Biographie

Merkel, Garlieb

Herkunft: Baltikum (Estland, Lettland, Litauen)
Beruf: Publizist
* 31. Oktober 1769 in Livland
† 9. Mai 1850 in Depkinshof/Riga

Sein Name ist mit der Livländischen Bauernbefreiung unlösbar verbun­den. Merkel war der Sohn eines freisinnigen Landpastors, zu dessen Lieblingsautoren Rousseau und Voltaire ge­hörten. So wuchs er unter dem starken Einfluß der Aufklärungsphilosophie auf. Nach vorübergehendem Besuch der Rigaer Domschule, nach einer Anstellung bei einer Behörde, die er bald aufgab, nach medizinischen, später Staats- und schönwissenschaftlichen Studien in Leipzig und Jena ließ er sich 1797 in Weimar nieder. Nach vorüber­gehendem Aufenthalt in Kopenhagen als Sekretär des dänischen Staatsministers Graf Schimmelmann ging er 1799 nach Berlin, wo er 1803 die Wochenschrift „Ernst und Scherz“ gründete, die bald darauf mit August von Kotzebues „Der Freimütige“ vereinigt wurde und bis 1806 erschien. Hier polemisierte Merkel in heftiger Weise gegen Napoleon und die Rheinbündler, so daß er schließ­lich in seine Heimat flüchten mußte. „Als der letzten Stimme, die es wagte, für Deutschland gegen Napoleon sich zu erheben“ dankte ihm Königin Luise. Merkel kehrte 1816 nach Berlin zurück, wandte sich jedoch nach kurzem Aufenthalt erneut nach Livland, wo er viele Jahre noch publizistisch tätig war. Er war 1816 Herausgeber des „Zuschauer“ und redigierte bis 1838 das „Provinzialblatt für Liv- und Estland“. Bis auf seine Schrift „Die Letten, vorzüglich in Livland, am Ende des philosophischen Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Völker- und Menschen­kunde“ sind seine sonstigen Publikationen längst ver­gessen. Seine Darstellung der Leibeigenschaft in Livland ist sicherlich nicht der erste Vorstoß in dieser Richtung; zu seiner weitreichenden Wirkung gelangte das glänzend und leidenschaftlich geschriebene Buch durch seinen publizisti­schen Rang; es hat weite Kreise nachhaltig beeinflußt, die Unhaltbarkeit der Zustände hervorgehoben und zu ihrer Beseitigung mit beigetragen.

(1969)