Vortrag, 09.03.2022

Haus des Deutschen Ostens: Eine jüdisch-deutsche Familiengeschichte in Böhmen

 

 

 

 

 

Referent: Dr. Jan Mühlstein (München)

Veranstaltungsort: Online und Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München

Veranstaltungsbeginn: 19 Uhr

In Kooperation mit: Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit München-Regensburg

Eine Veranstaltung im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit 2022

Erste jüdische Ansiedlungen sind in Böhmen bereits für das 10. Jahrhundert belegt. Von Anfang an war Prag ein wichtiges jüdisches Zentrum nicht nur innerhalb Böhmens, sondern für ganz Mittelosteuropa. Weitere Zentren in Böhmen waren Brüx/Most, Teplitz-Schönau/Teplice und Aussig/Ústí nad Labem.

Wie in vielen Teilen Europas begann die jüdische Emanzipation in Böhmen Ende des 18.–Anfang des 19. Jahrhundertd. Wichtige rechtliche Schritte innerhalb der Habsburgermonarchie waren dabei das Toleranzpatent von Joseph II. und die später erfolgte verfassungsrechtliche Gleichstellung. In der 1918 gegründeten Tschechoslowakei gab es bei der Volkszählung erstmals die Möglichkeit, als Nationalität auch „Jude“ auszuwählen. Trotzdem entschieden sich viele Juden für die Nationalität „Deutscher“ oder „Tscheche“.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland flohen viele Juden in die Tschechoslowakei. Doch mit dem Münchner Abkommen von 1938 und der Errichtung des „Reichsprotektorats Böhmen und Mähren“ 1939 bot sich auch dort kein Schutz mehr. Ein Großteil der jüdischen Bevölkerung wurde im KZ Theresienstadt interniert und von dort in andere Lager verschleppt und ermordet. Nur eine Minderheit der böhmischen Juden überlebte die Schoa.

Am Beispiel seiner Familie, deren Geschichte er bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen kann, erzählt Jan Mühlstein über die – trotz des tragischen Einschnitts der Schoa – erfolgreiche Emanzipation der Juden in Böhmen.

 

Dr. Jan Mühlstein wurde 1949 in Most / Brüx in der Tschechoslowakei geboren und wuchs in einer deutschsprachigen jüdischen Familie auf. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings emigrierte er nach Deutschland. In München studierte und promovierte er im Fach Physik und war später als Wirtschaftsjournalist tätig. Er ist Mitbegründer der liberalen jüdischen Gemeinde Beth Shalom in München, deren Vorsitzender er lange Jahre war. Derzeit ist er Vorsitzender der Stiftung Synagoge Beth Shalom. Von 1999 bis 2011 war er Vorsitzender der Union Progressiver Juden in Deutschland.

 

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