Biographie

Kugler, Klaus

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Maler, Grafiker, Objektkünstler
* 6. Juli 1942 in Wostitz/ Mhren

Klaus Kugler, Sohn des Kaufmanns Julius Kugler und der Elisabeth geb. Zipfel, entstammt einer Familie, die Jahrhunderte im mährischen Wostitz (Bezirk Nikolsburg) nachweisbar ist, als Förster der Reichsfürsten Dietrichstein, später, im 19. Jarhundert führten die Kuglers das Postamt, welches sich im Schloss befand. Die Familie mit den zwei Geschwistern kam nach der Vertreibung nach Marksheim bei Donauwörth, wo Klaus Kugler nach der Grundschule bis zum Umzug nach Maichingen 1955 das Gymnasium in Donauwörth besuchte.

Seine künstlerische Ausbildung erhielt Klaus Kugler an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart 1963 bis 1965 in der Klasse von Professor Hugo Peters und von 1965/66 an der Akademie der bildenden Künste Wien in der Meisterschule für Graphik bei Professor Maximilian Melcher. Seit 1969 bis zu seinem Ruhestand 2005 war er als Kunst­er­zieher in Weil der Stadt tätig. 1979 bezog Klaus Kugler das Atelier in Simmozheim.

Klaus Kugler ist ein virtuoser Meister der klei­neren und mittleren Formate, vielseitig schaffend in Öl-Tempera, Zeichnung, Misch­tech­nik und Ra­dierung. Seine Themen sind das Ausgeliefertsein und die Konfrontation des Menschen. Es ist der Verfall, im Spiegel der Natur, Technik, Kunst, Kultur, Architektur, Literatur, des Gefühls und der Religion, in spannungsreichen Wechsel- und Quer­verbindungen, zwischen „Sweet Home“ und rücksichtsloser Gegenwart, verlorener Zukunft durch gleichgültige Verunstaltung, Zerstörung der Natur und der Umwelt. Oftmals finden sich Artefakte und Bildzitate verschiedenster Provienz, nicht nur aus der deutschen Kunst und Architektur, immer wieder auch aus seiner näheren Umgebung, u.a. Weil der Stadt, Kloster Hirsau; besonders haben es ihm die italienische Renaissance und die französische Kunst angetan. Letzere ist ihm, als Fundgrube für vielschichtige Deutungen, besonders durch Ehefrau, Madame Renée Kugler nahe gerückt.

Die großen Themen der Menschheit im Spiegel der großen Literatur beschäftigen ihn über Jahrzehnte, wie die ‚Göttliche Komödie‘ von Dante, seit den 1960er bis in die Gegenwart, Eichendorffsche Wanderthemen oder der Zyklus ‚Don Quichotte‘ von 1974. All dies erfährt eine äußerst sinnfällige Bearbeitung. Der Mensch mit seinen vielseitigen Eigenschaften ist ein Hauptthema, das sein gesamtes Werk in verschiedenster Ausprägung und Befindlichkeit aufzeigt – Homo Ludens, Homo sapiens, die Melancholie, Wanderschaft und der Verlust von Geborgenheit, Zerstörung der Heimat, Einsamkeit und unaufhaltsames Verlorensein – aus dem Drang mit Vermessen und durch Vermessenheit sich die Erde untertan zu machen.

Die Reichhaltigkeit seiner Bildeinfälle ist oft nur mit langem und genauestem Hinsehen zu erschließen, wobei wohl immer noch so manches übersehen wird, bei seiner Gestaltung, auf verschiedenen Bühnen und Schauplätzen. Immer wieder zeigen sich auch equilibristische Aktionen wie Seiltänzerisches und Balancierendes über Abgründen oder Massenszenen und geöffnete Vorhänge. Differierende Größenverhältnisse, überraschendes Zusammenwirken und meisterhafte, perspektivische Wendungen sowie Zeitgleichheiten führen in eine surreale Vielschichtigkeit.

Seit den 1970er Jahren ist die Ausgangsgrundlage vieler seiner Arbeiten auf Papier der Abdruck von Leiterplatten, auch entstanden Collagen mit Leiterplatten. Daraus wurde die Vernetzung des Menschen in der unbeherrschbaren Computerwelt zu einem Hauptthema. Weitere Möglichkeiten künstlerischen Bestrebens fand er auch in der Objektkunst und in Installationen – Veränderungen durch Spiegelungen, perspektivische Wendungen artifiziellster Art sowie mit vielen anderen Mitteln, führt er seine überaus reiche Gedankenwelt mit Raffinement in eine weitere Dimension.

Von den Kunsthistorikern wird bei Kugler immer wieder auf seine geistige Linie zu der Donauschule hingewiesen, mit ihrem Einbeziehen des Geschehens in der Natur, Vielfigürlichkeit bei minuziöser Ausführung, detailierte Szenerien, die Farbgebung sowie Gleichzeitigkeit des Ereignishaften wären zu nennen. Auch Mittel der Altarmalerei der Donauschule finden sich immer wieder in der Gestaltung von hermetischen Bildräumen.

Werke Kuglers sind in mehreren öffentlichen Sammlungen wie Museum Ost­deutsche Galerie Regens­burg, Staatsgalerie Stuttgart, Regierungspräsidien Stuttgart und Freiburg, Villa Merkel Esslingen u.a.

Durch weit über 100 Ein­zelausstellungen und bei einer großen Zahl von Ausstellungsbe­teiligungen ist sein Schaffen einem großen Kreis bekannt geworden. Kugler erhielt mehrere Aus­zeichnungen: 1976 Bron­zemedaille im XVII. Salon In­ternational Paris, 1979 Sil­bermedaille der „Hommage à Alt­dorfer“ in Re­­gensburg, 1982 Kulturpreis für Bil­dende Kunst der Su­de­ten­deutschen Landsmannschaft in Nürn­berg, 1985 1. Preis der VDO Kunststücke in Hei­delberg, 1988 2. Preis Wett­be­werb „Musik und Kunst“ Böblingen, 1991 Süd­mähri­scher Kul­turpreis in Geis­lingen. Zu seinem 80. Geburtstag 2022 fand eine viel beachtete Ausstellung in Brünn statt, zu welcher sich auch einige Wostitzer, dem heutigen Vlasatice, einfanden.

Angemerkt sei, dass von seinen drei Kindern Sohn Olivier ebenfalls Künstler wurde. Er wirkt erfolgreich als Pressezeichner in London und er stellt auch im Südwesten immer wieder aus, gelegentlich zusammen mit seinem Vater.

Lit.: Schwäbisches Künstlerlexikon. – Esslinger Begegnung 1975 der Künstlergilde – Jahrgänge 1934-1952. – Bilder Graphik Plastik, Künstlergilde Esslingen 1975 Nr. 62-68 – Hommage à Regens­burg – Sudetendeutsche Künstler sehen ihre Patenstadt, Ostdeutsche Galerie Regensburg, Adalbert Stifter Verein 1979, S. 58 Nr. 58-61. – Heribert Glatzel: Bestandskatalog der Graphi­schen Sammlung der Stadt Esslingen am Neckar, Esslingen 1979, S. 143. – Stilleben heute, Jahres­ausstellung Künst­lergilde, Ostdeutsche Galerie Regensburg 1981, Nr. 78. – Ernst Schremmer: Preis­träger Klaus Kugler. In: Sudetenland 1982 H. 2 S. 113-114. – Wald, Adalbert Stifter Verein – Stadt Regensburg, Ostdeutsche Galerie Regensburg, München 1984 S. 31. – Status 84, Ostdeutsche Galerie Regensburg, Künstlergilde, S. 16 Nr. 73-75. – Jahrgänge 1935-1955, Ausstel­lung Künstlergilde, Ess­lingen Villa Merkel 1985. – Berührungspunkte 1986, Künstlergilde Esslingen, Villa Merkel Ess­lin­gen, Ost­deutsche Galerie Regensburg, Stiftung Pommern Kiel, S. 116f. – Jahresausstellung der Künst­ler­gilde, Landesgruppe Baden-Württemberg, Esslingen 1986. – Die Künstlergilde Mittei­lungsblatt 1.-3. Folge Esslingen 1987 S. 29f. – Reisebilder – Jahresaus­stellung 1982, Künstlergilde Esslingen S. 11. – Künstlergilde heute – Jahresausstellung 1988, Ess­lingen S. 134f. – Künstlergilde 91, Jahresaus­stellung 1991 in Esslingen, Regensburg und München, S. 14, 126. – Hermann Burkhardt: Klaus Kug­ler Bilder und Objekte, Städtische Galerie Filderhalle Leinfelden-Echterdingen 1992. – Helmut Scheunchen: Begegnungen – Feiertage eines Sammlers. Freundschaftsgabe 2003 der OSSHS – Jah­resausstellung 2007 der Künstlergilde Zeitstörung, Re­gensburg/ Landsberg a.d. Warthe, Esslingen 2007, Nr. 14. – H. Scheunchen: Wechselwirkungen. Von Hölzel bis Hajek, Katalog Haus der Heimat Stuttgart 2009, hrsg. Annemarie Röder, S. 30f. – H. Burkhardt: Unser Maler Klaus Kugler in Sude­tenland 4/2010 S. 498-500. – Rainer Bendel, Petr Peňáz, H. Scheunchen: Klaus Kugler, Ausstellung zum 80. Geburtstag in der Christuskirche Brünn (Tsche­chisch/Deutsch), Stuttgart/Brno 2022.

Bild: Eigenfoto Klaus Kugler

Helmut Scheunchen