Biographie

Louis Ferdinand, Prinz von Preußen

Beruf: Volkswirt
* 9. November 1907 in Potsdam
† 25. September 1994 in Bremen

Prinz Louis Ferdinand wurde als zweiter Sohn des Kronprinzen Wilhelm und seiner mecklenburgischen Gattin Cecilie im Potsdamer Marmorpalais geboren. Einen großen Teil seiner Jugend verlebte der Prinz in Danzig, wo sein Vater die Leibhusaren kommandierte. Als Kind hat er vom Leben bei Hofe einiges miterlebt um dürfte einer der letzten Augenzeugen dieser untergegangene Sphäre sein. Die Revolution am 9. November 1918 (sein 11. Geburtstag) bedeutete den Abbruch der bisherigen Entwicklung um veränderte sein Leben zutiefst. Dem Schulbesuch im städtische Realgymnasium Potsdam folgte das Studium an der Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität, das mit der Promotion zum Dr. phil. im Fach Volkswirtschaft 1929 endete. In den Ford Werken von Buenos Aires und Detroit lernte er als einfacher Arbeiter am Fließband das Leben der Werktätigen kennen. Später trat er in den Dienst der Lufthansa. 1938 heiratete der Lieblingsenkel Kaiser Wilhelms II. Großfürstin Kira, die Schwester des russischen Thronprätendenten. Aus der glücklichen Ehe, die durch den Tod der Prinzessin 1967 endete, gingen sieben Kinder hervor. An der Seite des Prinzen steht heute anstelle seines Sohnes Louis Ferdinand, der 1977 an den Folgen eines bei einer Wehrübung erlittenen Unfalls verstarb, als voraussichtlicher Erbe dessen 1976 geborener Sohn Georg Friedrich. Der Prinz, der (zusammen mit allen Mitgliedern vormals regierender Häuser) nach der starken Anteilnahme der Öffentlichkeit am Soldatentod seines älteren Bruders Wilhelm 1940 auf Anordnung Hitlers aus der Wehrmacht entlassen worden war, hatte enge Beziehungen zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Oft trafen sich die Verschwörer in seinem Berliner Haus oder besuchten ihn in Cadinen am Frischen Haff (bei Elbing). Nicht nur Carl Goerdeler und Ludwig Beck, auch Arbeiterführer wie Jakob Kaiser und Wilhelm Leuschner sahen in ihm denjenigen, der eines Tages an die Spitze des Deutschen Reiches treten sollte. 1945 mußte Prinz Louis Ferdinand vor der heranrückenden Roten Armee aus dem ihm zur Heimat gewordenen westpreußschen Cadinen über das Eis des Frischen Haffes fliehen. Das harte Los der Vertriebenen hat er selbst erlitten. Seit dem Tod seines Vaters (20. Juli 1951) repräsentiert Louis Ferdinand in würdiger Weise das Haus Hohenzollern. Während für die breite Öffentlichkeit die Erinnerung an die preußischen Ostprovinzen verdrängt wurde, hat sich Prinz Louis Ferdinand unbeirrt zu der Schicksalsgemeinschaft mit den Vertriebenen bekannt. Er hat sich immer wieder für die Überwindung der Grenzen und das Miteinander von Deutschen und Polen eingesetzt. Im „Preußenjahr“ 1981 wurde ihm die Plakette des Bundes der Vertriebenen für Verdienste um den deutschen Osten und das Selbstbestimmungsrecht verleben. Während man allgemein kaum noch das Wort Wiedervereinigung in den Mund nimmt, tritt der Prinz unentwegt für das Selbstbestimmungsrecht auch des deutschen Volkes ein. Als Berliner Bürger, der einen großen Teil des Jahres dort verbringt, als Kenner der Verhältnisse in Rußland und Mitteldeutschland aus eigener Anschauung sind ihm Illusionen über den Charakter der Sowjetunion und ihres deutschen Satellitenregimes fremd. Als entschiedener Verfechter des Europagedankens wird der Prinz nicht müde, immer wieder zu betonen, daß Europa nicht an der Berliner Mauer und der Zonengrenze endet. Die östlich von den Deutschen wohnenden Völker würden sich, so meint der Prinz, wenn sie nur könnten, gern dem freien Europa anschließen. Mit großer Sorgfalt bat Prinz Louis Ferdinand die Burg Hohenzollern zu einem Brennpunkt preußischer und deutscher Tradition gemacht. Jährlich stehen dort mehr als eine halbe Million Menschen an den Särgen Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs des Großen. Alle Bestrebungen, geschichtliche Besinnung in der heutigen Zeit zu verankern, finden seine lebhafte Unterstützung. Seine Lieder und übrigen Kompositionen, die er selbst als spätromantisch einstuft, finden beim Publikum außerordentlichen Beifall. Die Erträge daraus werden der Prinzessin Kira-Stiftung für Heimatvertriebene überwiesen, die derzeit insbesondere Berliner Kindern einen kostenlosen Ferienaufenthalt auf der Burg Hohenzollern ermöglicht.

Werke: Louis Ferdinand Prinz von Preußen: Im Strom der Geschichte, München (Langen Müller) 1983; Prinz Louis Ferdinand von Preußen: Lieder. 5 Bände, Heinrichshofen Verlag, Wilhelmshaven. Schallplatte: Louis Ferdinand Prinz von Preußen, 18 Lieder. Teldec, Hamburg.

Lit.: SKLH. Prinz Louis Ferdinand zum 75. Geburtstag am 9. November 1982. Eine Festschrift mit Beiträgen von Schalom Ben-Chorin u.a., Moers (Steiger) 1982/1983; Friedrich Wilhelm, Prinz von Preußen, Das Haus Hohenzollern 1918-1945, München (Langen Müller) 1985.