Biographie

Streck, Emmerich

Herkunft: Karpatengebiet
Beruf: Vorsitzender des Hilfskomitees der evang.-luth. Slowakeideutschen
* 9. Mai 1915 in Krompach/Zips
† 25. September 2013 in Stuttgart

Emmerich Streck wurde am 9. Mai 1915, also mitten im Ersten Weltkrieg, als Sohn eines Rechtsanwalts in Krompach/Zips geboren. Er wuchs in Göllnitz mit seinen beiden jüngeren Schwestern auf und besuchte ab 1925 das Deutsche Evangelische Gymnasium in Kesmark. Als die renommierte Schule 1933 ihr 400-jähriges Jubiläum feierte, hielt er vor der Festversammlung als Schülersprecher eine bemerkenswerte Rede. Er schloss 1933 das Gymnasium mit der Matura (Abitur) mit Auszeichnung ab und studierte anschließend Jura an der Karls-Universität in Prag und später in Pressburg. Im Jahre 1938 kehrte er als Doktor der Rechte in seine Heimat zurück. Zwischendurch hatte er seinen Grundwehrdienst beim tschechoslowakischen Militär abgeleistet. Als Jurist wurde er gleich für die evangelische Kirche tätig und wurde Mitglied des Landeskonsistoriums der Deutschen Evangelischen Kirche A.B. in der Slowakei.

Am Kriegsende verschlug es ihn mit seiner Familie im Rahmen der Evakuierung nach Westböhmen. Durch die Vertreibung ge­riet er nach Sachsen-Anhalt in der damaligen so­wjetisch besetzten Zone. Doch schon 1946 gelang ihm die Übersiedlung nach Süddeutschland.

Um den Vertriebenen in ihrer Not zu helfen, regte das Hilfswerk der Evangelischen Kirche Deutschland an, Hilfskomitees zu gründen. So wurde bereits am 6. August 1946 in Stuttgart-Bad Cannstatt das Hilfskomitee für die evang.-luth. Slowakeideutschen unter der Leitung von Pfarrer Desider Alexy ins Leben gerufen.

Dr. Streck war von Anfang an dabei und übernahm am 1. Februar 1947 als Geschäftsführer die Leitung der Zentralstelle in der Archivstraße 18 in Stuttgart. In der Satzung stand am Ende der Präambel: „In dieser ungeheuren seelischen und materiellen Not der Glaubensgenossen und Landsleute in christlicher Liebe zu helfen, ist das Endziel jeglicher Arbeit des Hilfskomitees“. Es wurden gleich verschiedene Hilfsprogramme in Gang gesetzt. Neben dem seelsorgerischen Beistand half man mit Ratschlägen und Auskünften. Es wurden Anschriften der verstreuten Landsleute gesammelt und ausgetauscht; praktische Hilfe wurde bei Ausstellung von Ersatzurkunden, Übersetzungen, Auskünften und Eingaben an Behörden und Wohnungsvermittlung etc. erteilt. Es wurde auch materiell den Landsleuten in Not geholfen, z.B. später beim Bau von deren Eigenheimen. Besonders nach der Wende gingen viele Hilfsgelder an die in der alten Heimat verbliebenen Glaubensgenossen.

Im Jahre 1949 heiratete Dr. Streck die aus Kesmark stammende Gertrud Kastner; dem Paar wurden drei Söhne geboren. Ab 1954 wurde er in den Staatsdienst des Landes Baden-Würt­temberg berufen, und zwar in das Vertriebenenministerium, zuletzt als Leiter des Landesausgleichsamtes in Stuttgart. Auch hier konnte er hilfreich für die Landsleute wirken. Im Jahre 1980 trat er als Ministerialdirigent in den Ruhestand.

Das Hilfskomitee hatte von Beginn an einen Theologen als geistlichen Vorsitzenden und für die vielen praktischen Aufgaben einen weltlichen Vorsitzenden. Dieses Amt übernahm Dr. Streck im Jahre 1963 und übte es mit viel Sachverstand und großem Engagement bis 2010, also 47 Jahre lang, aus.

Er engagierte sich in vielen Gremien der Heimatvertriebenen und war eine allseits bekannte und beliebte Persönlichkeit. Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz, die württembergische Landesmedaille, die Johannes-Brenz-Medaille der Württembergischen Landeskirche und die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt Göllnitz.

Dr. Emmerich Streck blieb bis das hohe Alter von 98 Jahre in geistiger Frische der Mentor der Karpatendeutschen; er starb am 25. September 2013 in Stuttgart und wurde am 30. September unter großer Anteilnahme auf dem Alten Friedhof in Stuttgart-Heumaden zur letzten Ruhe getragen.

Dr. Streck wird allen, die ihn gekannt haben, in dankbarer Erinnerung bleiben.

Bild: Archiv des Autors.

Hans Kobialka, 2017