Biographie

Hofbauer, Klemens Maria

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Ordensmann, Patron von Warschau und Wien
* 26. Dezember 1751 in Taßwitz (Tasovice)/ Südmähren
† 15. März 1820 in Wien

Wenige Heilige tragen so viele Beinamen wie der aus dem südmährischen Taßwitz stammende Klemens Maria Hofbauer: Er wird Apostel Warschaus genannt, aber auch Apostel und zweiter Patron der Kaiserstadt Wien, österreichischer Reformator; der erste deutsche Redemptorist; zweiter Gründer der Redemptoristenkongregation; geistiger Überwinder der Aufklärung, des Jansenismus und des Josephinismus; Bahnbrecher echter katholischer Reform, oder liebevoll: Der Bäckerjunge von Znaim.

Am 26. Dezember 1751 geboren und auf den Namen Johannes getauft, lernte Klemens in Znaim das Bäckerhandwerk. Den Namen Klemens nahm er erst in Rom an. Als Handwerksbursche fühlte er die Berufung zum Priestertum und pilgerte dreimal nach Rom. 1780 war er Bäcker in Wien. 1783 pilgerte er erneut nach Rom und begann 1784 zunächst in Wien mit dem Theologie-Studium, das er dann in Rom fortsetzte, wo er in die Kongregation der Redemptoristen eintrat. 1785 wurde er zum Priester geweiht und war der erste Redemptorist nördlich der Alpen.

Als ihn die römischen Oberen in den Norden schickten und er 1786 Rom verließ, sollte er eigentlich nach Kurland gehen, doch als er im Januar 1787 mit seinem Landsmann und ersten Gefährten Thaddäus Hübl in Warschau ankam, sollte dies seine vorläufige Endstation bleiben. Nach einer Audienz beim polnischen König, die ihm der Nuntius vermittelt hatte, war König Stanislaus II. August Poniatowski von den Zielen der Redemptoristen so begeistert, dass er den beiden Priestern kurzerhand verbot, weiterzureisen und sie in Warschau bleiben mussten. So übernahm Hofbauer mit Hübl die Seelsorge an der deutschen Nationalkirche St. Benno und entfaltete eine solch segensreiche Tätigkeit, dass in Polen die Redemptoristen bis heute „Bennoniten“ genannt werden.

Seit 1788 war Hofbauer Generalvikar der Redemptoristen nördlich der Alpen. Von der polnischen Hauptstadt aus gründete er eine Niederlassung in Mitau, dem heutigen Jelgava in Lettland. Er gewann mehrere Novizen für die Kongregation, unter denen Deutsche, Franzosen und Litauer waren. Hofbauer versuchte auf ausgedehnten Missionsreisen die Gründung weiterer Niederlassungen in Süddeutschland und in Polen, aber auch im heutigen Weißrussland und in der Ukraine, im damals österreichischen Lemberg und anderen Orten Galiziens. Da traf ihn 1808 in Pilnitz der Vertreibungsbefehl Napoleons, den der König von Sachsen Friedrich August III. (mit dem Beinnamen ‚der Gerechte‘) als Herzog von Warschau am 9. Juni 1808 mit Tränen in den Augen unterzeichnen musste, „die Redemptoristenpriester ohne Verzug aus den Grenzen des Herzogtums Warschau zu entfernen“. Auf Befehl Napoleons wurde der Briefwechsel Hofbauers kopiert, der später zum Grundstock der „Monumenta Hofbaueriana“ wurde. Hofbauer kam zunächst mit seinen Gefährten auf die Festung Küstrin, vergaß aber später nach seiner Niederlassung in Wien Polen nie.

Wie von Warschau aus entfaltete Hofbauer auch von Wien eine rege apostolische Reisetätigkeit. Er war in Schwaben, Baden und im Wallis unterwegs, in Altötting und in Rom. Noch weiter reichte sein Briefwechsel, der zeigt, dass er, allen Schwierigkeiten der Aufklärung und des Josephinismus zum Trotz, Pläne für Missionsstationen, Kollegien und Seelsorgestellen in der rumänischen Moldau, im slawonischen Djakovar (Djakovo), im bulgarischen Nikopol (Ruschtschuk), im mazedonischen Skopje und im rumänischen Bukarest hatte. Realisieren ließ sich nur Bukarest, da ihm der österreichische Kaiser Franz I. keine regulären Klosterniederlassungen in Österreich erlaubte. Hofbauer gewann aber Schüler und nahm sie in die Kongregation auf, auch wenn der Kaiser dies erst am Todestag Hofbauers offiziell genehmigte. Viele seine Schüler kamen aus Böhmen und Mähren wie der Schönhengster Thaddäus Hübl oder Joseph Libotsky aus Prag, der von Hofbauer als erster Redemptorist in Wien das Kleid der Kongregation erhielt. Obwohl Hofbauer bei Bischofsernennungen in Djakovar, Nikopol und Skopje vorgeschlagen wurde, lehnte er die Bischofswürde ab.

Der Hofbauer-Kreis in Wien wurde ein Zentrum der Kirchenreform. Intellektuelle aus ganz Deutschland kamen nach Wien, manche bekehrten sich zur katholischen Kirche. Hofbauer beeinflusste Romantiker wie Friedrich Schlegel, Clemens Brentano oder Josef von Eichendorff, er beriet Nuntien und Reformbischöfe. In der Seelsorge ging er mit Krankenbesuchen, religiösen Heimabenden und Leihbibliotheken neue Wege, aber er erlebte nicht mehr die Ernte dessen, was er ausgesät hatte.

Hofbauer starb mit 62 Jahren in Wien und wurde auf dem Romantikerfriedhof Enzersdorf bei Mödling beigesetzt. 1862 wurde sein Leichnam in die Wiener Kirche Maria am Gestade überführt. Nach seinem Tode 1820 verbreitete sich die Kongregation. In Böhmen und Mähren betreute sie die großen Wallfahrtsorte wie Přibram, Philippsdorf und Grulich. In der Zwischenkriegszeit entstand sogar eine eigene sudetendeutsche Vizeprovinz der Redemptoristen mit Sitz in Karlsbad. Ihr langjähriger Provinzial in der Vertreibung war der unvergessliche P. Augustin Reimann, der 1970 starb. Klemens Maria Hofbauer wurde 1888 von Papst Leo XIII. selig- und 1909 von Papst Pius X. heiliggesprochen.

Lit.: F. Pösl, Clemens Maria Hofbauer, der erste deutsche Redemptorist in seinem Leben und Wirken, Regensburg 1844. – BLKÖ, Bd. 9, Wien 1863, S. 154-158. – ADB, Bd. 12, Leipzig 1880, S. 565-567. – NDB, Bd. 9, Berlin 1972, S. 376f. – E. Hosp, Zeugnisse aus bedrängter Zeit. Der heilige Klemens Maria Hofbauer in Briefen und weiteren Schriften, Wien 1982. – BBKL, Bd. 2, Hamm 1990, S. 943-946. – Rudolf Grulich, Klemens Maria Hofbauer und Osteuropa, in: AKBMS 12 (1993), S. 97-126 (dort weitere Literatur). – Otto Weiß, Begegnungen mit Clemens Maria Hofbauer (1759-1820), Regensburg 2009.

Bild: Radierung von P. Rinn, Wikipedia gemeinfrei.

Rudolf Grulich