Biographie

Friedrich Wilhelm

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Kurfürst von Brandenburg
* 16. Februar 1620 in Kölln bei Berlin
† 9. Mai 1688 in Potsdam

Der Sohn Kurfürst Georg Wilhelms und der pfälzischen Prinzessin Elisabeth Charlotte, einer Enkelin Wilhelms von Oranien, fand bei seinem Regierungsantritt 1640 ein durch den Dreißigjährigen Krieg verwüstetes und machtloses Kurfürstentum vor. Durch den Westfälischen Frieden (1648) erwarb er statt der gesamten pommerschen Erbschaft lediglich Hinterpommern, dazu als Entschädigung für das bei Schweden verbleibende Vorpommern die Bistümer Camin, Minden, Halberstadt sowie die Anwartschaft auf Magdeburg.

Im schwedisch-polnischen Krieg gelang ihm im Frieden von Oliva (1660) die Befreiung Ostpreußens von der polnischen Lehnshoheit. Nach erfolgloser Beteiligung an den Auseinandersetzungen mit Ludwig XIV. (1672-75) kämpfte er erfolgreich gegen die mit Frankreich verbündeten Schweden, die er nach dem Sieg vom Fehrbellin (28.6.1675) aus der Mark und daraufhin auch aus Vorpommern und Preußen vertreiben konnte. Dennoch gelang es ihm nicht, im Frieden von Saint-Germain (1679) Vorpommern in seinen Besitz zu bringen. Daraufhin schwenkte er auf die Seite Frankreichs über, wandte sich jedoch 1686 wieder Kaiser Leopold I. zu, nachdem Ludwig XIV. ihm 1684 die Unterstützung in der pommerschen Frage versagt und er selbst – entsprechend dem Edikt von Potsdam (1685) – die aus Frankreich ausgewiesenen Hugenotten aufgenommen hatte.

Der Hohenzollernstaat, den der Große Kurfürst vorfand, war ein Territorium der Grenzen. Daraus ergaben sich die Aufgaben der Außenpolitik, der Gesetzgebung und der Verwaltung. Er war zusammengehungert, zusammengespart und zusammenerobert worden. Wider alle Vermutung und wider alle Natur entstand im märkischen Sand eine neue Macht, deren Grundlagen in entscheidendem Maße durch den Großen Kurfürsten gelegt wurden. Sein Leben lang pflegte er sich holländisch zu kleiden. An seinem Hof wehte holländische Luft, der Geist des calvinistischen Kämpfertums und der kleinen zähen und armen Völker, die sich nach ihrer Weltansicht mit der Bibel in der einen Hand und dem Schwert in der anderen gegen die stolzen gold- und purpurglänzenden Großmächte zu behaupten wußten: die Holländer gegen Spanien und Frankreich, Cromwell gegen Spanien und Brandenburg-Preußen gegen den Kaiser.

Friedrich der Große hat in seinen Denkwürdigkeiten des Hauses Brandenburg dem Großen Kurfürsten mit den folgenden Worten du Denkmal gesetzt: „Seine hervorragenden Fähigkeiten paßten sich immer den jeweiligen Umständen an, so daß sein Wesen bald heldenhaft erhaben, bald milde und hilfreich erschien. Es ist nur ein Vorteil, wenn die meisten Menschen vor der erfolgreichen Verwegenheit ehrgeiziger Naturen auf den Knien liegen. Der strahlende Glanz kriegerischer Tugenden verdunkelt in ihren Augen die unscheinbare Art bürgerlicher Tätigkeit. Friedrich Wilhelm war ebenso bewundernswert an der Spitze seiner Heere wie an der Spitze seines Geheimen Rates, wenn er seinem Volke Recht sprach. Im jugendlichen Lebensalter, das sich in der Regel nur durch Verirrungen kennzeichnet, gab er Proben kluger Umsicht… Sein hochherziger, gütiger, edler, menschlicher Charakter verleugnete sich niemals. Er ward der Neubegründer und Verteidiger seines Vaterlandes, der Schöpfer von Brandenburgs Macht, der Schiedsrichter für seinesgleichen, der Stolz seines Volkes.“ Als wichtigste Ergebnisse der Regierungszeit des Großen Kurfürsten, der auch eine erfolgreiche See- und Kolonialpolitik mit Stützpunkten in Afrika betrieb, sind zu nennen der Wandel von einem „frondierenden“ zu einem dienenden Adel, wodurch die Grundlage für das brandenburg-preußische Offiziers- und Beamtentum geschaffen wurde, sowie die Stärkung der Position der Zentralgewalt in innen- und außenpolitischer Hinsicht. Dadurch legte er den Grundstein für die Entstehung der Großmacht Preußen.

Lit.: M. Philippson, Der Große Kurfürst, 3 Bde. (1897-1903); A. Waddington, Le Grand Electeur, 2 Bde. (1905-1908); G. Küntzel, Der Große Kurfürst, in: Meister der Politik 2 (21923); H. v. Petersdorf, Der Große Kurfürst (Neuausg. 1939); M. Werners, Die Reichspolitik des Großen Kurfürsten im Rahmen seiner europäischen Politik von 1679-84 (Diss. Bonn 1937); C. Hinrichs, Der Große Kurfürst, in: Die Großen Deutschen, Bd. 1 (1965); G. Oestreich, Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst (1971); E. Opgenoorth, Friedrich, der Große Kurfürst (1972); F. Schevill, The Great Elector (Chicago 1947).

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Wilhelm_%28Brandenburg%29

Konrad Fuchs