Zu der internationalen kunsthistorischen Fachtagung lädt die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Bonn, in Verbindung mit dem Deutsch-Polnischen Forschungsinstitut am Collegium Polonicum, Słubice, herzlich ein!
26./27. Oktober 2017, Köln, Maternushaus
Die Idee der modernen Denkmalpflege und damit verbunden der Wunsch, mittelalterliche Monumente wiederherzustellen oder zu vollenden, entstand an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Dabei spielten die aufkommende Frühromantik sowie der infolge der Französischen Revolution auch in Deutschland entstehende Patriotismus eine entscheidende Rolle. Bei der Marienburg an der Nogat – in der östlichsten Provinz des Königreichs Preußen gelegen – wurden diese Ideen erstmalig in die Realität umgesetzt.
Die Wiederentdeckung der alten Residenz des Deutschordenshochmeisters erfolgte ab 1794 durch Friedrich Gilly, zehn Jahre später stellte der preußische König Friedrich Wilhelm III. die Burg formell unter Denkmalschutz – der erste Vorgang dieser Art im deutschen Kulturraum. Die Wiederherstellungsarbeiten an der Marienburg (die sog. „romantische Restaurierung“), bei denen auch die restaurierungsbegleitende Bauforschung schon eine wichtige Rolle spielte, begannen 1817 und zogen sich bis zur Jahrhundertmitte hin.
Die Wiederherstellung der Marienburg in Westpreußen markiert somit den Beginn der Denkmalpflege in Preußen bzw. in Deutschland. Sie bahnte den Weg für die 25 Jahre später in Angriff genommene Fertigstellung des Kölner Domes als eines Symbols staatlicher und kultureller Einheit Deutschlands.
Der Kölner Dom, an der Westgrenze Preußens gelegen, kann als das berühmteste deutsche Zeugnis der frühen Denkmalpflege und historistischen Architekturvollendung gelten. Der Zentral Dombau Verein zu Köln, neben dem preußischen Königshaus wesentlicher Motor der Maßnahme, wurde 1842 gegründet, zu einer Zeit, als die erste Restaurierung der Marienburg schon weitgehend abgeschlossen war, doch war der Vollendungsgedanke wesentlich älter und reichte bis in die Zeit der Wiederentdeckung der mittelalterlichen Kulturlandschaft am Rhein durch die Romantiker am Beginn des 19. Jahrhunderts zurück.
Für Köln sind vor allem die Brüder Boisserée und Friedrich Schlegel als Initiatoren der Idee der Vollendung zu nennen. Hervorzuheben ist auch das Engagement des Schlesiers Joseph von Eichendorff, der als preußischer Beamter sowohl die Wiederherstellung der Marienburg als auch des Kölner Doms administrativ und literarisch begleitete, wie überhaupt die Bedeutung preußisch/ostdeutscher Persönlichkeiten (Friedrich Schinkel, Ernst Friedrich Zwirner, Theodor von Schön) für die Domvollendung im Westen nicht zu unterschätzen ist.
Aus Anlass des 200-jährigen Jubiläums des Restaurierungsbeginns in Marien-burg (1817) und des 175-jährigen Jubiläums des Beginns des Weiterbaus des Kölner Doms (1842) soll also die Wiederherstellung bzw. Vollendung dieser Gebäude im Geist der Romantik aus aktueller Forschungsperspektive vorgestellt und diskutiert werden. Dabei werden sowohl der politische und geistesgeschichtliche Hintergrund als auch die konkrete Arbeitsweise der frühen Denkmalpflege beleuchtet. Darüber hinaus sollen auch weitere frühe Restaurierungs- und Vollendungsprojekte in Deutschland und Mitteleuropa als Vergleichsbeispiele (z.B. die Dome in Speyer, Magdeburg und Prag) in die Diskussion eingebracht werden.
Die wissenschaftliche Leitung der Tagung liegt in den Händen von Prof. Dr. Christofer Herrmann, der an der Universität Danzig/Gdańsk lehrt und derzeit an der TU Berlin tätig ist. Die weitere Tagungsorganisation leiten die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, vertreten durch Dr. Ernst Gierlich, und das Deutsch-Polnische Forschungsinstitut am Collegium Polonicum, vertreten durch Dr. Kazimierz Pospieszny.
Programm
(Änderungen und Ergänzungen vorbehalten)
Donnerstag, 26. Oktober 2017
9.00 Uhr
Begrüßung
Prof. Dr. Christofer Herrmann, Danzig/ Berlin
Einführung in die Tagungsthematik
Sektion 1: Die Marienburg
9.30 Uhr
Prof. Dr. Udo Arnold, Bad Münstereifel
Der Deutsche Orden und der preußisch-deutsche
Patriotismus im 19. Jahrhundert
10.15 Uhr
Prof. Dr. Bernhart Jähnig, Berlin
Theodor von Schön als Initiator der Wiederherstellung
der Marienburg
11.00 Uhr
Kaffeepause
11.30 Uhr
Dr. Kazimierz Pospieszny, Marienburg/ Malbork
Die Bedeutung der Bauforschung in der Restaurierung
des Marienburger Hochmeisterpalastes 1817-1925
12.15 Uhr
Justina Lijka, Marienburg/ Malbork
Im Dienst der Idee. Die Ansichten des Marienburger
Schlosses des Danziger Vedutenmalers Johann Carl
Schultz aus der Zeit der romantischen Restaurierung
13.00 Uhr
Mittagessen
14.30 Uhr
Izabela Brzostowska, Thorn/ Torun
Der Restaurierung zweiter Teil –
Die Marienburg unter Konrad Steinbrecht
Sektion 2: Architekturvollendung und frühe Denkmalpflege im 18./19. Jahrhundert
15.15 Uhr
Prof. Dr. Dethard von Winterfeld, Mainz
Wiederaufbau und Restaurierung des Speyerer Doms
im 18./19. Jahrhundert
16.00 Uhr
Kaffeepause
16.30 Uhr
Dr. Rita Mohr de Pérez, Berlin
Die Restaurierung des Magdeburger Doms in der Frühzeit
staatlicher Denkmalpflege
17.15 Uhr
Ing. Arch. Petr Chotebor, Prag
Die Vollendung des Prager Doms
Abendvortrag
19.30 Uhr
Prof. Dr. Christofer Herrmann, Danzig/ Berlin
Die romantische Wiederherstellung der Marienburg ab 1817 –
200 Jahre Denkmalpflege in Deutschland
Freitag, 27. Oktober 2017
Sektion 3: Der Kölner Dom
9.00 Uhr
Prof. Dr. Stefan Samerski, Berlin
Die Preußischen Könige und der Weiterbau des Kölner
Doms im Spannungsfeld zwischen Preußen und den
Rheinlanden
9.45 Uhr
Michael H. G. Hoffmann, Köln
Vorgeschichte und Gründung des Zentral Dombau Vereins
Köln
10.30 Uhr
Kaffeepause
11.00 Uhr
Elmar Scheuren, Königswinter
Auf der Suche nach dem richtigen Stein –
Ernst Friedrich Zwirner der Dom und der Drachenfels
11.45 Uhr
Dr. Thomas Schumacher, Köln
Die Kölner Dombauhütte im 19. Jahrhundert
12.30 Uhr
Mittagspause
14.00 Uhr
Dr. Klaus Hardering, Köln
Führung im Kölner Dom mit Bezug zur Tagungsthematik
16.00 Uhr
Tagungsende
Hinweise für Tagungsteilnehmer
- Tagungsstätte
Maternushaus, Kardinal-Frings-Str. 1-3, 50668 Köln,
Telefon: 0221/ 1631-0, E-Mail: info@maternushaus.de, www.maternushaus.de
- Anfahrt
- Über die Autobahnen: Ausfahrt Zentrum/Innenstadt.
Von da folgen Sie der roten Farbzone ‚Dom/Rhein‘ des Kölner Parkleitsystems und erreichen den Hauptbahnhof bzw. Dom. Parkmöglichkeit in der Tiefgarage des Maternushauses nach Verfügbarkeit (gebührenpflichtig). - Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Köln HBF. Von dort sind es nur 5 Minuten über die „Dompropst-Ketzer-Straße“ zum Maternushaus. Nächste U-Bahn-Haltestellen: Appellhofplatz und Hbf-Köln
- Anmeldung
Um verbindliche Anmeldung wird bis spätestens 12. Oktober 2017 gebeten. Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge ihres Eingangs berücksichtigt. Angemeldete Teilnehmer erhalten eine Bestätigung.
- Verpflegung und Unterkunft
Das Mittagessen am 26. Oktober ist im Teilnehmerbeitrag ent-halten. Die Teilnehmer (außer den Referierenden) werden gebeten, für ihre Unterkunft selbst Sorge zu tragen.
- Fahrkosten
Diese können, soweit Mittel vorhanden sind, für die Teilnehmer bei Benutzung der Deutschen Bahn AG in der niedrigsten Wagen-klasse mit € 25,-, bei erforderlicher Benutzung der ausländischen Bahngesellschaften mit € 75,- bezuschusst werden. Hierfür ist die Vorlage der Fahrkarte notwendig. Bei Benutzung des PKW ist die Wegstrecken-Entschädigung für Hin- und Rückfahrt auf einen Betrag von € 0,20 pro km, höchstens jedoch auf € 25,- begrenzt. Für Personen- und Sachschäden bei der An- und Abreise sowie am Tagungsort kann keine Haftung übernommen werden.
- Teilnehmerbeitrag
Der Teilnehmerbeitrag beträgt 60,- €. Studenten und nachweislich Arbeitslose können auf Antrag vom Teilnehmerbeitrag befreit werden.
- Rückfragen
Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen
Godesberger Allee 72-74, 53175 Bonn
Telefon: 0228/ 91512-0
E-Mail: kulturstiftung@t-online.de