Im Jahre 1926 wurde er Apostolischer Administrator von Schneidemühl, 1930 Bischof von Ermland. Als Nachfolger des konservativen Bischofs Augustinus Bludau setzte er sich für jene Reformen in der Kirche ein, die von der katholischen Jugendbewegung ihren Ausgang nahmen. Einfachheit und Schlichtheit, ein stark ausgeprägtes Gefühl für soziale Gerechtigkeit und ein nahezu franziskanisches Leben als Bischof zeichneten ihn besonders aus und machten ihn in seiner Diözese sehr beliebt. Besonders die Jugend stand hinter ihm. Nachdem er 1945 in der Ausübung seines Bischofsamtes stark behindert wurde, wies ihn die polnische Regierung schließlich, nach der Besetzung des Ermlandes, aus. Am 24. Juni 1946 ernannte ihn Papst Pius XII. zum Päpstlichen Sonderbeauftragten für die heimatvertriebenen Deutschen. Nach einem längeren Aufenthalt in Rom begab er sich energisch an die Arbeit. Frankfurt am Main wurde sein neuer Amtssitz. Seine Hauptaufgabe sah er in der Vermittlertätigkeit zwischen den Heimatvertriebenen und den kirchlichen wie staatlichen Behörden, den Militärverwaltungen und dem Ausland. Den vertriebenen Priestern und dem Priesternachwuchs galt seine besondere Sorge. Er richtete das „Priesterreferat“ ein, das seine Arbeit im Oktober 1946 aufnahm und den vertriebenen Klerus erfaßte, ihm neue Aufgaben zuwies. Schon im ersten Jahre wurden 2194 Priester nach Herkunfts- und Aufnahmediözesen erfaßt. Im März 1947 fand in Königstein im Taunus die erste Arbeitstagung der Diözesanflüchtlingsseelsorger statt. Es war die einzige dieser Tagungen an der Bischof Kailer selbst teilnehmen konnte. Von seinen unermüdlichen Bemühungen und einem asketischen Leben aufgezehrt, starb er nach seiner Rückkehr von der großen Heimatvertriebenenwallfahrt nach Vierzehnheiligen im Juli 1947 in Frankfurt am Main.
Bibl.: Brockhaus Enzyklopädie 1970; Sammelwerk: „Die Vertriebenen in Westdeutschland“, Kiel 1959.
(1972)