Biographie

Hartknoch, Johann Friedrich

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Buchhändler, Verleger
* 28. September 1740 in Goldap/Ostpr.
† 1. April 1789 in Riga

Als Sohn eines Torschreibers und Stadtmusikanten von Goldap entstammte Johann Friedrich Hartknoch bescheidenen Verhältnissen. Der Rektor seiner Schule empfahl jedoch, daß er ein Studium aufnehme, und demgemäß hörte der zukünftige Verleger ab 1755/56 an der Universität Königsberg Jura und Theologie. Von vornherein mußte er das Studium mit dem Broterwerb verbinden, was zu einer Tätigkeit beim Königsberger Buchhändler Johann Jakob Kanter und dann zum endgültigen Überwechseln auf dieses Berufsfeld führte. Ab 1763 war Hartknoch im kurländischen Mitau Mitarbeiter einer Filiale Kanters, die er im folgenden als Besitzer übernahm. In Mitau führte er auch Anna Benigna Mehmel als Gemahlin heim.

Indessen hatte Hartknoch bereits 1765 in Riga eine weitere Buchhandlung eröffnet. Nachdem er 1767 in diese größte Stadt des Baltikums übergesiedelt war, schloß er bald sein Mitauer Geschäft. Als rühriger Buchhändler bezog Hartknoch Druckwerke aus Leipzig, Berlin, Königsberg und weiteren Verlagszentren, um sie im Baltikum und in Rußland abzusetzen. Für das letztere wurde erzum wichtigsten Lieferanten deutscher Literatur. Umgekehrt vermittelte er dem Westen deutsch- und russischsprachige Werke, die in Rußland erschienen. Die großzügige Versendung von Katalogen und Ansichtsexemplaren und die Knüpfung eines Netzes von Kommissionären bildeten wichtige Voraussetzungen für den erzielten buchhändlerischen Erfolg.

Noch bedeutsamer war die 1765 beginnende Tätigkeit Hartknochs als Verleger. In erster Linie muß gewürdigt werden, daß er zahlreiche Werke der deutschen Geistesheroen Immanuel Kant, Johann Gottfried Herder und Johann Georg Hamann herausgebracht hat, die er seit seiner Königsberger Zeit kannte. Zu den Editionen seines Verlages gehören die Erstauflagen von Kants „Kritik der reinen Vernunft (1781) und von Herders „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ (1784-1791).

In sehr erheblichem Maße hat Hartknoch auch die geistige Aktivität speziell in den Ostseeprovinzen Rußlands gefördert, indem er Werke deutschbaltischer Autoren veröffentlichte. In seinem Verlag erschienen die „Nordischen Miszellaneen“ August Wilhelm Hupels, die „Livländischen Jahrbücher“ von Friedrich Konrad Gadebusch, ebenso Schriften von Heinrich Johann Jannau und von anderen Aufklärern. Eine weitere Besonderheit seines Verlages bildete die Publikation vieler Schriften von russischen Autoren in deutscher Übersetzung und von deutschen Gelehrten, die in Rußland tätig waren. Aus dem Kreis dieser Verfasser seien der russische Universalgelehrte Michail Lomonosov und der deutsche Historiker Gerhard Friedrich Müller genannt. Das angespannte, mit zahlreichen Reisen verbundene Wirken Hartknochs führte zu seinem frühen Tod, nach dem sein Sohn Johann Friedrich (1768-1819) die Firma weiterführte. Wegen eines Konflikts mit der russischen Regierung siedelte der junge Hartknoch jedoch nach Deutschland über, wo der traditionsreiche Verlag in Leipzig bis 1879 bestand.

Lit.: Deutschbaltisches Biographisches Lexikon 1710-1960, hg. von Wilhelm Lenz, Köln-Wien 1970, S. 299; Arthur Poelchau, Der Verlag von Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1918; Henryk Rietz, Johann Friedrich Hartknoch 1740-1789, in: Wegbereiter der deutsch-slawischen Wechselseitigkeit, hg. von Eduard Winter und Günther Jarosch, Berlin 1983, S. 89-99; derselbe, Das Verlagswesen in Riga in den Jahren 1750-1810, in: Nordost-Archiv 18 (1985), S. 187-214, 241-264.