Vertiefter Dialog mit den deutschen Minderheiten

Renata Trischler, AGDM-Koordinatorin, und Thomas Konhäuser, Geschäftsführer der Kulturstiftung, am Berliner Denkmal für die Opfer von Flucht und Vertreibung, ©Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen

Die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen tritt nachhaltig für einen vertieften Dialog mit den deutschen Minderheiten in Mittel- Ost– und Südosteuropa sowie den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion ein.

Gleichermaßen verfolgen Heimatvertriebene und Heimatverbliebene heute einen partizipativen Ansatz in ihrer Kulturarbeit und haben gemeinsame Ziele und Anliegen auf der Grundlage eines geeinten Europas im Geiste der Charta von 1950.

Mit der verabschiedeten Charta setzte man eindrucksvoll ein Zeichen für Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Völkerverständigung, ohne dabei das Gedenken an die Vertreibung außer Acht zu lassen. Ausdrücklich heißt es in der Charta, dass die Heimatvertriebenen auf Vergeltung verzichten und die Schaffung eines geeinten Europas, in dem die Völker gleichberechtigt ohne Furcht und Zwang leben können, sowie den Wiederaufbau Deutschlands und Europas nachhaltig unterstützen wollen.

Wenn man an die Charta der deutschen Heimatvertriebenen erinnert und daran, dass das erlittene Leid der Vertreibung  diese nie daran gehindert hat, die Verständigung mit unseren Nachbarn im Osten zu suchen, sollten wir uns auch das Schicksal der Heimatverbliebenen ins Bewusstsein rufen. In den meisten Staaten des östlichen Europas waren die Heimatverbliebenen lange Zeit Repressalien ausgesetzt, wenn sie sich zur eigenen deutschen Sprache und Identität öffentlich bekannten. Auch sie hatten ihre Heimat verloren.

Als sichtbares Zeichen eines vertieften Dialogs zwischen Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen und deutschen Minderheiten im Geiste der Charta der deutschen Heimatvertrieben legten Renata Trischler, Koordinatorin der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten in der FUEN, und Thomas Konhäuser, Geschäftsführer der Kulturstiftung, am Berliner Denkmal für die Opfer von Flucht und Vertreibung einen Kranz nieder.

Der Charta der deutschen Heimatvertriebenen liegt ein gesamteuropäisches Interesse zugrunde – die Mahnung, dass Vertreibungen geächtet und nie wieder möglich sein dürfen. Zugleich ist sie eine fortwährende Verpflichtung für uns alle, sich für ein dauerhaft geeintes und friedliches Europa einzusetzen, in dem gerade auch neben den Völkern die Volksgruppen eine gesicherte Zukunftsperspektive durch verbriefte Minderheitenrechte haben müssen.

Wenn junge Menschen von heute die Charta lesen, wird sich ihnen der hohe sittliche und historische Rang dieses Dokuments vielleicht nicht gleich auf Anhieb erschließen, weil sie manches für selbstverständlich halten, was damals ganz und gar nicht selbstverständlich war. Man muss sich schon in das Jahr 1950 zurückversetzen, in die verzweifelte Lage der Vertriebenen, die alles verloren hatten und mit ihren grauenvollen Erinnerungen an Krieg, Leid und Vertreibung zu Millionen in Lagern und Notunterkünften lebten. Wir haben daher allen Grund, heute den Verfassern und den späteren Umsetzern der Charta der deutschen Heimatvertriebenen zu danken.

©Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen