Biographie

Laboschin, Siegfried

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien), Posener Land
Beruf: Maler, Grafiker, Kunsthistoriker
* 23. Mai 1868 in Gnesen
† 4. November 1929 in Breslau

Die Lebensgeschichte von Malern, aber auch von Juden ist oftmals nur sehr rudimentär dokumentiert. Bei Siegfried Laboschin treffen hier sogar zwei dieser Kriterien zu. Zumal er auch noch aus der ohnehin wenig erforschten Provinz Posen stammte.

Über die Familie von Siegfried Laboschin ließen sich keine Informationen finden, aber der Familienname, der bei Juden oft auf einen Herkunftsort hinweist, verweist auf die Posener Kleinstadt Labischin (Łabiszyn) im Kreis Schubin (Szubin), die Mitte des 19. Jahrhunderts zweieinhalbtausend Einwohner hatte. Labischin liegt nur 60 km nördlich von Gnesen, dem Geburtsort von Siegfried Laboschin. Die Kleinstadt besaß seit dem seit dem 18. Jahrhundert eine Synagoge. Um 1858 erreichte die jüdische Gemeinde mit 900 Mitgliedern ihre größte Ausdehnung. Seither sank die Zahl durch Abwanderung auf etwas über 200 bis zum Ersten Weltkrieg.

Siegfried Laboschin wurde am 23. Mai 1868 in Gnesen geboren. Leider gab es zu dieser Zeit noch keine Standesämter, so dass der Geburtseintrag nur schwer recherchiert werden kann. Aber die Erfassung der standesamtlichen Trauungen weisen seit 1874 mehrere Familien Laboschin auf.

In Gnesen findet man im Jahr 1880 (Eintrag Nr. 85) eine Hochzeit einer Ernestine Laboschin (*1845), Tochter des Jonas Seelig Laboschin und der Bertha Stadthagen aus der Posener Kreisstadt Meseritz (Międzyrzecz). Es ist daher denkbar, dass Siegfried aus dieser Familie stammte und dieser Jonas Laboschin sein Großvater war. Weiter darauf deutet hin, dass Jonas jüngster Sohn Siegfried Laboschin (*1849 Meseritz) hieß, also genauso wie der spätere Maler.

Nach der jüdischen Elementarschule besuchte Laboschin bis 1887 das Königliche Gymnasium in Gnesen. Danach studierte er bis 1889 an der Kunstakademie Berlin bei Anton Alexander v. Werner (1843-1915). Sein Lehrer galt als Hauptrepräsentant der konservativen Malerei des Wilhelminischen Zeitalters. Seine Historienbilder von Ereignissen seiner Zeit in fotografischer Manier werden bis heute kopiert. Er lehnte die Moderne Kunst rigoros ab.

Im Jahr 1889 wechselte Laboschin an die Kunstakademie München, wo er sein Studium bei weiteren Vertretern der alten Malkunst fortsetzte. Er lernte bei dem Vertreter des Historismus, Friedrich Fehr (1862-1927) und dem Porträtmaler Hugo Freiherr v. Habermann d. Ä. (1849-1929).

Nach dem Abschluss seiner Ausbildung ging Laboschin 1892 nach Breslau gründete dort eine eigene Schule. Auf Studienreisen nach Holland, Italien, Ungarn und durch Deutschland bildete er sich weiter. Ebenso wie seine Lehrer malte er figürlich, oft auch Porträts, aber auch Landschafts- und Gebäudebilder und produzierte Graphiken.

Laboschin wurde als Porträtist geschätzt. Bekannt wurden seine Porträts von dem Historiker Felix Dahn (1834-1912), aber auch von Persönlichkeiten, die ebenfalls wie er aus der Provinz Posen stammten. So das Bildnis des Kultusministers Robert Graf von Zedlitz-Trützschler (1837-1914), der von 1886 bis 1890 Oberpräsident der Provinz Posen war und zudem der erste Vorsitzende der Königlich Preußischen Ansiedlungskommission für die Provinzen Posen und Westpreußen. Im Jahr 1915 malte Laboschin den gebürtigen Posener, Generalfeldmarschall Paul v. Hindenburg (1847-1934) in dessen Posener Hauptquartier.

Laboschin malte nicht nur, er betätigte sich auch als Kunstkritiker. Seit 1907 war er als Kunstreferent für die Breslauer Zeitung tätig. Über 20 Jahre übte er diese Tätigkeit aus.

Sein Werk umfasst auch Gravuren und graphische Designs für Bücher (Exlibris).

Siegfried Laboschin starb am 4. November 1929 in Breslau.

Lit.: Siegfried Laboschin, in: Ost und West, Heft 7 (Juli 1918), S. 213-218. – Alfred Grotte, Siegfried Laboschin, in: Menorah, Heft 5 (Mai 1926), S. 294-295. – Josef Joachim Menzel (Hrsg.), Breslauer Juden 1850-1945, St. Augustin 1990, S. 64-65. – Harald Schäfer, Juden der Provinz Posen – Reminiszenzen an eine untergegangene Welt (Teil 2), in: Jahrbuch Weichsel-Warthe 2010, Wiesbaden 2009, S. 143-150.

Bild: www.dolny-slask.org.pl.

Martin Sprungala