Biographie

Mellies, Otto

Herkunft: Pommern
Beruf: Schauspieler
* 19. Januar 1931 in Schlawe/ Pommern
† 26. April 2020 in Zeuthen bei Berlin

Von dem Geburtsort, der Kreisstadt Schlawe/ Hinterpommern, zogen die Eltern des späteren DDR-Schauspielers 1938 mit den drei Kindern in die Stadt Stolp, wo nach dem Einmarsch der „Roten Armee“ im März 1945 seine Mutter, seine Schwester und deren Kinder Selbstmord begingen.

Mit seinem älteren Bruder Eberhard (1929-2019), der auch Schauspieler wurde, arbeitete Otto Mellies nach dem Krieg als Pferdepfleger für russische Besatzungssoldaten, bevor er 1947 im Alter von 16 Jahren in Schwerin/ Mecklenburg die Aufnahmeprüfung in die „Staatlichen Schauspielschule“ bestand. Dort studierte er in den Jahren 1947/49 und wurde von Lucie Höflich (1883-1956) ausgebildet. Für die Spielzeit 1949/50 bekam er seinen ersten Vertrag als Schauspieler am „Mecklenburgischen Staatstheater“ in Schwerin, wo er den Schüler in Goethes Faust spielte. Danach hatte er Engagements in Neustrelitz, in Stralsund, noch einmal in Schwerin und 1953/55 am „Volkstheater Rostock“.

Im Jahr 1956 holte ihn Wolfgang Langhoff (1901-1966), Leiter des „Deutschen Theaters“ 1946/63, nach Berlin, wo er 50 Jahre zur Stammmannschaft des Theaters gehörte. Von 1987 an trat er in 325 Aufführungen als Nathan, der Weise in Lessings Theaterstück (1779) auf. Seit 1955 war Otto Mellies auch als Filmschauspieler tätig, zuerst in der Komödie Sommerliebe (1955), dann aber auch als Ferdinand 1959 in Martin Hellbergs Verfilmung von Schillers Drama Kabale und Liebe (1785) und 1962 als Major Tellheim neben Marita Böhme in der Verfilmung von Lessings Stück Minna von Barnhelm (1767). Außerdem spielte er 1965 die Titelrolle in dem fünfteiligen DDR-Fernsehfilm Dr. Schlüter.

Nach dem Mauerbau 1961 wirkte er als Theater- und als Filmschauspieler zugleich. Die Rollen, in denen er seine Schauspielkunst zeigen durfte, sind kaum aufzuzählen. So spielte er im Fünfteiler des DDR-Fernsehens den Martin Luther (1983), den Wallenstein (1987) und die Hauptrolle in Ich, Thomas Müntzer, die Sichel Gottes (1989). Das setzte sich auch nach dem Mauerfall 1989 fort. So spielte er in mehreren Kriminalfilmen mit und war neben Didi Hallervorden einer der Hauptdarsteller im Film Sein letztes Rennen (2013), auch als Hörspielsprecher machte er sich seit 1957 einen Namen und war in mehreren Spielfilmen die deutsche Stimme ausländischer Schauspieler. Zu empfehlen ist schließlich auch sein Erinnerungsbuch von 2010 An einem schönen Sommersmorgen, wo er auch über seine Kindheit in Pommern schreibt. Er bekam 1966 und 1987 den DDR-Nationalpreis II. Klasse.

Bild: Cover Otto Mellies, An einem schönen Sommermorgen, Verlag Das neue Berlin, 2010.

Jörg Bernhard Bilke