Biographie

Fronius, Hans

Beruf: Graphiker
* 12. September 1903 in Sarajewo/Bosnien
† 21. März 1988 in Mödling/Österreich

Der Graphiker und Buchillustratoren wurde als Sohn des aus Schäßburg/Siebenbürgen stammenden Arztes Fritz Fronius geboren. Mütterlicherseits kam Fronius aus der aus Italien nach Wien zugewanderten Künstlerfamilie Passini, aus der besonders Kupferstecher und Aquarellisten hervorgingen. Elfjährig war Fronius Augenzeuge des Mordanschlages auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand. Nach dem Besuch der höheren Schule in Graz gelangte Fronius nach Wien und absolvierte von 1922 bis 1928 die Akademie der Bildenden Künste unter den Professoren Karl Sterer und Alois Delug. Während dieser und der nachfolgenden Jahre führten ihn weite Reisen nach Italien, Frankreich, Deutschland, Dänemark und Holland. Seit 1930 war Fronius als Lehrer für Kunsterziehung und Darstellende Geometrie an Gymnasien tätig. Den Zweiten Weltkrieg machte er in Rußland und Italien mit. In den Jahren 1960 bis 1965 wirkte er am Gymnasium in Mödling und lebte später in Perchtoldsdorf bei Wien.

Fronius‘ Illustrationswerk umfaßt über 60 Veröffentlichungen. Dem „imaginären Porträt“ Franz Kafkas, dessen dichterisches Werk ihn schon 1925 „blitzartig getroffen“ hatte, folgte bald eine beinahe endlose Reihe weiterer Illustrationen zu Werken der Weltliteratur. Allseits wurde Fronius‘ absolute physiognomische Treffsicherheit gerühmt. Über den berühmteren Illustrator sollte aber der stärkere freie Künstler nicht verkannt sein. Die Einengung seiner Bedeutung auf den Illustrator ist verfehlt; Fronius war vielmehr der dem Dichter kongenial Schaffende. Seine „schöpferische Interpretation“ (Otto Benesch) setzt naturgemäß eine tiefe, innere Beziehung zum literarischen Werk voraus. Unmittelbare Vorbilder hatte Fronius nicht, auch wenn er die Begegnung mit Alfred Kubin als eine lebensentscheidende ansieht. Doch so sehr sich Kubin der dämonischen Seite des Lebens ausgeliefert fühlte, so ist für Fronius weit mehr die Bewältigung des Grauens entscheidend.

Daneben galt Fronius‘ Liebe auch der Welt der Theater, aus der er immer wieder Themen aufgriff; unter anderem gibt eine außerordentliche Zahl von illustrierten Programmen davon Zeugnis. Diesem Thema widmete das Österreichische Theatermuseum 1981 unter dem Titel „Hans Fronius und das Theater“ eine Ausstellung.

Auch die einsamen Wasserläufe der Fürstenfelder Wahlheimat in der Steiermark, die seit der Übersiedlung des Künstlers nach Perchtoldsdorf in den verlassenen, von dürftigen Gehölzen umrahmten Tümpeln der Donauauen um Wien ihre Nachfolger gefunden haben, geben seinem Gesamtwerk augenfällige Akzente. Seine Werke zeichnet eigentümliches Dunkel, ein „Nicht-Licht“ (Reinhold Schneider) aus. In der großformatigen Landschaftslithographie zeichnet Fronius übrigens direkt auf den Stein, weil er, abgesehen von allen Originalitäts- und Qualitätsfragen, von der absolut konzentrationsfordernden Herausforderung dieses Verfahrens überzeugt ist; auch fertigt er nicht mehr als 150-200 Abzüge von jeder Arbeit an. Seine graphischen Techniken umspannen einen weiten Bereich, die ihm alle Möglichkeiten des Ausdrucks geben. Seit jeher hat Fronius neben Graphik seine Malerei in Öl betrieben, wenn auch immer etwas in ihrem Schatten. Seit 1945 konnte Fronius mehr als 50 Personalausstellungen im In- und Ausland zeigen; die wichtigsten waren: 1952 Graphische Sammlungen Albertina Wien, 1955 Paris, 1957 Mexiko City, 1958 Biennale Venedig, 1967 Nationalbibliothek Madrid, 1977 Nationalbibliothek Paris, ferner Hamburg, Bremen, Stuttgart, München, Offenbach, Würzburg, Mannheim, Stockholm, Baden-Baden, Köln, Salzburg usw.

Zahlreiche Preise und Auszeichnungen wurden Fronius zuteil, darunter 1937 die Goldene Staatsmedaille Österreichs, 1950 der Meisterpreis für Malerei und Graphik des Österreichischen Industriellenverbandes, 1955 der Preis des Bundesministeriums für Unterricht in Wien, 1965 Preise der Buchkunstausstellung Leipzig, 1967 der Große Österreichische Staatspreis, 1968 die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold, 1977 der Kulturpreis der Landsmannschaften der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Österreich, 1981 der Gutenberg-Preis für Graphik und Illustration, Leipzig. 1983 der Lovis-Corinth-Preis.

Seine Werke befinden sich in der Graphischen Sammlung Albertina Wien, im Cabinet d’Estampes Paris, im Museum of Modern Art New York, im Kupferstichkabinett Dresden, im Gutenberg-Museum Mainz, in Landesgalerien sowie in in- und ausländischem Privatbesitz.

Lit.: Hans Fronius: Bilderbuch eines Lebens, Wien 1978; Otto Benesch/Werner Hofmann: Hans Fronius, Graz 1953; Walter Koschatzky: Hans Fronius, Zeichnungen und Gemälde, Salzburg 1967; Hans Bergel: Die Entscheidungssituation im Werk des Graphikers Hans Fronius, Laudatio 1977. – Wolfgang Hilger: Hans Fronius. Eine Monographie, Wien 1979. – Erschreckend – Wahr.Begegnungen von Hans Fronius und Otto Mauer. Herausgegeben von Bernhard A. Böhler und Christin Fronius unter Mitarbeit von Ferdinand Reisinger, Weitra 2001. – Hans Fronius: Stationen am Weg. Der Kreuzweg in Thörl. Gedeutet von Ferdinand Reisinger. Herausgegeben von Franz Majcen und Ferdinand Reisinger, Weitra 2001. – Hans Fronius zum 100. Geburtstag. Daten und Fakten aus einer langjährigen Begegnung zusammengestellt von Franz Eder, Salzburg 2003.

Bild: Museum Pfeilburg, Fürstenfeld

Weblink: https://www.fronius-hans.at/

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Fronius

Udo W. Acker