In ihrem Bestreben, auf Nord- und Ostsee ungehindert Handel treiben zu können, geriet die Hanse immer wieder in Konflikte mit den Seeanrainerstaaten, die ihrerseits über die politischen Ziele hinaus auch Handelsinteressen verfolgten. Ein solcher Konflikt kulminierte im Krieg der Hanse gegen Dänemark in den Jahren 1367 bis 1370.
Nach dem Hansetag in Köln 1367 (Kölner Konföderation) versuchten die norddeutschen Hansestädte mit König Waldemar IV. von Dänemark noch einmal in Verhandlungen zu treten. Die von Dänemark weiterhin geduldete Kaperei bot dann den Auslöser für kriegerische Auseinandersetzungen. Mit dem 1364 erhobenen schwedischen König Albrecht von Mecklenburg sowie mit anderen norddeutschen Fürsten traten die Hansestädte 1368 in eine Koalition ein. Dabei strebte die Hanse vor allem nach Behauptung und Erweiterung der Handelsvorrechte und schließlich nach einem größeren handelspolitischen Spielraum in Dänemark. Das Hauptziel indes blieb die freie Sundpassage.
Als der Krieg erklärt wurde, fand sich an der Seite des dänischen Königs lediglich der norwegische König, der inzwischen dessen Schwiegersohn geworden war, aber bald schon wegen der Verteidigungsunfähigkeit Norwegens aus dem Kriege ausscheiden mußte. Im April und Mai 1368 eroberten Teile der hansischen Ostseeflotte die dänischen Seefestungen, vor allem Kopenhagen und Helsingör. Im Juni 1368 war dann die ungestörte Sundpassage möglich. Als Dänemark im Herbst 1368 seinen Widerstand noch nicht aufgab, wurde im Oktober desselben Jahres in Stralsund auf einem Hansetag beschlossen, den Kriegszustand weiter aufrecht zu erhalten, um im Frühjahr 1369 Angriffsvorbereitungen auf Helsingborg zu treffen, das aber erst am 8. September 1369 vom dänischen Befehlshaber übergeben wurde. Die Sundpassage als hansischer Seeverbindungsweg war damit endgültig gesichert. Der Krieg wurde mit dem Stralsunder Frieden von 1370 beendet.
Die Hanse hatte damit ihre wirtschaftliche und politische Vormachtstellung in Nordeuropa nicht nur behaupten, sondern weiter ausbauen können. Sie hat aber auch gezeigt, daß sie zu einer gemeinsamen Kriegführung in der Lage gewesen ist, eine Kriegführung, die sowohl auf See wie in Kampfhandlungen durch an Land gesetzte Truppen statthatte.
In den Bedingungen des Stralsunder Friedens setzte die Hanse, ungeachtet der territorialpolitischen Interessen ihrer Koalitionäre, ihre merkantilen Ziele durch. Die Verhandlungen, die vom 1. Mai bis 24. Mai 1370 in Stralsund geführt wurden, hatten zwar einerseits zum Ergebnis, daß die staatliche Integrität Dänemarks gewahrt blieb, die Delegation des dänischen Reichsrates unter dem Reichshauptmann Henning von Putbus, dem Erzbischof von Lund und den Bischöfen von Odense und Roeskilde mußte aber andererseits den Ratsendboten aus 23 Hansestädten gegen Entrichtung des üblichen Zolls völlige Handelsfreiheit in Dänemark und auf Schonen garantieren, den handelspolitischen Einfluß der Hanse in Dänemark sichern und Wiedergutmachung für Kriegsverluste zusagen, während die zeitweise Besetzung der wichtigsten Festungen des dänischen Reiches sowie der mögliche Einfluß auf die dänische Königswahl eher nur als vorübergehender Erfolg zu bewerten waren.
Dieses Ergebnis der Kölner Konföderation von 1367 ist von der Forschung nicht als einhellige hansisch-dänische Gegnerschaft aufgefaßt worden, sondern als Verhinderung des politischen Ziels König Waldemars, das alte Dänische Reich im Gesamtumfang wieder herzustellen, durch Schweden, dessen König auf den dänischen Thron spekulierte, und durch die Schauenburger in Schleswig. Das Jahr 1370 ist zu einem Entscheidungsjahr für Nordeuropa geworden, nicht zuletzt zeigte sich das in der Wiederaufnahme der Bergen-Fahrt, dem nördlichsten Vorposten der Hanse. Die Bewertung des hansischen Erfolges spiegelt sich auch in den achtungsvollen Protokollformen, die Karl IV. bei seinem Besuch in Lübeck 1375 gegenüber den dortigen Ratsleuten verwandte.
Lit.: A. v. Brandt: Grenzen und Möglichkeiten einer hansischen Gesamtgeschichte, in: Hansische Geschichtsblätter 72 (1954), S. 91-100. – Ph. Dollinger: Die Hanse. Stuttgart 41984. – K. Friedland: Die Hanse. Stuttgart 1991.
Bild: Faksimile einer der beiden Urkunden im Kulturhistorischen Museum, Original im Stadtarchiv Stralsund / Quelle: Von RobKohl – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39352393
Carl August Lückerath