Biographie

Neubauer, Franz

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Politiker
* 10. Mai 1930 in Groß Sichdichfür, Marienbad/Böhmen

Mit der Vertreibung aus der Heimat kam Franz Neubauer nach Bayern, wo er in Wasserburg am Inn das Abitur ablegte. Ab 1949 studierte er an der Universität München Rechtswissenschaft. Nach Ablegung der 2. juristischen Staatsprüfung trat er in die Bayerische Finanzverwaltung ein und war an den Finanzämtern Traunstein, München Land und Rosenheim tätig. Außerdem wirkte er als Lehrbeauftragter an der Landesfinanzschule in Herrsching. Von 1967 bis 1970 war er Referent für Gemeindefinanzen im Bayerischen Finanzministerium. In diese Zeit fiel die Gemeindefinanzreform und die Umstellung des kommunalen Finanzausgleichs in Anpassung daran. Die Jahre zwischen 1967 und 1977 füllte auch eine umfangreiche Vortragstätigkeit bei der Hanns-Seidel-Stiftung zu kommunal- und finanzpolitischen Themen.

1970 zog Neubauer für die CSU als Abgeordneter des Wahlkreises Rosenheim in den Bayerischen Landtag ein. In den Jahren 1970 bis 1977 war er Mitglied des Haushaltsausschusses des Bayerischen Landtages. Als Ministerpräsident Alfons Goppel 1977 sein Kabinett umbildete, berief er Neubauer als Staatssekretär ins Justizministerium. Von November 1978 bis Juli 1984 war er als Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium des Innern tätig, auch als Vorsitzender der dem Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß unmittelbar unterstehenden Kommission für den Abbau von Staatsaufgaben und für Verwaltungsvereinfachung.

Seit 1980 gehörte Neubauer als kooptiertes Mitglied dem Bundesvorstand der Sudetendeutschen Landsmannschaft an und war seit Gründung des Stiftungsrates der Sudetendeutschen Stiftung deren Mitglied. Seit dem 33. Sudetendeutschen Tag zu Pfingsten 1982 in Nürnberg fungiert Neubauer als Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Präsidialmitglied des Sudetendeutschen Rates, gehörte ferner der Egerländer Gmoi z’ Rosenheim und der Ackermann-Gemeinde an.

Seit 1981 Mitglied des Landesvorstandes der Christlich Sozialen Union (CSU), war Neubauer von 1984 bis 1986 Bayerischer Staatsminister für Arbeit und Sozialordnung. Auch zahlreiche Ehrenämter, etwa das des Vorsitzenden des Steuerausschusses des Bayerischen Landesverbandes und das des Stellvertretenden Vorsitzenden des Landesverbandes Bayern des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, bezeichnenNeubauers Einsatz für das Gemeinwesen. Ab Januar 1987 war er Präsident des Bayerischen Sparkassen- und Giroverbandes und von März 1993 bis 1998 Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Landesbank. Mehrfach wurde er für seine Verdienste ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bayerischen Verdienstorden, 1985 mit der Johann Mathesius Medaille, 1986 mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Lit.: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Pressereferat, München (1999). – Josef Weinmann: Egerländer biografisches Lexikon mit ausgewählten Personen aus dem ehemaligen Reg.Bez. Eger, Band 2 (1987). – Sudetendeutsche Landsmannschaft, Pressereferat, München (1986). – Karlsbader Zeitung, Grünwald b. München, Sept. 1986. – Römschild-Schmidt: Wer ist Wer (1984). – Mitteilungen des Sudetendeutschen Archivs = MSA 77 (1984). – V. Aschenbrenner: Sudetenland, 3 (1982). – Ohlbaum: Bayerns 4. Stamm, die Sudetendeutschen (1980). – Handbuch des Landtages Bayern (1977).

Josef Weinmann