Biographie

Karl Christian Erdmann

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Herzog von Württemberg-Oels und Bernstadt
* 25. Oktober 1716 in Wilhelminenort/Fürstentum Oels
† 14. Dezember 1792 in Schloß zu Oels

Karl Christian Erdmann entstammte der herzoglichen Linie Württemberg-Oels. Diese war 1647 durch die Eheschließung des Prinzen Sylvius Nimrod von Württemberg-Weiltingen mit einer Tochter Herzog Karl Friedrichs von Oels, durch dessen Tod 1647 das böhmisch-schlesische Haus Podiebrad erloschen war, gestiftet worden.

Karl Christian Erdmann wurde 1716 in Wilhelminenort im schlesischen Fürstentum Oels, der Residenz seines Vaters Christian Ulrich (1691-1734), der mit Charlotte Philippine Gräfin von Redern verheiratet war, geboren. Seine Eltern brachten Karl Christian Erdmann mit seiner Schwester zunächst nach Halle, um sie im dortigen Pädagogium im evangelischen Bekenntnis erziehen zu lassen. Auf Wunsch des regierenden Herzogs von Württemberg kamen 1722 beide Kinder zur weiteren Ausbildung an den Stuttgarter Hof. Nach einem anschließenden Studium an der Universität Tübingen schlug Karl Christian Erdmann die militärische Laufbahn ein, wie damals üblich, wenn keine Apanage vorhanden war. Als Rittmeister eines schwäbischen Kavallerieregiments nahm er 1733 während des polnischen Thronfolgekrieges an den Kämpfen am Oberrhein teil und wurde 1734/35 Obrister des Schwäbischen Reichskreises. Karl Alexander, seit 1733 Herzog von Württemberg und bereits 1712 katholisch geworden, schickte den Prinzen für seine weitere Laufbahn an den Kaiserhof, wohl um ihm, nach einer gewünschten Konversion, eine katholische Gemahlin zu vermitteln. So hielt sich Karl Christian Erdmann 1734 zunächst als „kaiserlicher Obrister“ in Wien auf. Er entzog sich jedoch dem Konfessionswechsel und wich 1736 in die Dienste des dänischen Königs Christian VI. aus, zunächst als Generalmajor der Kavallerie, ab 1739 als Kommandant der Leibgarde zu Pferd in Kopenhagen. Nachdem ihm 1744/45 nach der Abdankung des Herzogs Karl Friedrich und dem Tode des Herzogs Karl von Bernstadt das Fürstentum Oels im inzwischen von Preußen annektierten Schlesien zugefallen war, wechselte Karl Christian Erdmann in die königlich-preußische Armee über, in den Rang eines Generalleutnants der Kavallerie mit der Ehrenbezeichnung eines Statthalters von Breslau. Seither widmete er sich, nunmehr regierender Herzog von Oels und Bernstadt, hauptsächlich der Verwaltung seines schlesischen Besitzes, den er mit einer drückenden Schuldenlast übernommen hatte.

Karl Christian Erdmann hielt sich in den nächsten Jahren bis zum Tod König Christians VI. von Dänemark noch abwechselnd in Oels und Kopenhagen auf. Während die Belehnung mit Oels bereits am 18. Januar 1744 in Berlin „mit gewöhnlichen Ceremonien“ stattgefunden hatte, konnte Karl Christian Erdmann die Belehnung mit Bernstadt immer wieder hinauszögern. Allem Anschein nach hoffte er auf eine militärische und politische Niederlage Preußens, aus der Oels vielleicht als souveränes Herzogtum hervorgehen würde. Als sich diese Erwartungen auch im Siebenjährigen Krieg nicht erfüllten, wurde die offizielle Belehnung mit dem gesamten Herzogtum schließlich im Dezember 1764 in Berlin doch noch vollzogen. Da Karl Christian Erdmann und seine Gemahlin Marie Sophie von Solms-Laubach nicht mehr auf männliche Erben hoffen konnten, war das Ende der Linie Württemberg-Oels vorauszusehen. Ihre Tochter Friederike Sophia hatte 1768 Friedrich August von Braunschweig-Lüneburg, einen Neffen des preußischen Königs, geheiratet, so daß dieser als künftiger Erbe von Oels mitbelehnt wurde. Danach wiederum sollte Oels an das Stammhaus Württemberg übergehen, „an welchem ich [Karl Chr. E.] so natürlichen als billigen Antheil nehme“. Auch seine im Staatsarchiv Breslau erhaltenen Briefe in die württembergische Hauptstadt bezeugen Karl Christian Erdmanns Verbundenheit mit der schwäbischen Heimat seiner Familie.

Von seiner Mutter hatte Karl Christian Erdmann in Oberschlesien zwischen Namslau und Oppeln zusätzlich ein umfangreiches Waldgebiet geerbt. Hier hielt er sich bevorzugt zur Jagd auf und ließ 1748 einen Tiergarten anlegen. Daneben, auf einer Rodung mitten im Wald im Schnittpunkt von acht sternförmig zusammenlaufenden Schneisen, die ebenfalls zur Jagd geschlagen worden waren, ließ er 1749 zunächst ein einfaches, hölzernes Jagdschloß errichten, das er Carlsruhe nannte. Nach einem Brand wurde das Schloß 1752/53 als Steinbau schmuckvoller und größer wiederaufgebaut. Dieses Schloß, im Grundriß quadratisch, zweieinhalbstöckig mit vier runden Ecktürmen, in der Mitte von einer Kuppel gekrönt, diente von nun an dem Herzog als Residenz, von der aus er sein Fürstentum Oels überwiegend regierte. Unter Mitwirkung des herzoglichen Landbaumeisters Georg Wilhelm Schirrmeister, „Direktor alles Bauwesens“ in Oels, entstand rund um das Schloß eine barocke Gartenanlage mit französischem, später englischem Park, mit Hofgebäuden, einer Orangerie, Alleen, Irrgärten und einer ausgedehnten Teichlandschaft. In der Nähe des Schlosses wurde 1765-75 durch Schirrmeister die Sophienkirche errichtet, ein bedeutendes Zeugnis der evangelischen Kirchenbaukunst in Schlesien, auf ovalem Grundriß mit Anbauten in der Längs- und Querachse, mit außen klassizistischer, innen Rokoko-Ausstattung. Zudem ließ Karl Christian Erdmann im Park zu Carlsruhe durch einen Stuttgarter Winzer einen Weinberg mit Winzerhaus und Weinbergschlößchen anlegen, für den 20000 Weinstöcke aus Burgund und Ungarn herangeschafft wurden. Um das Schloß Carlsruhe, um das sich zunehmend Handwerker und Kaufleute ansiedelten, entwickelte sich allmählich ein barockes Residenzstädtchen mit einer großen Zahl von Bürgerhäusern, das in seinem Namen und dem strahlenförmigen Grundriß der Schloßanlage an das badische Vorbild erinnerte. Das Schloß selbst, das 1945 vernichtet wurde, ist mit seinen acht Kavaliershäuschen am ehesten mit dem kurfürstlich kölnischen Schloß Clemenswerth im niedersächsischen Emsland vergleichbar.

Seinen Besitz Carlsruhe hatte Karl Christian Erdmann noch kurz vor seinem Tod zu einem Fideikommiß erklärt und es seinem Neffen, dem Bruder des späteren Königs Friedrich von Württemberg, Herzog Eugen Friedrich Heinrich (1758-1822), vermacht, der sich dauernd in Carlsruhe aufhielt und die zweite schlesische Linie des Hauses Württemberg begründete. Unter ihm wurde Carlsruhe mehr und mehr zu einem kulturellen Zentrum ausgestaltet, mit eigenem Theater und einem kleinen Orchester, an dem zeitweise auch der Violinvirtuose und Komponist Carl Ditters von Dittersdorf wirkte.

Karl Christian Erdmann, mit dessen Tod das Herzogshaus Württemberg-Oels nach beinahe 150jähriger Regierung erlosch, ist vor allem als Gründer und Schöpfer von Carlsruhe bedeutend. In der Gruft in seinem geliebten Carlsruhe wurde er am 20. Dezember 1792 beigesetzt.

Lit.: Harald Schukraft: Die Linie Württemberg-Oels. In: 900 Jahre Haus Württemberg. Leben und Leistung für Land und Volk. Hrsg. v. Robert Uhland. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1984, S. 379-389. – Handbuch der Historischen Stätten. Schlesien, hrsg. v. Hugo Weczerka. Stuttgart 1977, S. 67-70. – Gesamlete[!] Nachrichten und Documente Den gegenwärtigen Zustand des Herzogthums Schlesiens betreffend. 58stes Stück. Anno 1744, S. 717f. (betr. Belehnung v. 18.1.1744). – Werner von der Schulenberg: Die Lehnsverhandlungen über das Fürstentum Oels von 1742-1806. Sonderabdruck aus der Oelser Zeitung „Lokomotive an der Oder“. 1906, S. 12f., 20f., 26ff. – Anton Balthasar König: Biographisches Lexikon aller Helden und Militairpersonen welche sich in preußischen Diensten berühmt gemacht haben. Bd. 4, 1791. Biographisches Verzeichnis sämtlicher Ritter des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler von 1701 bis 1900. 1901. – Karl Gustav Heinrich Berner: Schlesische Landsleute. Ein Gedenkbuch hervorragender in Schlesien geborener Männer und Frauen aus der Zeit von 1800 bis zu Gegenwart. 1901. – Walter Irrgang: Bemerkenswerte Parkanlagen in Schlesien (Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ostmitteleuropa in Dortmund, Reihe A, Nr. 33). Dortmund 1978, S. 39-59 (mit Verweisen auf die ältere Literatur). – J. C. Görlitz: Neueste Olsnographie oder Beschreibung des Herzoglich-Braunschweigischen Fürstenthums Oels … Breslau 1837, S. 157-159. – Einzelhinweise in: Zeitschr. des Vereins für Geschichte Schlesiens, Bde. 4 (1862), S. 175, 178; 50 (1916), S. 163 f.