Biographie

Hamann, Johann-Georg

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Schriftsteller, Philosoph, Theologe
* 27. August 1730 in Königsberg i.Pr.
† 21. Juni 1788 in Münster/Westfalen

Der philosophische Schriftsteller und Theologe Johann Georg Hamann hat eine „unabsehbare, einzigartige Wirkung auf sein Zeitalter ausgeübt“ (Nadler). Der Sohn eines Arztes studierte seit 1746 in seiner Vaterstadt Philosophie, Theologie und die Rechte und beschäftigte sich mit Sprachen. Nach Beendigung seiner Studien führte er an verschiedenen Orten ein unstetes Leben, war Hauslehrer, fand Aufnahme beim Kaufmann Berens in Riga, wo er, mit Unterbrechungen, bis zum Jahre 1758 sich aufgehalten hat. Er kehrte 1759 nach Königsberg zurück, widmete sich hier dem Studium der Literatur und der orientalischen Sprachen und fand eine Anstellung als Kanzlist bei der Domänenkammer (bis 1764). Im Jahre 1765 wurde er Hauslehrer in Riga und erhielt später, durch Kants Empfehlung, die Stelle eines Schreibers und Übersetzers bei der Provinzialakzise- und Zolldirektion, von 1777 die eines Packhofverwalters. Nach Verlust eines Teiles seiner Einkünfte im Jahre 1782 in dürftigen Verhältnissen lebend, half ihm 1784 ein Wohltäter durch ein ansehnliches Geldgeschenk aus der Not. Er nahm 1787 seinen Abschied und lebte zuletzt in Münster, wohin ihn die Fürstin Galizyn eingeladen hatte, wo er 1788 starb und begraben liegt. Als Schriftsteller vom großen Publikum wenig beachtet, hat Hamann einen starken Einfluß auf Herder und Goethe ausgeübt. Der „Magus aus Norden“ gehört zu den größten Anregern der deutschen Geistesgeschichte, der seine Ansichten allerdings nicht systematisch dargelegt hat, sondern stets essayistisch aus Anlaß bestimmter Ereignisse in der gelehrten Welt. Durch seine zahlreichen Schriften zieht sich die Polemik gegen die Aufklärungsbildung wie ein roter Faden. Ein christlicher Humanist, bekämpfte er die formalistische Orthodoxie und stellte ihr das Irrationale im „Abglanz des Lebens“ gegenüber. Er war insoweit ein Gegenspieler Kants und Lessings. Durch seine philosophischen Betrachtungen und die Untersuchungen über die Entstehung der Sprache und der Poesie hat Hamann auf die literarische Entwicklung, insbesondere auf den „Sturm und Drang“ und die Romantik eingewirkt.

Bibl.: Sämtliche Schriften, hrsg. von Fr. Roth (8 Bände, 1821-43). Historisch-kritische Ausgabe seiner Sämtlichen Werke durch Josef Nadler 1949 ff., Wien, seit 1956 im Berteismann-Verlag.