Biographie

Folberth, Otto

Herkunft: Siebenbürgen
Beruf: Pädagoge, Historiker, Publizist, Schriftsteller
* 10. Juli 1896 in Mediasch/Siebenbürgen
† 5. November 1991 in Salzburg

Genau 100 Jahre nach der Geburt des großen Sohnes der Siebenbürger Sachsen, Stephan Ludwig Roth, wurde jener Mann geboren, dazu noch in derselben Stadt, der die Beschäftigung mit Roth zu seinem Lebenswerk machen sollte. Prof. Dr. Otto Folberth lebte zuletzt Salzburg und war weiterhin bemüht, der Roth-Forschung Impulse zu geben. Folberth mochte aber nicht nur als Roth-Forscher abgestempelt werden, denn sein Wirkungsfeld und seine Verdienste waren viel umfassender.

Otto Folberth wurde am 10. Juli 1896 in Mediasch als Sohn des Arztes Dr. Otto Folberth geboren. Nach der Reifeprüfung und Teilnahme am Ersten Weltkrieg studierte er Germanistik, Romanistik, Philosophie, Kunstgeschichte und Theologie an den Universitäten Budapest, Berlin, Heidelberg, Klausenburg und Paris. 1922 promovierte er mit der Dissertation „Meister Eckehart und Laotse – ein Vergleich zweier Mystiker“ zum Dr. phil. mit Summa cum laude. Ab 1923 unterrichtete er am Mediascher deutschen Gymnasium, dessen Rektorat er nach 10 Jahren übernahm. Während des Zweiten Weltkrieges diente Folberth als Hauptmann der Reserve und Kriegsberichterstatter in der rumänischen Armee an der Ostfront. Nach dem Frontwechsel Rumäniens am 23. August 1944 wurde er mit 2000 anderen Landsleuten und Rumänen für 7 Monate im Aushungerungslager Caracal an der Donau interniert, um sich dann nach der Entlassung mit der Familie nach Österreich abzusetzen. In Salzburg fand er eine zweite Heimat. Für einen siebenbürgisch-sächsischen Lehrer galt es von eh und je neben seinem Beruf als Pflicht, sich völkischen und kulturellen Belangen zu widmen. Dieser Tradition hat der junge Gymnasiallehrer Folberth vollauf entsprochen. In den 20er und 30er Jahren stellte er seine Begabung verschiedenen kulturellen Bestrebungen zur Verfügung. Folgende Schwerpunkte heben sich dabei ab: Tätigkeiten zur Belebung des deutschen Laientheaters, Mitarbeit bei der Gründung des „Deutschen Landestheater in Rumänien“, Förderung des heimischen literarischen Schrifttums als Begründer und geschäftsführender Vorsitzender der „Deutschen Buchgilde in Rumänien“, führender Träger des um die Zeitschrift „Klingsor“ gruppierten gleichnamigen Kreises, Bemühungen um einen fruchtbaren Dialog mit rumänischen und ungarischen Intellektuellen (zu nennen sind vor allem die Verbindungen zum ungarischen „Erdélyi-Helikon“-Kreis und zu dem rumänischen Historiker und Politiker Nicolae Iorga).

Mit seinem Büchlein „Stürmen und Stranden. Ein St. L. Roth-Buch“ und den „Liebesbriefen St. L. Roths“ (1924) leitete O. Folberth eine wahre Roth-Renaissance ein. Durch positive Kritiken ermutigt, begann er 1927 die Edition der siebenbändigen „Gesammelten Schriften und Briefe“ St. L. Roths. Davon konnten vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges sechs Bände erscheinen; der siebte erschien erst 1964. Dieses Werk löste in Rumänien, aber auch in Deutschland und in der Schweiz eine Flut von Veröffentlichungen über den siebenbürgischen Pestalozzianer Roth aus. Über keine andere siebenbürgisch-sächsische Persönlichkeit gibt es ein so umfangreiches Schrifttum, wobei Folberth mit seinen Veröffentlichungen an erster Stelle steht. Ein Kabinettstück besonderer Art ist sein Buch „Der Prozeß St. L. Roth“ (1959). Folberths Feder verdankt die siebenbürgische Wissenschaft zahlreiche kultur- und kunstgeschichtliche Beiträge. Sie fanden ihre Krönung in dem Buch „Gotik in Siebenbürgen“ (1973). In der Vorkriegszeit trat Folberth auch mit literarischen Arbeiten vor die Öffentlichkeit.

Nach seiner Niederlassung in Salzburg stellte sich Folberth verantwortungsbewußt in den Dienst der Flüchtlingsarbeit. Als Publizist und treibende Kraft der Österreichischen Sektion der Europaischen Forschungsgruppe für Flüchtlingsfragen hat er die Öffentlichkeit auf das Los der Flüchtlinge und Vertriebenen aufmerksam gemacht und zu deren Lösung zahlreiche realistische Vorschläge unterbreitet.

Folberths Bemühungen um Völkerverständigung fanden auch im späteren Rumänien Anerkennung. Sie konkretisierten sich vor allem in fruchtbaren wissenschaftlichen Kontakten und Besuchsreisen nach Siebenbürgen.

Otto Folberth gehörte ferner zu den Initiatoren der Wiederbegründung des „Siebenbürgischen Landeskundevereins“ in der Bundesrepublik, der heute als „Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde“ eine beachtenswerte wissenschaftliche Forschungsarbeit aufweisen kann. Die Liste von Folberths Veröffentlichungen zählt über 500 Titel.

Durch einen Überlassungsvertrag hat Folberth seine Bibliothek, seinen wissenschaftlichen und schriftstellerischen Nachlaß als „Stiftung Otto Folberth“ in die auf Schloß Horneck in Gundelsheim eingerichteten Institutionen „Siebenbürgische Bibliothek“, „Siebenbürgisches Archiv“ und „Siebenbürgisches Museum“ in Schüben eingebracht.

Otto Folberth wurden zahlreiche Ehrungen zuteil. Mit seinem Namen verbindet sich ein jahrzehntelanges Wirken im Dienste seiner siebenbürgischen Landsleute und im Dienste seiner neuen österreichischen Heimat.

Lit.: Karl Kurt Klein: Professor Otto Folberth. In: Südostdeutsche Heimatblätter, München, 1956, S. 159-161; Oskar Wittstock: Otto Folberth. Zum 70. Geburtstag. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter. München 1966, S. 1-8; Rotraut Sutter: Siebenbürger Sachsen in Österreichs Vergangenheit und Gegenwart. Innsbruck, 1976, S. 49-52. Johann Wolfgang von Goethe-Stiftung. Verleihung der Wolfgang Amadeus Mozart-Medaille an Prof. Dr. Otto Folberth, Salzburg, 18. Feb. 1981 (mit Laudatio von Dr. Anton Schwob und autobiographischer Dankrede von O. Folberth).

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Folberth

Michael Kroner