Biographie

Falkenhausen, Ludwig Freiherr von

Herkunft: Ostbrandenburg
Beruf: Generaloberst
* 13. August 1844 in Guben/Brandenburg
† 4. Mai 1936 in Görlitz

Militärische Karrieren lassen sich meist an den erreichten Dienstgraden und Dienststellungen ablesen. Generaloberst Ludwig Freiherr von Falkenhausen war jedoch nicht nur ein fähiger General, sondern auch ein fruchtbarer Militärschriftsteller, der neben Wilhelm von Blume und Friedrich von Bernhardi die strategische Diskussion im Kaiserreich in den Jahren vor Kriegsausbruch stark beeinflußte.

Falkenhausen wurde als Sohn des späteren Generalleutnants Alexander Freiherr von Falkenhausen und dessen Gattin Katharina, geborener von Rouanet, geboren. Nach dem Eintritt in das Kadettenkorps folgte 1862 die Ernennung zum Sekondeleutnant Ersten Garderegiment zu Fuß, dem „Ersten Regiment der Christenheit“, wie es damals zuweilen halb scherzhaft, halb bewundernd genannt wurde. 1865 wurde Falkenhausen an die Kriegsakademie kommandiert, am Feldzug gegen Österreich 1866 nahm als Regimentsadjutant beim Garde-Reserveregiment teil. Seit l869 Premierleutnant, zeichnete er sich im Krieg gegen Frankreich als Regimentsadjutant beim 1. Garderegiment zu Fuß aus. Danach folgten im Wechsel verschiedene Stabsstellungen auf Divisions- und Korpsebene. 1879 zum Major befördert, erhielt er 1885 Kommando über das I. Bataillon des Grenadierregiments Nr. 65.

Von da an entwickelte sich seine Karriere steil nach oben. 1887 wurde er Oberstleutnant und Chef des Stabes des Gardekorps, 1889 Oberst und 1890 Kommandeur des Gardegrenadierregiments Augusta Nr. 4. 1892 erhielt er seine Beförderung zum Generalmajor und das Kommando über die 29. Infanteriebrigade. Von 1893 1895 war er Mitglied der Studienkommission der Kriegsakademie und zugleich seit März 1894 Oberquartiermeister im Generalstab. 1895 übernahm Falkenhausen das Allgemeine Kriegsdepartement im Kriegsministerium, ein Jahr später wurde er zum Generalleutnant befördert. Von 1897 bis 1899 befehligte Falkenhausen die 2. Gardedivision, um schließlich am 3. Juli 1899 zum Kommandierenden General des XIII. Armeekorps ernannt zu werden. Die Beförderung zum General der Infanterie wurde am 14. September 1900 ausgesprochen. 1902 wurde Falkenhausen zur Disposition gestellt.

Hatte Falkenhausen schon bisher einige vielbeachtete Aufsätze publiziert, widmete er sich nunmehr mit Verve der Militärschriftstellerei. Sein Hauptanliegen war die Vermittlung eines zutreffenden Kriegsbildes für Führer und Truppe, das dem ständigen Wandel der militärischen und militärtechnischen Gegebenheiten angepaßt war. So schwankte Falkenhausen in der Beantwortung der operativen Frage, ob „Durchbruch“ oder „Umfassung“ die günstigere Angriffsart sei, und zog schließlich den Schluß, daß es auf die richtige Anwendung ankomme. Die Flankenbewegung hielt Falkenhausen vor allem für den Angriff auf befestigte Stellungen des Gegners geeignet, da damit langwierige Stellungskriege vermieden werden konnten. 1916 bei Verdun ist dieser Grundsatz offenbar in Vergessenheit geraten. Allerdings räumte auch Falkenhausen dem Angriff prinzipiell den Vorrang ein, sah diesen aber durch das ständige Anwachsen der Heeresstärken eingeschränkt. Seiner Auffassung nach konnte dieser Faktor freilich durch die fortschreitende Motorisierung und die Verbesserung der Nachrichtenmittel ausgeglichen werden. In seinem Buch Der große Krieg der Jetztzeit aus dem Jahre 1909 beschrieb er einen Krieg zwischen Blau (Deutschland/Österreich) und Rot (England/Frankreich/Italien), in dem der Angriff von Rot die Neutralität der Benelux-Staaten verletzt, während Blau mit einer Gegenoffensive unter Umgehung der Festungslinie Nancy-Verdun den linken Flügel von Rot über die Niederlande, Belgien und Luxemburg in Richtung Sedan zu umfassen sucht. Der Vernichtungsgedanke und die Bevorzugung der Kampfart „Angriff war damals in der preußisch-deutschen Armee verbreitet. Falkenhausen hat Clausewitz und dessen Darlegungen hinsichtlich der Defensive als stärkerer Kampfart kritisiert; er habe mit ihnen viel Schaden angerichtet. „Nicht das Abwarten des Stoßes, das Clausewitz als das Merkmal der Verteidigung hinstellt und so sehr empfiehlt, führt zum Siege, sondern die schnelle und geschickte Ausführung des Stoßes selbst.“ Allerdings hat Falkenhausen keine eingehende Untersuchung des Gesamtproblems „Krieg“ unternommen. Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde der inzwischen 70jährige reaktiviert und befehligte zunächst eine Armeeabteilung. Ende 1914 erfolgte die Beförderung zum Generalobersten. 1916 wurde er für kurze Zeit Oberbefehlshaber der Küstenverteidigung und übernahm am 28. August 1916 die 6. Armee an der Westfront, die er umsichtig und erfolgreich führte. Ludendorff nannte ihn eine „besonders hervorstehende Persönlichkeit“. Am 22. April 1911 wurde Falkenhausen zum Generalgouverneur in Belgien ernannt. Mit dem Ausgang des Krieges endete seine Dienstzeit. Er starb 92. Lebensjahre.

Lit.: Die Angaben zur militärischen Laufbahn Falkenhausens finden sich in der sogenannten Sammlung Krug im Bundesarchiv/Militärarchiv, Signatur B A-MA MSg 109. – L. Frhr. v. Falkenhausen: Ausbildung für den Krieg, 2 Bde., Berlin 1902 – 1904. – ders.: Zeitfragen der Kriegführung und Ausbildung. Berlin 1908. – ders.: Der Krieg der Jetztzeit. Zweite, durchgesehene und verbesserte Auflage. Berlin 1911. – ders.: Kriegführung und Wissenschaft. Berlin 1913. – Erich Ludendorff: Meine Kriegserinnerungen 1914-1918. Berlin 1919, S. 341.

Bild: https://www.lexikon-erster-weltkrieg.de/Galerie:_Deutsche_Gener%C3%A4le

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_von_Falkenhausen

Romedio Graf von Thun-Hohenstein