Am 14. Dezember 1976 starb in Goslar General a.D. Friedrich Foertsch. Er war vom 1. April 1961 bis zum 31. Mai 1963 als Generalinspekteur der damals etwa 300000 Mann starken Bundeswehr ihr „erster Soldat“. Als General Foertsch starb, nannte ihn Bundesverteidigungsminister Georg Leber „einen hervorragenden Soldaten“, der „entscheidend zum Aufbau der neuen deutschen Streitkräfte und zu ihrer Integration in das westliche Verteidigungsbündnis“ beigetragen habe.
Auf dem Gut Drahnow im Kreis Deutsch-Krone/Westpreußen wurde Friedrich Foertsch am 19. Mai 1900 geboren. Ab 1910 besuchte er das Humanistische Gymnasium in Hohensalza/Posen und ab 1912 das in Graudenz/Westpreußen, wo er 1918 das Abitur bestand. Mit 18 Jahren wurde Friedrich Foertsch Soldat beim Ersatzbataillon des Infanterieregiments 175 in Graudenz. In der Endphase des Ersten Weltkrieges kam er noch in Frankreich an derFront zum Einsatz und erhielt dort das EK II. Anschließend meldete sich Friedrich Foertsch zum Grenzschutz Ost. In den Monaten Januar und Februar 1919 wurde er in Westpreußen eingesetzt. Danach erfolgte die Übernahme durch die Reichswehr und die Stationierung in Goslar. Der begeisterte Reiter und Sportflieger wurde am 1. April 1922 Leutnant. Von 1932 bis 1935 besuchte Friedrich Foertsch die Kriegsakademie in Berlin.
Seine nächsten beruflichen Stationen waren Generalstabsstellen in Berlin, Frankfurt und Königsberg/Pr. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges war Friedrich Foertsch Major. Das Ende des Zweiten Weltkrieges erlebte der im Januar 1945 zum Generalleutnant beförderte Ritterkreuzträger als Chef des Generalstabes der Heeresgruppe Kurland. Nach der Kapitulation verurteilten die Sowjets den kriegsgefangenen General zum Tode, „begnadigten“ ihn dann jedoch zu 25 Jahren Arbeits- und Besserungslager. Seine Gefangenschaft endete nach dem Besuch Bundeskanzlers Adenauer in Moskau im Herbst 1955.
Bereits ein Jahr später trat Friedrich Foertsch als Generalmajor in die Bundeswehr ein. Dort übernahm er 1957 die 2. Panzergrenadier-Division in Gießen. Am l. Januar 1959 erreichte der hervorragende Offizier eine militärische Schlüsselstellung, er wurde zum NATO-Hauptquartier (SHAPE) nach Paris versetzt und dort Stellvertretender Chef der operativen Planungs- und Organisationsabteilung.
Als Generalinspekteur der Bundeswehr wurde Generalleutnant Foertsch Nachfolger General Heusingers. Seine Ernennung erfolgte genau 39 Jahre nach seiner Beförderung zum Offizier. Als Generalinspekteur besaß er im Auftrage seines Ministers die Weisungsbefugnis auf den Gebieten der Führung, Organisation, Ausbildung, Versorgungsführung und Ausrüstung. Der Generalinspekteur hat das Inspektionsrecht über die gesamten Streitkräfte der Bundeswehr. In der damals kurzgefaßten Bekanntgabe seiner Ernennung zum Generalinspekteur betonte das Bundesverteidigungsministerium, die Entscheidung sei auf Foertsch sei gefallen, „da er neben hohen menschlichen Qualitäten eine mehrjährige Erfahrung an verantwortlicher Stelle im NATO-Hauptquartier mitbringt“. Seine Beförderung zum Vier-Sterne-General erfolgte 1961. Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Strauß überreichte ihm die Beförderungsurkunde.
Friedrich Foertsch galt als besonnener Offizier, den große Bescheidenheit auszeichnete. Er war der jüngere Bruder des Generals der Infanterie Hermann Foertsch, der am 4. April 1895 ebenfalls auf Gut Drahnow im Kreis Deutsch-Krone/Westpreußen geboren wurde, am 27. Dezember 1961 im München starb und als Verfasser zeitgeschichtlicher und militärpolitischer Bücher vor und nach dem Zweiten Weltkrieg bekannt wurde.
General Friedrich Foertsch war Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Lit.: F.F. in: Der Westpreuße 7, 1961 u. Westpreußen-Archiv, Münster
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Foertsch
Hans-Jürgen Schuch