Der Vater war, wie der Name verrät, Kroate, die Mutter Sudetendeutsche. Zwischen beiden wurde, so bekennt der Dichter, um die Seele des Knaben ein zäher Kampf geführt, der den Heranwachsenden in zahllose innere Konflikte brachte. Die Übersiedlung nach Wien ließ ihm die Donaumetropole zur zweiten Heimat werden. Für die größere Heimat Österreich ging er im Ersten Weltkrieg mit einem Wiener Artillerieregiment an die Front. Aus dem Erlebnis dieser Zeit stammt das Gedicht „Vater unser 1914“, ein Soldatengebet aus der Mentalität des um seine Heimat kämpfenden Österreichers, dem der Krieg aufgezwungen wurde: „Wir sind nicht schuld an dem Weltenbrand…“ Nach tastenden dramatischen Anfängen wird der historische Roman das Arbeitsfeld des Erzählers. Mit „Caesar“ (1929) eröffnet er die Reihe seiner Bücher um große Persönlichkeiten der Geschichte. Übermenschen des Machtwillens erweisen sich als Vollzieher geschichtlicher Schicksale. Sie alle sind wie Caesar von ihrem imperatorischen Machtbewußtsein erfüllt: „Ich bin der Herr der Welt! Ich! Ich! Wenn es mir beliebt, halte ich den Erdball und hebe ihn zu den Sternen empor; wenn es mir beliebt, lasse ich ihn aus meiner Hand fallen, unbesorgt darum, ob er zerschellt oder nicht! Das hat mich allein zukümmern und niemanden sonst! Denn von heute an gibt es nur noch einen Willen: Caesars Willen.“ Das ist kein Pathos der Distanz, sondern ein solches der Nähe, der unmittelbaren Zeitnähe, in deren Diktion die Romane von Jelusich geschrieben sind. Was an verwandtem Wollen in der Vergangenheit vor sich gegangen ist, wird in den Erlebnisraum der Gegenwart versetzt und von ihm aus gedeutet. Es erfolgt eine willkürliche Umdeutung geschichtlicher Mentalität. Moderne Vorstellungen und Bezeichnungen finden oft unbedenklich auch in antiker Umwelt Verwendung, nicht zum Nutzen der historischen Illusion. Das Widerspiel von Herrscher und Volk, Führer und Geführten, zeigt sich wie im „Caesar“ auch im „Hannibal“-Roman (1934), dessen Held den äußeren Kampf gegen Rom und den inneren Kampf gegen das eigene Volk kämpft, zeigt sich, im Spiegel englischer Geschichte, im „Cromwell“ (1933). Mit dem Roman „Der Löwe“ (1936) erfolgt die Einkehr in der deutschen Geschichte. Hier wird der Lebenslauf Heinrichs des Löwen, des unverstandenen Sachsenherzogs, erzählt, der zum deutschen Nationalreich mahnt, während sein großer Gegenspieler, Kaiser Friedrich L, den alten Traum von der Weltherrschaft träumt. Italien erscheint aber Heinrich als der Fluch des Reiches, das im Süden seine besten Kräfte aufreibt, während das deutsche Herzstück im Bruderkampfe kleiner selbstsüchtiger Herrscher sich zerfleischt. Diese Bücher verdanken der Konzentrierung auf das Wesentliche, der Knappheit der Diktion und den dramatisch angelegten Szenen ihre Wirkung auf das Leserpublikum. In der gleichen routinierten Technik sind die späteren Bücher geschrieben, „Bastion Europas“ (1951), aus der Zeit der Belagerung Wiens durch die Türken im Jahre 1683, und „Talleyrand“ (1954) vom Kampf des gewiegten Diplomaten mit dem kämpferischen Napoleonn, ein Duell zwischen List und Kraft.
Werke: Romane, Erzählungen: Der Thyrosstab, 1920; Caesar, 29; Don Juan, 31; 11, 33 (als Drama 34); Hannibal, 34; Der Löwe, 36; Der Ritter, 37; Geschichten aus dem Wiener Wald, 37; Der Soldat, 39; Der Traum vom Reich, 40; Margreth und der Fremde, 42; Die Wahrheit und das Leben, 49; Bastion Europas, 51; Talleyrand, 54; Der Stein der Macht, 58; Schatten und Sterne, 61; Asa von Agder, 65. – Gedichte: Eherne Harfe, 42. – Dramen: Das große Spiel, 12; Abisag von Sunem, 15; Die Prinzessin von Lu, 16; Der gläserne Berg, 17; Don Juan, 18; Die schöne Dame ohne Dank, o.J.; Samurai, 43. – Sammelausgabe: Hannibal. Caesar, 73.
Quelle: Adalbert Schmidt: Dichtung und Dichter Österreichs im 19. und 20. Jahrhunderts, Verlag Das Berglandbuch, Salzburg 1964.