Biographie

Blaschke, Julius

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Gymnasiallehrer
* 21. Februar 1866 in Kostenblut Krs. Neumarkt
† 23. Januar 1922 in Glogau

Am katholischen Lehrerseminar zu Breslau erhielt Julius Blaschke in den Jahren 1880 bis 1886 seine Ausbildung zum Lehrer. In dieser Zeit besuchte er auch das akademische Institut für Kirchenmusik. Seine erste Lehrerstelle erhielt er an der katholischen Schule zu Seitendorf (Kreis Waldenburg). Dort hatte er 80 Schüler in seiner Klasse, und dies bei einem Monatsgehalt, das unter 100 Reichsmark lag. Nach einem Wechsel zur Schule in Groß-Strenz (Kreis Waldau) legte er 1888 die zweite Lehrerprüfung ab. Zum 1. Januar 1900 wurde er an die Volksschule in der Gryphiusstraße in Glogau versetzt. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer war er zum Organisten an der Stadtpfarrkirche bestellt worden. Im Mai 1900 heiratete er Anna Henke aus Fraustadt, mit der er die Töchter Anna, Hedwig, Antonia und Angela sowie den Sohn Franz (1915-1942) hatte. 32 Jahre lang wirkte Blasch­ke als Lehrer in Glogau. Er unterrichtete nur an Mädchenschulen. Neben seiner Tätigkeit an der Volksschule war er im Nebenamt von 1900 bis 1909 am humanistischen Gymnasium als Zeichenlehrer tätig.

Nach seiner zweiten Lehrerprüfung schrieb er zu Themen der Musikgeschichte und der Landesgeschichte Schlesiens. Dazu komponierte er kleinere Werke, die er zum Druck brachte. Hauptsächlich widmete er sich aber einer Beschreibung der Geschichte Glogaus. Zwar gab es schon Gesamtdarstellungen, doch waren sie nicht auf der Höhe der Zeit. Wie viele seiner Lehrerkollegen wollte er mit seinem Werk das Interesse für die örtliche Geschichte beleben und so erarbeitete er aus vielen Quellen, die er im Vorwort seines Buches nannte, ein lebendiges Bild der Stadt und ihrer näheren Umgebung. Sein Werk erschien in den Jahren 1912 und 1913 in 13 Lieferungen, so dass der Erwerb des Buches kostengünstig in Raten erfolgen konnte. Die detailverliebte Darstellung führte dazu, dass Glogauer oft bei Streitfragen endeten: ‚Sieh doch mal im Blaschke nach‘. Nach der Vertreibung der deutschsprachigen Glogauer war das Interesse an dem Buch über die frühere Heimatstadt so groß, dass im Jahre 1982 in Hannover ein Nachdruck herausgegeben wurde, 2019 wurde das Buch digitalisiert und steht nun leicht zugänglich zur Verfügung. Seine tiefschürfende Schatzgräberei überlebte er gerade um 10 Jahre. Während er seinen Sohn an der Hand hielt, erlitt er an einem Wintertag im Januar 1922 auf dem Schulhof einen plötzlichen Tod. Seine letzte Ruhe fand er an der Nordmauer des Friedhofes an der Rauschwitzer Straße. In den 1920er Jahren benannte die Stadt Glogau eine vom Marktplatz ausgehende Straße (Polnische Straße) zur ‚Blaschke Straße‘.

Werke: Der heilige Philippus Neri und der Ursprung des Oratoriums, in: Gregorius – Blatt 20 (1895), S. 73-74. – Zum 100. Geburtstage der Nationalhymne (7.10.1795), in: Katholische Lehrerzeitung 6 (1895), Sp. 918-920, 953-956. – Ist Luther der Urheber des deutschen Kirchenliedes?, in: Katholische Lehrerzeitung 7(1896), Sp. 265-270. – Das Glöcklein im Thal. (Jungbrunnen, 2). Leipzig 1900. – Lenau und Beethoven: zum 13. August 1902, dem 100. Geburstage des Komponisten, in: Die Musik 1 (1902, Nr. 4), S. 1983-1988. – Die barmherzige Schwester – Lied. Regensburg 1903. – Die Belagerung Glogaus im Jahre 1806. Glogau 1906. – Geschichte der Stadt Glogau und des Glogauer Landes. Glogau 1912-1913 (in 13 Lieferungen erschienen), Nachdrucke: Hannover 1982, Berlin 2019. – 100 Jahre Zerbau: Geschichtsblätter zur 100-jährigen Erinnerung an die Neugründung des Dorfes. Glogau 1915. – Aus der Geschichte einer alten deutschen Judengemeinde, in: Ost und West – Illustrierte Monatsschrift für das gesamte Judentum 16 (1916), Sp. 185-192.

Lit.: Georg Danckert: Vor 85 Jahren, am 23. Januar 1922, starb Julius Blaschke, in: Neuer Glogauer Anzeiger Nr. 1 (Januar 2007). – Hans-Ludwig Abmeier: Der andere, der Glogauer Julius Blaschke, in: Silesia nova 8 (2011) S. 93-114.

Bild: Cover Julius Blaschke, Die Belagerung Glogaus im Jahre 1806.

Ulrich-Dieter Oppitz