Eine Ausstellung im Heimathaus, das Barackenlager und der Heidefriedhof in Lette bei Coesfeld bilden zusammen die Erinnerungsstätte „Denkmal Barackenlager Lette e.V.“. Sie stand in der letzten Woche im Mittelpunkt der Kulturstiftung, die im Rahmen des von ihr durchgeführten Projekts „Virtuelle Heimatsammlungen“ vor Ort in Lette war. Das Ziel: Die Digitalisierung von ausgewählten Sammlungsstücken, die 360 Grad-Erfassung der Ausstellungsräume, Luftaufnahmen des ehemaligen Lagers und späteren Altenheimes, sowie Aufnahmen vom „Heidefriedhof“ im Letter Bruch, wo viele Vertriebene ihre letzte Ruhestätte fanden. Parallel zu den Arbeiten fand ein intensiver Gedankenaustausch über die aktuelle Situation der Erinnerungsstätte statt. Thomas Konhäuser, Geschäftsführer der Kulturstiftung, besprach mit dem ersten Vorsitzenden, Harald Dierig, und dem Bildhauer und Lehrer des Pictorius-Kollegs, Burkhard Hoppe, erste Ideen für eine Bildungsinitiative, die auch das pädagogische Potential der Heimatsammlungen für die außerschulische und politische Bildung einbeziehen wird.
Begleitet wurde Thomas Konhäuser von der Kunsthistorikerin Birgit Aldenhoff und dem Fotografen Marc Stengel, die das im Jahr 2020 gestartete Projekt zusammen mit den verantwortlichen TrägerInnen von Heimatsammlungen fortführen.
Da die Ausstellung im Heimathaus von Lette wegen einer anstehenden Grundsanierung des Hauses vorübergehend eingelagert wird, war die rechtzeitige Bestandsaufnahme und Virtualisierung der Ausstellungsräume von prioritärem Interesse. Damit kann die Ausstellung im Internet unter www.heimatsammlungen.de zu allen Zeiten und an allen Orten besichtigt werden.
Die Sammlung zeigt einige ausgewählte Objekte aus der Vergangenheit des Lagers und aus der Geschichte von Flucht, Vertreibung und Ankunft der Vertriebenen in Lette. So ist eine Spritzpumpe, mit der das Läusemittel DDT (Dichlordiphenyl-trichlorethan) verabreicht wurde, ebenso digitalisiert worden, wie ein originaler Holzkoffer, der von seinem Besitzer bereits als Soldat für den Einsatz im Ersten und Zweiten Weltkriegs gepackt worden war.
Neben den dreidimensionalen Objekten verfügt die Sammlung über zahlreiche Dokumente und historische Fotos, die von privaten LeihgeberInnen stammen. Beeindruckendes und zugleich bedrückendes Beispiel ist das „Merkbuch“ eines schlesischen Bauern, in dem sich Notizen über den Zeitpunkt der abgeschlossenen Ernte und dem Beginn der Flucht gegenüberstehen.
Weitere Informationen über die Sammlung und die zuständigen AnsprechpartnerInnen finden Sie auch unter https://barackenlager-lette.chayns.net/
Informationen zum Digitalisierungsprojekt der Kulturstiftung finden Sie unter www.heimatsammlungen.de
Das Projekt „Virtuelle Heimatsammlungen“ wird mit Mitteln des Ministeriums für Kultur und Wissenschaften des Landes NRW gefördert.
Birgit Aldenhoff, Kulturstiftung
Fotos © Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen