Gedenken zum 25. Todestag von Dr. Herbert Czaja

Dr. Herbert Czaja

Am 18. April 1997 starb in Stuttgart der Initiator der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen für Wissenschaft und Forschung Dr. Herbert Czaja. Er war auf dem Weg zu einer Tagung der Kulturstiftung in Bonn, auf der er einen Vortrag halten wollte.

Herbert Czaja wurde am 5. November 1914 in Teschen geboren, seine bürgerliche Notarsfamilie war im nahen Skotschau beheimatet. Die ostschlesischen Städte Teschen und Skotschau lagen damals im österreichischen Kronland Herzogtum Ober- und Nieder-Schlesien und es scheint so, als ob diese Herkunft Dr. Czaja für sein ganzes Leben geprägt hat.

Nach 1918 fiel die Osthälfte Ostschlesiens an Polen und so besuchte der junge Herbert Czaja in den 1920-1930er Jahren das deutschsprachige Staatsgymnasium im nun polnischen Bielitz, dem Mittelpunkt einer aus dem Mittelalter stammenden deutschen Sprachinsel. Nach dem Abitur (1933) engagierte sich Czaja auch politisch, er wurde Mitglied der Deutschen Christlichen Volkspartei in der halbautonomen polnischen Woiwodschaft Schlesien. Unter ihrem Vorsitzenden Dr. Eduard Pant, ebenfalls ein „Altösterreicher“, bekämpfte diese Partei aufs Entschiedenste den Nationalsozialismus, der sich damals auch unter den Deutschen in Polen breit machte. Ihr Parteiorgan „Der Deutsche in Polen“ wurde folgerichtig in Deutschland verboten. Diese politische Früherfahrung blieb für Herbert Czaja bindend und prägend. Aus seiner zutiefst christlichen Weltanschauung heraus lehnte er den Nationalsozialismus und alle Versuche der Anwerbung grundsätzlich und konsequent ab, was ihm Nachteile brachte. Der Preis war u. a. der erzwungene Karriereverzicht, nachdem Czaja 1939 an der Krakauer Jagiellonen-Universität in Germanistik promoviert hatte. Vor weiteren Repressalien – er arbeitete als Lehrer an Oberschulen – rettete ihn die Einberufung zur Wehrmacht 1942.

An der Ostfront schwerverwundet wurde Dr. Czaja nach dem Krieg in Stuttgart heimisch. Bereits 1946 trat er der Christlichen Demokratischen Union (CDU) bei, eine parteipolitische und weltanschauliche Kontinuität zur oberschlesischen Deutschen Christlichen Volkspartei ist unverkennbar. Bereits 1953 gelang Herbert Czaja der Einzug in den Bundestag, dem er seitdem ununterbrochen bis 1990 (sic) angehörte – 1983 und 1987 wurde er im Wahlkreis Stuttgart-Nord direkt gewählt. In Stuttgart engagierte sich Dr. Czaja von Anfang an in der Vertriebenenarbeit. 1969 wurde er schließlich zum Sprecher der Landsmannschaft der Oberschlesier gewählt und blieb es bis zu seinem Tode. Von 1970 bis 1994 fungierte Dr. Czaja als Präsident des Bundes der Vertriebenen, was ihn u. a. zu einem sehr bekannten und einflussreichen Politiker auf der gesamtdeutschen politischen Bühne machte.

Für die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen für Wissenschaft und Forschung erwarb sich Dr. Herbert Czaja unvergängliche Verdienste. Er stand an der Spitze der Gründerväter, die die Kulturstiftung im Juni 1974 aus der Taufe gehoben haben. Von 1974 bis zu seinem Tode blieb er Vorsitzender ihres Kuratoriums und nahm in dieser Funktion einen entscheidenden Einfluss auf ihre Tätigkeit. Er war aber auch selbst für die Kulturstiftung direkt aktiv. Er hielt oft und regelmäßig Vorträge und war ein reger und aufmerksamer Teilnehmer der von der Kulturstiftung ausgerichteten Tagungen. An seinem letzten Lebenstag hat nicht er nicht mehr geschafft, den geplanten Vortrag zu halten.

Wir als Kulturstiftung halten seinen Namen in Ehren und bleiben treu seinen Idealen, der Völkerverständigung und dem friedlichen Ausgleich mit den europäischen Nachbarn sowie der Bewahrung des deutschen kulturellen Erbes im östlichen Europa.