Wanderausstellung des Hauses des Deutschen Ostens, München
Ausstellungsort: Haus der Heimat, Bund der Vertriebenen Landesverband Hessen e.V., Friedrichstraße 35, 65185 Wiesbaden
Ausstellungszeitraum: Donnerstag, 9. März, bis Freitag, 14. April 2023
Öffnungszeiten: Montag, Donnerstag 10.00–17.00 Uhr, Freitag, 10.00–14.00 Uhr
Eröffnungsveranstaltung: Mittwoch, 8. März 2023, 18.00 Uhr
In Kooperation mit: Bund der Vertriebenen Landesverband Hessen e.V.
Wer bin Ich? Wer sind Wir? – jeder Mensch, jede Gemeinschaft vergewissert sich der eigenen Identität stets aufs Neue. Die Bezugspunkte sind Herkunft, Sprache, Religion, Kultur. Dabei sind individuelle und kollektive Identitäten ambivalent, vielschichtig, und sie wandeln sich mit neuen Erfahrungen. Die Ausstellung „Wer bin Ich? Wer sind Wir?“ hat die regional vielfältigen Identitäten von Deutschen aus dem östlichen Europa zum Thema.
Der Münchner Stadtrat, Dr. Florian Roth (Siebenbürgen), die ehemalige Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, Dr. Zuzana Finger (Slowakei), die Musikerfamilie Hubert (Russland), die Verwaltungsangestellte Andrea Kielburg (Banat), der Historiker Lukas Moj (Oberschlesien) und der weltberühmte Musiker Mulo Francel (Böhmen) – ihre Interviews stehen im Mittelpunkt der Wanderausstellung des Hauses des Deutschen Ostens. Darin setzen sie sich mit der Bedeutung von Heimat, Sprache, Familie, Musik, Tracht und Erinnerung für ihr Leben und ihr Selbstverständnis auseinander.
Neben diesen Faktoren nimmt die Ausstellung zugleich Religion und Literatur, Brauchtum und Handwerk, Essen, Landschaft und Symbole in den Blick, fragt nach ihrer Bedeutung für die individuellen und kollektiven Identitäten der Deutschen aus dem östlichen Europa. Der Komplexität und dem Facettenreichtum des Themas sucht sie durch exemplarische Annäherungen Rechnung zu tragen. Sie stellt sie vor am Beispiel der international berühmten Richard-Wagner-Festspiele im westpreußischen Zoppot bei Danzig / Gdańsk, 1922-1944; am Beispiel der Dialekte wie dem Zipserdeutsch in der Slowakei; mit Hinweis auf religiöse Traditionen wie die oberschlesische Barbarafeier; und mit Bezug auf Bräuche wie den Urzellauf an Fasching in Siebenbürgen oder auf Bekleidungsformen wie die Wischauer Tracht aus Mähren.
Identitätsdiskurse der NS-Zeit erfahren eine kritische Betrachtung am Beispiel des Portrait- und Landschaftsfotografen Hans Retzlaff (1902–1965). Seine Aufnahmen der Bräuche und Trachten der Deutschen in Siebenbürgen, dem Banat und Schlesien waren dem NS-Ideal von Nation, Rasse und „Großdeutschtum“ verpflichtet und dienten einer entsprechend geprägten „Völkerkunde“ zur visuellen Konstruktion des „arischen Menschen“.
Identitätsprozesse der letzten Jahrzehnte und der aktuellen Gegenwart werden in der Kultur der Heimatfeste, wie dem seit 1951 stattfindenden Heimattag der Siebenbürger Sachsen im mittelfränkischen Dinkelsbühl, oder in den öffentlichen Debatten um neue Kollektivsymbole der Deutschen aus dem östlichen Europa, wie das zentrale Vertriebenendenkmal des Freistaates Bayern am Hallplatz in Nürnberg, veranschaulicht.
Die Ausstellung Wer bin Ich? Wer sind Wir? zeigt: Deutsche Identitäten in Ostmittel- und Südosteuropa waren weder in der Vergangenheit noch sind sie in der Gegenwart als Einheit zu begreifen. Ihr Wesen lag und liegt nach wie vor in ihrer Vielfalt.
Weiterführende Informationen zu dieser Veranstaltung finden Sie hier.