Biographie

Menzel, Heinz

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Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Geophysiker
* 16. Juni 1910 in Wehlau/Ostpr.
† 6. Juli 1988 in Hamburg

Nachdem er die Oberrealschule in Wehlau bis zum Abitur im Jahre 1928 besucht hatte, studierte er ab 1929 an der Universität Königsberg Mathematik, Physik und Chemie. Nach dem Examen zum Mittelschullehrer (1934 oder 1933) arbeitete er zunächst an der Mittelschule in Wehlau, ließ sich aber bald an die Haberberger Mittelschule in Königsberg versetzen, um neben dem Schuldienst an der Universität Vorlesungen hören zu können, u.a. bei dem Geophysiker Prof. Friedrich Errulat (1889-1969). Bei ihm wurde er 1936 Hilfsassistent an der Geophysikalischen Warte der Universität, und von ihm wurde er unter Vorlage der Dissertation Dispersion von seismischen Oberflächenwellen nach Registrierungen in Kopenhagen und Groß-Raum am 17. Oktober 1939 zum Dr.rer.nat. promoviert. Seit 1938 arbeitete Menzel als Geophysiker bei der Gesellschaft für praktische Lagerstättenforschung (Prakla) und lernte so die angewandte Geophysik kennen. Trotz seiner militärischen Grundausbildung bei der Infanterie wurde er 1941 zur Marine eingezogen, wo er ein Labor zur Bearbeitung von Fragen des magnetischen Schiffsfeldes leitete und sich auch mit damit verbundenen Fragen des Erdmagnetismus befassen musste.

Schon bald nach Kriegsende arbeitete er bis 1946 im Observatorium des Instituts für Vermessungstechnik in Hemmelmark bei Eckernförde (Schleswig-Holstein), dann bis 1946 wieder bei der Prakla. Am 1. Oktober 1947 wurde er Assistent bei dem Meteorologen Prof. Paul Raethjen (1896-1982) am Geophysikalischen Institut der Universität Hamburg, wo Menzel zunächst die geophysikalische Abteilung nach den Kriegsschäden wieder aufbauen musste. Hier habilitierte er sich 1949 für Geophysik, insbesondere der festen Erde. An der Universität Hamburg lehrte er dann zunächst als Privatdozent, ab 1954 als außerplanmäßiger Professor und leitete daneben in den Jahren 1949-56 die Erdbebenstation Hamburg. Von 1956 bis 1957 weilte er als Gastprofessor in Pasadena (Kalifornien), wo er sich in das Gebiet der Modellseismik einarbeitete, um so Probleme der seismischen Wellenausbreitung mit Hilfe von Ultraschall an Modellen der Erdstrukturen untersuchen zu können. 1957 ging er als außerordentlicher Professor an die Bergakademie Clausthal, wo er 1960 persönlicher Ordinarius, 1961 planmäßiger Ordinarius wurde. Er kehrte 1964 nach Hamburg zurück, um das neugeschaffene Ordinariat für Geophysik zu übernehmen, das er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1978 innehatte.

In der Hamburger Zeit trug Menzel maßgeblich dazu bei, dass von der Deutschen Forschungsgemeinschaft ein erstes Schwerpunktprogramm zur Erforschung des tieferen Untergrundes Mitteleuropas aufgelegt wurde. Er setzte sich auch für den Zusammenschluss der geophysikalischen Institute der Bundesrepublik Deutschland ein, um so die begonnenen Gemeinschaftsprogramme fortsetzen zu können. In dieser Zeit wurde er bis 1968 auch Vorsitzender des 1964 gegründeten Forschungskollegiums„Physik des Erdkörpers“. In den Jahren 1971-1973 war Menzel Vorsitzender der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft, der er bereits seit 1938 angehörte und deren Ehrenmitglied er 1976 wurde.

Auf dem Gebiet der Geophysik arbeitete und veröffentlichte Menzel besonders auf den Teilgebieten Erdbebenseismik, Mikroseismische Bodenunruhe, Seeseismik, Schweremessung und Krustenstruktur der Erde. Im Laufe der Jahre regte er u.a. Untersuchungen über Laufzeitanomalien seismischer Wellen an, entwickelte ein neues Verfahren zur Ortung mikroseismischer Unruheherde, arbeitete mit bei der Erforschung ozeanischer Krustenstrukturen und erkannte früh die Richtigkeit der Plattentektonik der Erboberfläche und der damit verbundenen Theorie Alfred Wegeners (1880-1930) von der Kontinentalverschiebung. Die Leistungen Menzels wurden durch seine Aufnahme in verschiedene wissenschaftliche Gesellschaften anerkannt, u.a. European Association of Exploration Geophysicists (1952), Seismological Society of America (1955) sowie als korrespondierendes Mitglied der Kolumbianischen Akademie der Wissenschaften.

Lit.: Nachweis bei: Klaus Bürger: Menzel, Heinz Julius, in: Altpreußische Biographie, Bd. V, 2. Lieferung, Marburg/ Lahn 2007, S. 1876.

Bild: Archiv des Autors.

Klaus Bürger