Historische Karten
Deutsche Ostsiedlung
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Der Limburger Bischof Ferdinand Dirichs hatte als Vertriebenenbischof für den 31. März 1948 zu einer Besprechung über Fragen der katholischen Flüchtlingshilfe nach Limburg geladen. Angezielt war eine Absprache und Arbeitsteilung unter den Organisationen, die im Bereich der Vertriebenenarbeit in der katholischen Kirche tätig waren. Das Gespräch kam zu dem Ergebnis, dass sich die Flüchtlingshilfe der […]
Das Jahr 1762 brachte für das damals im Siebenjährigen Krieg am Rande der Erschöpfung stehende Preußen Friedrichs des Großen die entscheidende Wende, das „Mirakel des Hauses Brandenburg“. Die Thronbesteigung der Zarin Katharina II. am 9. Juli 1762, die zwar nicht das von ihrem Vorgänger Peter III. am 5. Mai 1762 abgeschlossene Bündnis bestätigte, sondern sich […]
Seit der Regierungszeit Zar Peters I., des Großen, ist nicht nur eine verstärkte Öffnung Russlands dem Westen gegenüber festzustellen, auch die Politik des Zarenreiches orientiert sich stärker in westliche Richtung. Mit der Gründung der neuen Haupt- und Residenzstadt St. Petersburg trat zunächst der Ostseeraum stärker in das Blickfeld der russischen Außenpolitik, ein Gebiet, das bislang […]
Im Sommer 1773 kam es in der Kirchengeschichte zu einem einmaligen Vorgang: Papst Clemens XIV. hob die Gesellschaft Jesu auf, die sich seit der Gründung durch Ignatius von Loyola in der Mitte des 16. Jh. zu einem Flaggschiff gegenreformatorischer Kräfte entwickelt hatte. Der Jesuitenorden war dem Papst direkt unterstellt und hatte es nie an Loyalität […]
„Frisch-Frei-Fröhlich-Fromm“ Leibesübungen und körperliche Ertüchtigung haben in vielen Kulturen Tradition, ja sie gehören zur Tradition. Sie standen und stehen nicht zuletzt auch in Verbindung mit religiösen Festen. In der weltweiten Geschichte finden sich vielerlei Beispiele, auch im Europa der klassischen Antike, vor allem in Griechenland. Die aus dieser Zeit stammenden Ausdrücke werden vielfach bis heute […]
Das Kriegsjahr 1622 brachte für die kleine Hauptstadt Glatz der gleichnamigen Grafschaft im östlichen Böhmen mit ihrem befestigten Schloss eine verheerende Zeitenwende: Ende einer knapp ein Jahrhundert dauernden evangelischen Kirche und Beginn einer Rekatholisierung durch das habsburgische Kaiserhaus bzw. böhmische Königshaus. Der evangelische Prediger Georg Aelurius (eigentlich Katschker, 1596-1627) schildert in seiner deutsch verfassten Chronik […]
Entstehung und theologisches Profil der ‚Formula Pii consensus‘ als heterodoxe rezeption der Wittenberger Theologie Die Verbreitung der von Wittenberg ausgehenden Reformation seit den frühen 1520er Jahren unter den Siebenbürger Sachsen, einer seit dem Hochmittelalter als Wehrbauern, Händlern und Handwerkern angesiedelten, privilegierten Gruppe von „Teutonici/ Flandrenses/ Saxones“ in Hermannstadt gilt als bekannt. Zur Konfessionsbildung kam es […]
75 Jahre nach der in Potsdam organisierten Vertreibung von 15 Millionen Ostdeutschen aus ihrer angestammten und von ihnen seit Jahrhunderten aufgebauten Heimat darf und muss man fragen, warum es im zerstörten Deutschland der Nachkriegszeit nicht zur Radikalisierung der Vertriebenen kam. Bekanntlich hatten die Tschechoslowakische und die Polnische Exilregierung in London schon unmittelbar nach Kriegsbeginn Vertreibungspläne […]
Vor 75 Jahren, am 13. Januar 1946, dem Jahrestag der Marienerscheinung von Philippsdorf, wurde in München die Ackermann-Gemeinde als Gemeinschaft von Katholikinnen und Katholiken aus Böhmen, Mähren und Mährisch-Schlesien gegründet. Motor und geistiger Inspirator war P. Paulus Sladek OESA, von 1946 bis 1980 Geistlicher Beirat. Neues zu gestalten war Sladek motiviert durch die Fragen, […]
In einer Kirche, die bereits fast 900 Jahre alt ist, und davon auf rund 600 Jahre unter ungarischer und 150 Jahre unter osmanischer Vorherrschaft zurückblicken kann, relativiert sich die heute zu bedenkende Phase der letzten 100 Jahre eminent. Diese Rückschau auf die Evangelische Landeskirche A. B. in Rumänien seit 1921 in dem vorgegebenen, begrenzten Raum […]
Es war ein internationaler Großversuch am lebenden Objekt: Vor einhundert Jahren, am 20. März 1921, durften rund 1,2 Millionen Menschen in einer freien und geheimen Abstimmung entscheiden, in welchem Land sie künftig leben wollten: in Deutschland oder in Polen. Was bei den anderen Grenzabstimmungen in Schleswig, Allenstein und Marienwerder trotz punktueller Störungen und Gewaltakte insgesamt […]
Kein Heiliger war so beliebt und wurde nach der Madonna auf Brücken, in Kirchen, an Häusern und auf Plätzen so häufig dargestellt wie der Heilige Johannes von Nepomuk. Nicht nur seiner Heimat Böhmen und in allen Ländern des alten Österreich und in Süddeutschland wird er seit seiner 1621 in Rom erfolgten Seligsprechung verehrt, denn auch […]
2021 jährt sich zum vierhundertsten Mal das Gedenken an das Prager „Blutgericht“, das am 21. Juni 1621 auf dem Platz vor dem Altstädter Rathaus exekutiert wurde. Eine polarisierende nationale tschechische Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts erblickte in den Ereignissen alleine einen Unterdrückungsakt gegen das tschechische Volk und seine Freiheit. Das „Blutgericht“ steht aber eng im Zusammenhang […]
Bis zum österreichisch-ungarischen „Ausgleich“ von 1867 waren die Siebenbürger Sachsen eine konfessionell geschlossene Rechtsgemeinschaft und in der Lage, zugewanderte Personen in ihre Gesellschaft zu integrieren. Obwohl immer wieder vereinzelt siebenbürgisch-sächsische Akademiker oder Handwerksgesellen aus Siebenbürgen auch abgewandert waren, hatte die im Ausland erworbene Qualifikation für die allermeisten Sachsen allerdings die Selbstverpflichtung eingeschlossen, zugunsten und zugleich […]
Schon für das Jahr 1945 verfasste der Musikwissenschaftler Rudolf Quoika zur 100-Jahrfeier der Orgelbau-Firma Rieger einen Beitrag Die Orgelbauer Rieger und ihr Haus, der aber aufgrund der Kriegsereignisse nicht veröffentlicht werden konnte. Quoika hatte 1965 in Mainz das Buch Der Orgelbau in Böhmen und Mähren veröffentlicht. Ebenfalls im Jahr 1965 hatte der Jägerndorfer Heimatbrief die […]
Die Integration von rund 15 Millionen Deutschen, die innerhalb weniger Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat im Osten Europas sowie den östlichen Teilen des Deutschen Reichs ins zerstörte West- und Mitteldeutschland geströmt sind, war schwierig und langwierig, aber im Ergebnis erfolgreich. Die Eingliederung so vieler seelisch und körperlich erschöpfter Menschen, die zudem […]
Die Siebenbürger Sachsen übernahmen die Reformation aus Wittenberg. Schon sehr früh – um 1520 – und seitdem bis in die Gegenwart fanden Luthers Schriften und Gedanken in Siebenbürgen nachhaltigen Widerhall. Methodisch muss man den Weg der geschichtlichen Ereignisse Siebenbürgens im 16. Jahrhundert nachvollziehen, aber nicht vom Ende her (teleologisch) denken und argumentieren, sondern umgekehrt, als […]
Ein Erlass des römischen Kaisers Konstantin vom Jahre 321 ist das Dokument, das 2021 zu einer Reihe von Veranstaltungen in vielen Teilen Deutschlands zum Thema „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ führt. Als Konstantin herrschte, gab es noch kein Deutschland und es erhebt sich auch die Frage, wann man von deutschen Juden sprechen kann. Im […]
Am 24. Juni 1945 erfolgte die feierliche Amtseinführung von Bischof D. Friedrich Müller-Langenthal in Hermannstadt. Kurz zuvor hatte der neugewählte „Sachsenbischof“ vor König Michael den Amtseid abgelegt. Damit war ein entscheidendes Signal gesetzt worden nach den verstörenden Ereignissen seit dem Frontwechsel Rumäniens im Spätsommer 1944. Von der Verhaftung des Militärdiktators Ion Antonescu am 23. August […]
Vorgeschichte: Wie konnte es gerade in Brünn zu Hass, Gewalt und Massendeportationen kommen, in einer Stadt, wo Deutsche und Tschechen über Jahrhunderte nicht konfliktfrei, aber friedlich und in gegenseitigem Respekt nebeneinander gelebt hatten? Schon im 19. Jahrhundert hatte das nationale Erwachen der Tschechen zu einem immer stärkeren Aufbegehren gegenüber den in der Habsburger Monarchie staatstragenden […]
Franz Metzner (1870-1919), in Zehlendorf bei Berlin, wo er ein Atelier und eine Villa besaß, an der Spanischen Grippe gestorben, war ein Steinmetz und Bildhauer, der die meiste Zeit seines Lebens in Berlin lebte und arbeitete. Berühmt geworden ist er durch seinen Figurenschmuck am Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, das der Architekt Bruno Schmitz errichtete und 1913 […]
Nicht nur den deutschen katholischen Heimatvertriebenen ist der „Speckpater“ Werenfried van Straaten (1913-2003) ein Begriff, der mit seiner Gründung des internationalen Hilfswerkes „Ostpriesterhilfe“ (heute: „Kirche in Not“) gerade in den ersten Nachkriegsjahren für die materielle und seelische Unterstützung Millionen von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen gesorgt hatte. Nicht viele werden jedoch wissen, dass Pater Werenfried Angehöriger des […]
Im August 1744 begann der Zweite Schlesische Krieg. Ihm war 1740-1742 der Erste Schlesische Krieg vorausgegangen. Im Dezember 1740 war der preußische König Friedrich II., der schon zu Lebzeiten Friedrich der Große genannt wurde, ohne Kriegserklärung mit 27.000 Soldaten in das zu Österreich gehörige Schlesien eingefallen. Der junge König hatte erst sechs Monate zuvor […]
Meist denkt man beim Prager Fenstersturz nur an jene rabiate Aktion, die 1618 zum Auslöser des Dreißigjährigen Krieges wurde. Doch die „Premiere“ dieser Form von Selbstjustiz, auch Defenestration genannt, liegt fast 200 Jahre weiter zurück. Der Sommer 1419 in Böhmen war von religiösen Unruhen geprägt. Wochenlang zogen Hussiten durch Prag, um für ihren neuen Glauben […]
Ein weites Feld an Bezügen deutet die Überschrift der Studie zum 250. Geburtsjahr von Ludwig van Beethoven an, die nicht nur geographisch Beethoven-Orte aufzeigt, sondern vor allem auf die vielfältigsten Beziehungen zu Komponistenkollegen und Musikern, zu Mäzenen, Porträtisten und Rezeption weist. In der Folge wird die von Beethoven selbst verkürzte Unterschrift BTHVN unflektiert verwendet. Bereits […]
Am 23. August 1944 stürzte der rumänische König Mihai I. (25. 10.1921, Sinaia/ Rumänien – 5. 12.2017, Aubonne/ Schweiz, König von Rumänien 20.7.1927 – 8.6.1930 und 6.9.1940 – 30.12.1947) die faschistische Militärdiktatur Ion Antonescus, Rumänien vollzog ein „renversement des alliances“, es scherte aus dem Bündnis mit Hitlerdeutschland aus und schloss sich den Alliierten an. Der […]
Am 8.1.1918 hielt der US-amerikanische Präsident Woodrow Wilson (1856-1924) seine berühmt gewordene Rede über sein 14-Punkte-Programm, das die Grundzüge einer Friedensordnung in Europa nach dem Ende des Ersten Weltkriegs darstellte. Die programmatische Rede hielt er vor beiden Häusern des US-Kongresses. Kernpunkt in der öffentlichen Debatte wurde das von ihm immer wieder betonte Selbstbestimmungsrecht der Völker, […]
Am 7. Mai 1919 überreichten die alliierten Siegermächte des Ersten Weltkrieges in Versailles der deutschen Delegation den Entwurf des Friedensvertrages, in dem die Abtretung fast ganz Preußisch-Oberschlesiens an das wiedererstandene Polen gefordert wurde. Oberschlesien war seit dem Kulturkampf eine Bastion der Zentrumspartei gewesen, die mit dem Band des Katholizismus manche soziale und dann auch nationale […]
Die günstig nahe der Weichselmündung liegende Stadt Danzig (heute: Gdańsk) hat innerhalb des west- und ostpreußischen Territoriums stets eine besondere Rolle gespielt. 1225 als deutschrechtliche Stadt gegründet, war sie bereits 1271/72 und 1308 Hauptzielscheibe in den Konflikten pommerellischer Herrscher mit fremden Mächten. Im Krieg des preußischen Bundes und des polnischen Königs gegen den Deutschen Orden […]
Den wenigsten Deutschen ist bekannt, dass die schwäbische Sigmaringen Linie der Hohenzollern den rumänischen Königs-thron innehatte und das deutsche Kaiserreich der Hohenzollern um fast 40 Jahre überlebt hat. Mehr noch, als Kaiser Wilhelm II. im Jahre 1918 zur Abdankung gezwungen wurde, feierte der rumänische König Ferdinand I. von Hohenzollern-Sigmaringen den größten Triumph der rumänischen Geschichte, […]
Preußen, dieses geschichtlich zugleich junge und kurzlebige, aber gleichwohl wirkungsmächtige Gebilde neuzeitlicher Staatsordnung in Europa, besteht bekanntlich nicht mehr. Der Streit um das Ende seiner Existenz konnte bisher nicht abschließend entschieden werden bzw. bleibt eine Frage der historischen Perspektive. Nur als ein Nachklang oder „Nach-Tauroggen“ kann jenes Kontrollratsgesetz Nr. 46 vom 25. Februar 1947 gelten, […]
Wird nach dem Zeitpunkt des Untergangs Preußens gefragt, so werden verschiedene Jahreszahlen genannt, die bis zu acht Jahrzehnte auseinanderliegen: 1867, 1871, 1918/19, 1932, 1934, 1945/47. Die Verfassung des Norddeutschen Bundes vom 16. April 1867 trat am 1. Juli 1867 in Kraft. Mit ihr wurde der heutige deutsche Staat als Norddeutscher Bund gegründet. Er war ein […]
Es ist unmöglich, die Situation des Jahres 1945 juristisch zu analysieren, ohne an das ungeheure menschliche Leid zu erinnern, das damals offenkundig wurde und ertragen werden mußte. Die Befreiung der Konzentrationslager und die Entdeckung der Massengräber hatten das ganze Ausmaß der nationalsozialistischen Verbrechen geoffenbart. Nicht nur viele Deutsche, sondern die ganze Welt erkannte erst jetzt, […]
Mindestens zwanzig Millionen Deutsche wurden im Verlaufe der Ereignisse, die dem Zweiten Weltkrieg vorausgingen, während des Krieges selbst, dann vor allem jedoch in den Jahren von 1944 bis 1946 aus ihrer Heimat gerissen. Zur Flucht und Vertreibung gehörten nicht allein die Aufgabe des heimatlichen Herdes und der vertrauten Umgebung. Zu dem ganzen gnadenlosen Geschehen, dem […]
Nach dem Scheitern der deutschen Großoffensive in den Ardennen befand sich Deutschland zu Beginn des Jahres 1945 an allen Fronten in der Defensive. Ohne strategische Reserven und ohne ein schlüssiges Gesamtkriegskonzept, häufig bis ins Detail durch Eingriffe der Obersten Führung (Hitler) behindert, konnte die militärische Führung nur noch hinhaltenden Widerstand mit gelegentlichen taktischen Erfolgen leisten. […]
In den Richtlinien der am 7. November 1923 konstituierten neuen deutschbaltischen Organisation wird einleitend als Zielbestimmung formuliert: „Zweck der Zentrale deutsch-baltischer Arbeit ist der Zusammenschluss der in Lettland arbeitenden deutsch-baltischen Organisationen und Gruppen, Förderung und Vertretung der Interessen des Deutschbaltentums Lettlands als Gesamtheit und Ausgleich der Kräfte auf den einzelnen Gebieten deutsch-baltischer öffentlicher Arbeit.“ Diese […]
Mit der Neuordnung Europas durch Napoleon und den seine Epoche abschließenden Wiener Kongress (1815) ging eine zwei-te große Welle der Säkularisation und Mediatisierung einher: Die kleinen weltlichen und teilweise auch großen geistlichen Fürstentümer, von denen das Heilige Römische Reich deutscher Nation eine große Zahl gekannt hatte, wurden aufgehoben und ihre Gebiete den großen Fürstentümern zugeschlagen. […]
„Die Historische Kommission hat den Zweck, Quellen und Darstellungen aus dem Gebiet der ost- und westpreußischen Geschichte in streng wissenschaftlicher Form herauszugeben und die Tätigkeit einzelner Personen sowie der ost- und westpreußischen Geschichtsvereine, soweit diese den Zielen der Historischen Kommission entspricht, durch Beihilfen zu unterstützen.“ Mitten in der Inflation setzte sich die in der Stadtbibliothek […]
Als König Ferdinand I. von Rumänien aus seinem kriegsbedingten Rückzugsquartier in Iasi/Jassy zweimal kurz nacheinander, am 5. April und am 6. Mai 1917, eine größere Landumverteilung nach Kriegsende in Aussicht stellte, befanden sich die Regierung, das Heer und auch die Landwirtschaft Altrumäniens in einer seit längerem währenden Krise. In der Landeshauptstadt Bukarest, die am 6. […]
In den Jahren ab 1910 bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs gab es in verschiedenen deutschen Städten, etwa München, Regensburg, Bayreuth, Chemnitz, Berchtesgaden, Zittau, Plauen, Zwickau, Leipzig, Marburg, Trier, Göttingen und Berlin „Blumentage“. 1912 fand sogar ein Blumentag in Daressalam in Deutsch-Ostafrika statt. Für die Blumentage wurde jeweils eine bestimmte Blume, meistens eine Margerite, ausgewählt […]
Die günstig nahe der Weichselmündung liegende Stadt Danzig hat innerhalb des west- und ostpreußischen Territoriums stets eine besondere Rolle gespielt. 1225 als deutschrechtliche Stadt gegründet, war sie bereits 1271/72 und 1308 Hauptzielscheibe in den Konflikten pommerellischer Herrscher mit fremden Mächten. Im Krieg des preußischen Bundes und des polnischen Königs gegen den Deutschen Orden 1454 bis […]
Die sogenannten Bodenreformen oder Agrarreformen im 20. Jahrhundert, die in der Sache vornehmlich eine Enteignung des größeren landwirtschaftlichen Grundbesitzes in den verschiedensten Ländern bedeuteten, sind ein historisches Kapitel, das einer unbedingten Bearbeitung bedarf. Die durchgeführten unterschiedlichen Enteignungen reichten von legalen Maßnahmen, verbunden mit einer Entschädigung, bis hin zu illegalen, zur willkürlichen Vertreibung vom angestammten Eigentum […]
Als sich die führenden Staatsmänner der siegreichen alliierten Mächte in Paris trafen, um nach dem Ende des Ersten Weltkrieges eine dauerhafte und gerechte Friedensordnung in Europa zu begründen, in der zukünftig alle noch schwebenden Streitfragen mit Hilfe eines erst noch zu schaffenden „Völkerbunds“ friedlich geregelt werden sollten, stellte sich schon bald heraus, daß das vor […]
In Artikel 83 des Versailler Friedensvertrages vom 28. Juni 1919 bestimmten die Siegermächte des Ersten Weltkrieges die Abtretung des südlichen Teiles des Kreises Ratibor vom Deutschen Reich an die Tschechoslowakei. Worum ging es? Bei dem abzutretenden Gebiet handelte es sich um das Hultschiner Ländchen, das sehr fruchtbar war und von der Agrarwirtschaft mit einem hohen […]
In der Historiographie der Siebenbürger Sachsen wird gewöhn-lich die im Jahre 1876 erfolgte Auflösung ihres Selbstverwaltungsgebietes, des sogenannten Königsbodens, als die ein-schneidendste Zäsur in ihrer Geschich¬te seit der Einwanderung eingeschätzt. In Wirklichkeit handelt es sich dabei bloß um den Schlußpunkt einer Entwicklung, die bereits unter Kaiser Joseph II. 1781 durch die Einführung der sogenannten Konzivilität […]
1847/48 erschienen in drei Bänden Neun Bücher Preußischer Geschichte von Leopold von Ranke. Der Autor war 53 Jahre alt und hatte sich mit drei großen Geschichtswerken – Ge-schichte der romanisch-germanischen Völker von 1495 bis 1514 (1824), Die Römischen Päpste, ihre Kirche und ihr Staat im 16. und 17. Jahrhundert (3 Bände, 1834 bis 1836) und […]
Die Beteiligung der besitzenden Schichten am Staatsregiment war in Preußen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das wesentliche Thema. Mehrmals versprach König Friedrich Wil-helm III. öffentlich, eine Vertretungskörperschaft der Bevölkerung zuzulassen, verfügte aber im Jahre 1823 nur die Bildung von Provinziallandtagen. Auch die Hoffnungen, die man auf den Thronwechsel zu Friedrich Wilhelm IV. 1840 […]
Am 18. Oktober 1844 publizierte der seit 1827 als ordentlicher Professor an der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau lehrende Historiker und Leiter des Breslauer Provinzialarchivs Gustav Adolf Harald Stenzel (1792-1854) in einem gedruckten Circular sowie in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften, darunter auch in den „Schlesischen Provinzialblättern“, einen „Aufruf zur Bildung eines Vereins für Geschichte und Alterthum […]
Der polnische Aufstand gegen die russische Herrschaft von 1830 hatte nicht zuletzt dank der militärischen Unterstützung Preußens niedergeschlagen werden können. Erneut hatte Preußen, wie schon beim Aufstand Kociuszkos 1794 die Wiederherstellung eines polnischen Nationalstaates verhindert. Allerdings sah man diesmal keinen Sinn in einer weiteren Expansion und lehnte den Plan Nikolaus I. zur Teilung Kongreßpolens ab, […]
Durch die Gründung des Deutschen Zollvereins 1834 und den Bau der ersten deutschen Eisenbahn 1835 wurde eine grundlegende Änderung der wirtschafts- und verkehrspolitischen Lage in Deutschland eingeleitet. Es bestand jetzt nicht nur ein bedeutend größerer und ungehindert zu erreichender Markt, sondern auch die verkehrstechnische Voraussetzung zu seiner Erschließung. Angesichts der ungünstigen geographischen Lage Schlesiens einerseits […]
Auf dem teilautonomen Gebiet der Siebenbürger Sachsen, dem „Königsboden“, hatte sich das genossenschaftliche Prinzip seit der Ansiedlung im 12. Jahrhundert so konsequent durchgesetzt, daß es dort keinen grundbesitzenden Adel gab. Bauernhöfe erbte je nach örtlichem Brauch der jüngste oder älteste Sohn, die Grundstücke wurden aber unter allen Geschwistern aufgeteilt. Nachdem die ackerfähigen Böden der „Gemeinen […]
Die politischen und territorialen Veränderungen, welche in Deutschland, ausgelöst durch die Französischen Revolutionskriege, um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert eintraten, betrafen auch die Organisation der katholischen Kirche in erheblichem Maße. Indem der Reichsdeputationshauptschluß 1803 die geistlichen Herrschaftsgebiete säkularisierte, zerstörte er das System der Reichskirche. Am Rande des Wiener Kongresses 1814/15 bemühte sich der […]
Ohne Zweifel ist das Buch des vielzitierten livländischen Aufklärers Garlieb Merkel (1769 * 1850) mit dem Titel Die Letten, vorzüglich in Liefland, am Ende des philosophischen Jahrhunderts, in Leipzig 1797 erschienen, für den baltischen Raum ein epochemachendes Werk gewesen. Es ist gleichsam ein Programm für die Emanzipation des lettischen Volkes und zugleich eine Anklage gegen […]
Im Januar 1797 ließ Kant bei Friedrich Nicolovius in Königs-berg den ersten Teil (Metaphysische Anfangsgründe der Rechts¬¬lehre) der seit langem geplanten Metaphysik der Sitten erscheinen. Der zweite Teil (Metaphysische Anfangsgründe der Tugendlehre) folgte im August. Bereits 1798 wurde eine Neuauflage der Rechtslehre nötig, der Kant ”Erläuternde Anmerkungen” beigab. Trotz der Angabe auf dem Titelblatt (1798) […]
Es gibt philosophische Werke, deren Inhalt sich über mehrerere Jahrhunderte hinweg von einer geradezu unheimlichen Aktualität erweist. Oft liegt sie darin begründet, daß die damals behandelten Probleme im wesentlichen auch unsere Probleme sind und wir anstelle der damals vorgeschlagenen Lösungen keine besseren kennen. Ein solcher Fall liegt auch mit Kants kleinem Traktat „Zum ewigen Frieden“, […]
Schlesien war vor dem Beginn der drei um seinen Besitz und um die Etablierung Preußens als europäische Großmacht von Friedrich II., dem Großen, gegen Maria Theresia geführten Kriege ein reiches Land. Nach dem Hubertusburger Frieden von 1763, der dem Preußenkönig den Besitz des überwiegenden Teiles Schlesiens bestätigte, ging Friedrich mit der gleichen Energie, mit der […]
Zur Vorgeschichte des Friedens von Aachen gehören die Pragmatische Sanktion, die beiden Schlesischen Kriege und der Österreichische Erbfolgekrieg. Im Jahre 1713 erließ Kaiser Karl VI. die Pragmatische Sanktion, die seinen Nachkommen, beim Ausbleiben eines Sohnes, einer Tochter die Nachfolge auf dem Thron sichern und die Unteilbarkeit der habsburgischen Erblande gewährleisten sollte. Dieses Staatsgrundgesetz wurde schließlich […]
Der Dreißigjährige Krieg hatte im 17. Jahrhundert in Brandenburg-Preußen zu einem drastischen Rückgang der Einwohnerzahl geführt. Hiervon hatte sich das Land noch nicht erholt, als Anfang des 18. Jahrhunderts in einzelnen Gebieten nahezu ein Drittel der Bevölkerung der Pest zum Opfer fiel. Aus fiskalischen wie militärischen Gründen gehörte daher die Besiedlung Preußens mit einheimischen wie […]
Der Frieden von Breslau im Juli 1742 hatte zwar Friedrichs II. Besitz über Schlesien zunächst festgeschrieben, doch war Maria Theresia keineswegs gewillt, die Franzosen als Besatzer in Böhmen zu belassen. Diese Aufgabe hätte allerdings Karl von Lothringens militärische Fähigkeiten überstiegen, so daß Khevenhüller mit seinen Truppen das von Österreich besetzte Bayern verließ und bereits im […]
Seit 1242 hatte Lübeck eine Tochtersiedlung an der Mündung des Pregel geplant. Zusammen mit dem Deutschen Orden wollte man vorgehen, hatte sich allerdings von dem zunächst zuständigen Landmeister in Preußen ein so großes Territorium und so weitgehende Rechte zusagen lassen, dass die Leitung des Ordens nicht zustimmen konnte, was 1246 zu einem Schiedsspruch des Bischofs […]
Nach der großen Pest, die 1708/09 vor allem die östlichen Be-reiche des vormaligen Herzogtums Preußen erfasst hatte, war mit Wiederbesiedlungsmaßnahmen schon unter dem ersten König, Friedrich I., begonnen worden, große Erfolge stellten sich jedoch erst danach auf Grund der intensiven Bemühungen König Friedrich Wilhelms I. ein. “Repeuplirung” wurde das Schlagwort seiner bevölkerungs- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen. […]
Die Ostpreußische Kriegs- und Domänenkammer zu Königs-berg wurde am 4. Februar 1723 im Zuge der Neuorganisation der Verwaltung in allen Teilen der preußischen Monarchie gegründet, um im Hinblick auf die Machtzentralisierung eine größere Transparenz und Effektivität für die Wirtschafts- und Finanzverwaltung des Staates durchzusetzen, ein Schritt zur Bildung moderner Finanzministerien. Nach ersten Versuchen unter Friedrich […]
Am 19. Januar 1723 wurden die leitenden Beamten der beiden zentralen Verwaltungsbehörden des brandenburgisch-preußichen Staates, des Generalfinanzdirektoriums und des Generalkriegskommissariats, in die Geheime Ratsstube auf das Berliner Schloß einbestellt, wo sie der wichtigste außenpolitische Berater Friedrich Wilhelms I., der Wirkliche Geheime Rat und Staatsminister Heinrich Rüdiger von Ilgen (1654-1728), erwartete. Er verlas den Anwesenden eine […]
Auf dem Grund und Boden des Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700-1760) wurde in der Nähe des Hutberges an der Straße von Löbau nach Zittau von dem mährischen Exulanten und Zimmermann Christian David (1690-1751) am 17. Juni 1722 der erste Baum zur Anlage Herrnhuts gefällt. Mit der Ansiedlung der um ihres Glaubens willen vertriebenen Anhänger […]
Die große Pest der Jahre 1708/09, eine durch Missernten verursachte Hungersnot und der damit verbundene Staats-bankrott brachten dem vormaligen Herzogtum Preußen wenige Jahre nach der Krönung des ersten Königs, Friedrichs I., 1701 in Königsberg eine Zeit großer Not, insbesondere eine Entvölkerung vor allem der nordöstlichen und östlichen Landesteile. Nach ersten Ansätzen noch unter Friedrich I. […]
Als am 19.9.1721 im finnischen Nystad die Ratifikationsurkunden des im Original in deutscher Sprache abgefaßten Friedensschlusses zwischen Rußland und Schweden ausgetauscht wurden, war ein 21jähriges Ringen um die Vorherrschaft im Nordosten Europas, der Nordische Krieg, beendet. Die Ergebnisse können nur als epochal bezeichnet werden und wir erinnern uns zu Recht an dieses Ereignis. Der Nordische […]
Das Jahr 1720 leitete mit der Festlegung der Peene als Grenze zwischen dem schwedischen und dem preußischen Vorpommern den letzten Abschnitt in der Geschichte eines relativ selbständigen pommerschen Territoriums ein. Es sollten noch weitere 95 Jahre vergehen, bis auch das letzte Teilgebiet des ehemaligen pommerschen Herzogtums an das Königreich Preußen fiel und sich damit die […]
Am 19. März 1700 beschloss Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg, neben einer Sternwarte auch eine „Academie des sciences“ in Berlin „zu établiren“ (Harnack, Bd. II, S. 68). Der Stiftungsbrief und die Generalinstruktion für die „Kurfürstlich Brandenburgische Societät der Wissenschaften“ wurden dann am 11. Juli 1700 vom Kurfürsten unterzeichnet. Damit war die Akademie der Wissenschaften zu […]
Der Friede von Karlowitz am Ende des so überaus kriegerischen 17. Jahrhunderts brachte keinen endgültigen Frieden, doch bedeutete er einen wichtigen Einschnitt auf einem der Kriegsschauplätze in Europa. Es wäre eine unzulässige Verkürzung der historischen Gegebenheiten, würde man bei der Würdigung des Friedens von Karlowitz den Blick allein auf Südosteuropa beschränken; nicht zufällig liegt in […]
Die Schlacht bei Zenta im Jahre 1697 gegen das zahlenmäßig weit überlegene Osmanenheer begründete den dauerhaften Feldherrnruhm des Prinzen Eugen von Savoyen. Der Vernichtungssieg ebnete zugleich den Weg zum Frieden von Karlowitz, der zwei Jahre später von Kaiser Leopold I. und Sultan Mustapha II. unterzeichnet wurde. Der unter Vermittlung der Seemächte geschlossene Friede, der den […]
Mit dem fünfzehnjährigen Herzog Georg Wilhelm von Liegnitz, Brieg und Wohlau starb am 21. November 1675 der letzte männliche Piast in Schlesien – acht Monate nur, nachdem ihn Kaiser Leopold I. in Wien mit den genannten niederschlesischen Herzogtümern belehnt hatte. Die letzte Piastin, Georg Wilhelms ältere Schwester Charlotte, starb drei Jahrzehnte später, am 24. Dezember […]
Im preußisch-deutschen Geschichtsverständnis nimmt die am 28. Juni 1675, also vor 325 Jahren, geschlagene Schlacht bei Fehrbellin in der brandenburgischen Mittelmark einen heraus-ragenden Platz ein. Ausdruck dieser Auffassung war die Aufstellung mehrerer Standbilder des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, des Siegers über die schwedische Armee, am Ort des Geschehens im Laufe der letzten 200 Jahre. […]
Der Westfälische Frieden von 1648 sicherte – in Art. V des Osnabrücker Vertrages (IPO) – für das Gebiet des Alten Reichs weitgehend die Gleichstellung der beiden christlichen Konfessionen. Hiervon ausgenommen waren jedoch, neben den anderen österreichischen Erblanden, weite Teile Schlesiens: Lediglich den Herzögen von Brieg, Liegnitz und Münsterberg-Oels mit ihren jeweiligen Untertanen sowie der Stadt […]
Der Westfälische Frieden vom Oktober 1648 bewirkte nicht nur eine grundlegende Umgestaltung der Binnenstruktur des Reichs, sondern zeigte auch deutlich, wie sehr der Kaiser und die einzelnen deutschen Territorien gegenüber Frankreich und Schweden an Macht verloren hatten. Während sich der Einigungsprozeß in Münster mit Frankreich zügig seinem Ende näherte, erwiesen sich die Verhandlungen mit Schweden […]
Am 20. September 1620 hatten die vereinigten kaiserlichen und ligistischen Heere unter dem Oberbefehl des Grafen Buquoy und des Herzogs Maximilian von Bayern bei Gratzen die Grenze nach Böhmen überschritten, zogen nach Norden, belagerten Pilsen, um sich dann zum Marsch auf Prag zu entschließen. Das böhmische Bundesheer unter Führung von Christian von Anhalt und Graf […]
Am 6. Juli 1598 wurde Ambrosien Vermöllen, ein aus dem niederländischen Lier stammender Mennonit, in die Danziger Bürgerschaft aufgenommen. Dieses Datum wurde als Gründungstag der wenig später von ihm errichteten Likörfabrik übernommen, die seit Anfang des 18. Jahrhunderts den Namen „Der Lachs“ trägt und deren Erzeugnisse weltweite Bekanntheit erlangt haben. Warum aber verschlug es den […]
Danzig gehört zu den wenigen deutschen Städten, in denen bereits im 15. Jahrhundert Ansätze zur Errichtung einer öffentlichen Bücherei zu finden sind. Am 24.6.1413 bestätigte der Ordenshochmeister Heinrich von Plauen dem an der Marienkirche tätigen Geistlichen Andreas Slommow die Aufstellung einer rund 100 (Handschriften-)Bände umfassenden Pfarrbibliothek, die vorwiegend zu Studium und Weiterbildung der kirchlichen Amtsträger […]
Wer vor 1945 die pommersche Bezirkshauptstadt Köslin durchstreifte, stieß auf die Schlosskirche an der Schloßstraße und entdeckte nicht weit davon entfernt den Schloßteich. Doch trotz größten Bemühens konnte der Spaziergänger kein Schloss in seinen Blick nehmen. Dennoch bestimmte in der frühen Neuzeit ein Schloss für fast anderthalb Jahrhunderte die Kösliner Silhouette. Köslin gehörte seit der […]
Es lässt sich nachweisen, dass im ausgehenden Mittelalter die Verbindungen einer Familie, der pommerschen Familie Loitz, für das Wirtschaftsgebiet des hansisch-niederdeutschen Raumes bestimmend waren. Die Loitz sind in ihrer Struktur als Firma durchaus mit den Familien der Fugger und Welser Oberdeutschlands gleichzusetzen. Das Wirtschaftsimperium des Großhandelshauses der Loitzfamilie, das mit seinem beachtlichen Aktionsradius weit über […]
Die Kirchenordnung aller Deutschen in Sybembürgen stellt neben dem Reformationsbüchlein von 1542* die wichtigste Rechtsgrundlage für die Reformation bei den Siebenbürger Sachsen dar. Rechtsverbindlich für deren Einführung in allen Kirchengemeinden auf dem Verwaltungsgebiet des Landstandes natio Saxonica, dem Königsboden, war ein Beschluss der Standesvertretung der Siebenbürger Sachsen, der sogenannten Nationsuniversität, vom Jahr 1550, der sich […]
Der – noch mehrheitlich katholische – Rat der Hansestadt Lübeck hatte im Jahre 1525 einen glücklichen Fang gemacht: Im Keller des Gasthauses „Zum Goldenen Horn“ auf dem Klingenberge hatte man ein Fass mit lutherischen Druckschriften, darunter auch Messen in livischer, lettischer und estnischer Sprache, beschlagnahmen können. Wie einem Bericht des Domdekans Johannes Brand vom 8. […]
Im Zusammenhang mit der Geschichte des Deutschen Ordens steht das Jahr 1525 meist für die Säkularisierung des preußischen Ordensstaates. Doch bedeutet dieses Jahr einen Ein-schnitt auch in der Geschichte Livlands, das in den Jahrhunderten zuvor zwar mit Preußen verbunden gewesen war, allerdings eine andere Entwicklung als der Staat des Hochmeisters genommen hatte. Während sich im […]
In mehrfacher Hinsicht wurde mit dem Frieden von Krakau ein Epochendatum in Ostmitteleuropa gesetzt: staats- und verfassungsrechtlich, territorial- und konfessionsgeschichtlich. Der Hohenzoller Albrecht von Brandenburg-Ansbach, Hochmeister des Deutschen Ordens (seit 1511) verweigerte, darin seinem Vorgänger Friedrich von Sachsen folgend, dem polnischen König Sigismund I. (Zygmunt I.), seinem Onkel mütterlicherseits, die nach den Bestimmungen des Zweiten […]
Am 17. Juli 1524 fanden sich im Rathaus zu Reval die Vertreter der Städte und Ritterschaften Livlands zusammen und fassten den Beschluss, sich fortan nach der evangelischen Lehre zu richten und sie gegen alle Anfeindungen zu verteidigen. Mit diesem Ereignis fasste die Reformation in Livland endgültig Fuß. In ihren Voraussetzungen und in ihrem Verlauf unter-schied […]
Der Begründer der fränkischen Linie der Hohenzollern Friedrich VI. (1460-1536) der Ältere, Markgraf von Ansbach und Kulmbach-Bayreuth, hatte von seinen 17 Kindern 13, die älter als 6 Jahre wurden, standesgemäß zu versorgen. Da eine Landesteilung zufolge einer Verfügung seines Vaters Albrecht Achilles (1414-1486) nicht in Frage kam, mußte das Ziel durch Erbverbrüderungen, kirchliche Ämter, Käufe […]
Die Anfänge der Landstände, also der Repräsentationen des Adels, der höheren Geistlichkeit und der Städte (Bürgertum), reichen in Schlesien an den Beginn des 14. Jahrhunderts zurück. Unterste Ebene ständischen Wirkens war das Weichbild, d.h. der Rechts- und Verwaltungsbezirk einer Stadt mit dem ihr zugeordneten Umland einschließlich der Dörfer. Etwa 50 solcher Weichbilder gab es in […]
Seit der polnisch-litauischen Union 1385/86 war eine wichtige Existenzgrundlage des Deutschen Ordens in Preußen entfallen – der Heidenkampf –, auch wenn der Orden die Christianisierung Litauens zu leugnen versuchte. Gleichzeitig stellte sich der nie bereinigte, sondern durch den Frieden von Kalisch 1343 nur verdeckte Gegensatz zwischen dem preußischen Ordensstaat und Polen erneut: Die Annektion Pommerellens […]
Auf nördlicher, siebenbürgischer Seite der Paßstraße durch das Bucegigebirge in die Donautiefebene erhebt sich noch heute auf dem Dietrichstein die gut erhaltene Schlossanlage Törzburg, die über vierhundert Jahre lang – mit wenigen kurzen Unterbrechungen von 1498 bis 1919 – in der Pflegschaft der von ihr geschirmten Stadt Kronstadt (Brassó, Braşov) gestanden hat. Die Geschichte der […]
Der Deutsche Orden war eine geistliche Korporation, die als solche die Landesherrschaft in den von ihr erworbenen oder eroberten Gebieten ausübte. Weder der Hochmeister, das Oberhaupt des Gesamtordens, noch die Landmeister in seinen drei bedeutendsten Zweigen in Deutschland, Preußen und Livland, die sich allmählich im 13. Jahrhunderts herausbildeten, waren in ihren weltlichen Gebieten Fürsten oder […]
Die schwere Niederlage, die der Deutsche Orden 1410 bei Tannenberg in seinem Krieg gegen das Doppelreich Polen-Litauen erlitten hatte, stürzte seine preußische Landesherrschaft in langandauernde innere und äußere Turbulenzen. Die militärischen, finanziellen und wirtschaftlichen Belastungen, die vier nachfolgende Kriege mit den beiden vereinigten Nachbar-mächten und der ständige von ihnen ausgeübte außenpolitische Druck nach sich zogen, […]
Im Zuge des Unionsvertrages von Krewo (1385), der die Voraussetzung der Erhebung des litauischen Großfürsten Jagiellos (Sohn des Olgirdas) zum König von Polen bot, wurde dessen Vetter Witold (Sohn des Keistutis) 1392 Großfürst der Länder des Großfürstentums Litauen unter der Oberhoheit des polnischen Königs. Doch infolge der herrscherlichen Selbständigkeitsbestrebungen Witolds führte die polnisch-litauische Union nicht […]
600 Jahre sind vergangen, seit Hochmeister Konrad von Jungingen am 21. September 1398 den Einwohnern der Siedlung vor der Ordensburg Gerdauen am Omet, einem rechten Nebenfluss der Alle, das Stadtrecht verliehen hat. Dieses Datum steht jedoch nicht am Beginn der Besiedlung dieses Teils des prußischen Gaues Barten, sondern ist wie oft als Abschluß einer Entwicklung […]
Die Union, die das Königreich Polen und das Großfürstentum Litauen 1385/86 miteinander vereinbarten, veränderte mit einem Schlag die politische Großwetterlage in ganz Ostmittel-europa und lenkte die Geschicke dieser Region mit ihren beabsichtigten kurzfristigen und unbeabsichtigten langfristigen Folgen in eine neue Richtung. Der heidnische litauische Groß-fürst Jagiello trat durch seine Taufe zum Christentum über, ehelichte die […]
Beim Eidechsenbund handelt es sich um eine Rittergesellschaft in Preußen, wie es sie andernorts im 14. Jahrhundert auch häufiger gab. Der Eidechsenbund wurde am 29. September 1397 von vier Landesrittern gegründet, es waren die Brüder Nikolaus und Johannes von Renys sowie Friedrich und Nikolaus von Kynthenau. Der Gründungsort war Rheden im Kulmer Land. Der Name […]
Als im Frühsommer des Jahres 1397 in Danzig erneut über die Herstellung des inneren Friedens in Livland beraten und nach Möglichkeit auch eine Entscheidung herbeigeführt werden sollte, waren erst gut drei Jahrzehnte vergangen, seit im Mai 1366 unter der Leitung von Hochmeister Winrich von Kniprode eine ähnliche Versammlung zusammengetreten war. Da-mals hatten der Hochmeister und […]
In ihrem Bestreben, auf Nord- und Ostsee ungehindert Handel treiben zu können, geriet die Hanse immer wieder in Konflikte mit den Seeanrainerstaaten, die ihrerseits über die politischen Ziele hinaus auch Handelsinteressen verfolgten. Ein solcher Konflikt kulminierte im Krieg der Hanse gegen Dänemark in den Jahren 1367 bis 1370. Nach dem Hansetag in Köln 1367 (Kölner […]
Neuenburg (Kreis Schwetz) leitet seine anfängliche Bedeutung von seiner lokal-geographischen Situation auf dem linken hohen Weichselufer her, wo bereits im 13. Jahrhundert eine pommerellische Burg entstand, die 1266 erstmalig erwähnt wird. 1282 erfolgte eine Niederlassung der Franziskaner. Der Burgplatz geriet 1301 in den Besitz von Peter Swenza. Seit 1302 ist eine deutsche Gerichtsgemeinde nachweisbar. Als […]
In der Geschichte der Beziehungen des Herzogtums Pommern zum Deutschen Reich nimmt das Jahr 1348 eine hervorragende Stellung ein. In jenem Jahr wurde die Rechtsstellung des Herzogtums in seinen beiden Teilen im Deutschen Reich wesentlich erhöht. Als handelnde Personen treten uns König Karl IV. und Herzog Barnim III. von Pommern-Stettin entgegen. Der 32jährige Karl aus […]
Als Hochmeister Heinrich Dusemer unter Mitwirkung des neu-en Osteroder Komturs Günther von Honstein am 24. September 1349 zu Gilgenburg der Stadt Soldau eine Handfeste nach Kulmer Recht ausstellte, war dies nicht die Gründung einer städtischen Siedlung unterhalb des Zusammenflusses von Skottau und Neide, sondern bezeichnet – ähnlich wie bei an-deren Städten – den Endpunkt der […]
Während der bereits abflauenden bäuerlichen Zuwanderung ins westliche Preußenland war im Staat des Deutschen Ordens gegen Mitte des 14. Jahrhunderts die Entstehung der Stadtlandschaft noch voll im Gange. Auch wurden die Grenzen zwischen ordenseigenem Land, dem erzbischöflichen Territorium und freiem bäuerlichen Besitz abgesteckt. So erhielten im Herbst 1346 die ermländischen Mitglieder des Domkapitels das Gebiet […]
Wahrscheinlich verlieh Fürst Sambor um 1200 dem Kloster Oliva das Dorf „Puzk“ (Putzig). Oberhalb von Putzig errichtete das Kloster durch die Kurie Starsin eine Fischerstation. Erstmals wird die Kastellanei Putzig 1271 in einer Urkunde erwähnt. Die Grenzen der Kastellanei sind nicht genau bekannt. Sie dürften in etwa denen des Fischamtes Putzig zur Zeit des Deutschen […]
Am 7. April 1348 verkündete Karl IV., böhmischer und deutscher König, nachdem er bereits anlässlich seines Gründungsprivilegs für die Prager Neustadt am 8. März 1348 beiläufig auch die bevorstehende Universitätsgründung erwähnt hatte, die Errichtung eines „Generalstudiums“ „zur Erhöhung seines geliebten Erbkönigreichs Böhmen“. Den künftigen Doktoren, Magistern und Scholaren versprach er eine reiche Ausstattung seiner Stiftung […]
Im Laufe des 13. Jahrhunderts war Schlesien durch wiederholte dynastische Erbteilungen im landesherrlichen Piastenhause in etwa ein Dutzend politisch selbständige, untereinander vielfach zerstrittene Kleinfürstentümer zerfallen, die seit Ende des 13. Jahrhunderts, vor allem aber zu Beginn des 14. Jahrhunderts immer stärker in den Sog ihrer mächtig expandierenden Nachbarn, Böhmen im Westen und Polen im Osten, […]
Explicit bellum Prussie. Incipit bellum Lethowinorum. (Hier endet der Krieg in Preußen. Es beginnt der Krieg gegen die Litauer.) Mit dieser knappen Kapitelüberschrift hat Peter von Dusburg in seiner Chronik des Landes Preußen den Beginn eines neuen Zeitalters eingeleitet. Nach der endgültigen Unterwerfung der Prußen im Jahre 1283 waren die benachbarten, jenseits der Memel lebenden […]
Nach den Darstellungen M. Klingseisens von 1568 und Kasper Bruschs soll die Entdeckung der Karlsbader Quellen auf eine Begebenheit im Umkreis Kaiser Karls IV. zurückgehen, die 1347 bzw. 1358 stattfand. Bei einer Jagd in den zum kaiserlichen Schloß Elbogen gehörenden Waldungen war ein Hirsch vom Felsen gesprungen und zusammen mit einem ihn verfolgenden Jagdhund in […]
Die Bemühung des Deutschen Ordens um die Inbesitznahme Livlands war geprägt von militärischem Kampf und Rechtsstreit. Das Ziel war – nach dem Vorbild Preußens –, eine einheitliche Herrschaft in Livland zu begründen. Eine entscheidende Etappe war bereits im 13. Jahrhundert die Vereinigung mit dem in Livland tätigen Schwertbrüderorden. Aber bereits im Umfeld dieses Ereignisses zeigte […]
Pommerschen Urkundenbuch, Stettin 1868 ff. glauben, so befand sich früher an der Stelle, die heute der massige Schloßkörper einnimmt, eine Burg, castrum genannt. Das nach zwei Seiten abfallende bebaute Plateau war mit hohen Erdwällen und Verpfahlungen gegen etwaige Eindringlinge abgesichert. Die frühe Burganlage, die das Plateau weitgehend bedeckte und sich bis zum Marienplatz erstreckte, galt […]
Als Hochmeister Heinrich Dusemer am 22. Juli 1346 der Stadt Tuchel eine Handfeste zu Kulmer Recht ausstellte, war dies der Endpunkt der rechtlichen Stadtwerdung einer schon seit Jahrzehnten bestehenden Siedlung. Erstmalig erwähnt wird Tuchel bereits im Jahre 1287, als der Erzbischof von Gnesen dort zur Einweihung der Kirche erschienen war. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts […]
Das älteste Siegel der Stadt BütowAm 12. Juli 1346 stellte der Hochmeister des Deutschen Ordens, Heinrich Dusemer, eine Handfeste aus, mit der er die Stadt Bütow den beiden Lokatoren Hannos Beschorn und Grote Johan zu ewigem Besitz übergab. Dies erfolgte zu Kulmer Recht wie bei fast allen Städten des Deutschordenslandes. Die Gerichts- und Abgabeverhältnisse wurden […]
Am 19. April 1346 hat König Kasimir der Große (Kazimierz Wielki) den „Lokatoren“ Johann Kesselhuth und Conrad das Privileg zur Gründung einer Stadt nach Magdeburger Recht unterhalb der Burg Bydgoszcz erteilt. Der König wünschte nach den langen Auseinandersetzungen mit dem Deutschen Orden, das im Frieden von Kalisch 1343 (Vgl. OGT 1993, S. 219-222) vereinbarte Grenzgebiet […]
Am 11. Juli 1346 wählten die Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier sowie Böhmen und Sachsen-Wittenberg den Markgrafen Karl von Mähren gegen den amtierenden Kaiser Ludwig IV. zum neuen römisch-deutschen König und damit auch zum neuen Anwärter auf die Kaiserkrone. Diese Wahl wurde möglich, weil Papst Clemens VI. kurz vorher den Mainzer Erzbischof Heinrich von […]
Als der Hochmeister des Deutschen Ordens Ludolf König am 14. September 1345 von seinem Amt zurücktrat, war er wohl nur wenig mehr als 40 Jahre alt. Einer Halberstädter Ministerialenfamilie entstammend, wird er zuerst im Jahre 1326 als Deutschordensbruder im Königsberger Konvent urkundlich genannt. 1328 war er bereits Hauskomtur in Königsberg, drei Jahre später rückte er […]
Im Herbst 1345 vollzog sich in der Leitung des Deutschen Ordens ein auf merkwürdige Weise ausgelöster Wechsel. Anfang des Jahres hatte sich in Königsberg ein glänzend besetztes Aufgebot aus Europa zu einer Litauerreise versammelt. Schlechtes Wetter und die durch eine Geisteskrankheit des Hochmeisters Ludolf König verursachte Handlungsunfähigkeit der Ordensleitung ließen den Feldzug militärisch und politisch […]
Neben der 1255 gegründeten Deutschordensburg Königsberg entstand am unteren Pregel auch eine städtische Siedlung. Diese wurde erst Stadt im Rechtssinne, nachdem die Prußenkriege abgeschlossen werden konnten, als sie nämlich im Jahre 1286 durch eine Urkunde des Landmeisters mit dem Kulmer Recht ausgestattet wurde (vgl. OGT 1986, S. 205-208). Königsbergs Bedeutung nahm rasch zu, zum einen […]
Das Kulmerland – jenes Gebiet östlich des Weichselknies zwischen den Nebenflüssen Ossa und Drewenz – gehört zu den Kernlandschaften des späteren Preußenlandes. Es war schon in vor- und frühgeschichtlicher Zeit und erst recht in der Epoche der Völkerwanderung eine Durchgangsregion, gekennzeichnet durch eine Reihe von Siedlungen und festen Plätzen an seinen Rändern, die die Straßen […]
Am 29. September 1297 verlieh der Landmeister von Preußen, Meinhard von Querfurt, dem bereits seit einigen Jahren dünn besiedelten Gebiet Pazlok an der Weeske im Bistum Pomesanien das Stadtrecht, wobei er in Anlehnung an die Herkunft der dortigen Bewohner seiner Neugründung den Namen Hollant gab (seit dem 17. Jahrhundert erweitert zu Preußisch Holland). Die hochkarätige […]
Mehr als die anderen Regionen des historischen Ostdeutschland war (und ist) Westpreußen ein Burgenland – Ausdruck der kämpferischen und vom Behauptungswillen gekennzeichneten Ge¬schichte seit der Zeit des Deutschen Ordens im Mittelalter. Entsprechend der Eroberungs- und Besiedlungsentwicklung des Preußenlandes, die von Thorn weichselabwärts nach Norden ihren Lauf nahm, reihte sich an dieser Leitlinie bis zur Ostsee […]
Die Stadt Tolkemit ist eine Gründung des Deutschen Ordens. Sie liegt unmittelbar am Frischen Haff zwischen Elbing und Frauenburg und gehörte bis 1945 zum westpreußischen Landkreis Elbing, erhielt danach von der polnischen Verwaltung den Namen Tolkemicko, damals weiterhin Landkreis Elbing (Elbl¹g), und gehört seit der Gebietsreform 1975 zur gleichnamigen Woiwodschaft. An dieser Stelle oder in […]
Die Inseln Rügen und Hiddensee bildeten zusammen mit einem festländischen Teil zwischen der Recknitz-Trebel-Linie und dem Ryk bis 1325 das slavische Fürstentum Rügen mit einem eigenen Dynastengeschlecht. Während im benachbarten Pommern die Christianisierung durch Otto von Bamberg bereits 1124 und 1128 erfolgte und 1140 einen organisatorischen Abschluß durch die Bildung eines Bistums fand, hatte das […]
Unter den häufigen Teilungen Pommerns (s. OGT 1994, S. 270-275) nimmt die von 1295 einen besonderen Rang ein. Sie bildete die Grundlage für das Nebeneinander zweier Linien des pommerschen Herzogshauses, das fast eindreiviertel Jahrhundert dauern sollte. Das Herzogtum Pommern war 1295 im Westen durch den Kummerower See und eine Linie, die bei der Insel Koos […]
Als Kaiser Friedrich II. am 13. Dezember 1250, also vor 750 Jahren, in Castel Fiorentino in Apulien in einem Alter von fast 56 Jahren starb und danach im Dom zu Palermo beigesetzt wurde, endete die lange, ereignisreiche und bewegte Regierungszeit des Reichsoberhauptes, dem der Deutsche Orden im besonderen Maße politische Förderung zu verdanken hatte. Auf […]
Als der vierte Hochmeister des Deutschen Ordens, Hermann von Salza (1209-1239), auf der Suche nach neuen Betätigungsfeldern außerhalb des Heiligen Landes durch den Hilferuf des polnischen Herzogs Konrad von Masowien auf das von dem heidnischen Volk der Prußen bewohnte Land zwischen Weichsel und Pregel gelenkt wurde, ließ er sich von Kaiser Friedrich II. durch die […]
Das plötzliche Aussterben der Babenberger im Mannesstamme – in der weiblichen Linie bestand das Haus noch bis zum Ende des 13. Jahrhunderts – brach jäh eine zukunftsträchtige und bedeutungsvolle politische Entwicklung ab, die sich seit langem, aber stetig entfaltet hatte. Nachweislich waren die Babenberger seit 976 Inhaber der bayerischen Mark, eines Gebietes beiderseits der Donau […]
Wohl im Dezember 1245, also vor 750 Jahren, wurde die Kirchenprovinz Riga geschaffen, denn am 13. Dezember 1245 erlaubte Papst Innozenz IV. dem Erzbischof von Livland und Preußen („archiepiscopo Livonie et Pruscie“), Albert Suerbeer, noch fünf Kleriker in seiner bisherigen irischen Kirchenprovinz Armagh zu versorgen. Einige Wochen später, am 10. Januar 1246, wird dem Klerus […]
Gegen Ende des Jahres 1224 stellte der ungarische König Andreas II. für seine “getreuen Gastsiedler, die Deutschen jenseits des Waldes (fideles hospites nostri Theuthonici Ultrasilvani)” eine mit seinem doppelten Siegel bekräftigte Urkunde aus, die die Empfänger auch als ihren “Goldenen Freibrief” bezeichnen. Zu Recht wird sie als “das für die Siebenbürger Sachsen wichtigste Privileg eingestuft, […]
Nach der Völkerwanderung war auch im südlichen Ostseeraum die Besiedlung stark zurückgegangen. Dieser Zustand hielt bis etwa in das 6. bis 8. Jahrhundert an. In dieser Zeit begannen von Osten her Slaven einzuwandern. Neben dörflichen Siedlungen entstanden auch einige stadtähnliche Handelsplätze. Für das spätere Pommern sind zum Beispiel Stettin, Wollin und Kolberg zu erwähnen. Sie […]
Seit den 60er Jahren des 12. Jahrhunderts waren deutsche Kaufleute aus Gotland von der Dünamündung flussaufwärts ins Landesinnere Livlands vorgedrungen. Der sogenannte portus Semigallorum und Holme bei Üxküll bildeten die Anlauf-stellen. Die Missionierung der Liven war 1186 durch den Segeberger Domherrn Meinhard, der 1188 vom Bremer Erzbischof Hartwig II. zum Bischof von Üxküll/Livland geweiht wurde, […]
Die Erhebung Böhmens zum Königreich steht in engstem Zusammenhang mit Böhmens Verhältnis zum Reich. Die verschiedenen Deutungen dieses Verhältnisses reichen von einer völligen Zugehörigkeit des Landes zum Reich bis zur An-sicht einer ausschließlich persönlichen Lehensabhängigkeit des Böhmenherzogs. Allerdings ist grundsätzlich eine Zugehörigkeit Böhmens zum Reich damit nicht in Zweifel gezogen worden, zumal der Böhmenherzog durch […]
Im Jahre 1175 bestätigte Herzog Boleslaus I. von Schlesien auf der Burg Gröditzberg mit Zustimmung des polnischen Seniorherzogs Miesko Stary und des Bischofs von Breslau die Gründung des Klosters Leubus, dessen Mönche er aus der Abtei Pforta an der Saale berufen und „in antiqui castri sinu super fluminis Odere fluenta“ (im Gelände einer alten Burg […]
Die Pommern wurden zuweilen mit zwinkerndem Auge als ‘umgedrehte Bayern’ bezeichnet, weil ihre Landesfarben eben nicht wie im alten Lande der Wittelsbacher weiß und blau, sondern blau und weiß unter dem Himmel Deutschlands leuchten. Die Heimat der Pommern trug in der Frühzeit ihrer Geschichte den Namen “po more”, was soviel bedeutet wie “Land am Meer”. […]
Der Name Pommern wird zum ersten Male in einer niederbayerischen Quelle verwandt. Die Annalen des auf einer Donauinsel unterhalb der Isarmündung gelegenen Benediktinerklosters Altaha erwähnen den Pommernnamen zum Jahre 1046. Die Annales Altahenses maiores – auch als Niederalteicher Annalen, so benannt nach dem vom Kloster Altaha angelegten Ort, bekannt – sind zwar erst nach 1050 […]
Um die Weihnachtszeit des Jahres 999 brach Kaiser Otto III. von Rom zu einer großangelegten Reise zum Grab des Heiligen Adalbert in Gnesen auf. Vom polnischen Herzog Boleslaw I. Chrobry, der ihm bis zum Bober entgegen zog, prunkvoll auf-genommen und feierlich nach Gnesen geleitet, errichtete er dort zusammen mit diesem im März des Jahres 1000 […]
Das Bistum – ab 1930 Erzbistum – Breslau lag zwar am Rande des Deutschen Reiches, gehörte aber keineswegs zu den unbedeutenden Diözesen. Es war der räumlichen Ausdehnung nach das größte, der Zahl der Gläubigen nach das zweitgrößte Bistum Deutschlands. Gerade durch seine beiden letzten Bischöfe hatte es eine Bedeutung gewonnen, die weit über die eigenen […]
Auf der Rückreise von den baltischen Prußen, die sich hartnäckig seinen Missionsbestrebungen widersetzt hatten, erlitt Adalbert von Prag am 23. April 997, einem Freitag, den Märtyrertod. Nachdem alle Bekehrungversuche gescheitert waren, hatte sich Adalbert von den Prußen abgewandt, um seine Kräfte der Mission der slawischen Liutizen zu widmen. Während einer Rast wurden Adalbert und seine […]
Das Jahr 997 stellt keineswegs das Gründungsdatum der Stadt Danzig dar, sondern nur jenen Zeitpunkt, an dem der Name Danzig zum ersten Mal in einer schriftlichen Quelle auftaucht, im Lebensbericht des Hl. Adalbert, den kurz nach dessen Märtyrertod der römische Abt Canaparius verfaßte. Es heißt hier über die Reise des Bischofs nach Danzig und seine […]
Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt Königsberg datiert auf den 29. Juni 1256. Genannt wird darin das „castrum de Coningsberg in Zambia“. Das Gebiet um die werdende Stadt war seit unvordenklicher Zeit besiedelt; das Pregeltal, gesäumt vom hochansteigenden samländischen Hügelland, ist ein eher schwer zu durchschreitender Landstrich. Diese topographische Lage wird aber durch einen aufgrund […]
Das Jahr 2010 stand im Zeichen der 775-Jahrfeier seit der ersten bekannten urkundlichen Erwähnung von Kronstadt als „Corona“ im Jahre 1235. Den Auftakt zu diesem Jubiläum bildete das von den Organisten Eckart Schlandt und Steffen Schlandt gestaltete Konzert zur Jahreswende am 31. Dezember 2009 in der Schwarzen Kirche, wobei Stadtpfarrer Christian Plajer zu historischen Daten […]
„Im Ort Albendorf, in der Prager Erzdiözese, steht ein Gotteshaus von gewaltiger Größe, wuchtig in seiner Bauart mit prächtigen Kunstwerken, mit Türmen, Kuppeln und vielen Kapellen, geschmückt mit Gemälden und herrlichster Ausstattung, Gott geweiht zu Ehren der heiligen Jungfrau Maria. Dieses Marienheiligtum von Albendorf liegt nahe der Grenze von Böhmen in der Grafschaft Glatz, gleichwie […]
Das von Papst Innozenz III. im Jahre 1213 einberufene Lateranense IV hatte alle Bischöfe des Okzidents und Orients eingeladen. 800 Bischöfe und Äbte waren seit 1215 anwesend, die vom 11. bis 30. November 1215 tagten. Themen waren vor allem der Kreuzzug und die Kirchenreform. Während sich die Historiker in der Literatur über dieses Konzil meist mit den Konflikten zwischen […]
Das Burzenland liegt heute im Herzen Rumäniens, und zwar im südöstlichen Teil des Kreises Kronstadt und ist ein von Gott reich gesegneter Landstrich unserer Heimat. Es bildet eine Senke im südöstlichsten Teil Siebenbürgens, umgeben im Osten und Süden vom Karpatenbogen, im Westen vom Perschaner Höhenzug und im Norden vom Geisterwald und dem Altfluss. Der Name […]
Siebenbürgen war und ist auch heute noch bekannt als das „Traumland des Jägers“. Auch dem außenstehenden Nichtfachmann ist das Siebenbürgische Jägerlied („Ich schieß den Hirsch im wilden Forst, im tiefen Wald das Reh…“), entstanden 1828, geläufig, dessen Text Franz von Schober zugeschrieben wird und das durch die Vertonung von Franz Schubert (1797-1828) weite Verbreitung fand. […]
Im heutigen Rumänien, in dessen zentralem Landesteil Siebenbürgen, lebt eine heute zahlenmäßig kleine deutsche Minderheit, die sogenannten Siebenbürger Sachsen, deren Anzahl etwa 15.000 Seelen beträgt, während der größte Teil dieser Minderheit seit dem Zweiten Weltkrieg und besonders nach der Wende von 1989 hauptsächlich nach Deutschland ausgewandert ist, wo heute über 200.000 Siebenbürger Sachsen leben. Die […]
Die Landsmannschaft Berlin-Mark Brandenburg zählt zu den sogenannten reichsdeutschen Landsmannschaften wie die Ostpreußen oder Schlesier, weil ihr Gebiet, die ehemalige Provinz Brandenburg innerhalb der Grenzen des Jahres 1937 liegt. Zahlenmäßig gehört sie zu den kleinsten Landsmannschaften mit weniger als 10.000 Mitgliedern. Bis zur politischen Wende war sie eine mitteldeutsche und eine ostdeutsche Organisation, nach der […]
Nach dem Zusammenbruch Deutschlands im Zweiten Weltkrieg wurde im Bereich der Sowjetischen Besatzungszone auf der Grundlage eines Befehls der Sowjetischen Militäradministration vom 9. Juli 1945 als neue Gebietskörperschaft das Land Mecklenburg-Vorpommern gebildet. Die pommerschen Gebiete östlich der Oder – bald darauf in einem sich etwas länger hinziehenden Prozess auch das westlich der Oder gelegene Gebiet […]
Pilsen (Plzeń), das im Jahre 2015 neben Mons in Belgien eine der Kulturhauptstädte Europas war, wurde mit der Gründung der Diözese Pilsen im Jahre 1993 das fünfte Bistum Böhmens. Damit war eine über tausendjährige Entwicklung der Diözesanstruktur Böhmens abgeschlossen. In Tschechien kam für die Mährische Kirchenprovinz in Olmütz (Olomouc) für Nordmähren und Sudetenschlesien 1996 noch […]
Die Herausgabe der Stafette steht für das Weiterleben der rumäniendeutschen Literatur in der angestammten Heimat Rumänien. Nach dem Umbruch von 1989 und dem Massenexodus der Rumäniendeutschen danach, besonders in den Jahren 1990 und 1991 mit über 100.000 verkauften Seelen von Ceaucescu an die Bundesrepublik, siedelten von den verbliebenen ca. 300.000 Rumäniendeutschen nochmals ungefähr 200.000 aus, […]
Nach der Eroberung Königsbergs durch die Rote Armee am 9. April 1945 befanden sich noch etwa 110.000 Deutsche in der Stadt. Diese Zahl nahm durch Willkürmaßnahmen der Besatzer, Krankheit (Typhus, Ruhr, Malaria, Diphtherie), Hunger (Dystrophie), Entkräftung und Freitod 1945 und 1946 rapide ab. Am 4. Juli 1946 wurde die Stadt in Kaliningrad umbenannt. Ab Ende […]
1972 verabschiedete die UNESCO in Paris das Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt, meist als Welterbekonvention bezeichnet. Es schützt Stätten, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit und ihrer Bedeutung für die gesamte Menschheit wichtig sind. Bis heute haben 189 Staaten diese Konvention ratifiziert. 2012 umfasst die UNESCO-Liste des Welterbes 962 Denkmäler in 157 Staaten. Die Länder, in […]
1950 als „Banater Schrifttum“ in Temeswar gegründet, seit 1956 in Bukarest als „Neue Literatur“ herausgegeben, war die Zeitschrift, deren Auflage in den siebziger Jahren auf 2000 Exemplare geschätzt wurde, eine der langlebigsten deutschen Literaturzeitschriften außerhalb des deutschen Sprachraums. Die Zeitschrift paßte in das Angebot einer vielsprachigen Minderheitenpresse in Rumänien, das sowohl vor als auch nach […]
Gerhart Hauptmann, der am 6. Juni 1946 in seinem „Wiesenstein“ in Agnetendorf verstorben ist, erlebte nicht mehr die Aufführung der Tragödie „Magnus Garbe“. Erst ein Jahrzehnt später hat sie stattgefunden und wurde als ein Ereignis in der Geschichte des neuen deutschen Dramas, als „ein deutlicher Einschnitt“ angesehen (Gerhard F. Hering). Zu einer weiteren Aufführung kam […]
Vor dem Hintergrund der Ungarischen Revolution entstand im Herbst 1956 unter den Studenten der westrumänischen Stadt Temeswar/Timișoara eine Reformbewegung mit dem Ziel der Erneuerung der rumänischen Gesellschaft. Etwa 3.000 Studenten beteiligten sich am 30./31. Oktober 1956 an Protestkundgebungen, in einer Denkschrift forderten sie u.a. den Abzug der sowjetischen Truppen, Arbeiterselbstverwaltung, Meinungs- und Pressefreiheit. Obwohl sie […]
Seit 1952 steht in Königstein im Taunus in der dortigen Kollegskirche eine Schutzmantelmadonna aus Lindenholz, zu der seitdem von den Vertriebenen gewallfahrt wird. Das 1,80 m hohe Gnadenbild wird als „Mutter der Vertriebenen“ verehrt und wurde unter diesem Stichwort auch in das sechsbändige „Marienlexikon“ des Regensburger Institutum Marianum aufgenommen. Die volkskundliche Wallfahrtsforschung hatte sich nach […]
Zum Lastenausgleich gehört eine Mehrzahl von Gesetzen, neben dem am 1.9.1952 in Kraft tretenden Lastenausgleichsgesetz (LAG) insbesondere das Feststellungsgesetz, das Währungsausgleichsgesetz (beide ebenfalls von 1952), das Altsparergesetz von 1953 und später das Beweissicherungs- und Feststellungsgesetz (für Schäden in der SBZ und DDR), das Flüchtlingshilfegesetz (in Wirklichkeit gerade für übersiedelnde Nichtflüchtlinge) und 1969 das wegen übersteigerter […]
Bei den deutschen Vertriebenen bleibt Papst Pius XII. unvergessen. Als nach Kriegsende fast die ganze Welt von der Kollektivschuld der Deutschen ausging und deshalb die Vertreibung der Deutschen aus ihren angestammten Ostgebieten als gerechte, zumindest aber notwendige Kollektivstrafe ansah, erhob er immer wieder seine Stimme dagegen, so in seiner Weihnachtsansprache 1945: „Wer Sühne für Schuld […]
Was für die schlesischen Katholiken das „Heimatwerk“ ist, ist für die Evangelischen die „Gemeinschaft evangelischer Schlesier“ (GeS). Hinter ihrer Gründung am 22./23. März 1950 in Darmstadt stand das Ziel, die seit 1945 entstandenen, aber unkoordiniert wirksamen Kräfte der evangelisch-kirchlichen Flüchtlings- und Vertriebenenbetreuung zusammen zu fassen und zu bündeln. Im Wesentlichen handelte es sich um drei […]
Es war ein denkwürdiger Tag, als zu Weihnachten 1947 in schicksalsschwerer Zeit unseres Volkes der damalige Erzbischof von Paderborn, Dr. Lorenz Jaeger, seine Unterschrift unter ein Dokument setzte, mit dem die Gründung des St.-Hedwigs-Werkes bestätigt wurde. Es wurde ins Leben gerufen, um all jenen, die unter großen Entbehrungen infolge der Kriegswirren aus dem deutschen Osten […]
Im Jahre 2015 ist es den karpatendeutschen Organisationen endlich gelungen, einen Band mit den Zeitzeugenberichten aus den Schicksalsjahren 1944-1946 herauszugeben, in dem die schrecklichen Ereignisse in den einzelnen Phasen zusammengefasst werden. Zwar gibt es reichliche Veröffentlichungen in Büchern, Chroniken und den über 60 Ausgaben der Karpatenjahrbücher, doch im Gedenken an die Zeit vor 70 Jahren […]
Der Polenkrieg 1939 war in den Ostgebieten auch der Beginn einer massenhaften Bevölkerungsverschiebung, von Umsiedlungen, Vertreibungen und der Vernichtung ganzer ethnischer Gruppen und Völker. Zunächst wurden die teilweise jahrhundertelang im Ostraum lebenden Auslandsdeutschen „heim ins Reich“ geholt und in den neu gegründeten Reichsgauen unter Vertreibung der dort ansässigen Polen angesiedelt. Die Überraschung war perfekt, die […]
Bereits am 20. März 1933 war bei Dachau das erste KZ errichtet worden und am 29. März wurde das 11-Punkte-Programm zum Boykott jüdischer Geschäfte erstellt. Im gleichen Jahr wurden die ersten „Arisierungen“ vorgenommen, etwa in der Leitung der Karstadt-Kaufhäuser; „nichtarische“ Beamte wurden zwangspensioniert und alle Arbeiter und Angestellten „nichtarischer Herkunft“ aus dem öffentlichen Dienst entlassen. […]
Die Unterzeichnung der deutsch-polnischen Erklärung vom 26. Januar 1934, des „Deutsch-polnischen Nichtangriffspakts“, stellte zweifellos in der schwierigen Zwischenkriegszeit eine Wende in den deutsch-polnischen Beziehungen dar. Es war ein großer Schritt, den beide wirtschaftlich noch nicht stabilisierten Staaten unternahmen. Dieses Ereignis fand ein breites Echo in Europa. In der öffentlichen Meinung fand es sowohl Gegner, als […]
Der polnische Staat setzte sich ab 1920 aus Bevölkerung und Gebieten zusammen, die viele Jahrzehnte lang von den unterschiedlichen Gesetzen Deutschlands, Russlands und Österreichs sowie den dort praktizierten Gewohnheiten geprägt waren. Diese erbte die junge polnische Republik, dazu Millionen Menschen anderer Nationalität, Sprache und Religion, welche diese ihren Kindern in eigenen, unterschiedlich betriebenen Privatschulen vermittelten. […]
Nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg und der Abdankung des Kaisers und der deutschen Fürsten drängte in der jungen freiheitlich-demokratischen Republik vieles nach Neuem, auch im Bereiche des Schul- und Bildungswesens. Dabei richtete sich der Blick auch auf die Volksschullehrer, deren Ausbildung und Erziehung in Präparandien und Lehrerseminaren erfolgte und nicht nur von manchen […]
Der Abschluß des noch heute gültigen Konkordats mit Preußen als einem völkerrechtlich verbindlichen Vertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und dem deutschen Gliedstaat Preußen war eingebettet in die Ära von Verträgen zwischen der Katholischen Kirche und europäischen wie außereuropäischen Staaten in den zwanziger und dreißiger Jahren, dessen spektakulärster Vertragsabschluß das Reichskonkordat mit Hitler-Deutschland von 1933, der […]
Der junge polnische Staat erließ 1923 existenzbedrohende Anordnungen gegen deutsche Organisationen, Kirchengemeinden und Schulen mit dem Ziel, sie zu polonisieren oder zu zerschlagen. Das wird an drei galiziendeutschen Beispielen aufgezeigt, die stellvertretend für die damaligen Nöte der Deutschen in Polen stehen. Nach dem Vorbild völkischer Schutzvereine in anderen österreichischen Kronländern gründeten galiziendeutsche Persönlichkeiten 1907 den […]
Bei der Teilung Polens 1772 hatte Österreich Galizien erworben und dort in den 1780er Jahren – weit über das Land verstreut – deutsche Bauern in evangelischen und katholischen Dörfern sowie deutsche Handwerker in den Städten angesiedelt. Sie bildeten Mitte des 19. Jahrhunderts eine wirtschaftlich leistungsstarke deutsche Volksgruppe. Aber es gab außer zur deutsch geprägten evangelischen […]
Im Zuge des Ersten Weltkrieges arbeitete US-Präsident Woodrow Wilson in seinem berühmten 14-Punkte-Prograrnm einen Ansatz für eine neue Gesellschaftsordnung heraus, deren Hauptmotiv vom Selbstbestimmungsrecht der Völker gekennzeichnet war. Ein wesentlicher Punkt davon waren Volksabstimmungen. Diese Pläne scheiterten jedoch gleich bei den Verhandlungen zum Friedensabkommen von Versailles. Dort wurde u.a. eine Volksabstimmung in Oberschlesien beschlossen, bei […]
Am 3. Oktober 1918 richtete die deutsche Regierung ein Ersuchen um Waffenstillstand an die Kriegsgegner. Das 14-Punkte-Programm des amerikanischen Präsidenten Wilson sollte dabei als Friedensbasis dienen. Am 9. November verkündete Reichskanzler Prinz Max von Baden die Abdankung Kaiser Wilhelms II., der einen Tag später ins niederländische Exil ging. Durch den Waffenstillstand im Wald von Compiègne […]
Nach dem Ersten Weltkrieg zwangen die Siegermächte der Entente den besiegten Staaten Deutschland und Österreich-Ungarn Friedensdiktate auf, die den Stoff für neue Konflikte in sich trugen. Deutschland verlor durch den Friedensvertrag von Versailles seine Kolonien und einen großen Teil seines Staatsgebietes. Es wurde gezwungen, seine angebliche alleinige Kriegsschuld anzuerkennen und ihm wurden unerträgliche und maßlose […]
Die Proklamation des Regentschaftskönigreichs Polen steht im engen Zusammenhang mit den deutschen Kriegszielen des Ersten Weltkriegs. Bei Kriegsbeginn herrschte noch die Auffassung vor, dass der Krieg einen reinen Verteidigungscharakter hatte. Doch die raschen militärischen Erfolge weckten Expansionsbegehrlichkeiten. Ziel wurde eine Hegemonialstellung des Deutschen Reiches auf dem europäischen Festland. Die als Bedrohung empfundene Mittellage Deutschlands führte […]
2014 jährte sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum hundersten Mal. Zogen 1914 die Massen im Westen des Deutschen Reichs jubelnd mit den abmarschierenden Soldaten zu den Bahnhöfen, vereint im „August-Erlebnis“, blickten die Menschen in Ostpreußen, dem äußersten Landzipfel Deutschlands besorgt zu den Grenzen nach Russlands. Wenigen Menschen in den grenznahen Regionen war es entgangen, […]
Unter den Jubiläen, die im Jahre 2013 begangen wurden, durfte die Jahrhundertfeier des Neubaus des Honterusgymnasiums nicht fehlen, der am 7. September 1913 feierlich eingeweiht wurde. Die vom großen Kronstädter Humanisten und Reformator Johannes Honterus um 1541 zur ältesten humanistischen Lehranstalt des Landes umgestaltete alte Stadtschule wirkte seit der Mitte des 18. Jahrhunderts in dem […]
Die Stadt Jassy (rumän. Iaşi) war bis 1859, als die Fürstentümer Moldau und Walachei zum nachmaligen Königreich Rumänien zusammen gelegt wurden, Hauptstadt der Moldau, zu der auch die heutige Bukowina und das östlich vom Pruth gelegene Bessarabien (heute zum Teil: Moldawien) gehörten. In zahlreichen moldauischen Städten lebten deutsche Minderheiten, auch in Jassy. Dennoch kann man […]
Gerhart Hauptmanns Reise nach Griechenland begann am 26. März 1907 und dauerte bis Ende Mai. Der Dichter trat sie in Triest an Bord des Dampfers Salzburg an, und ihn begleiteten seine Frau Margarete, die Söhne Benvenuto und Ivo, der „reizvolle Pastellzeichnungen“ anfertigte (s. Sprengel zu seiner Ausgabe des Griechischen Frühlings, Propyläen 1996). Auch der mit […]
Nach der ersten Teilung Polens und dem Anschluss Galiziens an Österreich rief Kaiserin Maria Theresia „Handelsleute, Künstler, Professionisten und Handwerker“ in die Städte des Landes. In diesem siedelten später die Kaiser Josef II. und Franz II. Bauern aus Südwestdeutschland an. Noch später führten polnische Großgrundbesitzer einige Privatkolonisationen mit Deutschen aus dem Böhmerwald durch. Von den […]
Im Laufe seiner wechselvollen Geschichte hat Polen mehrere Teilungen und Fremdherrschaften erfahren müssen. Nach der Schlußakte des Wiener Kongresses im Jahre 1815 wurde das Land zwischen den Großmächten Rußland, Preußen und Österreich aufgeteilt. Den größten Teil erhielt Rußland, als sogenanntes „Königreich Polen“, allgemein „Russisch Polen“ oder „Kongreßpolen“ genannt. Auf diesem Territorium befand sich auch die […]
Sie trugen die Namen zweier bedeutender ostdeutscher Provinzen über die Weltmeere. Sie repräsentierten den damaligen technologischen Stand des Kriegsschiffbaus in Deutschland – und waren dennoch den Anforderungen des modernen Seekriegs wenige Jahre später kaum gewachsen. Doch obwohl sie schon bei ihrem Stapellauf im Grunde veraltet waren, sollte es zumindest eines der beiden Schwesterschiffe auf eine […]
Am 6. Oktober 1904 wurde die Technische Hochschule Danzig im Beisein und unter der Mitwirkung Kaiser Wilhelm II. feierlich eröffnet. In der kurzen Zeit ihres 40-jährigen Wirkens war sie von überragender Bedeutung für die Stadt Danzig, für die damalige Provinz Westpreußen und die anderen umliegenden ostdeutschen Provinzen, war sie doch zwischen Berlin, Breslau, Königsberg und […]
Die Anstellung einer Frau, Charlotte Melas, als Lehrerin an der evangelisch-sächsischen Schule des Marktfleckens Reps im Jahre 1857 blieb fast ein Jahrhundert ein Einzelfall. Schulmeister und Lehrer waren bloß Männer. Der Ausbildung der Mädchen wurde eine zweitrangige Bedeutung gewährt, obwohl auch für sie 1722 die allgemeine Schulpflicht empfohlen worden war. Trotzdem hieß es am Ende […]
Gewiß könnte man rückblickend dem preußischen Kultusministerium den Vorwurf machen, es habe in seiner Hochschulpolitik den Osten vernachlässigt. Denn alle Provinzen besaßen am Ende des 19. Jahrhunderts eine Universität, nur Westpreußen und Posen nicht – Westfalen in Münster zwar vorerst lediglich eine Akademie, aber seit 1902 auch eine Universität. Als Danzig im Jahre 1904 eine […]
Als dem Badeort Zoppot bei Danzig die Stadtrechte verliehen wurden, konnte die damalige Landgemeinde und ihre Umgebung bereits auf eine 4000jährige Besiedlungsgeschichte zurückblicken, 600 Jahre davon waren schriftlich belegt. In einer Urkunde vom 5. März 1283 schenkte der letzte Pomoranenherzog, Mestwin II., Zoppot und 14 weitere Dörfer dem in der Nähe liegenden Kloster Oliva als […]
In Hermannstadt entstand bereits im Jubiläumsjahr 1883 – 400 Jahre nach der Geburt Martin Luthers – der Wunsch, nach deutschem Vorbild eine Diakonissenanstalt zu begründen. Am 1. Mai 1886 unterzeichneten führende Honoratioren der Stadt, unter ihnen der Kanzleichef der Landeskirche Karl Fritsch oder auch der spätere Landeskirchenkurator Carl Wolff, eine von Stadtphysikus Dr. Fr. Jikeli […]
In den ausgehenden 1870er Jahren kam es zu einem starken wirtschaftlichen Aufschwung im Deutschen Reich, der zur Folge hatte, dass viele nachgeborene Bauernsöhne und Landarbeiter aus den zu Preußen gehörenden polnischen Gebieten in den Westen abwanderten. Die Regierung wurde zudem durch die Arbeit von Max Bär aufgeschreckt, der nachwies, dass die in den Posener Kämmereidörfern […]
Um 1180 begann der Mönch Meinhard aus dem Kloster Segeberg, die Liven am Unterlauf der Düna mit gewissem Erfolg zu missionieren. Dafür wurde er zum Bischof geweiht. Sein zweiter Nachfolger, Bischof Albert von Buxhoeveden (1199–1229), intensivierte die Mission, gründete die Stadt Riga (1201) und den Schwertbrüderorden (1202). Er organisierte das Kirchen- und Staatswesen in Alt-Livland […]
Die im Februar 1867 ausgehandelten Verträge beendeten die kurze Existenz des Kaisertums Österreich, welches der römisch-deutsche Kaiser Franz II. während der napoleonischen Kriegswirren im Jahre 1804 als habsburgische Erbmonarchie gegründet hatte. Das Kaisertum wurde in die Österreichisch-Ungarische Monarchie umgewandelt, die als k.u.k. Doppelmonarchie bis 1918 fortbestand. Als formelle Gründung der k.u.k. Monarchie gilt die Krönung […]
Nach der Niederlage im österreichisch-italienischen Krieg suchte die Wiener neoabsolutistische Regierung innenpolitischen Schwierigkeiten zu begegnen. Am 1. September 1859 wurde das Protestantenpatent (für die Königreiche Ungarn, Kroatien und Slovenien, in der Wojwodschaft Serbien mit dem Temescher Banat und in der Militärgrenze), tags darauf die entsprechende Ausführungsverordnung erlassen. Der Boykott dieser Regelungen durch Ungarns Protestanten, die […]
1851 wurden die preußischen Provinzen Westpreußen und Ostpreußen aus dem Deutschen Bund ausgegliedert. Nur knapp drei Jahre zuvor hatte die Bundesversammlung in Frankfurt am Main am 11. April 1848 überhaupt erst die Aufnahme dieser Provinzen in den Bund beschlossen, über dreißig Jahre nach dessen Gründung. Der durch die Unterzeichnung der Deutschen Bundesakte am 8. Juni […]
Die Verordnung über die verbesserte Einrichtung der Provinzbehörden vom 30. April 1815 (Text: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten, 1815, No. 9, S. 85 ff.) teilte in § 1 Abs. 1 das preußische Staatsgebiet in 10 Provinzen (mit 25 Regierungsbezirken) ein: West- und Ostpreußen (1824/29 – 1878 vereinigt zur Provinz Preußen), Posen, Pommern, Schlesien, Brandenburg, […]
Der preußische Mischehenstreit ist genau genommen bereits Ausdruck des Nationalitätenkonfliktes zwischen Deutschen und Polen, denn er steht zeitlich im Zusammenhang mit der Ära Flottwell (1830-40), der in der heutigen Historiographie als Zeit der Unterdrückung polnischer Freiheit seitens der preußischen Regierung angesehen wird. Der Mischehenstreit war bereits alt, ehe er auch auf die Provinz Posen übersprang. […]
Der sich bereits im frühen 19. Jahrhundert bemerkbar machende deutsch-polnische Nationalitätenkonflikt weckte nach 1830 bei der preußischen Verwaltung den Wunsch nach einer Änderung der Verwaltungsstrukturen. Es war im Großherzogtum Posen üblich, dass Landräte vom örtlichen Adel gewählt wurden, was zur Folge hatte, dass viele polnische Adelige Landräte waren. Als im Jahr 1830 in Russisch-Polen der […]
Nur einigen wenigen aus dem sudetendeutschen Lebens- und Sprachraum wurde die Ehre zuteil, mit ihrem Namen in der sprachgeschichtlichen Entwicklung eine Rolle zu spielen und etwa in den Duden aufgenommen zuwerden. Ich denke zum Beispiel an einen „Porsche“, wo sich ein Familienname zu einem Appelativ gewandelt hat, oder die „Prießnitzkur“, wo sich der Familienname in […]
„Der Kongress tanzt, aber er kommt nicht vorwärts“. Dieses bekannte, dem französischen Außenminister Talleyrand zugeschriebene Diktum eines sich mehr auf das vergnügliche Rahmenprogramm als die eigentliche politischen Arbeit konzentrierenden Agierens der Vertreter der europäischen Mächte anlässlich ihrer Zusammenkunft zur Neugestaltung des Kontinentes nach dem Sturz Napoleons bestimmt weithin die Wahrnehmung des Wiener Kongresses, der vom […]
Preußen hat sein Staatsgebiet im ausgehenden 18. Jahrhundert weit nach Osten zu Lasten der Doppelmonarchie Polen-Litauen ausdehnen können. Durch die drei Teilungen des Königreichs Polen und Großfürstentums Litauen (1772, 1793, 1795) weitete Preußen sein Staatsgebiet bis hinter Warschau aus und erreichte damit mehr als eine Verdoppelung seines Staatsgebiets, das auch seine Zusammensetzung erheblich veränderte. Das […]
Kaum eine Epoche hat die europäische politische Ordnung radikaler verändert als die der Napoleonischen Kriege. Das Heilige Römische Reich (Deutscher Nation) hat nach 1000 Jahren aufgehört zu existieren, Frankreich hat seine Hegemonie auf dem Kontinent ausgebaut und der junge preußische Staat schien in Trümmern zu liegen. Seit dem schmachtvollen Frieden von Tilsit im Jahre 1806, […]
Nach verschiedenen frühen Anläufen auf lokaler Ebene (Liegnitz 1308; Schweidnitz 1409) kam die Errichtung einer Landesuniversität erst durch die Herrschaft der Habsburger über 1 Schlesien zustande, die sich durch die konfessionell-politischen Rahmenbedingungen vor Ort nur schwer entfalten konnte und von Anfang an mit dem Widerstand des mehrheitlich protestantisch Bürgertums in Breslau zu rechnen hatte: Die […]
Die militärische Niederlage gegen Napoleon I. bei Jena und Auerstedt versetzte Preußen zu Beginn des 19. Jahrhunderts in einen ruinösen, nahezu hoffnungslosen Zustand. Durch den Diktatfrieden von Tilsit 1807 hatte es die Hälfte seines Territoriums und seiner Bewohner verloren. Das restliche Staatsgebiet war mit Ausnahme von Ostpreußen, wohin sich König Friedrich Wilhelm III. geflüchtet hatte, […]
In einer Aufzeichnung vom 19. Juli 1810 über den Tod der Königin Luise berichtet ihr Gatte, König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, auch über ein letztes Gespräch der beiden. Dort heißt es: „Zugleich sank ich an ihrem Bette auf die Knie, ihre Hand küßend, und sprach zu ihr ohngefähr in folgenden Worten. Es ist nicht […]
Das sogenannte Oktoberedikt, welches der preußische König Friedrich Wilhelm III. am 9. Oktober 1807 in Memel unterzeichnete, wird selten mit seiner vollständigen Bezeichnung genannt: „Edikt, den erleichterten Besitz und den freien Gebrauch des Grundeigentums sowie die persönlichen Verhältnisse der Landbewohner betreffend“. Dies ist gewiss der Umständlichkeit des Titels geschuldet, die Verkürzung der Bezeichnung geht allerdings […]
Nach dem Ausscheiden Preußens aus der anti-französischen Koalition im Frieden zu Basel vom 5. April 1795 verfolgte der Staat, verstärkt nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms III. 1797, eine strikte Neutralitätspolitik, die bestrebt war, die Hohenzollernmonarchie und das gesamte, nördlich der entlang des Mains verlaufenden Demarkationslinie gelegene Deutschland aus den Konflikten der europäischen Mächte weitgehend herauszuhalten. […]
Österreich erwarb 1772 Galizien von Polen und 1775 die Bukowina (Buchenland) vom Osmanischen Reich. Letztere wurde 1786 Galizien angeschlossen und blieb mit diesem bis 1849 vereint. Danach wurde die Bukowina selbständiges Herzogtum und 1861 autonomes Kronland der Habsburgermonarchie. Es entsprach diesen Gegebenheiten, dass die galizische Superintendentur in Wiener Hofdekreten anfangs „Superintendentur in beyden Galiziens“ genannt […]
Die geographische Lage sowie eine Geschichte voller Kriege brachten es mit sich, daß die ehrenwerte Universität von Dorpat/Tartu dreifach gegründet werden mußte: In den Jahren 1632, 1802 und 1919. Am 30. Juni 1632 unterzeichnete der schwedische König Gustav II. Adolf im Heerlager zu Nürnberg die Gründungsakte der „Academia Dorpatiensis“. Im Jahre 1802 ließ Zar Alexander […]
Noch vor 200 Jahren war Zucker ein seltener und kostbarer Importartikel. Erst mit der großtechnischen Produktion aus inländischen Runkelrüben konnte Zucker zu einem Grundnahrungsmittel werden. Wesentliche Impulse dieser Entwicklung gingen von Schlesien aus. Der Berliner Chemiker Andreas Sigismund Marggraf (1709–1782) entdeckte bereits 1747 den Zucker. Die technische Umsetzung ist jedoch erst ein halbes Jahrhundert später […]
Im 16. Jahrhundert nahm ein großer Teil der österreichischen Bevölkerung die Reformation an, und Österreich wurde fast ein evangelisches Land. Dann folgte die Zeit der Gegenreformation, eine Epoche der harten Protestantenverfolgung. Erinnert sei an die Vertreibung von 26.000 Evangelischen durch den Erzbischof von Salzburg im Jahre 1731. Den Protestanten wurden alle Rechte entzogen, die Kirchen […]
Mit dem Tod des Kurfürsten Maximilian III. Joseph von Bayern, Sohn Kaisers Karl VII., am 30. Dezember 1777 erlosch die bayerische oder kaiserliche Linie des Hauses Wittelsbach. Unter Berufung auf die 1426 durch Kaiser Sigismund erfolgte Belehnung des Herzogs Albrecht von Österreich machte Kaiser Joseph II. (1765–1790) Ansprüche auf Niederbayern geltend. Neben dem Kaiser trat […]
Die Gebiete Lauenburg und Bütow im Nordosten Pommerns nahmen in dessen Geschichte über mehrere Jahrhunderte eine eigene Rolle ein. Da sie im 14. Jahrhundert unter die Herrschaft des Deutschen Ritterordens gerieten, erhielten Lauenburg 1341 und Bütow 1346 als einzige pommersche Städte das im Ordensstaat vorherrschende Kulmer Stadtrecht. Heute noch kündet die Bütower Ordensburg von dieser […]
Kaum ein römisch-deutscher Kaiser war so umstritten und löste lange Zeit solch heftige emotionale Polemiken aus wie Joseph II., der älteste Sohn Maria Theresias und Kaiser Franz’ I. Kurz nach seinem Tod am 20. Februar 1790 wurde seine Regierungszeit, und insbesondere seine Innenpolitik, als „Josephinismus“ bezeichnet. Seit 1832 wurde dieser Begriff enger gefasst und in […]
„Siebenbürgen“ heißt die vom Karpatenbogen umschlossene Hochebene in deutscher Sprache. Als die Ungarn dies Gebiet ab dem 11. Jahrhundert eroberten, nannten sie es von ihrem Land aus gesehen „Land jenseits des Waldes“ – damit waren die bewaldeten Westkarpaten gemeint –, lateinisch „Transsilvania“, auf ungarisch „Erdély“, von wo die Rumänen die Benennung „Ardeal“ ableiteten. Bis um […]
Die Endphase des Siebenjährigen Krieges, insbesondere die wohl als letztlich kriegsentscheidend zu wertenden politischen Ereignisse des Jahres 1762, führten deutlich das große militärisch-politische Gewicht Russlands auf dem Kontinent vor Augen. Eingeleitet mit der innen- wie außenpolitischen Kehrtwendung Zar Peters des Großen nach Westen wuchs der Drang Russlands in die Mitte des Kontinents und damit in […]
Nach nahezu sechsjährigem Ringen zeigten sich zu Beginn des Jahres 1762 sowohl bei der preußisch-britischen als auch der österreichisch-französisch-russischen Allianz unübersehbare Spuren allgemeiner Erschöpfung der Kräfte. Hatte bereits der Regierungswechsel des Jahres 1760 in Großbritannien von William Pitt hin zu Lord Bute insbesondere im Laufe des Jahres 1761 den Druck auf den Verbündeten Preußen, einem […]
Bis zum 18. Jahrhundert gab es für die berufliche Ausbildung von Bergleuten und Hüttenmännern nur Bergschulen, die praktische, aber keine wissenschaftlichen Kenntnisse des Berufes vermittelten. Erste montanwissenschaftliche Bildungseinrichtung im Range einer Hochschule war die Bergakademie in Schemnitz im damaligen Königreich Ungarn, deren Gründung 1762 durch einen Beschluss der Wiener Zentralbehörden erfolgte. Sie ist also älter […]
Durch den zweifachen Thronwechsel in Russland, den Regierungsantritt Peters III. am 5. Januar 1762 nach dem Tode der Zarin Elisabeth, einer erbitterten Gegnerin Preußens im allgemeinen und Friedrichs des Großen im besonderen, und den Katharinas II. am 17. Juli des gleichen Jahres nach der zumindest mit Duldung der Nachfolgerin geschehenen Ermordung ihres Gatten und dem […]
Eine der gefährlichsten Niederlagen im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) erlitt Friedrich der Große am 12. August 1759 in der Schlacht bei Kunersdorf; von 49000 Mann preußischer Truppen verblieben nur noch etwa 10000 Mann in geschlossenen Einheiten. Der König selbst war tief verzweifelt und glaubte schon an das Ende seines Staates. Es geschah ein „Mirakel des Hauses […]
Das Renversement des Alliances des Jahres 1756 sah sich Preußen, verbündet mit einigen deutschen Mittelmächten und Großbritannien, einer großen Koalition aus Österreich, Frankreich und Rußland gegenüber. Der Entschluss Friedrichs des Großen, durch einen raschen Vorstoß nach Sachsen nicht nur dieses kriegsökonomisch wichtige Territorium als Faustpfand in die Hand zu bekommen, sondern das Bündnis der Gegner […]
Der Friede zu Aachen vom 18. Oktober 1748, der den seit 1740 tobenden Österreichischen Erbfolgekrieg nach wechselvollem Ringen beendete, führte, zumindest in der Wahrnehmung der Zeitgenossen, keines der ihn auslösenden Probleme einer wirklich auf Dauer tragfähigen Lösung zu und wurde in den Kabinetten der europäischen Mächte mehr oder weniger als eine Art Waffenstillstand angesehen. Zwar […]
Am 9. September 1753 wurde in der ostbrandenburgischen Stadt Züllichau ein evangelisches Kirchlein eingeweiht, dessen Geschichte des Erinnerns wert ist. Denn es war kein Gotteshaus, wie es allenthalben in Dörfern und Städten zu finden ist, sondern es war speziell für Waisen und ihre Betreuer errichtet worden. Daß ein Waisenhaus über eine eigene Kirche verfügte, war […]
Am 21. Juli 1718 schlossen Venedig und Kaiser Karl VI. in Passarowitz (Požarevac) in Serbien Frieden mit dem osmanischen Sultan Ahmed III. Der Krieg, den Venedig und das Haus Habsburg gegen die Türken führten, ist untrennbar mit dem Prinzen Eugen von Savoyen verbunden, mit seinem Sieg am 5. August 1716 bei Peterwardein (Petrovaradin) und der Eroberung von […]
Das 18. Jahrhundert war eine Zeit der Erbfolgekriege. Es begann mit dem Spanischen Erbfolgekrieg, als nach dem Tode des spanischen Königs Karl II. die spanische Linie der Habsburger ausstarb und sich Österreich und Frankreich erbittert um das Erbe bekämpften, wobei Österreich von England, Holland und dem Heiligen Römischen Reich mit Ausnahme Bayerns und Kurkölns unterstützt […]
Die Errichtung der Liegnitzer Ritterakademie wurde durch drei Voraussetzungen begünstigt: Die Johannesstiftung des Piasten- Herzogs Georg Rudolph (1595-1653) mit samt seiner nach ihm benannten Bibliotheca Rudolphina, den schon seit dem 17. Jahrhundert im habsburgischen Österreich etablierten gleichnamigen Einrichtungen und den Verhandlungen über Schlesien von 1707 bis 1709 in der Altranstädter Konvention, deren politische Grundzüge am […]
Die Unterzeichnung der Altranstädter Konvention am 1. September 1707 und ihr feierlicher Abschluss mit dem Breslauer Exekutionsrezess vom 8. Februar 1709 stellen für die konfessionelle Entwicklung in Schlesien eine wichtige Etappe dar. Es wäre jedoch falsch zu glauben, dass diese Ereignisse bloß eine regionale konfessionshistorische Bedeutung gehabt hätten. Ganz im Gegenteil kann ihre Entstehung nur […]
Untrennbar sind die Anfänge der Stadt St. Petersburg mit der Person von Zar Peter I., bekannt als Zar Peter der Große (1682-1725), verbunden. Noch während des „Großen Nordischen Krieges“ gegen König Karl II. von Schweden entschloß sich Peter I., an der Mündung der Newa in den eisfreien Finnischen Meerbusen und damit an einem für die […]
Die Jesuitenuniversität in Breslau, nach ihrem Stifter Kaiser Leopold I. auch „Leopoldina“ genannt, ist die erste Universität Schlesiens und Vorgängerin der späteren Friedrich-Wilhelms-Universität gewesen. Schlesien ist aufgrund der besonderen politischen und konfessionellen Verhältnisse des Landes erst spät zu einer Hochschule gelangt. Verschiedene frühere, seit 1505 unternommene Versuche zur Gründung waren allesamt gescheitert. Erst der von […]
Der Kurfürst von Brandenburg, Friedrich III. (er lebte 1657–1713 und war seit 1688 Kurfürst von Brandenburg), richtete alle seine Anstrengungen darauf, den Königstitel und die Königskrone zu erwerben. Immerhin trug der sächsische Kurfürst August der Starke seit 1697 die polnische Krone, und der Kurfürst von Hannover, der die Kurfürstenwürde erst seit 1692 besaß, hatte Aussicht […]
Weit mehr als der Westfälische Friede 1648, ansonsten das zentrale Datum in der Geschichte des frühneuzeitlichen Europas, bedeutete der Friede zu Oliva 1660 für den Gang der Ereignisse im Norden des Kontinentes eine entscheidendere Zäsur. Bis dahin galt Schweden als unumstrittene Hegemonialmacht im Ostseeraum, um den es einen Kranz von eigenen territorialen Besitzungen und Einflußsphären […]
Die Stadt Schäßburg in Siebenbürgen, am Mittellauf der Großen Kokel gelegen, wird urkundlich zuerst im Jahre 1298 als „Schespurch“ erwähnt. Ihre günstige Lage an der Handelsstraße aus dem Kokeltal ins Alttal bedingte ihre Entwicklung als Handwerkerstadt und Vorort des „Schäßburger Stuhles“. Schon im 14. Jahrhundert war sie die zweitgrößte Stadt auf dem Gebiet der „Sieben […]
Nachdem die Schweden unter König Karl X. Gustav seit 1655 in Polen und Litauen erfolgreiche Feldzüge unternahmen, griff auch Rußland 1656 in den Ersten Nordischen Krieg ein. Die Stadt Dorpat besaß als wichtiger militärischer Stützpunkt große strategische Bedeutung, bildete sie doch – sozusagen vorgeschoben mitten im Land – eine Basis für Truppenbewegungen in den Norden […]
Durch die Besetzung Hermannstadts im Dezember 1610 hatte der tyrannische Fürst Gabriel Báthori (1608-1613) das Haupt der Sächsischen Nationsuniversität ausgeschaltet, in den folgenden Jahren bildete Kronstadt die Seele des Widerstands gegen Báthori, auch nach der unglücklichen Schlacht von Marienburg (16. Oktober 1612). Bevor die Kronstädter dem Fürsten Gabriel Báthori darin dennoch huldigten (4. Juni 1613), […]
Die Ideen der deutschen Reformation verbreiteten sich durch den Buchdruck rasend schnell. Mithilfe importierter Druckwerke wurden sie durch siebenbürgisch-sächsische Kaufleute um 1520 auch in Hermannstadt (rum. Sibiu) bekannt. Nicht nur im humanistisch gesinnten Bürgertum und in der Bevölkerung dieser Stadt fanden die anfänglich von Wittenberg ausstrahlenden, vielerorts nachgedruckten Schriften zur Kirchenreform Resonanz. Auch in den […]
Keplers Name knüpft sich vor allem an die drei „Keplerschen Gesetze“, nach denen sich erstens: die Planeten in elliptischen Bahnen um die in einem Brennpunkt der Ellipse stehende Sonne bewegen, zweitens: die Verbindungsgerade von der Sonne zu einem Planeten in gleichen Zeiten gleiche Flächen überstreicht, und drittens: die Quadrate der Umlaufszeiten der Planeten sich wie […]
Die mährische Bischofsstadt Olmütz (Olomouc) hat eine Reihe bedeutender Kirchenmänner hervorgebracht und manche Bischöfe, Fürstbischöfe und Kardinäle des Bistums Olmütz spielten in der Kirchengeschichte eine wichtige Rolle. Gebürtige Olmützer haben der Kirche auch außerhalb des Bistums erfolgreich gedient wie Johann Leisentritt, der 1527 in Olmütz geboren wurde und am 24. November 1586 in Bautzen starb. 1567 […]
Mit dem Namen Livland wurde im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit das Gebiet des heutigen Estland und Lettland bezeichnet. Dies erklärt sich damit, dass die Deutschen dort am frühesten mit den Liven, die am Unterlauf der Düna siedelten, in näheren Kontakt gekommen waren. Deutsche Kaufleute und Missionare waren seit dem späten 12. Jahrhundert in […]
Eines der bekanntesten Wahrzeichen von Kronstadt in Siebenbürgen, das Katharinentor, ist im Jahre 2009 gerade 450 Jahre alt geworden, denn die Inschrift an seiner westlichen Außenseite zeigt die Jahreszahl 1559. Seinen Namen hat das Katharinentor von der urkundlich zuerst im Jahre 1388 erwähnten Katharinenkapelle, die bis zum Jahre 1559 südwestlich der heutigen Schwarzen Kirche stand […]
Die Gründung des Akademischen Gymnasiums in Danzig im Jahre 1558 ist eine Folge der Reformation. Die Geschichte der Schule lässt sich in vier wesentliche Phasen gliedern, deren letzte in die heutige Zeit hineinreicht. Mit der Ausbreitung der Reformation wurde in Deutschland eine Reihe von Gymnasien gegründet, die alle den Bedürfnissen dieser umwälzenden Glaubensbewegung nach einer […]
Das alte Livland, um das es im vorliegenden Beitrag geht, war territorial mit dem heutigen Estland und Lettland identisch. Im späten Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit drängten sich auf diesem Raum fünf geistliche Staaten, und zwar das Herrschaftsgebiet des Deutschen Ordens, das Erzbistum Riga sowie die Bistümer Dorpat, Ösel-Wiek und Kurland. Die Bevölkerung bestand […]
Kaum jemand weiß heute, daß das Mittagsläuten 1456 als Dank nach einem Sieg über die Türken bei Belgrad auf Empfehlung des Papstes Calixtus III. eingeführt wurde. Das christliche Europa sah sich damals vor der islamischen Welt, vor allem von den osmanischen Türken, bedroht. Sie hatten in der zweiten Hälfte des 14. und in der ersten […]
Schon seit dem 18. Jahrhundert gibt es große Kontroversen darüber, wie die Reaktion der katholischen Kirche auf die gesellschaftlichen Vorgänge zwischen 1555 und 1648, einer Periode, die wir heute als „konfessionelles Zeitalter“ bezeichnen, am besten benannt werden sollte. War der Begriff „Gegenreformationen“ schon früh bekannt, so prägte Leopold von Ranke die Singularform „Gegenreformation“, die erst […]
Als im Zuge der Reformation in Reval 1525 das Dominikanerkloster aufgelöst wurde, verlor auch die bis dahin bedeutendste Bibliothek Revals ihre Heimstatt. Die von den Mönchen bei verschiedenen Bürgern versteckten Bücher wurden vom Rat aufgespürt und vermutlich wieder zusammengeführt – an welchem Ort, ist unbekannt. Bald darauf müssen jedoch an den beiden Hauptkirchen Revals, St. […]
Wenn ein Ungar große Verluste beklagt, tröstet man ihn damit, daß bei Mohács noch mehr verloren gegangen sei. Die Katastrophe von 1526 hat sich somit in sprichwörtlicher Überlieferung bis in unsere Zeit erhalten. Ob die Zeitgenossen das auch so gesehen haben, ist nicht überliefert. Zumindest die führenden Kreise haben aus der fürchterlichen Niederlage nicht die […]
Die umwälzenden Geschehnisse, die sich vor 500 Jahren im Frühjahr/Sommer 1514 im damaligen ungarischen Herrschaftsbereich ereigneten, waren wegen ihrer Tragweite von gesamteuropäischer Bedeutung. Die zunehmenden sozialen Spannungen an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit entluden sich in einer gewaltigen Explosion, die die Grundfeste der Gesellschaft erschütterte. In seinen Zielen ging der Aufstand weit über das […]
Leider bedarf es beim Namen Viadrina immer noch einer geografischen Nachhilfe: gemeint ist die in Frankfurt „an der Oder gelegene“ (lateinisch: viadrina), an der Grenze zu Polen befindliche heutige Europa-Universität. In Wirklichkeit feiert die Hochschule einen doppelten Geburtstag: 1506 wurde sie gegründet (und 1811 in das damalige preußische Breslau verlegt); ihre Wiedergründung in Frankfurt (Oder) […]
Wenn deutsche und polnische Historiker über Schlüsselereignisse der gemeinsamen Beziehungsgeschichte nachdenken, spielt ohne Zweifel der Deutsche Ordensstaat in Ostpreußen eine Rolle; allerdings sind Sichtweisen und Deutungen seit eh unterschiedlich und auch konträr, und das wird mit Sicherheit in der Zukunft so bleiben. Nationale Geschichtsbilder werden in einem zusammenwachsenden Europa nicht verschwinden, das müssen Befürworter eines […]
Am 15. Mai 1457 verlieh der polnische König Kasimir IV. der Stadt Danzig jenes Privileg, das in einzigartiger Weise die Grundlage ihrer politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung bilden sollte. Diese umfassenden Vorrechte machten sie für fast dreieinhalb Jahrhunderte zu einer „Freien Stadt“ mit weitgehender innen- und auch außenpolitischen Selbständigkeit, zu einem der größten Handelsplätze Europas […]
Grenzverschiebungen deutscher Länder untereinander und mit ausländischen Nachbarn waren im Verlauf der vergangenen Jahrhunderte häufig. Ursachen, Abläufe und Folgen bilden mitunter ein schwierig zu entwirrendes Knäuel. Oft führten Kriege zu Eroberungen. Aber es konnte auch friedlich zugehen, z.B. durch Hochzeiten zwischen Fürstenhäusern, durch Vererbungen oder auch durch Verpfändung und Kauf. Die Neumark, die Landschaft östlich […]
Sigismund von Luxemburg (1361–1437) ist in seiner langen Regierungszeit sehr viel gereist. Wenn seine nordwestlichsten Aufenthalte in England bezeugt sind, so gehört Kronstadt im Burzenland im südöstlichen Siebenbürgen zu den südöstlichsten Aufenthalten. Kronstadt war damals die größte Stadt zwischen Wien und Konstantinopel und lag gewissermaßen an den Grenzen des katholischen Abendlandes. Es war ein bedeutender […]
Um seinen Krieg gegen die Republik Venedig zu finanzieren und dafür Kredit aufzunehmen, verpfändete 1412 der König von Ungarn Sigismund von Luxemburg 13 Städte der Zips für 87.000 böhmische Groschen an den polnischen König Wladislaw II. Jagiello. Das Gebiet der Zips in der heutigen Slowakei gehörte damals als Oberungarn zum Reich der Stephanskrone wie das Königreich Kroatien, […]
Dieser Friedensschluss von 1411 besiegelte eine Entwicklung, die sich seit einigen Jahrzehnten für die Situation des Ordenslandes Preußen, und damit auch für den gesamten Deutschen Orden, abgezeichnet hatte, nämlich eine diesen bedrohende Koalition zwischen dem Königreich Polen und dem Großfürstentum Litauen. Der militärische Zusammenstoß der ungleich großen (Söldner-)Heere endete am 15. Juli 1410 beim Dorf […]
Auf den Feldern von Grünfelde, Tannenberg und Ludwigsdorf in der Komturei Osterode im Deutschordensland Preußen fand am 15. Juli des Jahres 1410 ein Entscheidungskampf zwischen dem Deutschen Orden und Polen-Litauen statt. Nach blutigem Ringen unterlag das Ordensheer in einer der größten Schlachten des Mittelalters. Die Vormachtstellung des Ordens im östlichen Mitteleuropa war gebrochen, die deutsche […]
An der alten Handelsstraße, die aus dem Südwesten des Burzenlandes zwischen dem Königstein und dem Butschetsch in die Walachei führte, erhebt sich auf einem ins Tal des Turcul-Baches vorspringenden Felsen die Törzburg (rumänisch Bran, ungarisch Törcsvár), die heute eines der bekanntesten Museen Rumäniens für mittelalterliche Geschichte beherbergt. Die Straße durch den Törzburger Paß war im […]
Dem romanischen Kern der Stadt Prag lag noch ein spärlich bebautes Straßennetz zugrunde. Erst in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, als die Altstadt ihre Stadtmauern erhielt und eine rege Bautätigkeit einsetzte, zeichnete sich ein Stadtbild ab. Während der gotischen Epoche, bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, kamen weitere Stadtgemeinden hinzu. Jede der Kulturepochen hat […]
Am 31. Oktober 1353 erhielt Allenstein durch das ermländische Domkapitel eine Handfeste nach kulmischem Recht verliehen. Diese in Frauenburg ausgestellte Urkunde gab den Anlaß für die 2003 erfolgten Feierlichkeiten zum 650. Jubiläum der Stadtgründung. Wäre man jedoch dem Brauch gefolgt, dem Jubiläum die erste urkundliche Erwähnung zugrundezulegen, so hätten die Feiern schon fünf Jahre früher […]
Am Epiphaniasfest des Jahres 1352 war der Deutsche Orden genötigt, ein Wahlkapitel durchzuführen, um sich ein neues Oberhaupt zu geben, da der bisherige Hochmeister Heinrich Dusemer im Herbst des vorangegangenen Jahres vermutlich aus Gesundheitsgründen seinen Rücktritt entweder erklärt oder wenigstens angekündigt hatte. Heinrich Dusemers Laufbahn hatte eigentlich im Amt des Obersten Marschalls (1335–1339) bereits ihren […]
Pommerellen bildete ein christliches Herzogtum westlich der Weichselmündung. Das rechtlich in der Wissenschaft umstrittene Verhältnis zum polnischen Gesamtterritorialverbund war de facto unter dem Haus der Samboriden seit 1227 aufgegeben. Herzog Mestwin II. (1266-1294) unterstützte den Aufstand der Prußen gegen den Deutschen Orden, der östlich der Weichsel ein erstarkendes Territorium aufbaute. Gleichzeitig gab es eine Erbauseinandersetzung […]
Während der Entwicklungs- und Aufstiegsphase des Deutschen Ordens zum Schutz und zur Ausbreitung der Christenheit waren dessen Aufgabenfelder auch in Europa noch nicht abgesteckt, fehlte doch noch der Aufweis seiner Leistungsfähigkeit, welchen die älteren Ritterorden der Templer und der Johanniter sowohl im HI. Land als auch, z. B. in Ungarn, erbracht hatten. Die weitreichenden und […]
Mit einer Fülle von kulturellen Veranstaltungen und internationalen Begegnungen feierte die lettische Hauptstadt Riga im Jahre 2001 das 800jährige Jubiläum der Stadtgründung. Eine Gedenkstunde war auch dem Stadtgründer gewidmet, dem 1199 in Bremen zum Bischof von Livland geweihten Bremer Domherren Albert von Buxhoeveden, in mittelalterlichen Quellen Albert de Bekeshovede genannt. Eine Statue von Bischof Albert […]
Die Stadt Brandenburg an der Havel hat der umliegenden Region ihren Namen gegeben. Wir sprechen von der Mark Brandenburg oder dem Kurfürstentum Brandenburg, von der Provinz Brandenburg oder dem Land Brandenburg. Diese unterschiedlichen Bezeichnungen für ein Territorium spiegeln dessen 850 Jahre deutscher Geschichte wider. Seit 1990 ist als ein Ergebnis der Wiedervereinigung das Land Brandenburg […]
Der „Frieden von Bautzen“, geschlossen am 30. Januar 1018, ist als historisches Ereignis heute kaum noch im Bewusstsein der Menschen in dieser Stadt an der Spree, etwa 40 km westlich von Görlitz. Bautzen (bis 1868 offizieller Name: Budissin) gilt heute als Hauptstadt und geistig-kulturelles Zentrum der slawisch-sprachigen Sorben in den Bundesländern Freistaat Sachsen und Brandenburg. […]
Zweifellos zählte der 23. September 1898 zu den bedeutenden Daten in der Stadtgeschichte der pommerschen Landeshauptstadt, als Kaiser Wilhelm II. in Anwesenheit von viel Prominenz die neuen Stettiner Hafenanlagen einweihte, mit deren Bau man mehr als vier Jahre zuvor begonnen hatte. Mit der feierlichen Eröffnung war der Wunsch verbunden, den Hafenplatz Stettin gegenüber anderen Ostseehäfen […]
Im Nationalitätenkonflikt in Böhmen versuchte er die stimmenstarken Jungtschechen aus der Opposition zu holen, indem er 1897 eine Sprachenverordnung für Böhmen und Mähren erließ. Demnach sollte die völlige Zweisprachigkeit der Verwaltung nach innen und außen eingeführt werden. Die Beamten sollten nun den Nachweis der Beherrschung beider Landessprachen erbringen. Dies hätte die Tschechen bevorzugt, da unter […]
Als in der Nacht zum 1. Februar 1840 die Danziger Weichsel, der westliche Mündungsarm der Stromweichsel, infolge einer Eisstopfung den Dünengürtel der Binnennehrung beim Dorf Neufähr durchbrach und sich eine neue Mündung in die Ostsee schuf (siehe OGT 1990, S. 283-285), war nicht nur eine akute Gefahr für die gesamte Niederung, sondern auch für die […]
In der Historiographie der Siebenbürger Sachsen wird gewöhnlich die im Jahre 1876 erfolgte Auflösung ihres Selbstverwaltungsgebietes, des sogenannten Königsbodens, als die einschneidendste Zäsur in ihrer Geschichte seit der Einwanderung eingeschätzt. In Wirklichkeit handelt es sich dabei bloß um den Schlusspunkt einer Entwicklung, die bereits unter Kaiser Joseph II. 1781 durch die Einführung der sogenannten Konzivilität […]
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