Biographie

Mendel, Johann Gregor

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Abt, Naturforscher
* 22. Juli 1822 in Heinzendorf bei Troppau/Österr.- Schlesien
† 6. Januar 1884 in Brünn

Johann Mendel wurde am 22. Juli 1822 als Sohn eines kleinen Bauern in Nordmähren geboren. Vater und Großeltern stammten aus dem gleichen Dorf im Kuhländchen, das damals zu Österreich gehörte. Durch seine Hilfe im väterlichen Betrieb lernte Johann Mendel schon früh die Pflege von Obstbäumen, Blumen und Gemüse. Mit elf Jahren besuchte er die dritte Klasse der Piaristenschule in Leipnik und schließlich das Gymnasium im 36 km entfernten Troppau. Da seine Eltern ihn ab 1838 finanziell nicht mehr unterstützen konnten, besuchte er den Lehrerkursus für „Schulkandidaten und Privatlehrer“ in Troppau und konnte so selber notdürftig für seinen Lebensunterhalt sorgen. Da dem Troppauer Gymnasium die beiden Abschlußklassen fehlten, besuchte er anschließend in Olmütz eine philosophische Lehranstalt. Doch mangelhafte Ernährung und harte Arbeit auch während der Ferien zu Hause auf dem väterlichen Bauernhof ließen ihn mehrmals und längere Zeit erkranken, so daß er erst wieder 1841 mit Unterstützung seiner Schwester nach Olmütz gehen konnte. Durch Unterrichten verdiente er sich Geld zu seinem Lebensunterhalt und bestand dennoch die Abschlußprüfung mit Auszeichnung.

Seine schlechte wirtschaftliche Lage und sein schwacher Gesundheitszustand mögen dazu beigetragen haben, daß Johann Mendel am 9. Oktober 1843 als Novize in das Altbrünner Königinkloster der Augustiner eintrat, sein Ordensname war fortan Gregor. Physische und geistige Kräfte kehrten zurück, und ab 1845 studierte Gregor Mendel Theologie an der Theologischen Lehranstalt in Brünn. Zwei Jahre später entschied er sich für immer für das Klosterleben durch das Ordensgelübde des Gehorsams, der Keuschheit und der Armut vor dem Abt seines Klosters, dem weithin anerkannten Prälaten Napp. Nach Abschluß seiner Studien wurde er am 6.7.1849 zum Priester geweiht und trat eine Stelle als „supplierender Gymnasiallehrer“, also Hilfslehrer, am Gymnasium in Znaim an, um in den naturwissenschaftlichen Fächern, denen schon stets seine Neigung gehört hatte, zu unterrichten. Von 1851 bis 1853 studierte er Naturwissenschaften in Wien, doch ohne die angestrebte staatliche Prüfung war er seit 1854 wieder „Hilfslehrer“ für Biologie und Physik an der Staatsrealschule in Brunn. Diese erst seit zwei Jahren existierende Oberrealschule hatte Klassenstärken von 100 und mehr Schülern, eine heute nicht mehr vorstellbare Größe, und dennoch hatte Gregor Mendel auch als Lehrer größte Erfolge. Gerade aber in dieser Zeit anspannender Arbeit beginnen seine Forschungen zur botanischen Vererbungslehre zunächst an Erbsen, dann auch an Bohnen und Habichtskräutern im nur etwa 35 m langen und 7 m breiten Klostergarten. Seit 1858 züchtete er „reine Linien“ von Erbsen mit z. B. gelben und grünen Samenkörnern, um die Weitergabe dieses einen wohlunterschiedenen Merkmals von der Eltern- an die Tochtergeneration nach äußerst mühsamer, von Hand durchgeführter künstlicher Bestäubung zu studieren. Im Februar und März 1865 hielt Mendel zwei Vorträge vor dem erst 1862 gegründeten Naturforschenden Verein zu Brünn, in denen er seine Ergebnisse mitteilte. 1866 wurden sie in den „Abhandlungen“ des Naturforschenden Vereins unter dem Titel „Versuche über Pflanzenhybriden“ abgedruckt (später dann noch einmal in „Ostwalds Klassikern der exakten Wissenschaften“) und – von der wissenschaftlichen Öffentlichkeit unbeachtet – vergessen.

Als Mendel im Frühjahr 1868 zum Abt seines Klosters in Brunn gewählt wurde, war es für ihn ein großer persönlicher Erfolg, doch mußte er nun seine gerne ausgeübte Lehrtätigkeit einstellen und kam auch nicht mehr dazu, seine Forschungen weiterzuführen oder auch nur bekannt zu machen. Große soziale, verwaltungstechnische und kulturelle Aufgaben im Bereich seines Klosters, aber auch in der ganzen Provinz, nahmen seine Arbeitskraft voll in Anspruch. Daß Mendel auch dieses Amt über 16 Jahre zur größten Zufriedenheit seiner Mitmenschen ausfüllte, zeigt die Anteilnahme an seinem Tode, der am 6.1.1884 nach einem chronischen Nieren- und Herzleiden eintrat. Groß war das Erstaunen der Öffentlichkeit, als im Jahre 1900 die drei Botaniker Hugo de Vries, Erich Tschermak Edler von Seysenegg und Carl Correns unabhängig voneinander die Ergebnisse ihrer Forschungen für eine Veröffentlichung vorbereiteten und merkten, daß mehr als 30 Jahre vor ihnen schon Gregor Mendel nahezu Gleiches formuliert hatte. Seit dieser Zeit werden die drei Gesetze oder Regeln über die Weitergabe von Erbanlagen bei Pflanzen nach Mendel benannt:

1. Das Uniformitäts- oder Reziprozitätsgesetz (über die Weitergabe von der Parental- an die 1. Filialgeneration)

2. das Spaltungs- oder Segregationsgesetz (über das Auftreten in der 2. Filialgeneration) und

3. das Gesetz der freien Kombinierbarkeit der Erbfaktoren (bei Mehrfaktorenkreuzung). Ein im Jahre 1910 auf dem Klosterplatz in Brünn aufgestelltes Marmordenkmal Mendels ist ein Gleichnis dafür, daß ein begnadeter Naturforscher von seinen Zeitgenossen unerkannt, und vielleicht auch unerkennbar, hier gewirkt hat. Seine menschliche Größe aber, seine Milde, seine Gerechtigkeit und seine Arbeitskraft haben schon zu seinen Lebzeiten hohe Achtung und Anerkennung hervorgerufen.

Lit.: Iltis, G. J. M. Leben, Werk und Wirkung, Berlin 1924; G. Siegmund: G. M. und der Mendelismus, 1930; E. v. Tschermak-Seysenegg: Leben und Wirkung eines österreichischen Pflanzenforschers, Bln. u. Hamburg 1958; I. Krumbiegel: G. M. und das Schicksal seiner Entdeckungen. Stgt. 1967.