Biographie

Bierey, Gottlob Benedict

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Opernkapellmeister, Komponist, Schriftsteller
* 25. Juli 1772 in Dresden
† 5. Mai 1840 in Breslau

In Dresden erhält Bierey den ersten Musikunterricht; in der Kompositionskunst ist er Schüler des Kantors Chr. E. Weinling; von Weinlings Schülern gilt er als der bekannteste und bedeutendste. Schon als 17jähriger wird er Opernkapellmeister der Voigtschen und der Döbbelinschen Theatergruppe. 1792 wechselt er zu Secondarschen Truppe in Leipzig, kommt dort in Kontakt mit dem Musikverlag Breitkopf & Härtel und zu Friedrich Rochlitz. Er führt seine ersten eigenen Opern auf. Die Sopranistin Sophie de Merell der Secondarschen Operngesellschaft wird seine Ehefrau und steht ihm bis zu seinem Tode tapfer zu Seite. Die „Denkschrift zur Erinnerung an Bierey und seine Verwaltung des Breslauer Theaters“ (Breslau 1841), ist von ihr geschrieben. Es ist dies eine Verteidigungsschrift gegenüber seinen Neidern, denen sich der erfolgreiche Opernkapellmeister Bierey zu erwehren hat.

1807 leitet Bierey in Wien die Uraufführung seiner Oper „Wladimir, Fürst von Novgerod“. Da er bereits eine Zusage gegeben hat, als Nachfolger Carl Maria von Webers die musikalische Leitung zu übernehmen, kommt es nicht zu der Übernahme der Kapellmeisterschule der Wiener Oper. Wiederholt ist Bierey auf Anforderung des mit ihm angefreundeten Joseph Weigl in Wien besuchsweise an der Oper tätig. Für Breslau komponiert er weitere Opern. 1824 übernimmt er obendrein auf Pacht die Intendanz des gesamten Breslauer Theaters; die vorgesehene 10jährige Pachtzeit gibt er auf Grund von Anfeindungen zum 31.12.1828 trotz finanzieller Erfolge und künstlerisch guter Führung ab. Darauf privatisiert er, geht auf Reisen und hält sich in Wiesbaden, Mainz, Leipzig und Weimar auf. 1834 kehrt er in sein Breslauer Haus zurück. Unter starker Anteilnahme wird er in Breslau beerdigt.

Kein Opernkapellmeister in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, auch der nur sehr kurze Zeit in Schlesien tätige Carl Maria von Weber nicht, hat in Breslau das Opern- und Theaterleben so intensiv beeinflußt wie er. Die Verbindung von Breslau zu Wien und seiner etwas biedermeierlichen Oper bleibt unter Bierey bewahrt. Als Korrespondent und Referent berichtet er in der Leipziger Allgemeinen Musikalischen Zeitung zwischen 1809 und 1816 über das Breslauer Musikleben, vereinzelt im Vergleich mit der Wiener Situation, gelegentlich veröffentlicht er auch Berichte in den Schlesischen Provinzialblättern. Als Komponist ist Bierey mit seinen Vokalwerken, besonders mit seinen Opern, hervorgetreten. Seine wenigen Instrumentalkompositionen bringen ihm keinen weiteren größeren Erfolg.

Kompositions- und Schriftenverzeichnis: siehe Angaben unter der Rubrik Lexika.

Lexika: Hoffmann, Carl Julius: Die Tonkünstler Schlesiens. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte Schlesiens, vom Jahre 960 bis 1830, in Kommission bei G. P. Aderholz, Breslau 1830; Koßsmaly, Carlo: Schlesisches Tonkünstler-Lexikon, Eduard Trewendt, Breslau 1846, S. 16-24; Stieger, Franz: Opernlexikon, Teil II: Komposition 1. Band A-F, Tutzing 1977; Unverricht, Hubert: [Artikel] Bierey, Gottlob Benedict, in: Schlesische Lebensbilder, hrg. von Josef Joachim Menzel, 6. Bd. Sigmaringen 1989.

Lit.: Schwerdt, Annemarie: Theater und Zeitung 1700-1850. Entwicklungsstufen der Theaterkritik nachgewiesen am Breslauer Zeitungswesen, Würzburg, 1938 (Zeichen, hrg. von Kard’Ester 54. Bd.); Musiol, Karol: „Sieben leichte Variationen in G-dur“. Ein verschollenes Jugendwerk von Franz Schubert?, in: die Musikforschung 28. Jg. 1975, S. 202-208. (Dürrs Entgegnung, In: Ebenda 29. Jg., 1976, S. 175-183); Weber Karl: Geschichte des Theaterwesens in Schlesien: Daten und Fakten – von den Anfängen bis zum Jahre 1944, Redaktion: Bärbel Rudin, Dortmund 1980 (Veröffentlichung der Forschungsstelle Ostmitteleuropa, Hrg. Johannes Hoffmann Reihe A Nr. 29); Unterricht, Hubert: Gottlob Benedict Bierey. Ein vergessener Opernkomponist, in: Festschrift Martin Ruhnke zum 65. Geburtstag, Neuhausen-Stuttgart 1986, S. 364-373.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Gottlob_Benedict_Bierey

Hubert Unverricht