Biographie

Zimmermann, Mac

Herkunft: Pommern
Beruf: Maler, Zeichner, Grafiker
* 22. August 1912 in Stettin/Pommern
† 11. Juni 1995 in Wasserburg am Inn

Der Künstler absolvierte ein Studium an der Werkkunstschule für angewandte Kunst in seiner Heimatstadt Stettin (1930 bis 1933), war in den folgenden Jahren in Hamburg als Pressezeichner, Bühnenbildner und Lehrer an einer privaten Zeichenschule tätig und trat ab 1938 in Berlin mit ersten phantastischen Bildern und Zeichnungen hervor, bestritt dort auch die erste Einzelausstellung (bei Gerd Rosen 1946). 1947 wurde er (zusammen mit dem Kollegen Trökes) an die Landeskunstschule in Weimar berufen. Im selben Jahr gründete er mit anderen prominenten Künstlern wie Carl Hofer und Karl Schmidt-Rottluff den Deutschen Künstlerbund, in dem er lange Jahre hindurch eine führende Rolle spielte. 1949 zog Zimmermann nach Murnau und dann nach München und übernahm 1958 eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin; von 1963 bis 1981 bekleidete er eine solche an der Akademie der bildenden Künste in München. Sein Atelier befindet sich weiterhin in München, sein Hauptwohnsitz aber in Hart bei Wasserburg am Inn. Im Sommer hält er sich zumeist auf der spanischen Insel Formentera auf.

Mac Zimmermann war 1948 erstmals auf der Biennale di Venezia, dann 1954 im Deutschen Pavillon im Rahmen der Sonderschau „Surrealismus“ und, abgesehen von zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland, unter anderem auf der documenta II in Kassel (1959) und der internationalen Surrealismus-Ausstellung 1962 in Wien, dann 1965 bei Charpentier in Paris vertreten.

Der Künstler erhielt 1950 den Kunstpreis der Stadt Berlin, 1956 einen Preis der Graphik-Biennale in Lugano, 1981 den Hauptpreis des Lovis-Corinth-Preises der Künstlergilde. 1972 wurde er ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Mit dem Lovis-Corinth-Preis wurde ein Künstler ausgezeichnet, der nicht nur eine ganz eigene Richtung des Surrealismus entwickelt hat, sondern auch in den Jahrzehnten seiner Lehrtätigkeit in Berlin und München schulebildend war. Eine beachtliche Zahl von bedeutenden Malern und Grafikern der jüngeren Generation verdankt Zimmermann Entscheidendes, mag der einzelne auch mehr oder weniger eigene Wege gegangen sein.

Der Maler, der Zeichner, der Grafiker Mac Zimmermann hat stets sehr unmittelbar und beteiligt die erlebte Zeit reflektiert, doch nie auf vordergründige Weise. Die Welt seiner künstlerischen Sprache, auf großen Traditionen aufbauend, ist so über viele Stilwandlungen und Moden der Zeit hinweg zeitlos und eben darum zeitgültig geblieben.

Mit der poetischen und ethischen Qualität korrespondiert bei Mac Zimmermann die ästhetische, die malerische und graphische, gekennzeichnet von einer fast traumwandlerischen Beherrschung des Handwerks in allen Schattierungen. Zimmermanns Bildwelt ist von verschiedenen Traditionen und Elementen bestimmt, die er zu einer, seiner individuellen Einheit zusammenfaßt. Da sind, auch im Grade des Abstrahierens und der Anverwandlung, vielfältige Metamorphosen eines Lebenswerkes festzustellen, in dem die Metamorphose an sich ein Hauptthema ist. Zu den poetischen Anregungen der Antike kommen die stilistischen aus der Epoche des Manierismus und – hervorgegangen aus der norddeutschen Herkunft des Künstlers – aus der Sphäre Caspar David Friedrichs, mit verschlüsselten, verfremdeten Zitaten oder deutlich ausgesprochenen Huldigungen. Der Surrealist Zimmermann darf, soweit solche Eingrenzungen und Bezeichnungen überhaupt zulässig sind und ausreichen, auch als Romantiker gewürdigt werden.

Mac Zimmermann, dem die Großstadt – Berlin und München vor allem – keineswegs fremd ist, bleibt ein Künstler, der die Nähe der Elemente, die Stille und die Weite der Landschaft sucht. Das spricht auch immer wieder aus seinen Arbeiten, in denen er so etwas wie eine Mythologie für unsere Zeit, eine Naturmythologie, geschaffen hat.

In jüngster Zeit kommen neue Motive und Facetten hinzu, angeregt durch ausgedehnte Reisen nach Indien und Nepal, verarbeitet in der geruhsamen Welt von Hart am Waldrand in einer zur Meditation reizenden Landschaft oder während der Aufenthalte zwischen den Akademiesemestern auf Formentera. Eines der schönsten, sehr melanchonischen Bilder trägt, zugleich als ein Heimatbekenntnis, den Titel Pommerland ist abgebrannt“ (1975), ein anderes „Kleine Hommage à C.D.F. (1975), und Caspar David Friedrichs Bilderwelt kommt in bezugreichen Zitaten immer wieder in Gemälden Zimmermanns, aber auch in seinem zeichnerischen und graphischen Werk vor, so vornehmlich die Segelschiffe aus dem Greifswalder Hafen.

Der Künstler bekannte einmal: „Die Künstler haben Gesichte, sie sind Seismographen seelischer Erdbeben, sie wollen Einkehr in sich selbst – ein seelisches Erlebnis, in dem das Geheimnis dominiert – voll von Auslassungen, vom Verstand kontrollierter Zufälligkeiten, Andeutungen, Sinn dafür, Seltsames heraufzubeschwören – Neigung für voraussetzungsloses Tun – Freilegung von Verstecktem, Verschüttetem und landschaftlich-vegetativer Erinnerungen. Manchmal ist es eine Fahrt in den Ozean der Idee, ohne zu wissen, was man finden will, und ohne Ahnung, in welchem Hafen man nach dieser Odyssee landen wird. Oder man kennt von Anfang an genau seine Reiseroute und verliert das vorgefaßte Ziel nicht aus dem Auge. Nach heidnischer Weltanschauung: Im Unvorhergesehenen führen uns die Götter, im Vorbedachten sind wir sie selber.“

Bibliographie: Ein Skizzenbuch. Text Bernhard Degenhart. Piper Verlag, München 1955. – Träume. Verlag Bärmeier und Nikel, Frankfurt am Main 1960. – Mappe von Farblithos „Die Tageszeiten“, Verlag Schrift und Bild, Hildesheim 1968. – Mappe „Phantastische Kunst“, M. Zimmermann und Schüler. Rembrandt-Verlag, Berlin 1968. – „Zu den Metamorphosen des Ovid“, Mappe mit Farbradierungen, Rembrandt-Verlag, Berlin 1970. – Mac Zimmermann: Grafik – Oeuvre, Text von Patrick Waldberg, Heinz Moos Verlag, München 1971. – Zeichnungen 1973-1976, Galerie Christoph Dürr, München 1976. – Katalog Mac Zimmermann, Gemälde, Zeichnungen, Graphik. – Ausstellung der Künstlergilde, 1976, Esslingen/N., desgleichen in der Ostdeutschen Galerie Regensburg und im Kunstverein Konstanz. Mac Zimmermann. Texte Gottfried Knapp, Peter H. Petersen. Oeuvre (Bilder und Zeichnungen), Verlag Christoph Dürr, München 1983.

Bild: Die Künstlergilde e.V., Esslingen