Ereignis vom 19. April 1713

Pragmatische Sanktionen: Kaiser Karl VI. legt die Unteilbarkeit und Untrennbarkeit aller Habsburgischen Erbreiche und Länder fest

Urkunde von Kaiser Karl VI. um 1713

Das 18. Jahrhundert war eine Zeit der Erbfolgekriege. Es begann mit dem Spanischen Erbfolgekrieg, als nach dem Tode des spanischen Königs Karl II. die spanische Linie der Habsburger ausstarb und sich Österreich und Frankreich erbittert um das Erbe bekämpften, wobei Österreich von England, Holland und dem Heiligen Römischen Reich mit Ausnahme Bayerns und Kurkölns unterstützt wurde, die auf Seiten Frankreichs standen.

Weitere Erbfolgekriege waren der Polnische Erbfolgekrieg, der erst 1738 mit dem Frieden von Wien endete, und seit 1740 der Österreichische und nach 1777 der Bairische Erbfolgekrieg, die trotz der Pragmatischen Sanktion Kaiser Karls VI. ausbrachen.

Diese Urkunde vom Jahre 1713, ein Hausgesetz der Habs­burger, regelte die Thronfolge so, dass zunächst der älteste Sohn eines Herrscherhauses, dann die anderen männlichen Nachkommen thronfolgeberechtigt waren, und zuletzt nach Aussterben des Hauses im Mannesstamm auch die weibliche Nachkommenschaft, angefangen mit der ältesten Tochter des letzten Throninhabers.

Kaiser Karl VI. veröffentlichte dieses Hausgesetz am 19. April 1713 in Wien und es wurde auch als Staatsrecht in den habsburgischen Erblanden in Kraft gesetzt, 1723 auch im Königreich Ungarn. Da Kaiser Karl keine Söhne hatte und mit Recht befürchten musste, dass die Töchter seines Bruders Joseph und deren Ehemänner mögliche Ansprüche stellen würden, suchte der Kaiser auch die Anerkennung dieser Regelung von anderen europäischen Mächten zu erreichen. Das gelang ihm auch bei Brandenburg-Preußen und England 1726, aber es erwies sich nach dem Tode des Kaisers als alles andere als eingehalten in der Praxis. Denn sowohl Karl Albrecht als Kurfürst von Bayern als auch der Kurfürst von Sachsen Friedrich August bestritten 1740 das Erbrecht Maria Theresias als ältester Tochter des Kaisers und erhoben im Namen ihrer Ehefrauen Ansprüche, da diese Töchter Josephs I. waren, des Bruders von Karl VI.

Obwohl auch der Vater Friedrichs II. als König von Preußen die Pragmatische Sanktion anerkannt hatte, erhob Friedrich II. 1740 Ansprüche auf Teile Schlesiens. Der dann ausbrechende Österreichische Erbfolgekrieg wurde ein europäischer Krieg, da mehrere europäische Fürsten nicht nur Ansprüche auf die österreichischen Länder, sondern auch auf die Römisch-deutsche Kaiserwürde erhoben.

Das tat auch Philipp V. von Spanien aus dem Hause Anjou als Erbe der ausgestorbenen spanischen Linie der Habsburger. Mit der Besetzung Schlesiens im Dezember 1740 löste Friedrich den Krieg aus. Er hatte ultimativ gefordert, dass ihm für die Anerkennung der Pragmatischen Sanktion Schlesien überlassen werde. 1741 schlossen Bayern und Spanien ein Bündnis in Nymphenburg, dem sich später Frankreich, Preußen, Schweden und Neapel, aus dem Reich auch die Kurpfalz anschlossen.

Österreich hatte als Verbündete nur die alten Gegner Frankreichs, England und die Niederlande. England und Frankreich trugen den Krieg auch in Nordamerika und in Indien miteinander aus, so dass der Krieg schon die Dimension eines Weltkrieges annahm. Ende 1741 konnten die Bayern Prag einnehmen, wo sich Kurfürst Albrecht am 9. Dezember zum böhmischen König krönen ließ. Am 24. Januar 1742 wurde er in Frankfurt zum deutschen König gewählt und damit zum erwählten Römischen Kaiser, zum Imperator electus, wie es 1338 der Kurverein von Rhense bestimmt hatte. Erzbischof Kurfürst Clemens August von Köln, krönte Karl, der sein Bruder war, als Karl VII. zum Kaiser, der erste Nichthabsburger auf dem Kaiserthron seit fast 300 Jahren.

Um seine Eroberungen zu sichern, bot Friedrich II. Maria Theresia einen Frieden an, der am 28. Juli 1742 in Berlin geschlossen wurde. Die Franzosen und Bayern mussten in Folge der österreichischen Erfolge Prag räumen.

1743 waren in Deutschland neue Kriegsschauplätze, da eine britisch-hannoversche Armee an den Main rückte und sich Franzosen und Bayern hinter den Rhein zurückziehen mussten. 1744 griff aber Preußen wieder in den Krieg ein und besetzte Prag, dadurch konnten die Bayern mit den Franzosen Bayern zurückerobern.

Doch am 20. Januar 1745 starb der Wittelsbacher Kaiser Karl VII., sein Sohn Maximilian III. schloss in Füssen Frieden mit Maria Theresia und versprach, bei der Kaiserwahl Maria Theresias Gemahl Franz von Lothringen zu unterstützen. Das geschah auch, doch dauerte der Krieg in Sachsen, Flandern, Italien auf unterschiedlichen Kriegsschauplätzen noch Jahre und fand erst am 18. Oktober 1748 im Frieden von Aachen ein Ende. Preußen bekam erneut Schlesien, was letztlich nur acht Jahre später 1756 zum Siebenjährigen Krieg führte.

Bild: Urkunde von Kaiser Karl VI. um 1713 / Quelle: Wikipedia. Gemeinfrei.

Rudolf Grulich