Biographie

Cauer, Stanilaus

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Bildhauer
* 18. Oktober 1867 in Bad Kreuznach
† 8. März 1943 in Königsberg

„Stanislaus Cauer brachte eine neue […] psychologisch betonte Kunstrichtung mit. Die impressionistisch-expressionistische Kunst […] lehnte er nicht ab. Vielmehr ließ er sie auf sein eigenes Kunstschaffen wirken“, so der Heimatforscher Herbert Meinhard Mühlpfordt in einem Beitrag über Cauer von 1967. Die Werke des berühmten Königsberger Bildhauers sind heute noch Bestandteil der Stadt, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem nördlichen Teil Ostpreußens der Sowjetunion unterstellt wurde. Umso erfreulicher ist es, dass mit dem Schiller-Denkmal an der Allee des Friedens (Prospekt Mira) und dem Puttenbrunnen am Ozeanmuseum in der Innenstadt einige seiner bekanntesten Werke erhalten geblieben sind.

Geboren wurde Stanislaus Cauer am 18. Oktober 1867 als Sohn des Bildhauers Robert Cauer d.Ä. und dessen Frau Auguste, geborene Schmidt, in Bad Kreuznach. Die Künstlerfamilie war mit elf Bildhauern in den Reihen der Vorfahren weit verzweigt. Erzogen im Bewusstsein um die eigene Familiengeschichte und gesegnet durch ein ausgezeichnetes Gespür für Ästhetik und Gestaltung, begleitete er seinen Vater im Alter von 15 Jahren zunächst nach Rom. Hier entwarf der Junge bereits erste Skulpturen, die nicht nur aus Ton und Gips, sondern frühzeitig auch schon aus Marmor bestanden. Sein erster Auftrag, die überlebensgroße Marmorfigur Psyche, wurde 1884 auf der Großen Berliner Kunstausstellung angeboten und in kürzester Zeit verkauft. Nach verschiedenen Auslandsaufenthalten kehrte Cauer erst 1905 wieder nach Deutschland zurück. In Berlin, der pulsierenden europäischen Metropole der Wissenschaft und Künste im anbrechenden 20. Jahrhundert, verbrachte er zwei auftragsreiche Jahre, die ihm unter anderem eine Stelle an der Königsberger Kunstakademie einbrachten. Kein Geringerer als der bedeutende Kunstmaler Ludwig Dettmann war es, der sich 1907 für die Besetzung Cauers als Leiter der Bildhauerklasse einsetzte. Durch sein Wirken erlebte die Akademie einen Aufschwung, der über den Ersten Weltkrieg hinaus anhielt. Stanislaus Cauer blieb bis zu seinem Ruhestand (1933) an der Königsberger Kunstakademie, die er zeitweise als Direktor zwischen 1919 und 1921 leitete. Er selbst wurde 1942 mit der Königsberger Goldmedaille für sein ausgesprochen schöpfungsreiches Künstlerleben geehrt. Cauer schuf nicht nur insgesamt 96 Werke für Königsberg, sondern auch eine Vielzahl von Skulpturen und Plastiken für Städte wie Dresden und Kassel. Zu den bekanntesten Königsberger Denk­mälern zählen das Schiller-Denkmal (1910), der Eva-Brun­nen (1906), die Marmorskulptur Nach dem Bade (1905/06), der Eiserne Wehrmann, das Herkules-Relief (1912/13) sowie zahlreiche Büsten von Borowski, Hindenburg und Stein. Stanislaus Cauer verstarb am 3. März 1943. Er wurde bei der Juditter Kirche beigesetzt. Leider ist sein Grab heute nicht mehr erhalten.

Als Leiter der Bildhauerklasse gab Stanislaus Cauer vielen jungen Menschen künstlerische Impulse, die man in den späteren Werken wiederentdeckt. Zu seinen Schülern gehörten Otto Drengwitz, Christiane Gerstel-Naubereit, Hilde Leest und Paul Koralus. Der Kunsthistoriker Günter Krüger, schrieb über Cauer: „Er brachte eine persönlich erlebte, verinnerlichte und psychologisch ausgerichtete Kunst nach Königsberg und konnte daher auch anderthalb Jahre lang die Unruhen der Akademie als stellvertretender Direktor in Schach halten, die nach seiner Ablösung wieder neu ausbrachen.“ Gerade der Aufenthalt in Ostpreußenwar entscheidend für Cauers künstlerisches Schaffen.

Werke (Auswahl): Psyche, Berlin 1884. – Nach dem Bade, Königsberg 1905. – Eva-Brunnen, Königsberg 1906. – Gotischer Brunnen, Frankfurt/ Main 1907. – Puttenbrunnen, Königsberg 1908. – Schiller-Denk­mal, Königsberg 1910. – Herkules-Relief, Königsberg 1912. – Madonnenstatue, Gut Grabau (Holstein) 1923.

Lit. (Auswahl): Cauer, Stanislaus, in: Ulrich Thieme (Hrsg.), Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart (1912), S. 201. – Elke Masa, Stanislaus Cauer 1867-1943, Berlin 2000. – Herbert M. Mühlpfordt, Königsberger Skulpturen und ihre Meister 1255-1945, Düsseldorf 1979. – Silke Osmann, Ein Leben für die Kunst – Zum 125. Geburtstag des Bildhauers und Lehrers an der Königsberger Akademie Professor Stanislaus Cauer, in: Ostpreußenblatt (1992), Nr. 9. – Martin Schmidtke, Königsberg in Preußen, Husum 1997.

Bild: Herbert M. Mühlpfordt, Königsberger Skulpturen und ihre Meister, Würzburg 1970.

Marco Wachtel