Biographie

Fernau, Joachim

Herkunft: Posener Land, Westpreußen
Beruf: Schriftsteller
* 11. September 1909 in Bromberg/Posen
† 24. November 1988 in Florenz

Joachim Fernau verließ mit seiner Mutter als Zehnjähriger seine Heimatstadt, bevor sie 1920 polnisch wurde, und zog nach Hirsch (Schlesien). Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums studierte er in Berlin Philosophie. Danach wurde er Journalist und arbeitete im Ullstein-Verlag. Von 19391945 nahm er als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil. Erst spät begann er zu schreiben.

Der Autor war verheiratet und lebte als freier Schriftsteller abwechselnd in München und Florenz. Dem vielseitigen Bestsellerautor danken wir eine Reihe Erzählungen, Romane und historische wie kunstgeschichtliche Sachbücher. Mit untrüglichem Gespür für das Gegenwärtige in der Geschichte gelang es ihm, in dem ihm eigenen Stil „trockene“ Geschichte offenherzig und hintergründig, amüsant und lehrreich zu vermitteln. In seinen Büchern erweist er sich als Historiker und Kunstgeschichtler, als Philosoph und Psychologe mit eigenem Augenmaß und subjektiven individuellen Wertvorstellungen sowie als Meister einer mit Heiterkeit und feinfühliger Ironie, mit Mitgefühl und Weitblick gemischten Erzählkunst. Mit spitzer Feder und Wagemut greift er ein breitgefächertes Themenfeld auf. In unbeirrbar gradliniger (politischer) Konzeption zielt er auf das Bewahren des Vernünftigen und des Guten im Geistigen wie im Alltäglichen und nicht auf das Verwerfen und Verändern um des „Fortschrittes“ willen. „Es gibt kaum einen zweiten Schriftsteller, der so unabhängig im Denken und mutig ge­gen Vorurteile von links und rechts und gegen alte Götzenbilder ge­schrieben hätte“, heißt es in einer Besprechung.

Aus seiner Feder stammen als historische Darstellungen: „Deutschland, Deutschland über alles. Die deutsche Geschichte“ (1952), „Rosen für Apoll. Die Geschichte der Griechen“ (1962), „Cäsar läßt grüßen. Die Geschichte der Römer“ (1971), „Halleluja. Die Geschichte der USA“ (1977) und „Sprechen wir über Preu­ßen. Geschichte der armen Leute“ (1981). Seine kunstgeschichtli­chen Werke sind: „Knaurs Lexikon Alter Malerei“ (1958), „Und sie schämten sich nicht“ (1958) sowie „Wie es euch gefällt. Eine lä­cherliche Stilkunde.“ (1969). Zu seinen Romanen zählen: „Die jungen Männer“ (1960), „Diesteln für Hagen. Die Bestandsauf­nahme der deutschen Seele.“ (1966), „Ein Frühling in Florenz“ (1973) und „Wie schön war es in Marienbad“ (1982). An Erzählun­gen sind erschienen: „Bericht über die Fruchtbarkeit und Größe der Männer“ (1953), „Die Genies der Deutschen“ (1953), „Weins­berg oder die Kunst der stacheligen Liebe“ (1963), „Der Gottesbe­weis“ (1967), „Die treue Drakerin“ (1974), „Die Gretchenfrage. Varianten über ein Thema von Goethe“ (1979), „Komm nach Wien, ich zeig dir was. 2000 Jahre Wiener Mädel“ (1981), „Sappho, ein griechischer Sommernachtstraum“ (1986) und „Haupt­mann Pax“ (1987). An kleineren Schriften sind die „Brötchenar­beit“ (1970) und „Ernst und Schabernack“ (1976) zu nennen. Fer­ner erschienen als Lyrikbände: „Suite Nr. l“ (1960) und „Mein dummes Herz“ (1980). Mit seinem Roman „Ein wunderbares Le­ben“ (1975), der autobiographische Züge enthält, setzte er seiner ostdeutschen Heimat ein Denkmal. Sein Talent als Zeichner und Kunstmaler verrät Gustav René Hocke mit dem Buch „Joachim Fernau. Sein malerisches Werk“ (1976). Posstum erschienen: „Und er sah, dass es gut war. Das Alte Testament erzählt“ Fragment (1989), „Herztöne. Ein Lesebuch für Freunde“ (1989 hg. v. Gabriele Fernau), „Was halten Sie vom Alten Fritz und anderes Kleingedrucktes“ (1990 hg. v. Gabriele Fernau); „In dem Hause auf dem Berge …,“ Briefwechsel mit Lesern (1992 hg. v. Gabriele Fernau),  „Wo bitte geht’s zu Raffael und andere Kunstgeschichten“ (1995 hg. v. Gabriele Fernau), „Liebe hin, Liebe her. Ein sinnlicher Spaziergang durch die Geschichte“ (2001 hg. v. Gabriele Fernau). Ein Großteil seiner Werke ist auch als Taschenbuch erschienen.

Lit.: Kürschners Deutscher LiteraturKalender 1984; Wer ist wer 1987/88; Wilfried Samel: Joachim Fernau 70 Jahre, in: Bromberg Nr. 60, 21. Jahrg., September 1979, S. 15 f.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Fernau

Hugo Rasmus