Biographie

Horn, Uffo

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Dichter, Dramatiker
* 18. Mai 1817 in Trautenau/ Böhmen
† 23. Mai 1860 in Trautenau/ Böhmen

Uffo Horn taucht in Lexika des 19. Jahrhunderts als böhmischer Dichter auf, der deutsch schrieb. Er war umstritten, denn seine Zeitgenossen stellten ihn vor als „eine thatkräftige Natur, deren unmittelbaren Regungen sich rasch zu energischer Lyrik condensieren. Doch die leichte Erregbarkeit seines Talents, das sich auch im Drama und in der Novelle nicht ohne Glück versucht, hemmt bei ihm die Ruhe künstlerischer Gestaltung“ (Gottschall). Zwei Stücke von ihm „wurden auf fast allen deutschen Bühnen gegeben, doch verschwanden beide Stücke bald wieder“ (Schramm-Macdonald). Das Schicksal, heute vergessen zu sein, teilt er mit anderen deutschsprachigen Dichtern Böhmens wie Moritz Hartmann, der 1848 als Abgeordneter in die Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche gewählt wurde, oder Karl Egon Ebert, dessen gesammelten Werke in sechs Bänden damals im ganzen Deutschen Bund geschätzt wurden.

Der im ostböhmischen Trautenau geborene Uffo Horn war der Sohn eines ehemaligen kaiserlichen Offiziers und kam mit sieben Jahren nach Prag. Er besuchte das deutsche Gymnasium auf der Kleinseite und schrieb bereits als Schüler seine ersten Dramen. Er studierte Philosophie und Jura und konnte es erleben, dass sein Stück Horimir aufgeführt wurde. Mit Professor W. A. Gerle reichte er das Stück Die Vormundschaft ein, als die Cotta’sche Buchhandlung einen Preis für das beste Lustspiel ausgeschrieben hatte. Es enthielt unter 60 Einsendungen den ersten Preis, aber C. Wurzbach urteilte, der Preis war „weniger ein Zeugniß … für die geistige Bedeutenheit der Arbeit als für die geistige Armuth der dramatischen Dichter Deutschlands in den dreißiger Jahren“.

Seit 1838 lebte Horn in Wien, um sein Jurastudium abzuschließen. In der Hauptstadt entstanden Dramen wie Benvenuto Cellini und Moliére, sowie Gedichte für die Zeitschriften Telegraph und Humorist. Schon ein Jahr später finden wir ihn in Hamburg, seit 1842 in Prag, wo er seit 1842 im Jahrbuch Libussa schrieb, das bis 1858 von Paul A. Klar herausgegeben wurde. Seine Heimatstadt Trautenau seit 1843 und Dresden seit 1846 waren seine nächsten Lebensstationen. 1845 war er mit dem Musiker J. F. Kittl auf eine Reise nach Oberitalien, wo die Erzählung Isola bella und Gedichte entstanden. Die Zeitung Bohemia meldete über seine Tätigkeit in Dresden, Horn habe dort „durch seine glänzende Persönlichkeit und seine geselligen Talente Aufsehen“ erregt. Im Revolutionsjahr 1848 ging er wieder in seine böhmische Heimat, trat für tschechische Belange ein, zerstritt sich aber mit den Tschechen. Wieder in Dresden meldete er sich Ende 1849 als Freiwilliger für den Krieg gegen Dänemark, worüber er im Buch Von Idstedt bis zu Ende berichtete. Nach dem Feldzug ging er erneut nach Trautenau, widmete sich seiner literarischen Tätigkeit und schrieb Trauerspiele und Lustspiele. 1856 heiratete er die böhmische Adlige Wilhelmine Jenčik von Ježova auf Kalenic. Aus der Ehe ging eine Tochter hervor. Als ein Schlaganfall Horn lähmte, erholte er sich so, dass er 1859 zum 100. Geburtstag von Friedrich Schiller beim Bankett der Schillerfeier auf der Prager Sophieninsel der Moldau eine Festrede halten konnte. Zurückgekehrt nach Trautenau starb er 1860 nach langem Leiden im Alter von 43 Jahren.

Sein unstetes Leben hat ihm viele Nachrufe gebracht, so in der Prager Morgenpost, im Prager Unterhaltungsblatt Bohemia oder im Pilsner Boten und in der Ostdeutschen Post.

Wurzbach sieht ihn mit kritischen Augen, auch der Beitrag in der ADB. Anlass dazu gaben der Verdacht, er sei der Autor des Pamphletes Oesterreichischer Parnaß, bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar, auch sein Duell mit dem Maler Arthur Ramberg und sein Vorwurf, Schriftsteller, die sich nicht duellieren, seien unmännlich.

Werke außer den bereits genannten (in Auswahl): Nikolaus Lenau, Seine Ansichten und Tendenzen, Hamburg 1838. – Camoens in Exil. Dramatisches Gedicht, Wien 1839. – Böhmische Dörfer. Novellen. Zwei Bände, Leipzig 1847. – Gedichte, Leipzig 1847. – Die Wiedereinführung der Jesuiten in Böhmen, Leipzig 1850. – König Otokar. Tragödie in 5 Akten und einem Vorspiel, Leipzig 1850. – Bunte Kiesel. Erzählungen, 3. Aufl. Prag 1850.

Lit.: C. v. Wurzbach, in: BLKÖ, 9. Band, S. 296-296. – H. Schramm-Macdonald, in: ADB, 13. Band, S. 145 ff., auch: ÖBL, 2. Band. – Biographisches Lexikon zur Geschichte der Böhmischen Länder, Band I.

Bild: Uffo Horn 1848, Wikipedia/ Commons, Gemeinfrei.

Rudolf Grulich