeitstreffen zwischen Dr. Guido Hitze, dem neuen Leiter der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen, und dem neuen Geschäftsführer der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Thomas Konhäuser (links), über aktuelle und mögliche gemeinsame Projekte.

 

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29. Juni 2020

Kulturstiftung digitalisiert Bunzlauer Heimatstube in Siegburg

Die Bunzlauer Heimatstube in Siegburg stand in der letzten Woche im Mittelpunkt der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen im Rahmen des von ihr durchgeführten Projekts „Virtuelle Heimatsammlungen“. Ziel war die Digitalisierung von ausgewählten Objekten, eine 360 Grad Erfassung der Heimatstube und ein Austausch über die aktuelle Situation des Kultur- und Heimatortes. Gefördert wird das Projekt „Virtuelle Heimatsammlungen“ vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.

Begleitet wurden Projektleiterin Elke Wilming und Projektassistent Sascha Gustorf von der Kunsthistorikerin Birgit Aldenhoff, die seit Anfang Mai bei der Kulturstiftung ihre Beratungstätigkeit für die Betreiber ostdeutscher Heimatsammlungen aufgenommen hat.

Bereits im Februar 2019 unterzeichneten die Bundesheimatgruppe Bunzlau und Haus Schlesien einen Schenkungsvertrag. Ausdrücklicher Wunsch der Bundesheimatgruppe war und ist die Ausleihe der Objekte an weitere interessierte Museen, insbesondere an das Keramikmuseum in Bunzlau (polnisch: Bolesławiec) und an das Stadtmuseum Siegburg. Die Exponate sollen nach und nach in das Inventarisierungsprogramm von Haus Schlesien aufgenommen und als Dauerleihgaben in anderen Museen bzw. im Haus Schlesien in Königswinter gezeigt werden.

Die Stube beherbergt eine ausgezeichnete Sammlung der beliebten Keramik aus dem niederschlesischen Bunzlau. Außerdem verfügt sie über eine Bildersammlung und über eine umfangreiche Fachbibliothek zur Stadt und zum Kreis Bunzlau. Sie ist aber mehr als nur ein Ausstellungs- und Arbeitsraum. Hier werden Erinnerungen an die Menschen festgehalten, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus Niederschlesien flüchten mussten und in der Keramikstadt Siegburg und ihrer Umgebung eine neue Heimat fanden.

Die Heimatstube, die von einem Kreis engagierter Siegburger und überregionaler Heimat- und Keramikfreunde geleitet wird, leidet wie viele andere Organisationen an einer Überalterung ihrer Mitglieder. Die bei der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen eingerichtete Beratungsstelle wird künftig Assistenz leisten, um möglichst viele Heimatsammlungen vor Ort als erlebbaren Erinnerungsort zu bewahren.

Eine Vitrine mit Bunzlauer Keramik in der Heimatstube
Bunzlauer Keramik in der Bunzlauer Heimatstube in Siegburg
Projektassistent Sascha Gustorf scannt Keramikvase
S. Gustorf, Projektassistent der Kulturstiftung, scannt Bunzlauer Keramik für die virtuelle Heimatstube

 

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5. Juni 2020

Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen im Dialog mit den zuständigen Landesbeauftragten

Im vergangenen Jahr hatte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages für die Jahre 2020 bis 2024 finanzielle Fördermittel in Höhe von je 500 Ts. Euro für die Neuausrichtung der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen bereitgestellt. Grundlage hierfür war ein vom heutigen Geschäftsführer Thomas Konhäuser durchgeführtes Projekt zur Erarbeitung eines Konzepts zur Stärkung der eigenständigen Kulturarbeit, wie diese bereits seit Jahren von den Vertriebenenorganisationen gefordert wird.

In der Geschäftsstelle der Kulturstiftung in Bonn fand eine Dialogveranstaltung mit den zuständigen Landesbeauftragten statt, um diese über den Stand der Neuausrichtung der Kulturstiftung zu informieren und die Aufgabengebiete der neu eingestellten Mitarbeiter vorzustellen. 

An dem Gespräch nahmen neben der hessischen Landesbeauftragten Margarete Ziegler-Raschdorf und dem nordrhein-westfälischen Landesbeauftragten Heiko Hendriks via Videoschaltung auch der sächsische Landesbeauftragte Dr. Jens Baumann, sowie in Vertretung die zuständigen Büroleiter der bayerischen Landesbeauftragten Sylvia Stierstorfer MdL, Frau Clara Müller, und der niedersächsischen Landebeauftragten, Editha Westmann MdL, Dr. Christopher Spatz, teil.

In ihren Grußworten betonten der Vorstandsvorsitzende der Kulturstiftung Reinfried Vogler und der Vorsitzende des Kuratoriums, Stephan Rauhut, dass man mit der Arbeit der Kulturstiftung an einer entscheidenden Wegmarke stehe: Sachlich könne man auf Bewährtem aufbauen, für die Zukunft habe man aber jetzt eine Basis und die Chance, mit verstärkter Kraft auch Neues in Angriff zu nehmen und Zukunft neu zu gestalten. Das beinhalte auch, über Organisations- und andere Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten, Hilfe zu leisten und Kräfte zu bündeln, wo es sachlich möglich oder erforderlich ist.

Der ab 1. Mai als Geschäftsführer der Kulturstiftung tätige Thomas Konhäuser dankte den anwesenden und zugeschalteten Landesbeauftragten bzw. deren Vertretern für ihre Teilnahme an der Gesprächsrunde. Gerade ein regelmäßiger enger Austausch mit den zuständigen Landesbeauftragten sei im Zuge der Neuausrichtung der Kulturstiftung von entscheidender Bedeutung.

Geschäftsführer Konhäuser erläuterte die Aufgabengebiete der neu eingerichteten „Referate“. Im Anschluss stellten sich die für die Geschäftsstelle in Bonn und die neue Dependance in Berlin der Stiftung eingestellten Mitarbeiter vor. So ist fortan die Kunsthistorikerin Birgit Aldenhoff bei der Kulturstiftung für die fachbezogene Beratung der Betreiber von ostdeutschen Heimatsammlungen zuständig. Die Absolventin der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn war nach ihrem Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Klassischen Archäologie u.a. für das Bundesarchiv Koblenz, das Haus der Geschichte in Bonn und das Arpmuseum Bahnhof Rolandseck tätig und ist fachkundig in der Konzeption von Ausstellungen, Provenienzforschung, Kunst- und Kulturvermittlung sowie in nachhaltiger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Zu ihrem künftigen Aufgabengebiet gehört u.a. die Assistenz der Heimatstuben bei der Konservierung und Inventarisierung der Bestände sowie bei der Steigerung der Attraktivität von deren Präsentation. Vorrangiges Ziel ist der Erhalt der Heimatsammlung vor Ort in Trägerschaft der Heimatvertriebenen bzw. deren Nachkommen. Bei Bedarf wird aber auch Unterstützung geleistet, wenn Bestände in ein kommunales oder überregionales Museum oder in eine Einrichtung der Herkunftsgebiete überführt werden sollen. Daneben wird Frau Aldenhoff auch den wissenschaftlichen Fachbereich Kunstgeschichte betreuen.

Der Diplom-Kaufmann Christian Bronder ist für den Bereich „Finanzielle Förderungen“ zuständig und bietet für die Einrichtungen der eigenständigen Kulturarbeit der deutschen Heimatvertriebenen fachbezogene Assistenz an. Der Absolvent der Fachhochschule für Wirtschaft (Berlin) und der Anglia Ruskin University (Cambridge u. Chelmsford UK) war nach seinem Studium der BWL viele Jahre im Fördergeschäft des Landes Berlin, des Bundes und der EU tätig. Im Rahmen der EU-Erweiterung war er auch regelmäßig als Berater und Multiplikator in den Beitrittsländern engagiert. Darüber hinaus war er im Rahmen der Zusatzqualifikationen SAP-Berater FI/CO und Bilanzbuchhalter (IHK gepr.) auch freiberuflich als beratender Betriebswirt tätig. Zu seinen künftigen Aufgabengebieten bei der Kulturstiftung gehören u.a. die Beratung über Fördermöglichkeiten, Assistenz bei der Erstellung von Förderanträgen und Verwendungsnachweisen sowie die Beratung bei der Einwerbung von Drittmitteln nichtöffentlicher Art.

Frau Dr. Kathleen Beger leitet fortan die wissenschaftlichen Fachbereiche Geschichte/Zeitgeschichte, Staats- und Völkerrecht sowie Literaturgeschichte. Sie hat Ostslawistik, Polonistik und Osteuropäische Geschichte in Leipzig, Kiew und Wien studiert und im Rahmen der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien an der Universität Regensburg im Fach Geschichte promoviert. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Slawistik der Universität Wien und am Lehrstuhl für Geschichte Südost- und Osteuropas der Universität Regensburg, wo sie Forschungs-, Redaktions- und Lehrtätigkeiten wahrgenommen hat.

Den Bereich Öffentlichkeitsarbeit wird fortan Tomáš Randýsek betreuen, der an der Humboldt-Universität zu Berlin Bohemistik und Neuere deutsche Literatur studierte. Herr Randýsek arbeitete für den Termindienst der Nachrichtenagentur dapd (zuvor ddp) in Berlin und als Entsandter des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) in Prag als Redakteur für die Landeszeitung und die Zeitschrift LandesEcho. Zu seinen künftigen Aufgaben wird neben der Betreuung der Öffentlichkeitsarbeit der Kulturstiftung selbst auch die Entwicklung von Formaten gehören, um die Öffentlichkeitsarbeit der Einrichtungen der eigenständigen Kulturarbeit der Vertriebenen untereinander und mit anderen wissenschaftlichen und kulturellen Einrichtungen, auch grenzüberschreitend, besser zu vernetzen, den Informationsfluss zu befördern und nachhaltige Synergieeffekte anzustoßen. Gleiches gilt für eine bessere Abstimmung der Publikationsorgane. Ebenfalls wird Herr Randýsek künftig u.a. Assistenz beim Einsatz neuer Medien und einer nachhaltigen Öffentlichkeitsarbeit anbieten.

Noch einzustellen ist ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin für den Bereich „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit“, der insbesondere die Zusammenarbeit der Einrichtungen der eigenständigen Kulturarbeit der Vertriebenen mit den Einrichtungen der deutschen Minderheiten und darüber hinaus befördern soll.

Im Rahmen der Gesprächsrunde präsentierten der vormalige Geschäftsführer der Kulturstiftung Dr. Ernst Gierlich und Geschäftsführer Thomas Konhäuser auch das vom Land Nordrhein-Westfalen geförderte Projekt „Virtuelle Heimatsammlungen in Nordrhein-Westfalen“. Hierbei geht es um die digitale Erfassung und die virtuelle Präsentation der Exponate, also der sächlichen Objekte ausgewählter Heimatsammlungen. Die Exponate werden hierzu fotografisch aufgenommen und dann samt einer Beschreibung und weiteren Informationen im Internet in Form einer „virtuellen Heimatsammlung“ verfügbar sein. Der Besucher der Internetseite soll sich in den Räumen der Sammlung frei bewegen können, ganz gemäß seinen Interessen, sei es in den real bestehenden, in 360°-Panorama-Fotografie abgelichteten Räumen, oder, wo dies nicht möglich ist, in virtuell konstruierten Räumen. Er kann sich dann auf einzelne Objekte konzentrieren, sie mit anderen Exponaten vergleichen und dabei zugleich wesentliche Informationen zu dem einzelnen Objekt oder zu Gruppen von Objekten abrufen.

Die Landesbeauftragten stimmten überein, dass die Neuausrichtung der Kulturstiftung mit der Schaffung neuer Personalstellen sehr zu begrüßen sei und auch länderübergreifend zu Synergieeffekten führen wird. Gerne werde man die Kulturstiftung in ihrer Arbeit unterstützen. Gemeinsam diskutierte man insbesondere Möglichkeiten des Erhalts der Heimatsammlungen vor Ort in den Kommunen, aber auch die Bedeutung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.  Kulturstiftung und Landesbeauftragte vereinbarten, gegenseitig in engem Austausch zu bleiben und sich im Herbst zu einer weiteren gemeinsamen Gesprächsrunde zu treffen.

Thomas Konhäuser, Dr. Ernst Gierlich, Reinfried Vogler, Margarete Ziegler-Raschdorf, Stephan Rauhut, Heiko Hendriks

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Gemeinsamer Aufruf der Landesbeauftragten für Vertriebene, Aussiedler und Spätaussiedler von Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen anlässlich des 75. Jahrestages des Kriegsendes

Heute vor 75 Jahren, am 8. Mai 1945, endete mit der Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht der Zweite Weltkrieg in Europa.

Der 8. Mai hat Deutschland und die Welt von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft befreit, und in den westlichen Besatzungszonen des besiegten Deutschlands wurden die Weichen für einen demokratischen und rechtstaatlichen Neuanfang gestellt. Im Gedenken an diese Befreiung darf aber nicht vergessen werden, welche schweren Leiden für viele Menschen mit dem 8. Mai nicht endeten, sondern erst begannen: Wir müssen uns auch an all diejenigen Millionen Deutschen erinnern, die aus ihrer angestammten Heimat jenseits von Oder und Neiße sowie aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa vertrieben wurden, an die, welche durch Flucht und Vertreibung ihr Leben verloren, die in die Sowjetunion deportiert oder als deutsche Minderheit zwar verbleiben konnten, jedoch fortan unterdrückt wurden.

Anlässlich des 75. Jahrestages des Kriegsendes rufen die Landesbeauftragten für Vertriebene, Aussiedler und Spätaussiedler von Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen gemeinsam zurecht dazu auf, die Erinnerung hieran lebendig zu halten, „nicht um deutsche Schuld zu relativieren“, sondern damit „jetzige und künftige Generationen wissen, wohin Krieg, Hass und Gewalt führen, und damit sie begreifen, was Heimatverlust bedeutet. Denn aus der Geschichte lernen kann nur, wer die Geschichte kennt.“

Ganz in diesem Sinne ist es, dem Kulturparagraphen § 96 BVFG entsprechend, ein ganz besonderes Anliegen der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, das Bewusstsein des vielfältigen deutschen Kulturerbes im östlichen Europa bei den Deutschen, aber auch bei unseren Nachbarn in Europa und gemeinsam mit diesen, insbesondere auch bei der jungen Generation, zu befördern, eine Aufgabe, die es in den Folgejahren fortzuentwickeln gilt.

Dauerausstellung „Flucht und Vertreibung“ © Freilichtmuseum Hessenpark GmbH

Zu dem gemeinsamen Aufruf der Landesbeauftragten für Vertriebene, Aussiedler und Spätaussiedler gelangen Sie hier!

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1. Mai 2020

Wechsel in der Geschäftsführung der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen

Mit dem Eintritt in den Ruhestand von Herrn Dr. Ernst Gierlich, der durch Kuratoriumsbeschluss fortan Mitglied des Vorstandes der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen ist, wurde Herrn Thomas Konhäuser zum 1. Mai 2020 die Geschäftsführung übertragen.

Dr. Gierlich hat in seiner über 30jährigen Tätigkeit für die Kulturstiftung, von 1988 bis 1991 als Projektleiter, von 1991 bis 2000 als wiss. Referent für Kunstgeschichte und Öffentlichkeitsarbeit und ab 2001 als Geschäftsführer nicht nur nachhaltig dazu beigetragen, dass sich die Kulturstiftung zu einer anerkannten internationalen wissenschaftlichen Forschungseinrichtung fortentwickelte, sondern auch, dass nach Wegfall der institutionellen Förderung Ende der 90er Jahre die erfolgreiche wissenschaftliche Arbeit fortgeführt werden konnte. Dies verdient größten Dank und höchste Anerkennung.

Mit dem Wechsel in der Geschäftsführung von Dr. Ernst Gierlich hin zu Thomas Konhäuser geht auch eine von der BKM geförderte Neustrukturierung der Kulturstiftung, die auch die Schaffung zusätzlicher Mitarbeiterstellen beinhaltet, einher.

Herr Konhäuser hat im vergangenen Jahr, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, für die Kulturstiftung ein Konzept zur Ertüchtigung der eigenständigen und eigenverantwortlichen Kulturarbeit der Heimatvertriebenen gemäß § 96 BVFG und eng damit verbunden zur Stärkung der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen erarbeitet, woraufhin Haushaltsmittel des Bundes in Hohe von bis zu 500 Ts Euro mit Verpflichtungsermächtigung für die Folgejahre bis einschließlich 2024 bewilligt wurden.

Vor seiner Tätigkeit bei der Kulturstiftung war Herr Konhäuser elf Jahre lang im Deutschen Bundestag Büroleiter des ehemaligen Generalsekretärs des Bundes der Vertriebenen, Herrn Parl. Staatssekretär a.D. und Bundesbeauftragten a.D. Hartmut Koschyk, wodurch er wertvolle berufliche Erfahrungen hinsichtlich der Belange der Heimatvertriebenen, aber auch der deutschen Minderheiten im östlichen Europa sammeln konnte und bestens zu diesen vernetzt ist.

Die Kulturstiftung begrüßt es sehr, dass Herr Konhäuser nach der erfolgreichen Erarbeitung des Förderkonzepts und der damit einhergehenden Bewilligung von Haushaltsmitteln des Bundes seine Arbeit als Geschäftsführer fortsetzt, um die Neustrukturierung der Kulturstiftung in diesem Jahr zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen und er weiterhin seinen Beitrag dazu leistet, nachhaltige Weichen zur Ertüchtigung der eigenständigen und eigenverantwortlichen Kulturarbeit der Heimatvertriebenen zu stellen.

Auch nach seinem Wechsel in den Vorstand arbeiten Herr Dr. Gierlich und Herr Konhäuser unverändert sehr eng zusammen, um den fließenden Übergang der Geschäftsführung in diesem Jahr weiterhin zu gewährleisten und gemeinsam die Neuausrichtung der Kulturstiftung voranzubringen.

Trotz Corona-Krise werden die Maßnahmen zur Neustrukturierung, wie beispielsweise die Personalsuche, weitgehend uneingeschränkt durchgeführt, und auch die Planungen für die Veranstaltungen und Fachtagungen schreiten zügig voran.

Dr. Ernst Gierlich, Reinfried Vogler (Vorstandsvorsitzender), Thomas Konhäuser

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12. März 2020

Ausstellungseröffnung „Backsteinarchitektur an der Ostseeküste. Neue Perspektiven der Forschung“ in Elbing / Elbląg

Im Archäologischen und Historischen Museum in Elbing / Elbląg fand am 5. März die Eröffnung der Wanderausstellung „Backsteinarchitektur an der Ostseeküste – Neue Forschungsperspektiven / Architektura ceglana na pobrżezu Bałtyku – Nowe perspektywy badań“ statt. Die 39 Tafeln, die bis Ende Sommers gezeigt werden, präsentieren den aktuellen Forschungsstand von Architekturhistorikern, Historikern und Archäologen zur mittelalterlichen Backsteinarchitektur, deren geografischer Reichweite (von Dänemark bis Lettland), Gebäudetypen von Kirchen über Burgen und Bürgerhäuser bis hin zu technologischen Fragen. Die Ausstellung bietet somit einen bedeutenden Einblick in die aktuelle internationale wissenschaftliche Forschung zur Backsteinarchitektur.

Ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtete man im Ostseeraum, in dem es außer dem groben Feldstein kaum geeigneten Naturstein gab, monumentale Bauten aus rot bis gelb gebrannten Kunststein, perfektionierte man diese Technik bei der Errichtung künstlerisch ambitionierter Kathedralen, Kloster-, Stifts- und Pfarrkirchen, aber auch repräsentativer Burgen, Rathäuser und Bürgerhäuser. Bedeutende Beispiele finden sich an der unteren Weichsel, so in Westpreußen mit der mächtigen Marienburg und in Danzig mit der nicht weniger beeindruckenden Marienkirche. Ihre rasche Verbreitung und Dominanz in den nord- und ostdeutschen Küstenstädten verdankt die Backsteinarchitektur vor allem den engen Beziehungen im Verbund der Hanse. Man schuf damit eine Tradition, die bis ins 19. und 20. Jahrhundert fortdauerte und immer noch nachwirkt.

Die Ausstellung wurde von der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen aus Bonn unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Christofer Herrmann (Universität Danzig, Institut für Kunstgeschichte), Prof. Matthias Müller (Universität Mainz, Institut für Kunstgeschichte) und Dr. Ernst Gierlich, Geschäftsführer der Kulturstiftung, unter internationaler Beteiligung von 26 Kunsthistorikern und Bauforschern aus Deutschland, Polen, Dänemark und Lettland. Neben Dr. Gierlich nahm seitens der Kulturstiftung auch Thomas Konhäuser an der Ausstellungseröffnung teil.

Der Direktor des Archäologischen und Historischen Museums, Lech Trawicki, dankte in seinem Grußwort der Kulturstiftung für die enge Zusammenarbeit. Es freue ihn sehr, dass diese wertvolle Ausstellung jetzt auch in Elbing / Elbląg, gezeigt werden könne. In den Jahren 1251 bis 1309 war das Elbinger Ordensschloss der stellvertretende Hauptsitz des Ordensstaates und Sitz der Landmeister von Preußen, danach Sitz des Großspittlers. 1453 nahmen die Bürger Elbings an der Belagerung des Ordensschlosses durch die Polen teil und zerstörten 1454 das Schloss, dessen Ruinen 1554 weitgehend beseitigt wurden.

Dr. Gierlich begrüßte seitens der Kulturstiftung die zahlreichen Teilnehmer an der Ausstellung herzlich und dankte dem Direktor des Museums, Lech Trawicki, dass die Wanderausstellung jetzt auch in Elbing / Elbląg für eine breite Öffentlichkeit präsentiert werden kann, was der Kulturstiftung ein großes Anliegen war. Gerade die nationenübergreifende Identifizierung sei seit Jahrzehnten für die Kulturstiftung Motivation, sich insbesondere der Erforschung des Backsteinbaus zu widmen, öffne sich hier doch die Möglichkeit zu ebenso enger wie unkomplizierter fachlicher Kooperation zwischen Wissenschaftlern aus Deutschland und aus den östlichen Nachbarländern.

„Der Backstein wurde seit dem 12. Jahrhundert nicht zuletzt zum Charakteristikum der Architektur einer weitgespannten Region, die von Flandern im Westen bis ins Baltikum im Nordosten reicht. In besonderer Weise sind dabei die Landschaften der südlichen Ostsee von der Backsteinarchitektur geprägt. Nirgendwo sonst erscheint der Backstein so allgegenwärtig wie hier. Er wurde zu einem wesentlichen Bestandteil der Identität der Bewohner der Region, gleich welcher Nationalität“, so Dr. Gierlich. Ganz besonderer Dank gelte Herrn Dr. Kazimierz Pospieszny, der eine wichtige Ergänzung der Ausstellung durch die Präsentation neuester Forschungsergebnisse zur Konventsburg des Deutschen Ordens in Elbing vorgenommen habe.

Thomas Konhäuser von der Kulturstiftung ergänzte, dass die Ausstellung, die bislang in sieben polnischen Städten gezeigt wurde und unter der Beteiligung von zahlreichen  Kunsthistorikern, Bauforschern und Historikern aus Deutschland und dem gesamten Ostseeraum konzipiert wurde insbesondere auch Ausdruck der grenzüberschreitenden völkerverbindenden Kraft der Wissenschaft sei. Die Erforschung des kulturellen Erbes sei eine gemeinsame Aufgabe. Ausdruck hierfür sei auch die vorbildliche Zusammenarbeit des Archäologischen und Historischen Museum in Elbing / Elbląg mit der vor Ort lebenden deutschen Minderheit, so Konhäuser.

Nach der Eröffnung der Ausstellung referierte der Kunsthistoriker und Experte zur Schlossarchitektur in der Region, Dr. Kazimierz Pospieszny, einer der Mitautoren der Ausstellung, zum Thema „Die Burg des Landmeisters von Preußen in Elbing aus dem 13. Jahrhundert“. Dabei ging er auch auf Forschungsergebnisse ein, die vermuten lassen, dass das ehemalige Hochmeisterschloss größere Ausmaße gehabt haben könnte als die der Marienburg.

Ausstellungstafeln im historischen Kellergewölbe der Vorburg der ehemaligen Konventsburg in Elbing
v.l.n.r. Dr. Ernst Gierlich, Direktor Lech Trawicki, Dr. Joanna Szkolnicka, Kustos Wiesława Rynkiewicz-Domino, Thomas Konhäuser, Dr. Kazimierz Pospieszny
Vortrag von Dr. Kazimierz Pospieszny zur Elbinger Konventsburg

 

Zur Internetseite des Archäologischen und Historischen Museums in Elbing / Elbląg gelangen Sie hier.

Muzeum Archeologiczno-Historyczne w Elblągu