Biographie

Janosch (Horst Eckert)

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Zeichner, Maler, Illlustrator, Schriftsteller
* 11. März 1931 in Hindenburg (Zabrze)/ Oberschlesien

Horst Eckert, bekannter unter dem Pseudonym Janosch, wurde am 11. März 1931 in Hindenburg, Oberschlesien, als Sohn von Johann Valentin Eckert und seiner Frau Hildegard, geborene Godny, geboren. Sein Geburtshaus im Ciupkaweg 6, gelegen in einer Zechensiedlung, existiert nicht mehr. Die Straße heißt heute Ulica Piekarska, die Stadt heißt Zabrze und ein paar erhaltene Backsteine des Elternhauses sind zu Preisgaben geworden, die bei Feierlichkeiten an Personen überreicht werden, die sich um die Kultur Oberschlesiens verdient gemacht haben.

Auf die Frage, wo oder was Heimat ist, antwortete einmal der von Janosch erfundene Herr Wondrak, Protagonist einer Kolumne für das ZEITmagazin, wie folgt: „Die Heimat ist der Ort, wo das Herz auf ewig wohnt, egal, ob es dort stinkt“.

Unabhängig von der Frage, wieviel von Janosch in Herrn Wondrak steckt, lässt die Assoziation von Gestank in Verbin­dung mit Herz und Heimat auf einen autobiografischen Kontext schließen. Das Leben in der Bergarbeitersiedlung, am Rande von Kohlezechen mit rauchenden Schornsteinen, begann nicht einfach für Horst Eckert, der unter dem Einfluss eines alkoholkranken Vaters und einer strenggläubigen Mutter mit Zucht und handgreiflicher Ordnung seine Kinder- und Jugendjahre verlebte.

In den 1930er und 40er Jahren wächst im schlesischen Poremba auch Cholonek heran, der Held seines ersten Romans mit dem Titel Cholonek oder Der liebe Gott aus Lehm. Für die Schilderungen von ersten Kindheits- und Glaubenserfahrungen, menschlicher Missetaten und politischer Enttäuschungen wird Janosch drei Literaturpreise erhalten. In den Folgejahren werden seine inzwischen über 100 Bücher in über 40 Sprachen übersetzt, verfilmt und mit weiteren Preisen ausgezeichnet werden.

Doch zunächst beginnen seine Lehrjahre. Janosch ist 14 Jahre alt, als er eine Lehre als Schlosser beginnt, die er zunächst nicht beenden kann, da die Familie 1946 zum Opfer von Flucht und Vertreibung wird und Oberschlesien verlassen muss.

Im Westen kommt die Familie auf einem Bauernhof in Bad Zwischenahn bei Oldenburg unter. Horst Eckert trägt zum Lebensunterhalt bei, indem er in einer Baumwollspinnerei die Maschinen reinigt. Später setzt er seine Lehre fort und absolviert eine Ausbildung zum Bauschlosser. Im Jahr 1949 legt er die Mittlere Reifeprüfung ab. Die schon in seiner Kindheit geäußerte Idee, künstlerisch tätig zu werden, wird wieder aufgegriffen. Laut einem Lebenslauf vom Dezember 1951, der sich in den Akten der Akademie der Bildenden Künste in München erhalten hat, studiert er von 1949 bis 1951 bei Professor Georg Muche und Professor Gerhard Kadow an der Textilien-Ingenieurschule in Krefeld Textile Kunst (Webgestaltung) und macht nach vier Semestern das Examen. Danach arbeitet Janosch als selbstständiger Entwurfszeichner für Gewebemusterung für die Firma Niehus & Dütting in Nordhorn.

Nach einer Zwischenstation in Paris haben seine Bemühungen um seine weitere künstlerische Ausbildung endlich Glück. Er bekommt einen Studienplatz an der Kunstakademie in München und wird zum Studium der Malerei zugelassen. Nur zwei Semester später wird ihm geraten, die Akademie „mangels Begabung“ wieder zu verlassen. Es beginnt seine lebenslange Tätigkeit als freischaffender Maler, Illustrator und Schriftsteller.

Ab 1956 zeichnet er regelmäßig für „Die Zeit“ und die „Süddeutsche Zeitung“. Schließlich erscheint 1960 das erste Kinderbuch mit dem Titel Die Geschichte von Valek und dem Pferd. Sein Verleger, Georg Lentz, rät ihm zur Annahme eines Künstlernamens und in der Folgezeit werden sämtliche Werke unter dem Namen „Janosch“ publiziert. Weltberühmt wird er schließlich durch die Geschichte, wie der kleine Tiger und der kleine Bär nach Panama reisen. Die Geschichte um die Suche nach einer neuen, noch schöneren Heimat und die unbewusste Entdeckung, dass es das jetzige Zuhause ist, erscheint als Buch mit dem Titel Oh, wie schön ist Panama am 15. März 1978.  Sie wird ihm später den Deutschen Jugendbuchpreis bringen und ihn international bekannt machen.

Die Entscheidung des kleinen Tigers, seine noch kleinere Ziehente mit auf die Reise nach Panama zu nehmen, erweist sich im Übrigen als goldrichtig. Die „Tigerente“ kommt groß heraus und mit ihren unzähligen Auflagen als Spielzeug, Plüschtier oder Zeichentrickfigur bringt sie ihm nicht nur internationale Anerkennung sondern auch wirtschaftlichen Erfolg und künstlerische Unabhängigkeit.

Horst Eckert alias Janosch ist seit 1980 auf Teneriffa zuhause.

Lit.: Angela Bajorek, Wer fast nichts braucht, hat alles. Janosch – die Biografie, Berlin, Ullstein Verlag, 2017. – Herr Wondrak, wie kommt man durchs Leben? Alle Fragen, alle Antworten, alle Zeichnungen. München, Prestel Verlag, 2021.

Bild: Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen.

Birgit Aldenhoff