Biographie

Biolek, Alfred

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Jurist, Fernsehmoderator und -produzent
* 10. Juli 1934 in Freistadt/ Österreichisch Schlesien
† 23. Juli 2021 in Köln

Er war schon eine TV-Legende. Der Entertainer Alfred Biolek verstarb wenige Tage nach seinem Geburtstag im Alter von 87 Jahren. Die meisten werden ihn kennen, wer aber war dieser Alfred Biolek, welche Wurzeln hatte er?

Der frühere Fernsehmoderator und Talkmaster Biolek wurde 1934 in Freistadt, einer am rechten Olsa-Ufer liegenden, einst selbständigen Stadt, mit dem damaligen Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts in Österreichisch-Schlesien, geboren. Freistadt hatte etwas über 2.000 Einwohner, wurde 1268 erstmals erwähnt und nach deutschem Recht gegründet. Die Grafen Larisch von Mönnich erwarben dort einst ein schönes großes Schloss mit Gestüt. Das Schloss wurde 1997 restauriert und für Besucher geöffnet. Das Schlossmuseum zeigt heute adelige Inneneinrichtungen und kunsthistorische Sammlungen aus dem 16. bis 20. Jahrhundert. Ebenso befindet sich hier eine der bedeutendsten Schlossbibliotheken in der Tschechischen Republik.

Alfred Biolek kam als Sohn einer Laienschauspielerin, Hedwig Lerch, und eines Rechtsanwalts, Joseph Biolek, auf die Welt und erlebte mit zwei älteren Brüdern nach eigenem Bekunden eine glückliche Kindheit. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Familie nach Einnahme der Stadt durch die Rote Armee enteignet, interniert und schließlich vertrieben, wie 1,3 Millionen Deutsche es erfahren mussten. Alfred Biolek erlebte dieses Trauma im heranwachsenden jugendlichen Alter von 12 Jahren. 1946 kam die Familie Biolek nach Waiblingen bei Stuttgart. Alfred vollendete die Schulzeit und studierte dann Jura in Freiburg im Breisgau, München und Wien, sein Studium beendete er 1958 mit dem ersten juristischen Staatsexamen, arbeitete als wissenschaftlicher Assistent bei Ernst von Caemmerer an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau und pro­movierte 1962. Das Zweite Juristische Staatsexamen legte er 1963 ab.

Danach begann Alfred Biolek beim Zweiten Deutschen Fernsehen zunächst als Justitiar in der Rechtsabteilung und wechselte schon bald zu redaktionellen Tätigkeiten, die ihn mehr reizten. Von nun an arbeitete er als Moderator in Sendungen wie „Urlaub nach Maß“, „Nightclub“ und „Die Drehscheibe“. 1970 wechselte er zur Bavaria Film, zog nach München und änderte radikal seine bis dahin konservative Lebensweise und Ansichten. 1976 zog er nach Köln und wechselte zum WDR, dort moderierte er bis 2007 die WDR-Talkreihe „Kölner Treff“. 1978 bekam er seine eigene Sendung, „Bio’s Bahnhof“. Im wöchentlichen „Boulevard Bio“-Talk (1991-2003) empfing er in knapp 500 Folgen 1.600 Gäste, darunter den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl, der sich das erste Mal in eine Talkshow traute.

Noch bekannter wurde Alfred Biolek vor allem ab 1994 durch seine WDR-Kochsendung „Alfredissimo“. So gilt Biolek bis über seinen Tod hinaus als einer der Pioniere der Talk- und Kochshows in Deutschland. Mit Rudi Carrell entwickelte er die Show „Am laufenden Band“, die erfolgreichste Sendung der 1970er Jahre.

Als seinen ursprünglichen Berufswunsch gab Alfred Biolek meistens Priester, Zirkusdirektor und Dirigent an. „Und ich bin von allem etwas geworden“, sagte er einmal. Bei einem Sturz von einer Wendeltreppe zog er sich 2010 schwere Schädelverletzungen zu und fiel ins Koma. Seitdem lebte er recht zurückgezogen in seiner Wohnung am Kölner Stadtgarten. Er wurde dabei von seinem langjährigen Freund unterstützt, den er 2014 adoptiert hatte. Rund 30 Jahre zuvor hatte er bereits einen anderen Freund adoptiert, der jedoch vor ihm im April 2021 starb.

Alfred Biolek hat sich als Ideengeber und Ideenförderer einen Namen gemacht. Seine letzte Ruhestätte hat er sich selbst auf dem Kölner Melaten-Friedhof ausgesucht. Die Schlesier danken „Bio“, wie er sich selbst nannte, für die vielen Jahre toller Unterhaltung und werden ihm ein ehrendes Andenken gewahren.

Bild: Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen.

Michael Ferber