Biographie

Lessing, Gotthold Ephraim

Beruf: Dichter, Kunst- und Literaturhistoriker
* 22. Januar 1729 in Kamenz/Sachsen
† 15. Februar 1781 in Braunschweig

Der Geburtsort des Dichters und Dramatikers, des Kunst- und Literarhistorikers, Dramaturgen und Journalisten, des Theologen und Philosophen Lessing liegt zwar im sächsischen Teil der Lausitz, in Kamenz, wo sein Vater Prediger war, aber Leben und Werk dieses großen Humanisten und Vorläufers der literarischen deutschen Klassik reichte, er verbrachte fünf seiner glücklichsten und fruchtbarsten Jahre als Sekretär des preußischen Generals Tauentzien in Breslau, weit in den ostdeutschen Raum hinein. Weitere Stationen seines Lebens und Wirkens waren Berlin, Leipzig, Hamburg und Braunschweig, wo er starb und begraben liegt. Wie lebendig Werk und auch das Bild dieses untadeligen, kämpferischen Charakters auch 200 Jahre nach seinem Tode noch Bewußtsein sind, haben die Gedenkartikel und Feiern, Aufführungen und Auseinandersetzungen vor zwei Jahren (1979) aus Anlaß seines 250. Geburtstages in beiden Teilen Deutschlands gezeigt und wird erneut das säkulare Todesgedenken 1981 zeigen. Namen, Werke und Daten seines Wirkens brauchen an dieser Stelle nicht genannt zu werden, da sie in den literarhistorischen und allgemeinen lexikalischen Werken, die auch ausführliche Bibliographien bringen, jedermann zugänglich sind. Für die Beurteilung der Wirkungsgeschichte Lessings und der andauernden positiven und kritischen Auseinandersetzung mit seinem Werk, insbesondere seiner ideologischen Zweckverfremdung, sei auf den „Weg zu den Quellen“ verwiesen. Die 1907 in Angriff genommene und 1935 abgeschlossene historisch-kritische, von dem Berliner Germanisten Julius Petersen (Mitherausgeber W. v. Olshausen) erstellte Gesamtausgabe seines Werkes ist 1979 bei Georg Olms im Reprintverfahren neu aufgelegt worden, so daß sie in den Bibliotheken eingesehen werden kann. Gegen das von der Berliner Germanistenschule (Wilhelm Scherer, Julius Petersen, Erich Schmidt) um die Wende dieses Jahrhunderts geformte Lessingbild hat der in Schlawe (Pommern) geborene und 1919 in Berlin gestorbene marxistische Politiker und Schriftsteller Franz Mehring in seiner „Lessing-Legende“ (1893) polemisch Front gemacht mit dem Ziel, den nationalen Grundzug des Werkes von Lessing zu verfehmen und seinen humanistischen Gehalt zugunsten klassenkämpferischer Absichten zu verfremden. Da diese Tendenz (9. Aufl., herausgegeben von Hans Maier, Basel, 1946) in gleichgerichteten intellektuellen Führungskreisen unter Berufung auf Mehring bis heute virulent ist, sei darauf hingewiesen, daß die „Lessing-Legende“ und die Texte zu ihrer Entstehung und Wirkungsgeschichte 1972 bei Ullstein neu erschienen und von Rainer Gruenter kritisch untersucht worden ist. Das 617 Seiten umfassende Werk enthält auch eingehende bibliographische Angaben und ein Personenregister. Eine zweibändige Lessing-Auswahl liegt bei Hanser (München 1959) vor. Das wohlfeile Lessing-Bändchen der Rowohlt-Moriographien enthält gleichfalls ausführliche Literaturhinweise.