Biographie

Thadden-Trieglaff, Adolph Ferdinand von

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Herkunft: Pommern
Beruf: Landwirt, Politiker
* 1. Januar 1796 in Berlin
† 22. November 1882 in Batzwitz bei Trieglaff, Kr. Greifenberg/Pommern

Aus pommerschem Uradel im Grenzkreis Lauenburg stammend, wurde Adolph 1796 in Berlin geboren, wo sein Vater friederizianischer Oberst und Flügeladjutant war. Der Knabe trat früh in die Berliner Kadettenanstalt ein. Er kämpfte im Yorkschen Korps gegen Napoleon, erlebte die Schlachten bei Bautzen, an der Katzbach, bei Wartenburg, die Völkerschlacht bei Leipzig, den Rheinübergang bei Caub unter Blücher, die Schlacht von Belle-Alliance und half, den Sieg über Napoleon zu erfechten. Mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet, kehrte er nach Berlin zurück und nahm seinen Abschied. Die harten Jugendjahre hatte er stets als gute Voraussetzung für sein gesamtes Lebenswirken angesehen, in dem er sich als „des Heilands Untertan“ fühlte.

Nach den Kriegsjahren schloß sich in Berlin ein erweiterter Kreis von Freunden zusammen, der sich wöchentlich bei einem Berliner Wirt traf und humorvoll „Maikäferei“ nannte. Dieser Kreis bildete den Urkern für die spätere Erweckungsbewegung in Pommern, in der Adolph Ferdinand v. Thadden eine Zentralfigur werden sollte. Es war der Wunsch Adolph v. Thaddens, wie seine Vorväter eigenen Boden erwerben zu können. Er erlernte Landwirtschaft, hielt sich in Pommern und in Schlesien auf, wo er der Herrnhuter Brüdergemeine begegnete und ihr eng verbunden blieb.

Im Herbst 1820 heiratete er die auf Gut Trieglaff im Kreis Greifenberg/Pommern aufgewachsene Henriette v. Oertzen. Wenige Tage nach der Hochzeit zogen sie in Trieglaff ein. Adolph v. Thadden ging es weniger um kirchliche Formen als um ein urlebendiges, neu erwecktes und zuchtvoll gelebtes Christentum. So nahmen er und seine Freunde mutig und gelassen kirchliche und staatliche Nötigungen in Kauf. Erst im Herbst 1848 vollzog auch Thadden den Übertritt zur Lutherischen Freikirche.

Aus Vor- und Hinterpommern, Schlesien, Ost- und Westpreußen fanden sich Predigtzuhörer in Trieglaff ein. 1829 fand zum ersten Mal eine Trieglaffer Konferenz statt – die Urform aller späteren Konferenzen in der erneuerten evangelischen Kirche des 19. und 20. Jahrhunderts bis hin zu den Evangelischen Kirchentagen, die Urgroßenkel Reinhold v. Thadden nach dem Zweiten Weltkrieg ins Leben rief. Seit 1829 wurden alljährlich die rund zwanzig Trieglaffer Konferenzen eine regelmäßige Einrichtung. Es waren Begegnungen von Pastoren und Laien. Die Fragen der Zeit bewegten die Gemüter ebenso wie Fragen eines lebendigen christlichen Alltagslebens. Trieglaff wurde zum Sammelpunkt der Erweckungsbewegung in Pommern und darüber hinaus. Thadden fand: „Was die Welt Kirchlichkeit nennt, ist gewöhnlich nichts anderes als ein großes stehendes Wasser, das bereits zum Sumpf geworden ist.“

Die Trieglaffer Konferenzen waren die ersten freien Zusammenkünfte glaubenstreuer Christen im norddeutschen Raum. Zwangsläufig ergaben sich auch politische Gespräche. So wurde Otto v. Bismarck Gast und späterer Freund des Hauses.

Für Thadden taten sich neue Aufgaben auf. König Friedrich Wilhelm IV. berief ihn 1847 in den neuen Preußischen Landtag. Um der Revolutionsgefahr zu begegnen, wurde 1848 die Konservative Partei mit ihrer „Kreuzzeitung“ gegründet, der auch Thadden nahestand. Abgesehen von seinem Abgeordnetenmandat hat Thadden nie ein politisches Amt bekleidet, aber er war eine Persönlichkeit von starker geistiger Ausstrahlungskraft in seiner Zeit, ihr „christliches Gewissen“, wenn es um zu starkes weltliches Machtstreben ging. Seine Aufsätze fanden Beachtung. Seine Kreisstadt Greifenberg dankte ihm seine vielen Förderungen durch Verleihung der Ehrenbürgerschaft.

V. Thadden schloß am 22. November 1882 auf Gut Batzwitz bei Trieglaff, seinem Alterssitz, die Augen. Als ökumenische Persönlichkeit war Thadden seiner Zeit weit voraus gewesen. „Christen gehören zusammen“, hatte er oft gepredigt. Es war das historische Verdienst der Erweckungsbewegung in Preußen, daß sie sich bemühte, beispielhaft Lebensmaßstäbe zurechtzurücken und daß sie alle evangelischen Christen, ob Laien oder Pastoren, gemeinsam zur vollen Mitverantwortung in Kirche und Staat für ein lebendiges Christentum forderte, gerade in Zeiten nationaler Not.

Lit.: Dr. Wangemann: Geistliches Regen und Ringen am Ostseestrande, 1861; Fürstin E. Reuß: Adolph v. Thadden-Trieglaff, ein Lebensbild, 1890; Hermann Petrich: Adolph und Henriette v. Thadden und ihr Trieglaffer Kreis, 1931; Dr. Tim Klein: Der Kanzler Otto v. Bismarck in seinen Briefen, Reden und Erinnerungen sowie in Berichten und Anekdoten seiner Zeit, 1942; Hellmuth Heyden: Kirchengeschichte Pommerns, 1957; Lieselotte Clemens: Die Auswanderung der Altlutheraner aus Pommern in die USA, 1976; Wolfgang Marzahn: „Der Edelmann unter den Brüdern – Aus dem Leben des Adolph Ferdinand von Thadden“, 1978.