Fachtagung / Tagung, 09. - 11.06.2024

Vertriebene, (Heimweh-)Touristen und ‚Neusiedler‘ in den Grenzgebieten der DDR, Tschechoslowakei und der Volksrepublik Polen

Veranstaltungsort: Teplitz/Teplice (CZ)

Die zweitägige Konferenz beleuchtet die Geschichte der Vertriebenen, (Heimweh-)Touristen und ‚Neusiedler‘ in den sozialistischen „Bruderländern“ bis 1989. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie Praktikerinnen und Praktikern aus der Kulturarbeit möchten wir neue Erkenntnisse gewinnen und über die Zukunft der Verständigung sprechen

Mehr Informationen zum angedachten Tagungsort im deutsch-tschechischen Grenzgebiet werden hier zeitnah eingestellt.

Die Anmeldephase wird voraussichtlich am 09.04.2024 eröffnet und erfolgt über eine Anmeldemaske auf der Webseite der Euroregion Elbe/Labe. Gerne informieren wir Sie, wenn die Anmeldung möglich ist. Bitte schreiben Sie uns hierfür eine E-Mail.

Programmentwurf

Den aktuellen Programmentwurf finden Sie hier als PDF zum herunterladen.

Projekthintergrund

Die Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostprovinzen und Siedlungsgebieten Ostmitteleuropas erklärte die SED-Führung bereits Anfang der 1950er Jahre für erfolgreich abgeschlossen. Zudem propagierte sie, durch den Aufbau des Sozialismus die vermeintlich ökonomischen Grundlagen des Faschismus beseitigt und somit die notwendigen Lehren aus der Geschichte gezogen zu haben. Derart selbstbewusst äußerte sich die SED bereits wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg einerseits zur Problematik des Umgangs mit dem Erbe des nationalsozialistischen Deutschlands und andererseits zu „Deutschlands Problem Nummer eins“ – die Integration von vielen Millionen deutschen Flüchtlingen und Vertriebenen, die am Ende des Krieges ihre Heimat verlassen mussten.

Bundesarchiv Bild 183 09455 0005 Abschlussprotokoll Oder Neie Grenze
Bild: Walter Heilig: Abschlussprotokoll Oder-Neiße-Grenze, 27.01.1951; Bundesarchiv, Bild 183-09455-0005 / Heilig / CC-BY-SA 3.0

Während in der frühen Bundesrepublik Politiker und Vertriebenenvertreter davon ausgingen, erst am Beginn der Integration zu stehen – ohne dabei den noch lange verfolgten Wunsch auf Rückkehr aufzugeben –, behauptete die SED-Führung, diese ihr Herrschaftsgebiet demografisch und ökonomisch ja besonders treffende Herausforderung bereits bewältigt zu haben. Auf welcher Grundlage konnte die sozialistische Diktatur solche Behauptungen in die Welt setzen? Wie gestaltete sich die soziale und kulturelle Integration der Vertriebenen in der Sowjetischen Besatzungszone und folgend in der DDR? Wie nahmen sich die Menschen in den „sozialistischen Bruderländern“ der DDR, der Č(S)SR und der Volksrepublik Polen vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges und der Vertreibung gegenseitig wahr?

Hundertausende DDR-Bürgerinnen und Bürger trafen im Urlaub oder auf Dienstreisen Polinnen und Polen oder Tschechoslowakinnen und Tschechoslowaken. Lange bevor es Heimatvertriebenen aus dem Westen möglich war, konnten sie in ihre alte Heimat nach Schlesien oder Böhmen fahren – freilich ohne einen organisierten Charakter als Gruppenreise. Dieser von Heimatvertriebenen in der DDR oft erwähnte Umstand wurde in der Forschung ebenso wie in der Öffentlichkeit bislang wenig verhandelt. Wenig untersucht sind in diesem Zusammenhang auch die Begegnungen mit und die Perspektiven der tschechischen und polnischen ‚Neusiedlerinnen‘ und ‚Neusiedler‘ unter den Vorzeichen der verordneten Völkerfreundschaft.

Auch im vereinigten Deutschland fehlt es zudem an Kenntnissen über die Geschichte(n) der Heimatverbliebenen, also die Menschen, die nach Flucht und Vertreibung 1945/48 freiwillig oder unfreiwillig in der VRP oder Č(S)SR verblieben und von denen viele trotz der repressiven Umstände versuchten, ihre Identitäten zu bewahren. Seit 1989 können sich die deutschen Minderheiten in Polen und Tschechien nun frei organisieren und ihre Identitäten offen leben. Damit sind sie oft Brückenbauer der Verständigung zwischen den Nachbarländern. Aber auch andere Initiativen in Tschechien und Polen befassen sich heute unvoreingenommen mit Geschichte und Kultur der Deutschen ihrer Region und engagieren sich in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Diese Praktikerinnen und Praktiker der Verständigung sollten bei der Verhandlung der schwierigen Geschichte(n) von Flucht und Vertreibung und seiner Nachgeschichte hinzugezogen werden.

Ansprechpartner:

Dr. Vincent Regente
Leiter der Abteilung EU & Europa
Tel.: +49 (0)30 88 412 288

 

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