„Ibi bene, ibi patria“, wo es mir gut ergeht, dort ist mein Vaterland/ meine Heimat, sagten die alten Römer. Wenn diese alte Weisheit stimmt, dann ist Dr. Hans-Ludwig Abmeiers Heimat eindeutig Schlesien. Bis ins hohe Alter ist er seiner schlesischen Heimat treu geblieben und darauf können gerade die Glogauer Heimatfreunde des Glogauer Heimatbundes e.V. sehr stolz sein, einen so treuen Heimatfreund, Mitarbeiter und sogar Wissenschaftler in ihren Reihen zu haben. Dabei haben die Glogauer nicht einmal das älteste Anrecht, ihn als „ihren Historiker“ und Mitarbeiter zu betrachten, denn wenn Heimat als Raum der Kinderjahre verstanden wird, dann ist Beuthen in Oberschlesien (heute Bytom) seine älteste Heimat.
Aber Heimat ist auch der Ort, an dem man geformt, gebildet, ausgebildet wurde und seine geistige und moralische Ausstattung für das Leben erhielt. Und dadurch ist er mit Glogau und seinem Gymnasium Fridericianum eng verbunden.
Hans-Ludwig Abmeier wurde am 23. November 1927 in Bonn, im Rheinland, geboren, woran er keine wirklichen Erinnerungen haben dürfte. Im Jahr 1930 wurde sein Vater als Gymnasialprofessor zum Direktor der zweiten Katholischen Pädagogischen Akademie Preußens in Beuthen/ OS berufen und die Familie zog mit ihm nach Oberschlesien. Hier wäre Abmeier auch weiter aufgewachsen und hätte die Schule besucht, wenn sich die politischen Verhältnisse nicht von der Demokratie zur Diktatur entwickelt hätten.
Als überzeugter Katholik hatte sein Vater eine kritische Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus, die ihn rasch mit der Obrigkeit in Konflikt brachte. Einen solchen Mann wollten die neuen Machthaber nicht als Direktor einer Akademie. Daher wurde er als Studienrat an das Katholische Gymnasium Fridericianum nach Glogau (heute Głogów) zwangsversetzt.
Die Familie wohnte nach dem Umzug in einem eigenen Haus in Rauschenbach (Ruszowice) und Hans-Ludwig Abmeier besuchte seit 1937 das Glogauer Humanistische Gymnasium Friedericianum.
Als 15-Jähriger musste er als Flakhelfer nach Stettin, später nach Berlin, wo er die schweren Luftangriffe überstand. Noch 1944 wurde er Soldat und geriet in sowjet-russische Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung aus russischer Gefangenschaft studierte Hans-Ludwig Abmeier ab 1946 in Paderborn, Mainz und Bonn Philosophie und Theologie. 1956 beendete er seine Studien mit dem Staatsexamen in Theologie, Geschichte und Germanistik und wechselte dann als Referendar in den Schuldienst. 1962 wurde er zum Studienrat und 1968 zum Oberstudienrat befördert.
Der „normale“ Schuldienst genügte Hans-Ludwig Abmeier nicht, so schloss er ein Aufbaustudium mit der Promotion zum Dr. phil. an der Universität Mainz (1974) an. Er setzte seine pädagogische Arbeit bis zum Studiendirektor und Lic. theol. fort.
Neben seiner Arbeit als Pädagoge fesselte ihn immer stärker die Geschichte Schlesiens, besonders die der katholischen Kirche in Schlesien und die schlesischen Persönlichkeiten. Seine zahlreichen Veröffentlichungen zeugen von der Gründlichkeit seiner Recherchen und seine geschliffenen, guten Formulierungen fallen dem Leser auf.
Ein wesentlicher Teil seiner Arbeit beschäftigte sich mit seiner oberschlesischen Heimat und mit Beuthen. Abmeier war Mitbegründer des Oberschlesischen Jahrbuchs und einer seiner eifrigsten Mitarbeiter. Seit der Gründung der Stiftung Haus Oberschlesien im Dezember 1970 gehörte er dem Stiftungsrat an und war bis Mai 2007 mehrere Jahre lang dessen Stiftungsratsvorsitzender.
Für seine großen Verdienste und seine unermüdliche Tätigkeit ist er am 9. März 1988 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt worden.
Dr. Hans-Ludwig Abmeier ist seit 1961 aktives Mitglied des Glogauer Heimatbundes e.V. Aus seiner Feder stammen viele Beiträge im Neuen Glogauer Anzeiger (NGA) und bis heute wählt er geeignete Artikel aus Partnerzeitschriften für den NGA aus.
Vor allem seine Monographien sind vielen bekannt. Zu nennen sind hier seine Sammlung von Sagen, Geschichten, Erzählungen aus dem Glogauer Lande und seine Beiträge in dem Buch Das war Glogau 1913-1945.
Der Glogauer Heimatbund hat Dr. Abmeier mit der Silbernen Gryphius-Medaille geehrt und seine Verdienste um den Heimatbund 1990 mit seiner Großen Goldenen Ehrennadel gewürdigt.
Dr. Hans-Ludwig Abmeier hat schon lange an körperlichen Beeinträchtigungen zu leiden, doch seine geistige Frische hat er sich bis heute erhalten.
Lit.: Karl-Maria Heidecker, Studiendirektor Lic. theol., Dr. phil. Hans-Ludwig Abmeier zum 80. Geburtstag, in: Neuer Glogauer Anzeiger, Nr. 11, Hannover 2007, S. 10. – Klaus Hildebrandt, Geburtstagsglückwünsche, in: Schlesischer Kulturspiegel, Nr. 17, 2012, S. 60-61. – Alfred Palissa, Dr. phil. Hans-Ludwig Abmeier wird 85! In: Neuer Glogauer Anzeiger, Nr. 11, Hannover 2012. – Hans Joachim Schelenz, Am 9. März 1988 mit dem Bundesverdienstkreuz aus gezeichnet, in: Neuer Glogauer Anzeiger, Nr. 5, Hannover 1988, S. 14. – Martin Sprungala, Dr. Hans-Ludwig Abmeier wird 90! In: Neuer Glogauer Anzeiger, Nr. 11, Hannover 2017, S. 10-11.
Bild: Glogauer Heimatbund.
Martin Sprungala
