Buchvorstellung, 09.07.2024

„Trachtenkunst. Die Anatomie der Wischauer Tracht“ (2024) – HDO

Veranstaltungstermin: Dienstag, 9. Juli 2024, 19.00 Uhr

Referenten: Dr. Lilia Antipow (HDO), Christina Meinusch (Heimatpflegerin der Sudetendeutschen), Michael Volk (München)

Veranstaltungsort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München

In Kooperation mit: Heimatpflegerin der Sudetendeutschen und Volk Verlag

Die Fotografin Annette Hempfling ist von der Wischauer Tracht als ästhetischem Objekt fasziniert. In ihrem Fokus steht aber weder die Tracht als identitätsstiftendes Gemeinschaftskleid noch dessen kulturelle Praxis.

Das Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung, die im März 2024 in der Alfred-Kubin-Galerie des Sudetendeutschen Hauses München gezeigt wurde, präsentiert 56 Fotografien. Je zwei Aufnahmen bilden ein Foto-Diptychon. Irrelevant ist, zu welchem Teil der Tracht die Foto-Objekte gehören: Schuh trifft auf Spitzenkragen, Weste auf Tuch, Bluse auf Stickvorlage, Zusammengenähtes auf Aufgetrenntes. Aufnahmen von Personen werden mit Aufnahmen von Objekten konfrontiert.

Das Diptychon als Form erzwingt „Dialog“ und „Konflikt“ zwischen zwei Aufnahmen auf der Ebene der Bild- und Musterstruktur. Es vereint ästhetische Synergien im Spiel zwischen Linie und Kreis, zwischen Ornament und glatter Oberfläche, zwischen Konkretem und Abstraktem. So werden Wahrnehmungsmuster der Tracht aufgebrochen.

Mit Beiträgen von Lilia Antipow, Patricia Erkenberg, Jan Kuča, Christina Meinusch, Alexander Wandinger.

Dr. Lilia Antipow ist Historikerin, Slavistin, Übersetzerin, Ausstellungs- und Filmkuratorin. Seit 2018 leitet sie die Öffentlichkeits-, Medien- und Pressearbeit sowie der Bibliothek im Haus des Deutschen Ostens (HDO) München. Ihre Forschungsschwerpunkte sind jüdische Geschichte und Kultur nach 1917, Sowjetunion und das Völkerrecht in der Stalin-Ära, der Reformkommunismus nach 1945. Zu ihren zahlreichen Veröffentlichungen gehören unter anderem: Wozu das ganze Theater? Vsevolod Mejerchol’d zu Individuum, Gemeinschaft und Masse (2011); Der lange Abschied von der Unmündigkeit. Aleksandr Tvardovskij (1911–1971) (2022); als Hrsg. zusammen mit Helmut Altrichter: 100(0) Schlüsseldokumente zur russischen und sowjetischen Geschichte (1917–1991). Onlineedition; zusammen mit Jörn Petrick und Matthias Dornhuber: Glücksuchende? Conditio Judaica im sowjetischen Film (2011); zusammen mit Matthias Stadelmann: Schlüsseljahre. Zentrale Konstellationen der Mittel- und Osteuropäischen Geschichte (2011); zusammen mit dem Nürnberger Menschenrechtszentrum: Das Internationale Militärtribunal von Nürnberg 1945/46. Die Reden der Hauptankläger (2015); zusammen mit Iossif Jessakow und Wera Jessakowa: Verdrängte Bilder: Jüdische Neubürger Nürnbergs erinnern sich an Krieg und Holocaust (2015); zusammen mit Andreas Otto Weber und Patricia Erkenberg: Wer bin Ich? Wer sind Wir? Zu Identitäten der Deutschen aus dem östlichen Europa (2023); als Manuskript: Die UdSSR und der Nürnberger Prozess: Vorbereitung, Durchführung, Rezeption (1945–2008) (2010). Aktuelles Projekt: Die stalinistische Konstruktion des Juden: Politik und Literatur in Russland 1929–1953 (Universität Bamberg).

Christina Meinusch studierte Volkskunde, Soziologie und Pädagogik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (mit Abschluss M.A.) sowie Diplompädagogik mit dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung und außerschulische Jugendbildung ebenfalls in Würzburg (mit Abschluss Dipl.-Päd. (Univ.)). Seit 2014 war sie freiberuflich tätig und realisierte Projekte mit dem Schwerpunkt materielles und immaterielles Kulturerbe der Vertriebenen sowie die Wanderausstellung „(Nicht) gekommen um zu bleiben…“ für den Heimatkreis Braunau / Sudetenland in Forchheim; die Tanzsaal-Datenbank für das Referat für Kulturarbeit und Heimatpflege des Bezirks Unterfranken. Seit 2021 ist Christina Meinusch Heimatpflegerin der Sudetendeutschen. Gleichzeitig übernimmt sie Lehraufträge für Museologie an der Universitäten Würzburg und für Europäische Ethnologie an der Universität Bamberg und wirkt als Ausstellungskuratorin. Von Christina Meinusch liegen u.a. vor: Der Heimatkreis Braunau / Sudetenland. Ursprünge – Entwicklung – Aktivitäten (2023); zus. mit Günter Reichert: (Nicht) Gekommen um zu bleiben… Braunau – Forchheim – Broumov. Vertreibung – Patenschaft – Partnerschaft. (2019); „verloren – vermisst – verewigt. Heimatbilder der Sudetendeutschen“ (2023); Heimat aus Stoff und Spitze. In: Bezirk Mittelfranken (Hg.): Heimat im Gepäck. Vertriebene und ihre Trachten (2023).

Weiterführende Informationen zu dieser Veranstaltung finden Sie hier.