Biographie

Schmidt, Josef

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Herkunft: Banat
Beruf: Pädagoge, Volkstumspolitiker
* 19. Februar 1913 in Orzydorf/Banat

Sepp Schmidt wurde am 19. Februar 1913 als Sohn des Direktorlehrers und Kantors Philipp Schmidt und dessen zweiter Ehefrau, Margaretha geb. Korek, in der deutschen Banater Heidegemeinde Orzydorf geboren. Der Vater, wie die meisten Donauschwaben bäuerlicher Abkunft, stammte aus dem nahegelegenen deutschen Ort Alexanderhausen, die Mutter aus der deutschen Minderheitengemeinde Rumänisch-Bogschan, am Rande des Banater Erzgebirges. Durch den frühen Tod des Vaters (1921) und die Verarmung der mütterlichen Seite durch Kriegsumstände, geriet die Familie in schwere wirtschaftliche und finanzielle Not. Da die Absicht nach den USA auszuwandern scheiterte, mußte die Mutter, mangels einer Pension, als Erzieherin tätig werden. Sepp Schmidt hatte in Orzydorf den madjarischen Kindergarten und die Volksschule besucht und kam dann in Bogschan in die deutsche Zwergschule und vorübergehend – ohne die geringsten Rumänischkenntnisse – in die dortige rumänische Volksschule. Dann wieder in die deutsche Schule in Alexanderhausen und schließlich, 1924, an das Realgymnasium zu Temeschburg und das diesem angeschlossene Internat der Lehrerbildungsanstalt. Diese verworrenen persönlichen Verhältnisse sind ein Spiegelbild des Lebens einer weitgehend schutzlosen, nur auf sich selbst gestellten Minderheit. Sepp Schmidt zog daraus die Lehre, daß nur ein eigenständiges Schulwesen, verbunden mit sozialer Absicherung der Lehrer, geeignet ist, die kulturelle Weiterentwicklung einer Volksgruppe zu gewährleisten. So ist es nicht verwunderlich, daß gerade er sich nach Abschluß seiner Lehrerausbildung im Jahre 1932 konsequent für dieses Ziel einsetzte.

Obwohl ihm als dem Schulbesten ein Weiterstudium in Münster angeboten wurde, schlug er dieses aus und wurde Lehrer in dem zu jener Zeit deutschen, heute fast ganz ruthenischen Königshof. Im Jahre 1940  wurde der 27jährige als Geschäftsführer in das Gauschulamt Banat nach Temeschburg und 1942 in gleicher Eigenschaft an das Schulamt der Deutschen Volksgruppe in Rumänien mit Sitz in Kronstadt berufen, dem 11 Kreisdienststellen für rund 600 Schulen mit etwa 1600 Lehrern und bei 60000 deutsche Schulkinder unterstanden. Im Sommer 1944 erfolgte die Abstellung an das Schulamt der Deutschen Volksgruppe in Kroatien. Nach der Flucht seiner Angehörigen aus dem Banat im Herbst 1944 wurde Schmidt Schulbeauftragter des VDA in Wien.

Er hatte 1936 Käthe Hügel geheiratet, die einer angesehenen Bauernfamilie aus Lowrin entstammte. Nach dem Kriege holte er seine Familie nach Bayern. Ab Dezember 1945 wirkte er als Lehrer bzw. Schulleiter in Buchberg in Oberbayern, wo er schließlich seßhaft wurde und wo auch seine Verwandten nach ihrer Ausreise aus dem Banat eine neue Heimat fanden.

Sepp Schmidt gehört zu jener Art von Menschen, denen ein ganz besonderer Instinkt für den Dienst an der Gemeinschaft angeboren sein muß. Seine Aktivitäten in den vielfältigsten Gremien lassen sich in der hier gebotenen Kürze nur flüchtig andeuten. Bereits mit 15 Jahren gehörte er dem Temeschburger „Wandervogel“ an und wurde 1931/32 Führer der Gruppe. Er beteiligte sich an den Fahrten des Temeschburger Singkreises. Der begabte Tenor und Lehrer war in Königshof Leiter des Männerchors wie später in Buchberg. Die Bildungsnot der Deutschen in den Streusiedlungen aus eigenem Erleben kennend, stellte er sich wiederholt dem Hilfswerk der Banater Deutschen Jugend zum Deutschunterricht während der Sommerferien zur Verfügung. Aktivitäten im freiwilligen Arbeitsdienst, in der Jugendarbeit, in Sportvereinen bis hin zum landwirtschaflichen Genossenschaftswesen und schließlich im Lehrerverband kamen hinzu. 

Der Landsmannschaft der Banater Schwaben gehört Schmidt seit 1948 an. Von 1966-74 war er Landesvorsitzender von Bayern, danach Bundesvorsitzender. Seit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft Donauschwäbischer Lehrer (ADL) gehört er dem Vorstand an und ist in der Schriftleitung der Vierteljahresschrift „Donauschwäbische Forschungs- und Lehrerblätter“ tätig. Ebenso wirkte er bei der Redaktion der Zeitschrift „globus“ und der „Banater Post“ mit. Darüber hinaus schrieb er für eine große Zahl von Vertriebenenblättern. Bis heute ist Sepp Schmidt im Beirat der Landespatenschaft Baden-Württemberg über die Donauschwaben. Hinzu kommen Tätigkeiten im BdV in Bayern, seit 1964 als Beirat im Bayerischen Arbeitsministerium, zeitweise als Vorsitzender, zeitweise als Ausschußmitglied für kulturelle Fragen, zudem als Mitglied des Ostkunderates im Bayerischen Kultusministerium. Auch gehört er dem Kuratorium bzw. Präsidium des Hauses des Deutschen Ostens in München an.

Werke: Denkschriften, Rundbriefe, Beiträge in Periodika wie „Banater Schulbote“, „Der Deutschlehrer“ (Kronstadt 1940-42) u. a.; nach 1944: Heimatbuch der Donauschwaben, Hrsg. Hans W. Hockl unter Mitwirkung von Josef Schmidt, Josef Senz und Anton Tafferner; insgesamt über 150 Beiträge in Kalendern, Festschriften und Periodika.