Ereignis vom 1. Januar 1246

Aussterben der Badenberger


Wappen der österreichischen Babenberger (Bindenschild), das ursprünglich auf die Eppensteiner zurückgeht, (Scheiblersches Wappenbuch, älterer Teil, um 1450–1480)

Das plötzliche Aussterben der Babenberger im Mannesstamme – in der weiblichen Linie be­stand das Haus noch bis zum Ende des 13. Jahrhunderts – brach jäh eine zukunftsträchtige und bedeutungsvolle politische Entwicklung ab, die sich seit lan­gem, aber stetig entfaltet hatte.

Nachweislich waren die Babenberger seit 976 Inhaber der bayerischen Mark, eines Gebietes beiderseits der Donau zwi­schen Enns und Tulln mit dem Mittelpunkt Melk. Diese Mark wurde von ihnen bis an den Ostrand des Wiener Waldes, um 1000 bis an die Leitha-Grenze im Osten ausgedehnt. Ihre Stellung befestigen konnten sie gegen die ansässigen adeligen Geschlechter aber erst allmählich durch Verbindung mit den Saliern und vor allen Dingen mit den Staufern. Unter Kaiser Friedrich I. mußten die Babenberger angesichts des staufisch-welfischen Gegen­satzes Besitz in Schwaben, aber vor allem in Bayern, dessen Herzogtum sie innehatten, aufgeben. Zum Ausgleich erhob Friedrich I. 1156 die Mark durch das soge­nannte privilegium minus zum Herzogtum. Wichtige Stationen der Entwicklung der östlichen Mark waren ferner die Verle­gung der Residenz nach Wien und die Gewinnung des Herzog­tums Steiermark. Während unter Herzog Leopold VI. das aus der östlichen Mark hervorgegangene Österreich eine glänzende Phase erlebte, waren die letzten Jahre der Babenberger in Österreich durch politische Turbu­lenzen und Tiefpunkte ge­prägt, u.a. scheiterte an den politischen Konstellationen die Erhebung Österreichs zum Königtum. Herzog Friedrich II. stand in seiner Endphase in Feindschaft zu den politischen Nachbarn, so in Konkurrenz zum Wittelsbacher-Herzog Otto von Bayern, zum König von Böhmen, der Anfang 1246 einen militärischen Vorstoß nach Österreich unternehmen ließ. Friedrich konnte bei Staatz die Eingefallenen besiegen, aber schon einige Monate später sah er sich dem Vorrücken des ungarischen Königs Bela IV. gegenüber, dessen gewaltiges Heer durch asiatische Kumanen und durch russische Unterstüt­zungstruppen angereichert war. Am 15. Juni 1246 stießen die Heere an der Leitha nahe Wiener-Neustadt aufeinander. In der Schlacht blieben die Österreicher zwar Sieger, aber Herzog Friedrich II. fand als letzter des Mannesstammes der Baben­berger den Tod. Die genaue Lage des Schlachtfeldes hat sich nicht lokalisieren lassen. Friedrich wurde im Kloster Heiligen-Kreuz, das er zu einer herzoglichen Grablege auszustatten begonnen hatte, zur letzten Ruhe gebettet.

Die Babenberger haben den Grenzraum im Südosten des Rei­ches, der zunächst politisch zer­klüftet war, zu einem einheitli­chen Herrschaftsraum umgestaltet und damit das Fundament für die spätere, auch nach Ostmittel- und Südosteuropa aus­strahlende Politik Österreichs gelegt.

Unmittelbar nach dem Aussterben der Babenberger brach ein Kampf um Österreich aus, da die Reichszentralgewalt sich mit dem Standpunkt eines heimgefallenen Reichslehens nicht durch­setzen konnte, bis nach den wechselvollen inneren und äußeren Unruhen um Österreich nach einem böhmischen In­termezzo in Gestalt der Besitznahme durch König Ottokar – für die Zeit von 1262 bis 1276 – das „Erbe“ der Babenberger an die Habsburger kam, und zwar durch mili­tärischen Druck, den Rudolf I. im Sommer 1276 mitten in Österreich bewirkte.

In der weiteren Entwicklung zeigte sich, daß die Habsburger den von den Babenbergern über­kommenen Territorienkomplex als Eckstein ihrer Hausmacht-, Reichs- und europäischen Poli­tik nutzen konnten.

Lit.: E. Zöllner: Geschichte Österreichs. 71984. – H. Dienst: Baben­berger-Studien. 1966. – Kata­log: 1000 Jahre Babenberger in Öster­reich, 1976. – K. Lechner: Die Babenberger, 1976.

Bild: Wappen der österreichischen Babenberger (Bindenschild), das ursprünglich auf die Eppensteiner zurückgeht, (Scheiblersches Wappenbuch, älterer Teil, um 1450–1480) / Quelle: Von verschiedene unbekannte Künstler – Bayerische Staatsbibliothek Cod.icon. 312 c 1450 – 1480, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3474245

Carl August Lückerath