Nach dem Scheitern der deutschen Großoffensive in den Ardennen befand sich Deutschland zu Beginn des Jahres 1945 an allen Fronten in der Defensive. Ohne strategische Reserven und ohne ein schlüssiges Gesamtkriegskonzept, häufig bis ins Detail durch Eingriffe der Obersten Führung (Hitler) behindert, konnte die militärische Führung nur noch hinhaltenden Widerstand mit gelegentlichen taktischen Erfolgen leisten. Die operative und strategische Initiative lag beim Gegner, der nach Belieben Schwerpunkte zu setzen vermochte.
Im Osten stand die Heeresgruppe Süd südlich und nördlich der Donau im Abwehrkampf gegen die 2. und 3. Ukrainische Front. Nördlich davon bereiteten sich die Heeresgruppen A und Mitte auf die Abwehr der sowjetischen Großoffensive vor, deren Schwerpunkte aus den sowjetischen Brückenköpfen am Narev und an der Weichsel erwartet wurden. Die Heeresgruppen A und Mitte standen mit 82 Divisionen, Divisionskampfgruppen und Brigaden auf einer Frontlänge von knapp 1.300 km. Die operativen Reserven bestanden aus 12 1/2 Panzer- und Panzergrenadierdivisionen, von denen aber die Heeresgruppe Mitte 2 SS-Panzerdivisionen an die Heeresgruppe Süd zum Entsatzangriff auf Budapest abgeben mußte, der am 1.1.1945 begann. Schließlich befand sich noch die Heeresgruppe Nord mit 2 Armeen und 30 Großverbänden in einem großen Kessel, dem sogenannten „Kurland-Kessel“, östlich von Windau und Libau mit einer Landfront von 280 km Länge. Hitler hatte sämtliche Anträge des Generalstabschef des Heeres, Generaloberst Guderian, zur Räumung des Kessels mit dem Argument abgelehnt, dieser binde weit stärkere sowjetische Kräfte. Damit kämpften im Osten 9 Armeekorps und eine Luftwaffendivision abseits der strategisch entscheidenden Räume und konnten im Krisenfall auch nicht dorthin transportiert werden.
Auf dem Balkan hingegen hatte die Heeresgruppe E ihre Truppen in einem hart umkämpften Rückzug aus der Ägäis, Griechenland, Mazedonien und Albanien zurückgezogen und zu Beginn des Jahres 1945 die Verbindung zu den deutschen Kräften in Kroatien hergestellt. Auch auf diesem Kriegsschauplatz erwies sich der viel zu späte Rückzug der eigenen Kräfte als verhängnisvoll. Versuche des Oberbefehlshabers Südost, die Räumung Bosniens zu erreichen und durch den Rückzug auf die Linie Barcs-Sisak-Fiume die Front um 200 km zu verkürzen, scheiterten an der Weigerung Hitlers, dazu seine Zustimmung zu geben.
Angesichts der überwältigenden Luftüberlegenheit der Alliierten an der Westfront bot nur noch die Ostfront Möglichkeiten, operative Erfolge zu erringen. Dies war allerdings von der Schaffung einer kampfkräftigen operativen Reserve abhängig. Von den 51 Panzer- und Panzergrenadierdivisionen des Heeres und der Waffen-SS befanden sich am 31.12.1944 3 Panzerdivisionen, 1 Panzergrenadierdivision und 1 Panzergrenadierbrigade im Kurland-Kessel, während 10 Panzer- und Panzergrenadierdivisionen bei der Heeresgruppe B in den Ardennen standen. Durch die Rücknahme des Frontvorsprungs der Heeresgruppe B und die Räumung des Kurland-Kessels hätte eine operative Reserve von etwa 25 Divisionen, darunter 10 Panzer- und Panzergrenadierdivisionen für den Einsatz an der Ostfront aufgebaut werden können. Ebensowenig wurde die Konzentration der eigenen Fliegerkräfte an der Ostfront erwogen, wo nur 31 % aller einsatzfähigen Jäger, Zerstörer, Bomber, Sturzkampf- und Schlachtflugzeuge eingesetzt waren. Vor allem aber verschlang der ständige Ausbau der Flaktruppe erhebliche Mengen von Personal und Material. Im August 1944 wies die Flaktruppe 39.523 Flakgeschütze aller Kaliber und einen Personalstamm von 1,12 Millionen Mann auf, der in anderen Bereichen wesentlich effektivere Wirkung erzielt hätte, kurzum ein militärischer Unsinn.
Die sowjetischen Planungen für die große Winteroffensive hatten bereits im Oktober begonnen, zogen sich aber wegen der langen Nachschubwege und dem erheblichen Geräte- und Munitionsbedarf bis Anfang Januar hin. Vier sowjetische Fronten und Teile von zwei weiteren Fronten sollten die gesamte deutsche Ostfront nördlich der Karpaten zerschlagen und den Durchbruch auf Berlin erkämpfen. Den Hauptstoß sollte Schukovs 1. Weißrussische Front mit 8 Armeen und 2 Panzerarmeen führen. Diese Kräfte sollten aus den Weichselbrückenköpfen Warka und Pulawy in Richtung Posen-Berlin angreifen und die vor ihnen stehende 9. Armee zerschlagen. Südlich daran schloß sich die 1. Ukrainische Front (Konjev) an, die mit 8 Armeen und 2 Panzerarmeen aus dem Baranov-Brückenkopf die vor ihr stehenden deutschen Kräfte, in der Hauptsache die 4. Panzerarmee sowie Teile der 17. Armee vernichten und dann nach Ober- und Niederschlesien vorstoßen sollte. Konjevs südliche Flanke wurde durch eine Armee der 4. Ukrainischen Front gedeckt, die auf der Linie Dukla-Paß – Kaschau – Tornaj lag. Im Norden schloß die 2. Weißrussische Front (Rokossowski) mit 7 Armeen und 1 Panzerarmee an, die aus den Narev-Brückenköpfen Serock und Rozán Ostpreußen von Süden her umfassen und die Masse der Heeresgruppe Mitte einschließen sollte. Die 3. Weißrussische Front mit 6 Armeen sollte entlang der Bahnlinie Gumbinnen nach Westen durchbrechen, während die 1. und 2. Baltische Front in der Hauptsache die Kräfte der Heeresgruppe Nord im Kurland-Kessel binden sollten. Jede Front wurde von einer taktischen Luftarmee unterstützt, hinzu kam die neu aufgestellte 18. Luftarmee, die auch über Langstreckenbomber verfügte. In den Angriffsabschnitten der 1. Weißrussischen und 1. Ukrainischen Front, die zusammen über 163 Divisionen, 32.000 Geschütze und schwere Granatwerfer sowie über 6.460 Panzer und Selbstfahrlafetten verfügten, betrug die sowjetische Überlegenheit bei der Infanterie 9:1, der Artillerie 9,5:1 und der Panzerwaffe 10:1.
Die sowjetischen Angriffsoperationen im Jahr 1945 zeichneten sich durch extreme Tiefenstaffelung aus, wobei zunächst die motorisierten Schützendivisionen der 1. Staffel mit überlegener Artillerie- und Panzerunterstützung den Durchbruch erzwangen, während die Panzerkorps und Panzerarmeen danach den Stoß in die Tiefe führten.
Auf deutscher Seite standen die Heeresgruppe Mitte mit 35 Großverbänden auf 580 km und die Heeresgruppe A mit 31 Großverbänden auf 700 km, letztere besaß noch 932 einsatzbereite Panzer, Jagdpanzer und Sturmgeschütze. Geplant war, den sowjetischen Hauptstoß in einer sogenannten „Großkampflinie“ aufzufangen. Bei beiden Heeresgruppen hatte man im Spätherbst 1944 eine „Großkampfzone“ mit einer Hauptkampflinie errichtet, die etwa 2 bis 3 km hinter der Front lag und unmittelbar vor Angriffsbeginn bezogen werden sollte. Damit sollte der Angriff des Gegners bei geringen eigenen Verlusten zunächst ins Leere laufen, die Feuerwalze der sowjetischen Artillerie sozusagen verpuffen. Angesichts der geringen Reserven war jedoch ein nachhaltiger Abwehrerfolg ausgeschlossen.
Die sowjetische Großoffensive zwischen der Ostsee und den Karpaten begann, zeitlich gestaffelt, am 12., 13. und 14.1. 1945. Bereits am ersten Tag wurden die Stellungen der 9. Armee und der 4. Panzerarmee an allen Weichselbrückenköpfen durchbrochen und Einbrüche bis zu 25 km Tiefe erzielt. Im Bereich der Heeresgruppe A hatte man aus Uneinigkeit über den vermutlichen Zeitpunkt des sowjetischen Angriffs eine rechtzeitige Zurücknahme der Truppen versäumt, so daß die Infanterie durch das sowjetische Artilleriefeuer so hohe Verluste erlitt, daß eine wirksame Verteidigung nicht mehr möglich war. Am 17.1. stießen die 3. und 6. Gardepanzerarmee über die Pilica vor und erreichten mit ihren Angriffsspitzen die Warthe. Lediglich der 17. Armee gelang unter hinhaltenden Kämpfen der Rückzug auf Oberschlesien. Warschau wurde am Abend des 16.1. von den deutschen Truppen geräumt, während bei der Heeresgruppe Mitte jetzt die Masse der sowjetischen Panzerkräfte der 1. Weißrussischen Front zum Einsatz kamen. Die sowjetischen Panzerspitzen näherten sich rasch der Reichsgrenze, deren Verteidigung unter Umständen auf der teilweise befestigten „b-1/b-2 Linie“ Thorn-Kolo-Sieradz-Tschenstochau-Sucha durchführbar gewesen wäre. Voraussetzung dafür war die rechtzeitige Freigabe des Ersatzheeres, die aber erst am 17./18.1. genehmigt wurde und so zu spät kam.
Am 19.1. erreichten Teile der 3. Garde-Panzerarmee der 1. Ukrainischen Front die Reichsgrenze bei Namslau, und am 22.1. erkämpfte sich das 6. Garde-MechKorps einen Brückenkopf auf dem Westufer der Oder nördlich von Steinau. Anfang Februar befand sich das oberschlesische Industriegebiet mehr oder weniger unzerstört in sowjetischem Besitz. Breslau wurde am 15.2. eingeschlossen, vermochte sich aber gegen alle sowjetischen Angriffe bis zum 6.5. zu halten.
Anfang Februar überschritten Einheiten der 8. Stoßarmee und der 5. Gardearmee die Oder nördlich und südlich Küstrin. Posen fiel am 23.2., während die Reste der 9. Armee an der Oder eine Abwehrfront aufzubauen versuchten. Weiter nördlich war es den Truppen der 2. Weißrussischen Front erst nach mehrtägigen, äußerst verlustreichen Kämpfen gelungen, die deutsche 2. Armee zu durchstoßen, die nach Norden angesetzte 5. Garde-Panzerarmee erreichte am 25.1. Elbing und vollzog damit die Einschließung der Heeresgruppe Mitte. In Ostpreußen dagegen stießen die sowjetischen Truppen der 3. Weißrussischen Front auf heftigen, in die Tiefe gestaffelten Widerstand. Unter schwersten Verlusten gelang der Durchbruch bei der 3. Panzerarmee erst nach 6 Kampftagen und unter Einsatz der Frontreserven. Königsberg wurde bis zum 30.1. von Norden und Süden her eingeschlossen, doch ein Entsatzangriff am 21.2. stellte eine Landverbindung zwischen Königsberg und Pillau her.
Angesichts der sich schon frühzeitig abzeichnenden Einschließung der Heeresgruppe beabsichtigte der Oberbefehlshaber der 4. Armee, General Hoßbach, einen Entsatzangriff Richtung Elbing zu führen, die Verbindung zu den deutschen Truppen an der unteren Weichsel herzustellen und anschließend mit der Heeresgruppe unter Räumung Ostpreußens nach Westen auszubrechen. Die Genehmigung für diesen Angriff erfolgte wiederum zu spät. Erst am 26.1. traten drei Divisionen an, die trotz Anfangserfolgen keinen Durchbruch erzielen konnten. Daraufhin ging die Heeresgruppe Mitte, ab dem 25.1. in Heeresgruppe Nord umbenannt, zur Verteidigung über, während der Abtransport der Zivilbevölkerung über See begann. General Hoßbach wurde am 30.1. wegen des Versuchs, die 4. Armee zu retten, von Hitler abgesetzt.
Neben den rein militärisch-operativen Erwägungen schob sich nun immer mehr als Ziel die Rettung der Zivilbevölkerung in den Vordergrund. Für ihre Evakuierung mußten so lange wie möglich See- und Landwege nach Westen offengehalten werden, so daß die häufig militärisch nutzlose Verteidigung bestimmter Stellungen unter diesem Aspekt gesehen werden muß, denn am 19.2.1945 befanden sich 8.350.000 Menschen auf der Flucht. Grundsätzlich erfolgten die deutschen Operationen meist zu spät und mit zu geringen Kräften. Es kam zu mehreren Angriffen mit begrenzten Zielen, wie dem Stoß von 6 Divisionen der 11. SS-Panzerarmee gegen den Rücken der sowjetischen Kräfte bei Küstrin am 16.2., der sich nach zwei Tagen festlief. Zwar wurden der Ostfront bis zum 12.2. 33 Großverbände unterschiedlicher Qualität zugeführt, doch ergab dies keine Verstärkung, da ein Großteil der Divisionen, die seit Beginn der sowjetischen Generaloffensive im Kampf standen, ausgeblutet war und nur noch geringen Kampfwert besaß.
Auch die rechtzeitige Räumung von Danzig und Pommern wurde von der deutschen Führung versäumt, statt dessen griffen die sowjetischen Truppen in zwei Offensiven am 24. und 28.2. die deutschen Kräfte in Pommern an, deren Vernichtung als Voraussetzung für den sowjetischen Stoß auf Berlin galt. Die sowjetische Offensive in Pommern stieß bei Kolberg bis an die Ostsee vor und trennte die deutschen Kräfte in zwei Teile, die sich im Westen auf die Oder bei Stettin zurückzogen, während im Osten die Reste der 2. Armee auf Danzig und Gdingen zurückgingen. Kolberg fiel nach härtesten Kämpfen am 19.3., Gdingen am 28.3. und Danzig am 30.3. in sowjetische Hände.
Die im Raum Königsberg stehende 4. Armee war inzwischen mit 4 Korps bei Heiligenbeil auf kleinsten Raum am Ufer des Frischen Haffs zusammengedrängt worden, vermochte aber diesen Brückenkopf bis zum 29.3. zu räumen und Stellungen auf der Frischen Nehrung zu beziehen. Königsberg fiel am 9.4., der Hafen Pillau, über den die Masse der Zivilisten und Soldaten abtransportiert wurde, konnte noch bis zum 25.4. gehalten werden. Bei der am 25.1. in Heeresgruppe Mitte umbenannten Heeresgruppe A waren die 17. Armee, die 1. Armee und die 4. Panzerarmee bis Ende März in wechselnden Kämpfen auf die Görlitzer Neiße und die östlichen Sudeten bis Mährisch-Ostrau zurückgeworfen worden. An der ungarischen Front der Heeresgruppe Süd kam es hingegen zu mehreren deutschen Angriffsoperationen. Dort war am 26.12.1944 Budapest von sowjetischen Truppen eingeschlossen worden. Statt nach vollzogener Einschließung nun den sofortigen Ausbruch aus der Stadt zu befehlen, ließ Hitler das IV. SS-Panzerkorps aus dem Raum Warschau nach Ungarn verlegen, um mit diesen Kräften Budapest zu entsetzen. Durch diese Maßnahme verlor die Heeresgruppe A ihre wichtigste Reserve, während drei Entsatzversuche des IV. SS-Panzerkorps zwischen dem 1.1. und 27.1. scheiterten. Hitler verbot jedesmal einen noch möglichen Ausbruch und befahl am 12.1., als die Spitzen der 5. SS-Division „Wiking“ nur noch 21 km nördlich vor Budapest standen, die Einstellung des Angriffs, da er plötzlich eine Entsatzoffensive von Süden favorisierte. Dieser dritte Versuch vom 18. bis 27.1. scheiterte trotz guter Anfangserfolge an den überdehnten deutschen Flanken. Die eingeschlossenen deutschen Kräfte, die Budapest mit allergrößter Härte ohne jede Rücksicht auf die Zivilbevölkerung verteidigten, kapitulierten erst am 12.2. Versuche der Heeresgruppe Süd, Budapest zur offenen Stadt zu erklären, wurden von Hitler unterbunden. 20.000 tote Zivilisten, 32.753 zerstörte Häuser und die totale Zerstörung der Infrastruktur von Budapest waren die Folge.
Hitler ließ jedoch am 6.3. gegen jede militärische Vernunft die 6. Armee, die 6. SS-Panzerarmee, die 2. Panzerarmee und drei Divisionen der Heeresgruppe E zur Offensive gegen die Masse der 3. Ukrainischen Front antreten. Auch diese Operation scheiterte nach wenigen Tagen, und als die sowjetische Großoffensive der 2. und 3. Ukrainischen Front am 16.3. begann, waren die abgekämpften deutschen Einheiten nicht mehr in der Lage, den sowjetischen Angriff abzuwehren. Am 29.3. überschritt die 6. Garde-Panzerarmee die österreichische Grenze im Burgenland, Wien wurde am 14.4. von sowjetischen Truppen erobert. Bis zur deutschen Kapitulation am 8.5. erreichten die sowjetischen Truppen die Linie Vorau – Fürstenfeld – Feldbach – südliche Mur.
Weiter südlich bemühte sich die Heeresgruppe E, Generaloberst Löhr, der seit dem 23.3. auch als Oberbefehlshaber Südost fungierte, die noch in Bosnien und Kroatien stehenden Kräfte zurückzuziehen. Insgesamt befanden sich im Raum Jugoslawien 5 Armeekorps mit 12 Divisionen und zwei Kosaken-Divisionen neben einigen Verbänden in Brigadestärke. Ihnen gegenüber standen, von Norden nach Süden gesehen, die 3. Ukrainische Front, ein bulgarischer Großverband und 4 Armeen der sogenannten jugoslawischen Volksbefreiungsarmee. Die Rücknahme der deutschen Verbände erfolgte erst nach Beginn der jugoslawischen Großoffensive am 28.3., als die 2. jugoslawische Armee das XV. Gebirgskorps im Raum Sarajevo angriff. Die Stadt wurde am 6.4. aufgegeben, die deutschen Verbände zogen sich nach Norden auf die Save zurück. Trotz des Großangriffs der jugoslawischen 1. und 3. Armee am 12.4. gelang dem XV. Gebirgskorps gemeinsam mit dem XXXIV. Korps und dem XV. Kosaken-Kavalleriekorps bis Ende April der geordnete Rückzug auf die Linie Novska – Barcs. Westlich davon war die jugoslawische 4. Armee am 30.3. in Richtung Bihac und Rijeka angetreten, hatte Bihac eingenommen und stieß nun weiter nach Norden vor. Bei Karlovac konnte ein drohender jugoslawischer Durchbruch auf Agram verhindert werden, während das LXXXXVII. Korps nördlich Rijeka eingeschlossen wurde. In Anbetracht der Lage befahl der Oberbefehlshaber Südost den Rückzug aller noch in Jugoslawien stehenden Kräfte. Dieser begann am 2.5. und führte die Masse der deutschen Divisionen bis zum 8.5. in den Raum Laibach – Celje – Agram – Varazdin. Dem LXXXXVII. Korps glückte der Durchbruch nach Norden allerdings nicht mehr und es geriet zum größten Teil in jugoslawische Gefangenschaft. Der Versuch, durch Verhandlungen mit dem britischen Oberbefehlshaber im Mittelmeerraum, Feldmarschall Alexander, die Masse der Heeresgruppe E noch rechtzeitig zu den britischen Linien zu bringen, hatte nur zum Teil Erfolg. Am 8.5. befanden sich die meisten Einheiten nur noch drei Tagesmärsche von der österreichischen Grenze entfernt. Einige Einheiten kapitulierten, während andere sich zu den britischen Linien durchschlugen, um nicht in jugoslawische Gefangenschaft zu geraten. Die Rückzugsbewegungen zogen sich deshalb bis zum 14.5. hin. 150.000 Mann gerieten in jugoslawische Gefangenschaft, von denen dort 90.000 starben oder umgebracht wurden. Die kroatischen Streitkräfte von etwa 220.000 Mann, die vor den Briten kapituliert hatten, wurden an Tito ausgeliefert und ebenfalls zum größten Teil umgebracht oder starben in Lagern. An die Sowjets ausgeliefert wurden die Soldaten und Angehörigen des XV. Kosaken-Kavalleriekorps, von denen ein erheblicher Teil erschossen wurde, in Lagern starb oder zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt wurde.
Im April brach im Westen die Rheinfront zusammen, im Osten bereiteten sich die Heeresgruppen Mitte und Weichsel mit der 9. Armee, der 3. und der 4. Panzerarmee entlang der Oder-Neiße-Linie auf die Abwehr der sowjetischen Offensive gegen Berlin vor. Ein früherer Ansatz auf Berlin war von Schukov abgelehnt worden, da die deutschen Kräfte in Pommern zunächst ausgeschaltet werden mußten und die sowjetischen Einheiten nach zweimonatigen ununterbrochenen Kämpfen schwere Verluste erlitten hatten, so daß viele Panzerbrigaden nur noch 15 bis 20 Panzer besaßen. Nach neueren russischen Angaben, die aber möglicherweise immer noch zu niedrig liegen, verlor die Sowjetarmee in den vier Monaten des Jahres 1945 mit 13.700 Panzern 14,2 % der Gesamtverluste des ganzen Krieges, bei einer durchschnittlichen täglichen Verlustrate von 107 Panzern im Jahr 1945 gegenüber 64 Panzern in den Jahren 1943 und 1944.
Der sowjetische Hauptstoß wurde bei der 9. Armee vermutet, die auf 130 km 12 Divisionen zusammengefaßt hatte und eine Reserve von 3 Panzerverbänden und 2 Panzerjagdbrigaden besaß. Die Heeresgruppe Weichsel mit der 3. Panzerarmee und der 9. Armee besaß zu Beginn der sowjetischen Offensive gegen Berlin noch 720 Panzer und Sturmgeschütze. Die Stellungen waren in einer „Großkampfzone“ auf 20 km Tiefe und einer Auffangstellung angelegt. Die Artillerie der 9. Armee war in zwei Korps zusammengefaßt worden, um eine höhere Feuerkonzentration zu erreichen.
Auf sowjetischer Seite marschierten entlang der Oder-Neiße-Front Teile der 1. und 2. Weißrussischen und der 1. Ukrainischen Front auf, die unter anderem über 4 Panzerarmeen und 4 Luftarmeen verfügten. Den Hauptstoß sollte Schukovs 1. Weißrussische Front mit 9 Armeen und 2 Panzerarmeen aus den Oder-Neiße Brückenköpfen führen. 68 Schützendivisionen und 3.100 Panzer wurden in den Angriffsabschnitten massiert, in denen bis zu 270 Geschütze und schwere Granatwerfer pro Km standen.
Der sowjetische Großangriff begann am 16.4. und scheiterte zunächst unter schweren Verlusten, da die deutschen Kräfte rechtzeitig vor Angriffsbeginn aus den vordersten Stellungen zurückgenommen wurden. Erst am Abend des dritten Tages erfolgte der sowjetische Durchbruch aus den Oder-Brückenköpfen. Weiter südlich durchbrachen die Truppen der 1. Ukrainischen Front Konjevs die 4. Panzerarmee, worauf Konjev mit Einverständnis Stalins die 3. und 4. Gardepanzerarmee nach Norden eindrehen ließ und Berlin von Süden her einschloß, während die 2. Gardepanzerarmee Berlin von Norden abriegelte. Der am 21.4. einsetzende Kampf um Berlin endete am 2.5. mit der Kapitulation des LVI. Korps von General Weidling, nachdem Adolf Hitler am 30.4. Selbstmord begangen hatte. Ein größerer Teil der 2. Armee, die südlich Berlins eingekesselt worden war, brach nach Westen durch und vereinigte sich mit der 12. Armee, die beim Entsatzangriff auf Berlin bis nach Potsdam vorgestoßen war. Die Masse beider Armeen zog sich daraufhin nach Westen an die Elbe zurück, wo sie bis zum 7.5. in amerikanische Kriegsgefangenschaft gelangten. Im Norden gelang der 3. Panzerarmee, die von den Truppen der 2. Weißrussischen Front bedrängt wurde, der Rückzug durch Mecklenburg auf die amerikanischen Linien, nachdem auch hier ein Entsatzangriff auf Berlin durch das III. SS-Panzerkorps gescheitert war.
Angesichts der zu erwartenden Kapitulation setzte sich die Heeresgruppe Mitte von Nordmähren auf die Linien der Amerikaner in Westböhmen ab, um der sowjetischen Gefangenschaft zu entgehen. Dies gelang auch, soweit die deutschen Truppen die amerikanischen Linien bis zum 9.5. überschritten. Die bedingungslose Kapitulation trat für alle Wehrmachtsteile am 9.5.1945 um 00.01 Uhr in Kraft. Die Heeresgruppe Kurland kapitulierte am 10.5. mit 190.000 Mann, und die Reste der „Armee Ostpreußen“ von 150.000 Mann ergaben sich am 14.5. den sowjetischen Truppen im Weichseldelta. Allein zwischen dem 1. und 9.5. gelangten noch 1,5 Millionen Zivilisten und Soldaten über die westlichen Linien, 2,2 Millionen Menschen wurden vom 23.1. bis 9.5. über See evakuiert. Die Zahlen über die deutschen Menschenverluste sind nach wie vor ungenau, nicht zuletzt auf Grund statistisch unzuverlässiger Erhebungen. Für das Feldheer im Osten gibt eine Statistik des Generalarztes im Oberkommando des Heeres 985.316 Gefallene und 1.281.285 Vermißte in der Zeit vom 22.6.1941 bis 31.3.1945 an. Es fehlen die Angaben für die letzten Kriegswochen. Ebenso ist unklar, wie viele der Vermißten in sowjetische Gefangenschaft geraten und dort umgekommen sind.
Lit.: Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht (Wehrmachtführungsstab) 1940-1945. Bd. IV. 2. Halbband, eingeleitet und erläutert von Percy Ernst Schramm, Frankfurt/M. 1961. – Horst Boog: Der strategische Bombenkrieg, in: Militärgeschichte 2/1992, S. 20-30. – Ders.: Die deutsche Luftwaffenführung 1935-1945. Stuttgart 1982. – Friedrich Korkisch: Der strategische Luftkrieg in Europa und Asien 1944/45 (I), in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ) 2/1985, S. 121-127. – Ders.: Der strategische Luftkrieg in Europa und Asien 1944/45 (II), in: ÖMZ 3/1985, S. 203-212. – Edvin Bacon: Soviet Military Losses in World War II, in: Slavic Military Studies 4/1993, S. 613-634. – Rüdiger Overmans: 55 Millionen Opfer des Zweiten Weltkrieges? Zum Stand der Forschung nach mehr als 40 Jahren, in: Militärgeschichtliche Mitteilungen (MGM) 2/1990, S. 103-123. – Heinz Magenheimer: Das Kriegsende 1945 in Europa. Letzte Operationen und Abläufe, in: ÖMZ 3/1985, S. 189-203. – Ders.: Letzte Kampferfahrungen des deutschen Heeres an der West- und Ostfront, in: ÖMZ 4/1985, S. 317-321. – Siegbert Kreuter: Der Weg nach Budapest 1944/45, in ÖMZ 4/1985, S. 305-317.
Bild: Generaloberst Alfred Jodl unterzeichnet die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht am 7. Mai 1945 / Quelle: Wikipedia. Gemeinfrei.
Romedio Graf von Thun-Hohenstein