Biographie

Müller, August

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Herkunft: Pommern
Beruf: Orientalist
* 3. Dezember 1848 in Stettin/Pommern
† 12. September 1892 in Halle/Saale

August Müller wurde als Sohn eines Direktors einer Zuckerfabrik geboren. Er studierte von 1864 bis 1868 Klassische Philologie und Semitistik an den Universitäten in Halle und Leipzig, wo er Schüler von Heinrich Leberecht Fleischer war. 1868 wurde er in Halle mit einer kritischen Ausgabe der Mu’allaqa des Imruulqais promoviert. Danach war er Gymnasiallehrer in Neuruppin und am Waisenhaus der Franckeschen Stiftungen in Halle, wo er sich 1870 an der dortigen Friedrichs-Universität mit einer Abhandlung über die hebräischen Akzente habilitierte. Nach seiner Ernennung zum außerordentlichen Professor ebenda (1874) folgte er 1882 einem Ruf nach Königsberg, kehrte jedoch 1890 nach Halle zurück, wo ihm noch zwei Jahre zu wirken vergönnt waren.

Müllers wissenschaftliche Arbeiten zeichnen sich durch die Anwendung von Methoden der Textkritik, wie sie für die Klassische Philologie entwickelt worden waren, auf die vorislamische Dichtung aus. Daneben war eines seiner Forschungsgebiete das Fortleben antiker Traditionen im Islam (Die griechischen Philosophen in der arabischen Überlieferung, 1873). Mit seiner Edition von Ibn abicUaibiás Ärztebiographien (2 Bde., 1882-1884) erschloß er eine wichtige Quelle für die Geschichte der Medizin im Islam. Die Herausgabe des TextesGeschichte der Weisen, die wertvolle Auszüge aus griechischen Quellen beinhaltet, wurde nach seinem Tod von Julius Lippert vollendet (1903). Weite Verbreitung fand Müllers Bearbeitung der Arabischen Grammatik von Carl Paul Caspari (4. Aufl. 1876, 5. Aufl. 1887). Er selbst schrieb eineHebräische Schulgrammatik (1878) und eine Türkische Grammatik (1889). Für die von Wilhelm Oncken herausgegebeneAllgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen schrieb er sein für ein größeres Publikum bestimmtes Werk Der Islam im Morgen- und Abendland (2 Bde., 1885-1887). Der Wert dieser Veröffentlichung liegt in der ausgiebigen Benutzung von Primärquellen und in der frischen Darstellungsweise.

Lit.: Johann Fück: Die arabischen Studien in Europa bis in den Anfang des 20. Jahrhunderts, 1955, S. 236-239. – Neue Deutsche Biographie, Bd. 18, 1997, S. 334 [Hartmut Bobzin].

 

  Harro Kieser