Beim Eidechsenbund handelt es sich um eine Rittergesellschaft in Preußen, wie es sie andernorts im 14. Jahrhundert auch häufiger gab. Der Eidechsenbund wurde am 29. September 1397 von vier Landesrittern gegründet, es waren die Brüder Nikolaus und Johannes von Renys sowie Friedrich und Nikolaus von Kynthenau. Der Gründungsort war Rheden im Kulmer Land. Der Name der Gesellschaft rührte daher, dass sie sich als Zeichen eine ”Eidechse” wählte. In den Quellen ist die Rede von: ”eyne oydechse” oder ”societas lacertarum”. Die innere Verfassung und politische Zielrichtung des Eidechsenbundes bleibt unklar, allerdings ist eine ursprüngliche konspirative Absicht gegenüber dem Deutschen Orden als Landesherrn nicht auszuschließen. In Erscheinung trat der Eidechsenbund öffentlich 1408 mit der Stiftung einer Vikarie in Thorn, aller-dings neben wenigen anderen öffentlichen Aktivitäten. Ein mutmaßliches Komplott des Eidechsenbundes gegen Hoch-meister Heinrich von Plauen, das 1411 Ursache einiger Hin-richtungen gewesen ist, hat wohl ein Ordensgebietiger, nämlich der Rhedener Komtur Georg von Wiersberg, eingefädelt. Dieses Ereignis führte zur Zerschlagung des Eidechsenbundes. So schweigen für die nächsten vier Jahrzehnte Nachrichten über ihn, was allerdings eine Fortexistenz nicht ganz ausschließen lässt.
Im Zusammenhang der Gründung des Preußischen Bundes von 1440, eines Zusammenschlusses von Landständen des unteren Weichselraumes mit der Zielrichtung politischer Mitbestimmung im Ordensstaat, läßt sich eine Verbindung zum Eidechsenbund aufgrund der Identität des Raumes seiner früheren Aktivitäten (Rheden, Thorn, Kulm, Kulmer Land) herstellen, und zwar, falls man nicht davon ausgeht, daß es sich um eine neue Ritter (Ritter-) Gesellschaft handelt. Es gibt keine Wiedergründungsurkunde eines Eidechsenbundes. Von 1450 bis 1453 insbesondere geben sich eine Reihe von Bundespolitikern, darunter nicht nur Ritterbürtige als Mitglieder des Eidechsenbundes zu erkennen, so Hans und Gabriel von Baysen, Hans von Czegenberg sowie Tylemann von Wege. 1451/52 verlauten Nachrichten über interne Differenzen hinsichtlich der Frontstellung gegen den Deutschen Orden und der Hinwendung zur Krone Polen. Ab 1454, dem Jahr des von Kriegshandlungen begleiteten Abfalls des Preußischen Bundes vom Deutschen Ordensstaat, der den dreizehnjährigen Ständekrieg in Preußen verursachte, und der Inkorporation des größten Teiles Preußens in das Hoheitsgebiet der Krone Polen, verlieren sich die Spuren der Eidechsengesellschaft abrupt. Daraus lässt sich schließen, dass die Eidechsengesellschaft wohl nicht die Triebfeder der Ständepolitik gewesen ist, eher könnte man an eine anachronistische Begleiterscheinung denken. Die Bedeutung des Eidechsenbundes, die gelegentlich überschätzt wurde, liegt einerseits in ihrem ritterbündischen Charakter, andererseits in der Tatsache, dass es sich bei den Ritterbünden um ein über die preußischen Landesgrenzen hinausgreifendes Phänomen gehandelt hat.
Lit.: Johannes Voigt: Geschichte der Eidechsengesellschaft in Preußen 1823; Carl August Lückerath: Eidechsengesellschaft, in: Lexikon des Mittelalters, Band III, 1986, Sp. 1694.
Bild: Logo des Eidechsenbundes / Quelle: Wikipedia. Gemeinfrei.
Carl August Lückerath