Biographie

Mendel, Johann Gregor

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Abt, Naturforscher
* 22. Juli 1822 in Heinzendorf bei Troppau/Österr.- Schlesien
† 6. Januar 1884 in Brünn

Johann Gregor Mendel entdeckte die Mechanismen der Vererbung und gilt als Vater der Genetik. Das Verb „mendeln“ bedeutet, dass bestimmte Erbmerkmale nach gesetzmäßigen Verhältnissen wieder auftreten.

Johann Mendel kam aus ärmlichen bäuerlichen Verhältnissen. Am 20. Juli 1822 wurde er in Heinzendorf geboren, gelegen im Kuhländchen an der Grenze zu Österreich-Schlesien, also dem deutschen Sprachgebiet zugehörig. Seine Begabung ermöglichte ihm zwar eine gewisse Bildung, aber seit seinem 15. Lebensjahr musste er seinen Lebensunterhalt selbst verdienen. 1843 trat er deshalb in den Brünner Augustinerkonvent ein, damals ein Zen­trum des geistigen Lebens in Mähren. Dort erhielt er den Ordensnamen Gregorius. 1847 empfing er die Priesterweihe. Weil aber seine Vorgesetzten sahen, dass er mehr der Wissenschaft als der Seelsorge zuneigte, wurde er Lehrer und konnte seinen Forschungen nachgehen, besonders seinen botanischen Experimenten im Klostergarten.

Dort begann er 1856 systematische Kreuzungsexperimente mit Pflanzen. Anders als zuvor Darwin mit seiner Selektionstheorie die Dynamik evolutionärer Abläufe dargestellt hatte, wollte Mendel die Lücke im Gebäude der Evolutionsgeschichte der Organismen schließen und Artbildung nicht als Ergebnis natürlicher Entwicklung erforschen, sondern durch kontrollierte Eingriffe das Vererbungsproblem in seiner regelhaften Konstanz begreifen. Zwar hatten ähnliche Kreuzungsversuche schon Forscher vor ihm unternommen, der Paradigmenwechsel bei Mendel bestand aber darin, dass seine Erforschung von Vererbungsvorgängen sich auf das beharrliche Zählen aller Nachkommen aus Kreuzungen stützte, was er nicht nur methodisch, fokussiert und zielgerecht, sondern auch langfristig über acht Jahre und etliche Pflanzengenerationen hinweg betrieb. Seine Ergebnisse wertete der geniale Erbsenzähler mit mathematischen Methoden aus und setzte sie in statistische Relationen.

Dem lag die neue Hypothese zugrunde, dass Organismen nicht als Gesamterscheinungen zu vergleichen sind, sondern aus einer Vielzahl von Merkmalen bestehen, die sich unabhängig voneinander vererben und kombinieren. In groß angelegten Versuchsreihen experimentierte Mendel neben anderen Pflanzen mit 34 sorgfältig ausgewählten Sorten der variablen Gartenerbse, sammelte alle Samen, zählte ihre Einzelmerkmale aus, züchtete ca. 28.000 Erbsenpflanzen, zog aus 355 künstlichen Befruchtungen 12.980 Hybriden und konnte so, indem er sich auf nur sieben gegensätzliche Merkmalspaare konzentrierte und zufällige Ergebnisse ausschloss, gesicherte Erkenntnisse über die regelhafte Aufspaltung ihrer Merkmale gewinnen. Mendel erkannte, dass bei der Vererbung dominante und rezessive, also herrschende und untergeordnete Merkmale eine Rolle spielen und Aussehen sowie Beschaffenheit der nächsten Generation maßgeblich prägen. Diese Elemente brachte er quantitativ zum Ausdruck und leitete mathematisch folgerichtig drei gesetzmäßige Relationen ab, die sich auf alle organischen Formen anwenden lassen und bis heute als Mendelsche Regeln bekannt sind: die der Uniformität, der Spaltung und der Unabhängigkeit.

Die 1866 veröffentlichten Mendelschen Gesetze oder Regeln der Vererbung lauten:

  1. „Jedes Lebewesen ist ein Komplex vieler selbständig vererbbarer Einheiten, von denen keine mit einer anderen in unmittelbarem Zusammenhang steht.“
  2. „Jedes Merkmalspaar mit konträren Erbeigenschaften wird für sich einer Entscheidung über das Erbgut unterworfen. Kreuzt man die Hybriden der ersten Nachkommenschaft, so treten in der Enkelgeneration die dominanten und die rezessiven Merkmale der Großeltern in einem bestimmten Zahlenverhältnis und in allen denkbaren Kombinationen wieder hervor.“
  3. „Alle Merkmale vererben sich unabhängig voneinander. Sie können, wenn sie in einer Generation verbunden waren, in der nächsten getrennt auftreten.“

Auch wenn Gregor Mendel die fachliche Anerkennung seiner Bahn brechenden Erkenntnisse nicht mehr erleben konnte, war er von ihrer Richtigkeit überzeugt. Noch kurz vor seinem Tod zeigte er sich zuversichtlich, dass seine Zeit kommen und die ganze Welt seine Entdeckungen eines Tages anerkennen würde. Doch in Fachkreisen wurden sie lange nicht verstanden. Sachverständige Würdigung blieb ihm zu Lebzeiten versagt. Erst 1900 – 16 Jahre nach seinem Tod als Abt seines Brünner Klosters am 6. Januar 1884 – griffen andere Wissenschaftler wie Hugo de Vries und Carl Erich Correns, welche übereinstimmende Resultate erhalten hatten, seine drei Regeln als Grundlage der Genetik auf und entwickelten sie weiter. Im 20. Jahrhundert wurden sie als die Basis der Vererbungstheorie an unterschiedlichsten zoologischen und botanischen Forschungsobjekten bestätigt.

Weblinks: https://www.biologie-schule.de/gregor-mendel.php. – https://de.wikipedia.org/wiki/Gregor_Mendel. –https://www.die-pflanzenzuechter.de/pflanzenzuechtung/gregor-mendel/. – https://www.br.de/ wissen /gregor-mendel-vererbung-mendel-100.html

Bild: Mendel als Augustiner-Abt, etwa 1864

Stefan P. Teppert