Einweihung des „Tranferraums Heimat“ im Rahmen des säschsischen Gedenktages für Flucht, Vertreibung und Zwangsumsiedlung

Der sächsische Landesbeauftragte für Vertriebene und Spätaussiedler Dr. Jens Baumann gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Kulturstiftung Thomas Konhäuser

Jährlich gedenkt die Bundesrepublik Deutschland des Schicksals und Leids der deutschen Heimatvertriebenen. So auch der Freistaat Sachsen, welcher darüber hinaus als einzige neues Bundesland diesen Gedenktag auf Beschluss des Sächsischen Landtages gesetzlich fixiert hat. Sachsen erinnerte am 12. September mit diesem Tag in Hoyerswerda-Knappenrode auch an die von Flucht und Vertreibung betroffenen Spätaussiedler.

Neben dem sächsischen Innenminister Roland Wöller, dem sächsischen Landesbeauftragten für Vertriebene und Spätaussiedler Dr. Jens Baumann und dem BdV-Landesvorsitzenden Frank Hirche, der 2. Beigeordneten des Landkreises Bautzen, Birgit Weber und Bürgermeister Torsten Ruban-Zeh nahm auch der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien Nieder- und Oberschlesien und Kuratoriumsvorsitzende der Kulturstiftung, Stephan Rauhut, teil. Ebenfalls vertreten waren u.a. der Geschäftsführer der Kulturstiftung Thomas Konhäuser sowie der Referent für grenzüberschreitende Zusammenarbeit, Matthias Lempart. Musikalisch umrahmt wurde der Gedenktag vom „Jugendchor Sonnenschein“ der Deutschen aus Russland.

BdV-Landesvorsitzenden Frank Hirche, Innenminister Roland Wöller, die Preisträgerin Helena Goldt, Landesbeauftragter Dr. Jens Baumann und Prof. Frank-Lothar Kroll

Ein Höhepunkt des Gedenktages war die Verleihung des „ZukunftErbepreises“ an den Autoren Andreas Kossert (2. Preis), der u.a. das Buch „Kalte Heimat“ verfasste und an die Sängerin mit russlanddeutschen Wurzeln Helena Goldt. Die Laudatio hielten Landesbeauftragter Dr. Jens Baumann und Prof. Frank-Lothar Kroll,  Professor für Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Technischen Universität Chemnitz.

„Transferraum Heimat“

Im Rahmen des Gedenktages wurde auch die Vertriebenengedenkstätte sowie Bildungs- und Begegnungszentrum „Transferraum Heimat“ eingeweiht. Die Segnung vollzogen Diakon Bernhard Matko und Superintendent i.R. Friedhart Vogel. Mit der Gedenkstätte wurde in Sachsen ein lebendiger Ort der Erinnerung an das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen geschaffen. Die Gedenkstätte in Sachsen ist umso mehr von größter Bedeutung, da sich die in der ehemaligen DDR als sogenannte „Umsiedler“ bezeichneten deutschen Heimatvertriebenen nicht frei zur alten Heimat bekennen konnten. 

Die ständige Ausstellung „Transferraum Heimat“ in den Energiehöfen Knappenrode erzählt anhand authentischer Zeugnisse und Objekte vom Leben der Deutschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten sowie ihren mittel­osteuropäischen Siedlungsgebieten. Krieg und Kriegsende zogen den Verlust eines Viertels des deutschen Staatsgebietes im Osten nach sich. Für 12-14 Millionen Deutsche bedeutete dies Flucht, Vertreibung, Zwangsumsiedlung und den Verlust ihrer jahrhundertealten Heimat. Circa zwei Millionen von ihnen haben Flucht und Vertreibung nicht überlebt, Ungezählte waren traumatisiert und litten unter den Spätfolgen. Im Jahr 1946 hatte die Sowjetische Besatzungs­zone 4o Prozent aller Flüchtlinge und Vertriebenen aufgenommen. Vertriebene Deutsche gelangten so auch in das sorbische Siedlungsgebiet, denn die Lausitz und Sachsen waren für viele Menschen die erste Station auf dem Weg von der „ersten“ in die „zweite“ Heimat. Für nicht wenige wurde Sachsen zu einer dauer­haften „zweiten“ Heimat.

Die im „Transferraum Heimat“ präsentierten alltagsgeschichtlichen Exponate sowie Aussagen Überlebender lassen erahnen, was sich hinter heute vielleicht abstrakten und in die Ferne projizierten Worten wie Heimatverlust, Entwurzelung, Enteignung und Desillusionierung verbirgt. Sie sprechen aber auch vom Überlebenswillen der deutschen Flüchtlinge und Vertriebenen. Sie erinnern an das sogenannte unsichtbare Fluchtgepäck, also das mitgebrachte Wissen und Können der Neuankömmlinge, das allen Regionen Deutschlands beim Wiederaufbau nach dem Krieg zugute kam. Auf diese Weise erzählt die in Knappenrode präsentierte Dauerausstellung auch von der Bereitschaft der Vertriebenen zur Integration in die neue, unvertraute Lebenswelt.

Videoimpressionen vom Gedenktag

Fotoimpressionen vom Gedenktag

BdV- Landesvorsitzender Frank Hirche

Innenininister Roland Wöller

Glückwünsche für Stephan Rauhut, der am Gedenktag Geburtstag hatte 

Erhaltenes Beiboot der Wilhelm Gustloff, die am 30.1.1945 versenkt wurde. Tausende ertranken in den eisigen Fluten der Ostsee

Einen Artikel des MDR Sachsen finden Sie hier.